Max Nettlau, “Geschichte der Anarchie I. – Der Vorfrühling der Anarchie ” (I)

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Max Nettlau

Geschichte der Anarchie I. – Der Vorfrühling der Anarchie

Ihre Entwicklung von den Anfängen bis 1864

I. Zur Urgeschichte von Freiheit und Autorität

II. Zeno, die Stoiker und das Naturrecht

III. Von Karpokrates zu den Brüdern des freien Geistes

IV. Rabelais und die Utopisten

V. Von La Boétie zu Diderot

VI. Sylvain Maréchal

VII. Von Winstanley bis zu Burkes Vindication

VIII. Das spätere 18. Jahrhundert und die Französische Revolution

IX. William Godwin

X. Die freiheitlichen Seiten des Fourierismus

XI. Freiheitliches bei Robert Owen und im älteren englischen Sozialismus

XII. William Thompson

XIII. Josiah Warren und der amerikanische individualistische Anarchismus bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts

XIV. Der amerikanische individualistische Anarchismus nach 1850

XV. Der ältere individualistische Anarchismus in Europa.

XVI. Die kommunistisch-anarchistische Gruppe der Humanitaire, 1841

XVII. P. J. Proudhon

XVIII. Der französische Proudhonismus

XIX. Proudhonismus und andere anarchistische Anfänge in Deutschland

XX. Max Stirner und sein Kreis

XXI. Der Proudhonismus im übrigen Europa

XXII. Anselme Bellegarrigue, 1848—1851

XXIII. Einige antiautoritäre Strömungen um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts

XXIV. Joseph Déjacque und Ernest Cœurderoy

XXV. Der Anarchismus von 1848 bis zu Bakunin und zur Internationale, 1864; Carlo Pisacane

Schluß

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Max Nettlau

History of Anarchy I. – The early spring of anarchy

Its development from its beginnings until 1864

I. The primal history of freedom and authority

II. Zeno, the Stoics and Natural Law

III. From Karpocrates to the brothers of the free spirit

IV. Rabelais and the utopians

V. From La Boétie to Diderot

VI. Sylvain Maréchal

VII. From Winstanley to Burke’s Vindication

VIII. The later 18th century and the French Revolution

IX. William Godwin

X. The liberal sides of Fourierism

XI. Freedom in Robert Owen and older English socialism

XII. William Thompson

XIII. Josiah Warren and American individualistic anarchism until the mid-nineteenth century

XIV. American individualistic anarchism after 1850

XV. The older individualistic anarchism in Europe.

XVI. The communist-anarchist group of Humanitaire , 1841

XVII. PJ Proudhon

XVIII. French Proudhonism

XIX. Proudhonism and other anarchist beginnings in Germany

XX. Max Stirner and his circle

XXI. Proudhonism in the rest of Europe

XXII. Anselme Bellegarrigue, 1848-1851

XXIII. Some anti-authoritarian currents around the middle of the nineteenth century

XXIV. Joseph Déjacque and Ernest Cœurderoy

XXV. Anarchism from 1848 to Bakunin and the International, 1864; Carlo Pisacane

Ending

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I. Zur Urgeschichte von Freiheit und Autorität

Die sozialen Bewegungen seit 1917 und alle früheren und ihr bisheriger Mißerfolg beweisen nicht etwa, daß der Sozialismus an dem natürlichen Freiheitsbedürfnis des Menschen scheitert, sondern, daß ein diesem Drang nach Freiheit nicht entsprechender Sozialismus nicht lebensfähig ist, auch wenn ihm alle durch Gewalt erzwungenen Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Denn jeder Organismus braucht eine freie Bewegungssphäre, ohne welche Stillstand und Verfall eintreten müssen.

Dies hat jede soziale Klasse begriffen, auch wenn sie die denkbar größte Machtstellung sich verschafft hatte. Der Freiheitsdrang des Unrechts, des Privilegs ist eben der unaufhörliche Kampf für deren Ausdehnung und Verstärkung, während die starren Systeme des autoritären Sozialismus diesem Bewegungsdrang nach Herstellung sozialer Gerechtigkeit Einhalt bieten zu können glauben, eine Illusion, weil sie dadurch der Menschheit das sie belebende freiheitliche Element entziehen würden, weshalb sich ihrer ernstlichen Verwirklichung stets instinktsicheres Mißtrauen entgegenstellt. Die Geschichte kennt neben kürzeren Perioden anscheinender Ruhe, in denen eine Herrschaft, ein System sich durchgesetzt zu haben schienen, während in Wirklichkeit dieser kurzen Blüte unvermeidlich Verblühen und Verfall folgten, Normalzeiten beständiger Kämpfe, die entweder die Verteidigung einer Unabhängigkeit oder Autonomie oder den Angriff zur Ausdehnung einer Herrschaft oder eines Privilegs zum Ziel hatten. Jeder Feudalherr kämpfte in diesem Sinn gegen Könige, Städte und den Staat um seine alten oder neue Privilegien oder im Bunde mit denselben gegen schwächere Nachbarn um Beute. Die beginnende Bourgeoisie der freien Städte des Mittelalters, selbst Tyrannen in ihrem Stadtgebiet und dessen ihrer Macht erreichbaren Umkreis, verteidigte sich gegen Adel und Könige und den sie zu erdrücken bereiten zentralistischen Staat der Neuzeit. Diese grandiosen Kämpfe des Bürgertums in Italien, Holland, England, Amerika, Frankreich vom fünfzehnten zum achtzehnten Jahrhundert, und in aller Welt im Lauf des neunzehnten, verschafften der Bourgeoisie schließlich die heute vom internationalen Finanzkapital vertretene vollständige Herrschaft, eine Macht, die noch viele Ausdehnungsmöglichkeiten zu haben vermeint, die aber doch längst einen hippokratischen Zug zeigt: durch Ausschließung der ungeheuren Volksmassen entbehrt die nominelle Macht der Bourgeoisie jeder dauernd festen Grundlage und wird eigentlich vor allem durch das Mißtrauen gegen den Sozialismus aufrechterhalten, für den eine das natürliche Freiheitsbedürfnis friedigende Form den Massen noch nicht bekannt ist, während die freiheitlichen Richtungen des Sozialismus, der Anarchismus also, sich schon seit langem bemühen, praktische Arten der Synthese von Freiheit und Solidarität zu finden.

Selbstverständlich würden solche neuen Möglichkeiten sozialen Lebens nicht durch eine Diktatur aufgezwungen werden, sondern, selbst der Beobachtung und dem freien Experiment entspringend, würden sie mit Benutzung adäquater Mengen von Produktionsmitteln und Rohstoffen, bei ungehinderter Bewegungsfreiheit und Nichteinmischung durch Außenstehende, Verwirklichungen erfahren, deren Verbreitung und Veränderungen von ihren Resultaten und der gewonnenen Erfahrung abhängen würden. Hindernisse, die sich einer solchen Entwicklung entgegenstellen, würden natürlich beseitigt werden.

Dieses Ziel und diese Wege sind nicht willkürlich gewählte, künstlich ersonnene, sondern dieser Weg zur Freiheit ist derselbe, den Teile der Menschheit seit allen Zeiten suchten, und dessen Lage und Richtung, so schwer sie zu finden waren, doch immer deutlicher sichtbar werden. Wir müssen davon ausgehen, daß absolut jeder körperlichen Einheit, von der winzigsten wahrnehmbaren bis zu den größten Gruppierungen, Eigenschaften innewohnen, die in ihrem Verhältnis zu anderen Einheiten sich als Anziehung und Abstoßung äußern, woraus sich all das entwickelt, das wir als Assoziation, gegenseitige Hilfe, Solidarität und als Autonomie, Kampf für die Unabhängigkeit, Freiheit kennen. Beide Gruppen der Tätigkeit alles Lebenden sind untrennbar, und ihre harmonische Verteilung, ihr rascher, ungezwungener Wechsel nach dem Gebot jeder Situation, stellen einen Idealzustand vor, der zum Normalzustand werden soll. Soviel wir wissen, ist dieses Gleichgewicht bei den meisten Tieren annähernd erreicht und erhält sich: es besteht auch bei den meisten Menschen in tausend Dingen des Einzellebens, das ja anders gar nicht denkbar wäre, — aber es hat trotzdem irgendwie bei der „Menschwerdung“ des Menschentiers eine vielleicht damit in engem Zusammenhang stehende teilweise Störung dieses Gleichgewichts stattgefunden, unter der wir heute noch leiden, die aber die freiheitlichen Gegenbewegungen, von der Urzeit bis zur heutigen Anarchie, zu bekämpfen suchen und, wie wir hoffen, mit Erfolg.

Es ist nämlich wahrscheinlich, daß diese „Menschwerdung“ zuerst unter den lokal günstigsten Verhältnissen, also partiell stattfand, und daß diese Ueberlegenheit im Werkzeug- und Waffengebrauch und geistiger Betätigung über Zurückgebliebene jenen Bruch der Solidarität, den keine Tierart kennt, die Herrschaft über andere der gleichen Art, zuerst herbeiführte. Jedenfalls verstärkte bald vielerlei, Körperstärke, Klugheit, besondere Erfahrung und Kenntnisse, diese Differenzierung der Menschen, und das aus der Tierzeit überkommene Solidaritätsgefühl, die gegenseitige Hilfe, wurde durch die ihre Ueberlegenheit ausbeutenden starken Einzelmenschen nicht unterstützt, sondern bekämpft, ein Kampf, der noch andauert. Frühzeitig äußerte sich diese Ueberlegenheit einzelner durch Stärke (Krieger), Klugheit (Führer), durch gewisse Erfahrungen (Priester), durch Besitzanhäufungen auf verschiedenem Wege (Reiche) usw., während durch Gewalt, Aberglauben, Sold usw. diese herrschenden Kreise sich zu allen Zeiten bewaffnete Kreaturen zu verschaffen wußten und die Masse, der nur ihr Solidaritätsgefühl blieb, in die Defensive drängten, entrechteten und bis heute knechteten.

So kam es wohl, daß die Masse einstmals die Freiheit, außer in gewissem Grade im unscheinbaren Privatleben, nie kennenlernte und daß sie stets sah, daß, wer sich nur irgendwie erhob, sei es aus ihrer eigenen Mitte oder durch Geburt begünstigt, eine hervorragendere Stellung einnahm, fast immer nur zu ihrem Herrn, Knechter und Verächter wurde. Daher konnte die Masse Freiheit und Wissen, die ihr nur als Herrschaft und geistiges Privileg entgegentraten, nicht kennen und nicht würdigen, und ihre einzigen Waffen blieben ihr ungeschriebenes Zusammengehörigkeitsgefühl, ein dumpfer Groll und eine tatsächliche Unversöhnlichkeit, die seit undenklichen Zeiten auf ihre Stunde wartet. Viel Freiheitsgefühl ging bei dieser Hilflosigkeit der Masse, die sich von der Urzeit bis heute stets zu jedem Mord entschlossenen Feinden gegenüber befindet, durch Nichtgebrauch oder Abstumpfung verloren, viel betätigte sich im Privatleben, schuf Familien und Gruppen frei und human lebender Menschen, denen im Lauf der Zeit die trotz allem zahlreichen Personen entsprangen, die auf ihre Art das möglichste für die Freiheit getan haben und noch bereit sind, dies zu tun.

Hierzu gehören seit den ältesten Zeiten diejenigen, die ihre geistige Ueberlegenheit nicht zur Herrschaft und Ausbeutung verwendeten, wie die politischen Führer und die Priesterkaste, sondern die sie unbekümmert der Menschheit zur Verfügung stellten, — Erfinder und Gelehrte. Mit ihnen und mit der Verbreitung ihrer Kenntnisse durch Unterricht beginnt die erste Befreiungstätigkeit der Menschheit.

Diese Tätigkeit war unendlich langsam, da ja dieselben Massen, die befreit werden sollten, gleichzeitig von der Wiege an zur arbeitswilligen Knechtschaft sich mußten zurechtkneten lassen, so daß ein bißchen freies Herumlaufen als Kind noch heute für viele ihre einzige Erinnerung an ein Stückchen Freiheit ist. Daher fühlten sie auch den täglichen sozialen Druck schwerer als den geistigen Druck und empörten sich früher im Namen der sozialen Gerechtigkeit als im Namen der persönlichen und sozialen Freiheit. So ward es den autoritären sozialistischen Richtungen leicht große Massen zusammenzuraffen, aber dadurch wurde nur bewiesen, wie sehr sie in ihrer Auffassung des Sozialismus an der Oberfläche haften. Es ist für die nicht aufgeklärten Massen das nächstliegende, nach etwas sozialer Gerechtigkeit zu greifen, aber es ist für Sozialisten vorschnell, diesen unvollständigen Zustand zum System zu erheben, und es ist gewissenlos und antirevolutionär von ihnen, die freiheitlichen Richtungen des Sozialismus, die doch allein einen vollständigen und natürlichen Sozialismus vertreten, zu bekämpfen, statt sich zu freuen, daß die von ihrer Propaganda flüchtig Angeregten in jenen Richtungen ihre Ideen zu vertiefen Gelegenheit erhalten. So kam es, daß heute der autoritäre Sozialismus zu den Mächten der Vergangenheit und nicht zu den Entwicklungsfaktoren der Zukunft gezählt werden muß, und daß man wohl sagen kann, daß wie in der Urzeit der gewalttätige Stammeshäuptling und der Priester sich als erste der Freiheit entgegenstellten, der sozialistische Diktator und der Marx-Priester in einer vielleicht nahen Zukunft die letzten sein mögen, die dies tun.

Wir sehen trotz der Verschärfung der Autorität in unserer traurigen Zeit, wie sehr sich dieselbe im Lauf der Geschichte, deren erste Phasen wir ja nicht kennen, abgeschwächt hat, allerdings nicht auf politischem Gebiet, auf dem der Stimmzettel von heute genau so autoritär ist wie einst das Brennusschwert, aber auf geistigem und moralischem Gebiet, in Religion, Wissenschaft dem Privatleben vielfach auf sozialem Gebiet usw. Hier müßte die Geschichte des freien Gedankens, die jeder einzelnen Wissenschaft, die vieler Institutionen, Gebräuche und Denkweisen, die mancher internationalen Einrichtungen, die der Literatur und Kunst aller Völker, ihres Volkslebens, auch die Geschichte der politischen und sozialen Kämpfe, Bewegungen, Organisationsversuche usw. im einzelnen durchforscht werden. Wie selten auch volles Verständnis für die politische und soziale Freiheit ist, so zahllos und selbstverständlich sind die ehrlichsten und opferreichsten Bemühungen für die Beseitigung der Autorität auf einzelnen Gebieten. Wer ist nun der heutige Vertreter dieser ungeheuren Kämpfe gegen zahllose Einzelformen der Autorität? Gewiß nicht der mattherzige Liberale von heute, dem vor der vollen Freiheit bange ist ebensowenig aber der autoritäre Sozialist der die volle Freiheit geringschätzt oder haßt. Nur der Anarchist steht in der graden Linie dieser Entwicklung zur Freiheit hin, deren ältere Vertreter natürlich nur einen kleinen Teil des großen Weges übersehen konnten, dessen weiteren Verlauf und Ende ja auch wir nicht kennen.

Natürlich ist diese Geschichte eine sehr getrübte, an Irrwegen und Rückschlägen reiche. Da die Wissenschaft sich der allgemeinen Entwicklung zur Verfügung stellt, so bemächtigte sich auch die Autorität ihrer Resultate und befestigte ihren Zwingbau durch dieselben; selbst die Religionen modernisierten sich und jedes noch so reaktionäre System suchte sich gewisse Fortschritte einzugliedern und gewann auch einzelne Personen für sich: so entstand die „offizielle“ Wissenschaft welche die wirkliche Wissenschaft immer von neuem über den Haufen rennen muß. Ferner sind unsere Quellen unendlich mangelhaft und einseitig. Ist doch z. B., von einigen vorderasiatischen uud ägyptischen Quellen abgesehen, alles über den alteuropäischen Kulturkreis Bekannte den Notizen hochmütiger Griechen und Römer entnommen, für die alle übrigen Europäer „Barbaren“ waren, ausgenommen unentwirrbare Reste in der Mythologie, den Heldenliedern und dem Folklore einiger weniger europäischer Völker! In noch höherem Grade wurden Freidenker, Rebellen, Volksaufstände von den Chronisten unbeachtet gelassen oder flüchtig und in meist ganz entstellter Form erwähnt Die sozialistische, in gewissem Sinn auch anarchistische Literatur des Altertums ist mit Ausnahme von Platon und den antikommunistischen Komödien von Aristophanes, was Einzelwerke betrifft, verschwunden, so sehr all diese Ideen nach fragmentarischen Angaben ihr eigenes Leben führten, von Lykurg bis zu den Gracchen, Catilina und Spartakus, mit ihrer Erneuerung im Urchristentum.

Blicken wir aber erst auf das von der Ethnographie aller Kontinente gesammelte Material so begegnen wir den vielfältigsten Formen politischen und sozialen Lebens, wir sehen die ungeheuren Martern, die durch Autorität jeder Art den Völkern auferlegt wurden, aber auch Spuren des unaufhörlichen Kampfes gegen dieselbe. Wir können schließlich ermessen, wie gering unser Wissen über die zahllosen Jahre schriftloser Vorzeit ist, deren Vorgänge übrigens zu ihrer Zeit selbst nach wenigen Generationen vergessen wurden, falls sie nicht in Mythologie oder Sage übergingen. Ob wir nun aber Reflexe alter Freiheitskämpfe in der Bibel oder der griechischen oder anderen Mythologien betrachten, immer sind es Kämpfe gegen die Autorität, in denen diese noch siegt, ihre Bekämpfer aber nicht mehr vergessen werden, so sehr die Priester und die höfischen Sänger ihre Rolle entstellen. Die aus dem Himmel geschleuderten Teufel, mit Satan, Bakunins Lieblingsfigur der Bibel, und Lucifer, dem Lichtbringer, oder die aus dem Olymp geschleuderten Titanenstürmer, die aus dem Paradies vertriebenen und von Jehovah verfluchten Menschen, die vom Baum der Erkenntnis gegessen, oder der von Zeus gemarterte Prometheus, der das göttliche Monopol des Feuers gebrochen und den Menschen das Feuer gebracht hatte, — all das sind Rebellen durch und durch, und unbekannte soziale Freiheitskämpfe der Vorzeit fanden in ihnen einen geschickten, noch heute andauernden Niederschlag.

Machen wir eine Gegenprobe: wer hat für Autorität gekämpft, und was wurde aus solchen im Lauf der Geschichte? Tyrannen, die oft einen Tyrannenmörder fanden, besser bekannt als sie selbst, Könige, Päpste, Staatsmänner, Feldherren, deren Andenken man verabscheut, während ihre Opfer geehrt werden. Doch mögen diese Bemerkungen genügen, zu zeigen, daß Unzählige der Freiheit entgegen tasteten, wie gering auch die uns überlieferte Zahl der direkt antistaatliche und anarchistische Ideen vertretenden Männer früherer Jahrhunderte sein mag, wobei noch auf die kleine Menge wirklicher Studien auf diesem Gebiet hingewiesen werden muß.

Man würde einen volleren Einblick nur durch intensive Einzelstudien gewinnen. Auf solchem Studium beruhen die Werke von P. Kropotkin, Mutual Aid (London; Gegenseitige Hilfe in der Tierund Menschenwelt, übersetzt von G. Landauer, Leipzig); Etika (Moskau, 1922; Ethik, 1. Band, Berlin 1923; die ersten Kapitel); La Science moderne et l’Anarchie (Paris, 1913; deutsch, Berlin, 1925), darin auch: Die historische Rolle des Staates (1896—1897); Elisée Reclus, L’Homme et la Terre (1905—1908, 6 Bände: Der Mensch und die Erde); Gustav Landauer, Die Revolution (Frankfurt, 1907). Ferner Elie Reclus, Les Primitifs (Paris, 1903; Die Ureinwohner, Studien aus der vergleichenden Ethnologie) usw. [1])


[1] Ohne diese Werke, in denen die anarchistische Auffassung zum Ausdruck kommt, als fehlerlos hinstellen zu wollen, sei jedenfalls vor marxistischen Schriften über Urgeschichte als Richtschnur gewarnt. Die aus relativ modernen Vorgängen abstrahierte materialistische Geschichtsauffassung kann so gut wie unbekannte Zeiten, deren geistige und materielle Faktoren uns nur zu geringen Teilen bekannt sind, nicht aufhellen. Eine freiheitliche Philosophie de la Préhistoire (Philosophie der Vorgeschichte) von Gérard de Lacaze-Duthiers ist dem Erscheinen nahe Paul Gille Esquisse d’une Philosophie de la Dignité humaine (Versuch einer Philosophie der Menschenwürde), Paris, Alcan, 1924, 146 S., führt in die Kritik der materialistischen Geschichtsauffassung ein.

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1. The primal history of freedom and authority

The social movements since 1917, and all previous failures, do not prove that socialism fails because of the natural need for human freedom, but that a socialism that does not conform to this urge for freedom is not viable, even if it has all the resources coerced by force be available. For every organism needs a free sphere of movement, without which standstill and decay must occur.

This has understood every social class, even if it had procured the greatest possible power position conceivable. The impulse to freedom of injustice, of privilege, is precisely the incessant struggle for their expansion and strengthening, while the rigid systems of authoritarian socialism believe they can curb this urge to move towards social justice, an illusion because it thereby gives humanity its vitalizing libertarian element why their serious realization is always opposed by instinctive mistrust. History knows of shorter periods of seeming calm in which domination and system seemed to have prevailed, while in reality this short flowering inevitably followed withering and decay, normal periods of constant struggle, either defending independence or autonomy or attacking Expansion of a rule or privilege. Every feudal lord fought against kings, cities and the state in this sense for his old or new privileges or in union with them for weaker neighbors for prey. The incipient bourgeoisie of the free cities of the Middle Ages, even tyrants in their urban area and its perimeter reachable to their power, defended themselves against nobility and kings and the centralist state of modern times, ready to crush them. These grand battles of the bourgeoisie in Italy, Holland, England, America, France from the fifteenth to the eighteenth century, and throughout the world in the course of the nineteenth, finally provided the bourgeoisie with the complete dominion represented today by international finance capital, a power which still offers many possibilities for expansion but the supreme masses of people have no idea that the nominal power of the bourgeoisie lacks any permanent basis, and is maintained above all by a distrust of socialism, for which a form that satisfies the natural need for freedom is Masses are not yet known, while the liberal directions of socialism, anarchism, have long sought to find practical ways of synthesizing freedom and solidarity.

Of course, such new possibilities of social life would not be imposed by a dictatorship, but, arising even from observation and free experiment, they would be realized, with the use of adequate quantities of means of production and raw materials, with unrestricted freedom of movement and non-intervention by outsiders, their dissemination and exploitation Changes would depend on their results and the experience gained. Obstacles to such a development would of course be eliminated.

This goal and these ways are not arbitrarily chosen, artificially devised, but this way to freedom is the same that has been sought by parts of humanity since time immemorial, and whose position and direction, however hard to find, are becoming ever more clearly visible. We must assume that absolutely every bodily unity, from the tiniest perceptible to the largest grouping, has qualities inherent in its relation to other units that express themselves as attraction and repulsion, from which evolves all that we as association, mutual Help, solidarity and as autonomy, struggle for independence, freedom. Both groups of the activity of all living things are inseparable, and their harmonic distribution, their rapid, unconstrained change according to the commandment of every situation, present an ideal state which is to become the normal state. As far as we know, this equilibrium is almost reached in most animals and preserves itself: it is also in the majority of people in a thousand things of the individual life, which otherwise would not be conceivable, – but it still somehow in the “incarnation” of Human beings may have had a closely related partial disturbance of this balance, which we still suffer today, but which we are trying to combat, with success, the liberal counter-movements, from primeval times to modern anarchy.

It is probable that this “incarnation” first took place under the most favorable local conditions, that is, partially, and that this superiority in the use of tools and weapons and intellectual activity over the retarded, that rupture of solidarity which no species knows, dominates others same kind, first brought about. In any case, strength, wisdom, special experience and knowledge soon multiplied this differentiation of the people, and the solidarity, the mutual help, which had been handed down from the time of the animals, was not supported by the strong individual exploiting their superiority, but fought, a struggle that still remains ongoing. Early on, this superiority of individuals was expressed by strength (warriors), wisdom (leaders), by certain experiences (priests), by accumulations of possessions in various ways (empires), etc., while by force, superstition, pay, etc., these ruling circles all agree Times to procure armed creatures and the masses, which remained only their sense of solidarity, pushed on the defensive, disenfranchised and enslaved to this day.

So it happened that the mass never once knew freedom except, to a certain extent, in the inconspicuous private life, and that it always saw that who rose only somehow, either from their own center or by birth favors a more distinguished position occupied, almost always only to her master, became servant and despiser. Therefore, the masses could not know or appreciate the freedom and knowledge that opposed it only as domination and spiritual privilege, and their only weapons remained their unwritten sense of togetherness, a dull resentment and an actual unforgiveness that has been waiting for its hour from time immemorial. A lot of sense of freedom was lost in this helplessness of the masses, which is from the primeval times to today always to every murder determined enemies, by disuse or blunting, much worked in the private life, created families and groups of free and human living people, in the run the time that, in spite of everything, arose many people who in their own way have done the utmost for freedom and are ready to do so.

From the earliest times, these include those who did not use their spiritual superiority for dominion and exploitation, like the political leaders and the priestly caste, but who carelessly provided them to humanity, inventors and scholars. With them and with the dissemination of their knowledge through teaching begins the first liberation activity of humanity.

This activity was infinitely slow, for the same masses who were to be liberated at the same time had to be kneaded from the cradle to the labor-willing bondage, so that a little free running around as a child is still for many their only memory of a bit of freedom. Therefore, they also felt the daily social pressure heavier than the mental pressure and outraged earlier in the name of social justice than in the name of personal and social freedom. Thus it was easy for the authoritarian socialist tendencies to assemble large masses, but this only proved how much they cling to the surface of their conception of socialism. It is the closest thing for the unenlightened masses to reach for some social justice, but it is premature for socialists to raise this incomplete state to system, and it is unscrupulous and antirevolutionary of them, the liberal directions of socialism, which alone To advocate a complete and natural socialism, rather than to rejoice, that those who have been vaguely inspired by their propaganda in those directions will be given an opportunity to deepen their ideas. So it came about that today authoritarian socialism must be counted among the powers of the past, and not the developmental factors of the future, and that it may well be said that, as in primitive times, the violent tribal chieftain and the priest were the first to oppose freedom, The socialist dictator and the Marx priest may be the last to do so in a near future, perhaps.

We see, in spite of the intensification of authority in our sad time, how much it has weakened in the course of history, the first phases of which we do not know, but not in the political field where today’s ballot is just as authoritarian as it once was the Brennusschwert, but in the spiritual and moral field, in religion, science the private life often in the social field and so on. Here the history of the free thought, that of each individual science, that of many institutions, customs and ways of thinking, the many international institutions, the Literature and art of all peoples, of their national life, also the history of the political and social struggles, movements, organizational attempts, etc. are to be investigated in detail. No matter how rare a full understanding of political and social freedom is, so innumerable and self-evident are the most sincere and most sacrificial efforts for the removal of authority in individual fields. Who is today’s representative of these monstrous struggles against innumerable individual forms of authority? Certainly not the dull-hearted liberal of today, who is afraid of full freedom, just as little is the authoritarian socialist who disdains or hates full freedom. Only the anarchist stands in the straight line of this development toward freedom, whose older representatives, of course, could only overlook a small part of the great path, whose course and end we do not know.

Of course, this story is a very clouded, rich in mistakes and setbacks. Since science makes itself available to general development, so too did the authority of its results, and fortified its constraint by the same; even the religions modernized and every reactionary system sought to incorporate certain advances and also gained individual persons for themselves: thus the “official” science arose which the real science must always run over again. Furthermore, our sources are infinitely deficient and one-sided. Is it z. For example, apart from some Near Eastern and Egyptian sources, everything acquainted with the ancient European culture was taken from the notes of haughty Greeks and Romans, for whom all other Europeans were “barbarians”, with the exception of inextricable remains in mythology, the heroic songs and the folklore of a few Europeans People! To an even greater degree, freethinkers, rebels, popular revolts were left unnoticed by the chroniclers, or mentioned fleetingly and in most disfigured forms. The socialist, in a sense also anarchistic, literature of antiquity is, with the exception of Plato and the anticommunist comedies of Aristophanes, as far as individual works are concerned disappeared, as much as all these ideas, according to fragmentary information, led their own lives, from Lycurgus to the Gracchi, Catiline and Spartacus, with their renewal in primitive Christianity.

But if we first look at the material collected by the ethnography of all continents, we encounter the most varied forms of political and social life; we see the monstrous torments imposed on the peoples by authority of every kind, but also traces of the incessant struggle against them. Finally, we can see how small our knowledge of the countless years of past history is, whose processes were forgotten in their own time even after a few generations, if they did not pass into mythology or legend. But whether we look at reflexes of old freedom struggles in the Bible or Greek or other mythologies, it is always battles against the authority in which they are still victorious, but their combatants are no longer forgotten, as much as the priests and the courtly singers their role disfigure. Satan, Bakunin’s favorite character of the Bible, and Lucifer the Lightbringer, or the Titan Striker hurled out of Olympus, the people driven out of Paradise and cursed by Jehovah, who ate from the tree of knowledge, or the one from Zeus’s martyred Prometheus, who had broken the divine monopoly of fire and brought fire to men, are all rebels through and through, and unknown social freedom struggles of the past found in them a skilful, still ongoing, precipitate.

Let’s do a cross-check: who fought for authority, and what became of them in the course of history? Tyrants who often found a tyrant killer, better known as themselves, kings, popes, statesmen, generals, whose memory is loathed while their victims are honored. But these remarks may suffice to show that countless people have been pushing for freedom, no matter how small the number of men of earlier centuries who directly represent anti-state and anarchist ideas may be, while still mentioning the small amount of real study in this field ,

One would gain a fuller insight only through intensive individual studies. Such studies are based on the works of P. Kropotkin, Mutual Aid (London, mutual aid in the animal and human world, translated by G. Landauer, Leipzig); Etika (Moscow, 1922, Ethics , Volume 1, Berlin 1923, the first chapters); La Science moderne et l’anarchy (Paris, 1913, German, Berlin, 1925), therein also: The historical role of the state (1896-1897); Elisée Reclus, L’Homme et la Terre (1905-1908, 6 volumes: The Man and the Earth); Gustav Landauer, The Revolution (Frankfurt, 1907). Also Elie Reclus, Les Primitifs (Paris, 1903, The Aborigines, Studies in Comparative Ethnology) , etc. [1] )


[1] Without these works, in which the anarchist view is expressed to want to present as flawless, be warned in any case before Marxist writings on prehistory as a guideline. The materialistic conception of history abstracted from relatively modern processes can not elucidate virtually unknown times, whose spiritual and material factors are known to us only to a limited extent. A Liberal Philosophy de la Préhistoire (Philosophy of Prehistory) by Gérard de Lacaze-Duthiers is the appearance near Paul Gille Esquisse d’une Philosophy de la Dignité humaine (Paris, Alcan, 1924, 146 p.) introduces the critique of the materialist conception of history.

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II. Zeno, die Stoiker und das Naturrecht

In den ungezählten Jahrzehntausenden der schriftlosen Urzeit entwickelten sich Herrschafts-, Eigentums-, Rechts- und andere soziale Verhältnisse sowie geistige Unselbständigkeit in der Richtung zur Autorität und überwanden augenscheinlich alle bewußten oder unbewußten Aeußerungen des Freiheitsgefühls, das neben Rebellionen und dem stets geübten dumpfen passiven Widerstand der Massen in den geistigen Leistungen einzelner, der Denker, Erfinder, Dichter und Künstler, irgendeinen Ausdruck suchte und nie unterging. Die geistige Knechtschaft muß der materiellen Knechtschaft vorausgegangen sein, denn die Masse befand sich doch im tatsächlichen Besitz des Landes, dem irgendwie, durch gemeinsame Jagd, Viehzucht oder Ackerbau der Lebensunterhalt des Stammes entnommen wurde, aber geistige Ueberlegenheit und besondere physische Kraft waren ein Monopol der Priester und Häuptlinge und wurden von ihnen der Masse gegenüber gewahrt, die so von der geistigen Entwicklung ausgeschlossen und allmählich materiell geplündert und dauernd ausgebeutet wurde. Die Masse stand angeblichen religiösen Mysterien gegenüber, einer ihrer eigenen Einbildung entsprungenen Reihe von Göttern, den Personifikationen unenträtselter Naturvorgänge, und die Priesterklasse erhob den Anspruch, diesen Göttern gegenüber Vermittler zu sein; das noch gar nicht geistig erwachte Volk glaubte dies in seiner frühesten Zeit, und dieser Glaube erbte sich fort bis heute. Er wird so systematisch verbreitet, daß viele Leute noch heute sich in diesem geistigen Dämmerungszustand befinden. Die durch Gewalt oder Talent zur Häuptlingschaft gelangten Menschen bildeten eine andere Art geistiger Knechtschaft aus, die Heldensage des Stammes und ihrer eigenen Familie. Die dunklen Erinnerungen verschollener Zeiten, in denen meist unerklärliche Vorgänge durch Intervention der Götter in einen gewissen Zusammenhang gebracht wurden, hafteten jeweilig an den Mächtigsten; dies besorgten die Journalisten jener Zeit, die wandernden Sänger. Und so entstanden mythische Vorgeschichten mit einem Gemenge von Helden und Göttern, die von einem vorherrschenden Stamm, einer mächtigen Persönlichkeit auf andere, sie in der Macht ablösende, übergingen, lokalisiert, amplifiziert, modernisiert. Was uns heute in der Mythologie, der Heldensage, dem Folklore vorliegt, sind letzte Umprägungen dieses in dem langen schriftlosen Zeitalter von Stamm zu Stamm, von Generation zu Generation kursierenden Materials, das der Eitelkeit der Herrschenden und dem Stammesstolz ihrer Unterworfenen Genüge leisten sollte. So entstanden der Patriotismus und der Nationalismus, und sie werden noch heute mit denselben Mitteln gepflegt, der ruhmredigen verfälschten Nationalgeschichte, ob dies nun durch den Sänger der Heldensage oder den Verfasser eines Schullehrbuchs oder eines offiziösen Leitartikels geschieht.

Gewiß gab es dieser systematischen geistigen Verknechtung durch Religion und Nationalismus gegenüber eine Tradition der Rebellion und der Geistesfreiheit. Die Mittel der Ueberlieferung, besonders das spätere Schriftwesen, waren aber derart im Besitz der Herrschenden, daß wohl alle direkten Aeußerungen freiheitlicher Art verloren sind, und daß sie nur mühsam aus zufälligen und oft entstellten Notizen und Bruchstücken herausgeschält werden können. Teilweise gingen sie auch in Umformungen in die allgemeine Mythologie und Literatur über. So entstammen diesem Ideenkreis die Vorstellungen eines goldenen Zeitalters, des Paradieses, des Elysiums, des Himmels, indem eben die offizielle Religion und Literatur es für gut fanden, diesen Vorstellungen ihren rebellischen Sinn zu nehmen und sie ihrem autoritären Gedankenkreis anzupassen, wodurch dann der weise Gesetzgeber, der gerechte Richter und ähnliche Fiktionen der autoritären Legende dazutreten, und das Volk lernt, diese Dinge, einst seine eigenen Wünsche, als Träume oder Hoffnungen jenseits des Grabes zu betrachten. Ferner enthalten die christlichen und heidnischen Mythologien neben Satan und Prometheus unter der abschreckenden Maske von Götterfeinden gewiß noch zahlreiche einst sehr lebendige Rebellen und Hinweise auf deren einstige Tätigkeit. Durch die Satyrspiele nach den Tragödien, durch die römischen Saturnalien, den christlichen Karneval und ähnliches kam man der götterfeindlichen, rebellisch fühlenden Volksströmung anscheinend entgegen, um sie durch eine harmlose Befriedigung zu erschöpfen. In zahllosen Erzählungen wird listiger Widerstand gegen die Mächtigen im Volksmund geschildert, und immer freut man sich, einen Schwachen über den plumpen Tyrannen oder Geldprotzen siegen zu sehen. Sobald es nur möglich ist, sobald der Buchdruck die Verbreitung erleichtert, ist die Satire zur Hand, der Witz, das Spottlied, das Flugblatt und das zündende Pamphlet.

Es war lange Zeit schwer, diese nie ermüdende Kritik durch positive Vorschläge zu vervollständigen und noch schwerer, die vorhandenen Kräfte zu Aktionen zusammenzufassen, doch auch dies geschah zu allen Zeiten in größerem Umfang, als man oft glaubt, da Geschichtsquellen und Geschichtsschreiber oft über diese unangenehmen Dinge hinweggleiten. Freilich waren die meisten Anstrengungen unzureichend und zersplittert oder ihre Urheber waren selbst im Bann der autoritären Denkweise und vertraten eine von weisen Führern geleitete Reformpolitik. Die politischen, religiösen und sozialen Kämpfe wurden meist getrennt geführt und standen auf verschiedenen Stufen der Entwicklung, was noch heute der Fall ist und wodurch sich immer wieder ein Stück des Alten in das Neue hinüberrettet und eine vollständige Befreiung hinausgeschoben wird. Der durch den Sieg von Staat, Privateigentum und Kirche bewirkten Abtötung der kaum entfalteten Freiheitsgefühle entsprechend, waren die sozialen Kämpfe meist dieses Elements in seinem wahren Sinn beraubt und mußten an ihren autoritären Grundfehlern scheitern. So kam es, daß auf diesem Gebiet bis heute der Irrtum zahlreicher und mächtiger als die Wahrheit ist. Trotzdem hat es nie ganz an Vertretern der uns als Anarchie bekannten vollen und ganzen Freiheit gefehlt, und deren allmähliches Auftreten soll im folgenden geschildert werden, — freilich zur Zeit noch aus spärlichen Quellen, die erst die auf diesem Gebiet kaum begonnene Forschung vertiefen und vermehren wird. Leider kann ich selbst gegenwärtig für Altertum, Mittelalter und bis zum 19. Jahrhundert viele Quellen nicht benutzen, vielen Spuren nicht nachgehen und muß mich auf Auszüge und Hinweise beschränken.

* * *

Griechische Philosophen der Spätzeit bekämpften den Staatskultus und engen Nationalismus ihrer bekannteren Vorgänger; ich meine Zeno, von dem Prof. Georg Adler 1899 schrieb[2]): „… Gegenüber der Gemeinschaft der Güter und der Staatsomnipotenz zum Zwecke höchsten moralischen Gemeinschaftslebens, wie Plato sie predigt, wurde von Zeno, dem Stifter der Stoischen Schule (342—270 v. Chr.), die freie staatslose Gemeinschaft zum selben Zweclc als Zukunftsideal gepriesen.“ „… Schon ein Schüler des Sokrates, Aristipp(der Begründer der hedonistischen Schule), hatte vom Standpunkt seiner egoistischen Genußlehre aus nichts mit dem Staate zu tun haben wollen. Der Weise — lautete sein Raisonnement — kenne kein köstlicheres Gut als die Freiheit und müsse sich darum dem Staatsleben zu entziehen suchen, das die individuelle Freiheit mindestens partiell unterdrücke. Wozu überhaupt ein Vaterland, „wo doch jedes Stückchen Erde vom Hades [der Stätte der Toten] gleich weit entfernt sei“? Darnach ist auch zu begreifen, wie er dem Sokrates auf die Frage, ob er lieber zur herrschenden oder zur beherrschten Klasse im Staate gehören möchte, die Antwort geben konnte: „Keiner von beiden!“ Und ähnliche Ansichten sind uns natürlich auch von Anhängern der von Aristipp gestifteten Schule überliefert.“

„Eine andere Gedankenrichtung, die noch klarer in den Anarchismus – münden mußte, war mit der Lehre vom Naturzustande gegeben, die seit dem fünften Jahrhundert [vor Chr.] auf kam. Hier wurde — die Rückkehr zur Natur gepredigt. Die politische Literatur malt die Urzeit als eine Art paradiesischen Zustandes der Menschheit aus, wo freilich die Kulturgüter noch mangelten, die Menschen aber in Frieden und Harmonie glücklich dahinlebten …. und hier findet sich der naheliegende … Schluß: jene soziale Harmonie sei die Folge der Bedürfnislosigkeit der Menschen in einem Zustande, wo kein Gegenstand eine genügend große Schätzung erführe, um als Strebeziel starken Begehrens und Kampfes zu gelten.“

„An Gedankengänge solcher Art mußte nun die cynische Schule ganz von selbst anknüpfen. Der Bedürfnislose war ihr Menschenideal, denn er war unabhängig von Menschen und Dingen und somit einzig wahrhaft frei: folglich war ihr soziales Ideal — wie das einem Zeitalter niedergehenden politischen Lebens in Hellas entsprach — natürlich ein Zustand, der dem eben beschriebenen mehr oder minder gleichen mußte, und so pries sie denn wirklich als Höchstes ausdrücklich die Selbstgenügsamkeit der ersten Menschen. Zugleich war damit das Zusammenstimmen aller, die Homonoia, das Ziel der ganzen ethisch-politischen Spekulation jener Tage, von selbst gegeben.“

„So führte das Prinzip der Bedürfnislosigkeit in logischer Konsequenz von der Negation der Kulturbedürfnisse zur Negation aller Institutionen der Kultur: der Ehe, des Eigentums, des Staates. Diese letzten Resultate werden nun freilich — wenn wir von der Aufhebung der Familie absehen, die Diogenes ausdrücklich vorschlug — von der cynischen Schule selber (wenigstens in den uns erhaltenen Fragmenten cynischer Literatur) nur leise angedeutet; wohl aber finden sich jene kühnen Konsequenzen im ältesten System der Stoa, das sich an die cynische Ethik eng anschloß, eben im System Zenos, eines Zeitgenossen Dikaearchs, offen ausgesprochen. Leider ist uns dasselbe nicht erhalten; immerhin sind wir imstande, aus dem, was wir darüber durch andere Autoren wissen, eine Skizze der darin vertretenen …. Gesellschaftsideale zu rekonstruieren!“ …. „Als erster Naturtrieb gilt ihm der Selbsterhaltungstrieb“ …. „zur Korrektur des Egoismus hat uns aber die Natur einen zweiten Trieb, den nach Gemeinschaft mit anderen Menschen eingeimpft, und dieser von Natur in uns wohnende Gemeinschaftstrieb führt ganz von selbst zur Gerechtigkeit und Menschenliebe, indem dadurch allein ein dauerndes und glückliches Gemeinwesen ermöglicht wird. Haben wir nun die erforderliche Einsicht, so müssen wir unbedingt der Natur gemäß leben, das „der Natur entsprechend Leben“ nach den eben festgestellten Grundsätzen bewußt zur Richtschnur unseres ganzen Handelns machen und dürfen uns nicht um die nur künstlich zu Gütern gestempelten Dinge, wie Besitz, Ehre und dergleichen kümmern.“

„Wie bereits früher die Cyniker, so geht auch Zeno, wie das in Konsequenz seiner Prinzipien sich ergibt, über den Rahmen der griechischen Nationalität hinaus und postuliert mit Entschiedenheit ein Weltbürgertum, — was im Zeitalter von Alexanders Weltreich, das Barbaren und Hellenen zu einem Ganzen zu einen strebte, dem Manne von orientalischem Stamme doppelt leicht fallen mußte.“[3])

Er trat hierdurch in Gegensatz zu Plato, der „nie den Rassen-Hellenen verleugnen konnte“, und ebenso war er Gegner der staatssozialistischen Ideen desselben:

„So will auch Zeno nichts von Staatsomnipotenz, Bevormundung und Reglementierung wissen, sondern er verlegt die Allmacht des Gesetzes ins Innere der Menschen; sobald diese nur einsichtig genug sind, um ihren wahren natürlichen Trieben zu folgen, werden sie alle von Gerechtigkeit und Liebe zu ihren Mitmenschen erfüllt sein, und Eintracht und Harmonie werden, wie in der äußeren Natur, auch im natürlichen Zusammenleben der Menschen herrschen, und so werden die Menschen das Bild einer friedlich zusammen weidenden Herde darbieten, indem sie im kleinen ein ganzes darstellen, wie der von einem einheitlichen Gesetze regierte Kosmos im großen.“

„Alle handeln also gemäß dem in der Natur selbst liegenden Gesetz, das in den Gemütern lebendig geworden ist. Und dieses Gesetz gebietet, die nächsten, ja alle, mit denen man irgend in Berührung kommt, zu lieben ….“

„Wo aber jedem das ihm Zukommende freiwillig gewährt wird, ja eitel Eintracht und Liebe herrscht, da finden keine Verfehlungen statt. Und folgerecht sind hier Gericht und Polizei verhannt.“

„Da ferner der Mensch dem obersten Sittengesetz folgen kann, ohne daß es erst vieler Worte und Unterweisungen bedarf, so sind die gesamten Schulwissenschaften …. unnütz und hören auf, gelehrt zu werden; — da alle naturgemäß aufwachsen, so werden auch die Gymnasien abgeschafft, — und da jeder weiß, zu wem er paßt, so ist das Band der Ehe überflüssig, und auch bei der Regelung der Beziehungen zwischen Mann und Weib wird der Natur und der Freiheit weitester Spielraum gewährt; — und ebenso ist da, wo alle das wahre Verhältnis zu Gott gefunden haben und sich durch ihren Lebenswandel der besten Gottesverehrung befleißigen, keine staatliche Organisation des Gottesdienstes und kein Tempel nötig; — und schließlich werden … kein Geld und keine Tauschmittel mehr gebraucht, da sich aller wirtschaftliche Verkehr durch unmittelbare Uebergabe der begehrten Produkte in Güte vollzieht.“

„Hier ist also die ganze Menschheit in ihrer Vollendung gedacht, alles, was Zwang heißt, ausgeschaltet, der innere moralische Trieb als alleiniger, aber auch vollkommen ausreichender Regulator für den Einzelnen, wie für die Gesamtheit dargestellt.“

„So ist Zeno — resümiert G. Adler — durch seinen grübelnden Sinn und seine maßlos ausschweifende Phantasie dazu gekommen, aus dem philanthropisch – naturrechtlichen Prinzip der cynischen Schule alle Konsequenzen zu ziehen, mit denen diese Schule selbst noch aus altgriechischem politischen Instinkt zurückgehalten hatte, und damit ist zum erstenmal in der Weltgeschichte die Theorie des Anarchismus entwickelt“…..

Wählend Plato alles durch höchsten Zwang mit den Mitteln des Staates erreichen will, überläßt Zeno alles „der Freiheit, dem Sittengesetz, das ins Innere der Menschen aufgenommen worden ist, so daß alle staatlichen Institutionen zu existieren aufhören, der Staatsbegriff selber sich verflüchtigt.“ Platos hierarchischer Gliederung steht bei Zeno „vollkommenste Gleichheit“ gegenüber: „Jeder arbeitet nach seinen (freiwillig angewandten) Fähigkeiten und konsumiert nach seinen Bedürfnissen.“ Er läßt „alle Völker in einem dauernden Taumel der gegenseitigen Freundschaft und Liebe leben[4]) ….“

Ich kann diese Darstellung der Ideen Zenos nicht nach eigener Kenntnis beurteilen,[5]) ebensowenig die vermutete Vorgeschichte seiner Ideen und wie weit seine Zeit und sein Milieu dieselben beeinflußten, auch nicht, in welchem Grade etwa eine Beeinflussung durch andere Vorläufer und Bewegungen und Strömungen außerhalb der philosophischen Kreise angenommen werden kann, jedenfalls hatte Zeno volles Vertrauen in den Sozialitätstrieb des Menschen und zog daraus glänzende freiheitliche Folgerungen. Waren auch seine Anhänger nicht imstande, auf seiner Höhe zu bleiben, so strömte doch aus seiner eindringlichen Lehre der Einheit, Gleichheit und Freiheit aller Menschen, die diese selbst aus innerem Trieb verwirklichen, eine sich über viele Jahrhunderte verbreitende Kraft und Wärme, die in den trübsten Zeiten, in den starrsten Geistern einige menschliche Gefühle zu entzünden wußten. Diese Nachwirkung sei in den Worten Dr. Paul Barths geschildert[6]):

Am wirksamsten wurden die stoischen Grundsätze, indem sie, auf Rechtsfragen angewandt, das „Naturrecht“ ergaben, ein ideales Recht der allgemeinen Gleichheit und der daraus folgenden allgemeinen Freiheit, da von Natur alle Menschen als Teilhaber der göttlichen Vernunft gleich und darum alle frei sind. Die römischen Juristen der Kaiserzeit waren alle von diesem idealen Rechte durchdrungen und suchten es gegenüber dem starren positiven Rechte, überall zur Geltung zu bringen, wo dieses eine Lücke hatte oder wo aus der Praxis heraus Neuerungen notwendig wurden.“ — Im dritten Jahrhundert wurde der Stoizismus vom Christentum verdrängt. „… Aber nachdem er einmal in der Renaissance auferstanden war, hat der Stoizismus zur europäischen Kultur reichlich beigetragen. Die Weltanschauung der Gebildeten im 17., 18., noch im 19. und 20. Jahrhundert ist die „natürliche Religion“, die im Gegensatz zur Offenbarung die Menschen nicht in Konfessionen trennt, sondern alle vereinigt, d. h. der Glaube an Gott, Unsterblichkeit, Vergeltung nach dem Tode. Sie durchwebt die ganze europäische Literatur der Neuzeit, sie erscheint in Thomas Morus’ Utopia, wo sie die Weltanschauung der Utopier bildet, im Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars in Rosseaus Emile, in Schillers „Drei Worte des Glaubens“. Ihre Hauptwurzel ist der Stoizismus, der lehrte, daß gewisse Erkenntnisse, darunter Gott, Unsterblichkeit und Tugend, einen allen angeborenen Gemeinbesitz der Menschheit bilden. Und das stoische Naturrecht, das ebenfalls im 16. Jahrhundert erwachte, war das Ferment zu all den Ideen, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert die mittelalterliche Gesellschaft in die moderne umgewandelt haben ….“

All diese Zusammenhänge verdienten ein eingehendes Studium. Das Naturrecht war eine freiheitliche Utopie in Permanenz, das mahnende Gewissen des positiven Rechts, das von ihm so verschieden war, wie die unmittelbaren volksverdummenden Lehren der Kirche von der in der Gleichheit aller vor Gott und vor dem Tode sich ausdrückenden sozialen Utopie, dem bösen Gewissen der Tyrannen und der Reichen, die tatsächlich nie zu einer dauernd befriedigenden theoretischen und moralischen Rechtfertigung von Herrschaft und Besitz gelangten, weil selbst ihren willfährigsten Juristen und Pfaffen das Naturrecht und die Gleichheitsideen der sogenannten natürlichen Religion vor Augen standen und sie nur durch tausendfache handgreifliche Spitzfindigkeiten den faktischen Zustand aus dem Naturzustand ableiten konnten. Das Naturrecht war seinem Ursprung nach gewiß nicht Spekulation und Fiktion, sondern es war das Resultat der bisherigen rebellischen Versuche und Hoffnungen der freiheitlichen Kräfte der Menschheit, denen die fortschreitende Zerstörung des alten, selbstverständlichen Gemeinbesitzes aller an der Erde durch die Besitzenden und die Knechtung der Massen in ihrer freien Gruppierung durch organisierte diktatorische Minoritäten, die späteren Staaten, klar bewußt waren.

Freilich war der Einfluß des Naturrechts ein beschränkter, und es wurde meist nur in der Theorie genannt, um in der Praxis vermieden zu werden, aber es war eine der Adern, durch die eine lebende Tradition und unsterbliche Hoffnungen der Freiheit und Gleichheit durch so viele Jahrhunderte, wenn auch schwach, weiterströmten, und die moderne Anarchie ist es, in der diese Ideen endlich vollere Entfaltung gewannen. In John Tolands Pantheisticon (Cosmopoli, 1720), dem Entwurf einer geheimen Gesellschaft zur Verbreitung der hier erwähnten Ideen in ihrer damaligen entwickeltsten Form, wird z. B. eine Stelle aus Ciceros De republica (vom Staat) über das natürliche Gesetz[7]) vorgelesen, worauf es heißt: „Durch dieses Gesetz wollen wir regiert und geleitet werden und nicht durch die lügnerischen und abergläubischen Fiktionen der Menschen. Die eingebildeten Gesetze sind weder klar, noch allgemein, noch immer gleich, noch jemals wirksam. Sie nützen also nur sehr wenig oder vielmehr, sie nützen niemand außer denen, welche sie auslegen ….“ — Das Naturrecht stand an der Wiege des Völkerrechts, eines ersten Versuchs, das den Völkern Gemeinsame zusammenzufassen gegenüber der sie trennenden Eigengewalt der Staaten. — Im Naturrecht lagen auch soziale Wurzeln, die Grotius, Pufendorf, Thomasius (1688) zu entwickeln begannen; man nannte dies den „Grundsatz der Geselligkeit“ und aus dem hierfür gebrauchten lateinischen Wort socialitas entwickelt sich ganz unwillkürlich das Wort sozialistisch.[8])

Ob das Wort Anarchie, das Nichtherrschaft bedeutet und im Sprachgebrauch vieler Länder eine Verschärfung des Begriffs Unordnung ausdrückt, diesen Sinn schon bei seiner ersten Bildung hatte, möchte ich bezweifeln: die Sprache würde ein direktes Wort gewählt haben. Das Vorhandensein des griechischen „an-archia“ deutet darauf hin, daß Personen vorhanden waren, die bewußt die Herrschaft, den Staat verwarfen; erst als dieselben bekämpft und verfolgt wurden, haftete diese Bezeichnung an ihnen im Sinn der der bestehenden Ordnung gefährlichsten Rebellen.[9]) — Die ungestörteste Entwicklung hatte das dem deutschen Wort gemein (daher Gemeine, Gemeinschaft) entsprechende Wort, dem das Wort kommunistisch im revolutionären Sinn aber erst spät entsprang, während communiste als juristischer Terminus älter ist.[10]) Wann übrigens das Wort Kommunist zuerst gebraucht wurde, scheint nicht festgestellt zu sein.[11])

Die von der Stoa ausgehenden Anregungen wurden durch geistige und materielle Katastrophen unterbrochen, den Einbruch des Christentums und der neuen Völker und zahlloses andere; ganz aber ging der für uns in Zeno personifizierte Einfluß der altgriechischen und hellenistischen Staatsgegner und Freiheits- und Gleichheitsfreunde, auch der ersten Internationalisten, nie verloren.[12])


[2] Geschichte des Sozialismus und Kommunismus von Plato bis zur Gegenwart. Erster (einziger) Teil. Bis zur Französischen Revolution (Leipzig, 1899, X., 281 S.), S. 46—91, 269. Vgl. auch derselbe. Eine anarchistische Doktrin des Altertums (Die Zeit, Wien, Nr. 199, 1890). Stoicorum oeterum fraementa, hrse. von I. von Arnim, I, Zeno et Zenonis discipuli (Leipzig, B. G. Teubner) enthält alle Stellen antiker Autoren, die Zeno irgendwie betreffen. — Les Premiers Stoïciens, von Han Ryner (Paris, 1906, 23 S.).

[3] Wie G. Adler nach Rudolf Hirzeis Ciceronianischen Studien bemerkt, war Zeno von semitischer Rasse, und seine internationalen Ideen, die den althellenischen Traditionen ins Gesicht schlugen, sollen späteren Stoikern unangenehm gewesen sein. Vielleicht beziehe sich darauf, daß nach Diogenes Laërtius, dem antiken Biographen Zenos, der Direktor der pergamenischen Bibliothek, Athenodor, selbst ein Stoiker, anstößige Stellen in Zenos politischem Werk, das aus seiner Jugend stammte, in den Exemplaren der Bibliothek getilgt habe! — Auch die späteren Stoiker werden übrigens als kosmopolitisch- universalistisch bezeichnet, was als Uebergang vom antiken Staatsbürgertum zum „hellenistischen Indifferentismus“ erklärt wird.

[4] G. Adler fügt S. 51 hinzu, man „muß sich vor Augen halten, daß ähnliche Ideen auch späterhin von Denkern wie Lessing und Fichte ernsthaft — wenn auch nur als letztes Zukunftsideal — angedeutet worden sind.“

[5] Als Quellen nennt G. Adler: Denis, Le stoicisme (in Histoire des idees morales, I, S. 237 ff.); Diehl, Zur Ethik des Stoikers Zenon (Mainz, 1877); Pearson, Fragments of Zeno and Cleanthes (Cambridge, 1889); Ed. Wellmann, Die Philosophie des Stoikers Zenon (Leipzig, 1874); P. Weygold, Zenon von Citium und seine Lehre (Jena, 1872); Poehlmann, Soziale Dichtungen der Griechen (in Fleckeisens Jahrbüchern, 1898) usw. — Vgl. auch R. Poehlmanns Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus und die vielfachste Fachliteratur; auch Prof. Paul Barth, Die Stoa (Frommanns Klassiker der Philosophie, XVI, Stuttgart, 1905). — Kropotkin akzeptierte die hier angeführte Auffassung Zenos (s. La Science moderne …. 1913, S. 60).

[6] Die letzte Kulturbewegung des Altertums (in Die Zeit, Wien, Nr 501 Mai 1904).

[7] Selbst der so gemäßigte Cicero schrieb: „Dem Volk, das unter einem König ist, fehlt Überhaupt vieles und vor allem die Freiheit, die nicht darin besteht, daß wir einen gerechten Herrn, sondern daß wir gar keinen Herrn besitzen (libertas, quae non in eo est ut iusto utamur domino, sed ut nullo).

[8] Im I.ehrbuch des Naturrechts des Göttinger Professors Anton Bauer (dritte Ausgabe, Göttingen, 1825; Vorwort 15. Nov. 1824) finde ich S. 27, Anm. a die Worte: „…. das socialistische System“; die Auflagen von 1807 und 1815 kenne ich nicht. — Prof. Grünberg fand das Wort Sozialismus in einer italienischen Schrift vom Ende des 18. Jahrhunderts. — Es wäre zu untersuchen, ob nicht frühere naturrechtliche Systeme nach Thomasius (1688) schon diese Neubildung gelegentlich enthalten. — Im Co-operative Magazine and Monthly Herald (London, November 1827, S. 509 Anm.) sind die political economists nach Mill (dem Aelteren) und Malthus den communionists, or socialists gegenübergestellt; derselbe Verfasser spricht Dez. 1827, S. 533, von dem co-operative or communional,or as accurately as either of the social (for it is the only truly social) system (dem kooperativen oder gemeinlichen oder ebensogut genannt dem sozialen System [denn es ist das einzige mahrhaft soziale]). Bekanntlich würde das Wort socialist dann in den dreißiger und vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im weitesten Umfang für die Oweniten gebraucht. — In Frankreich wird das Wort zuerst 1832 und 1834 in der Revue encyclopédique von Pierre Leroux gebraucht; dieser betrachtete sich als sein Erfinder. — Vgl. Origines des mots socialisme et solidarité (Ursprung der Worte Sozialismus und Solidarität), von Louis Pierre-Leroux, in der Revue libérale internationale (1894); Pierre Leroux, La Grève de Samarez, S. 255, usw.

[9] Das Verständnis des wahren Sinns des Wortes Anarchie ging nie ganz verloren. In dem gegen die freiheitlichen Philosophen gerichteten Pasquill Nouveau Mémoire pour servir à Vhistoire des Cacouacs. (Amsterdam, 1758, 108 S., 12º) liest man „…. auch kennen sie keine Regierung. Die Anarchie (l’anarchie) ist einer ihrer hauptsächlichsten Grundsätze: denn da sie überzeugt sind, daß der Zufall die menschlichen Individuen zusammengebracht hat, die zuerst bestimmt waren, einzeln in den Wäldern zu leben, wollen sie sich so wenig als möglich von dieser der menschlichen Natur so entsprechenden, ursprünglichen Einrichtung entfernen“ (und leben daher in Zelten, um ihrer Unabhängigkeit und Freiheit Ausdruck zu verleihen). Hier ist also das Wort Anarchie ganz im rationellen Sinn gebraucht, der also auch damals verständlich sein mußte. — Proudhon in Explications présentées au ministère public sur le droit de propriété (Erklärungen für den öffentlichen Ankläger über das Eigentumsrecht, im Prozeß von Besançon, 3. Februar 1842) erklärt das Wort Anarchie als von ihm, an der von dem Staatsanwalt ihm vorgehaltenen Stelle, im Sinn von négation de souveraineté (Verneinung der Herrschaft) gebraucht; er glaube an die Wissenschaft und anerkenne niemandes Souveränität. In seiner Verteidigung, dem überkommenen Sprachgebrauch sich anpassend, habe er sich als Nicht-anarchist erklärt, das bedeute Freund der Ordnung.

[10] So heißt es aus der Reise Alberico Vespuccis in Amerika, 1501, übersetzt, von südamerikanisclien Eingeborenen: „…. sy haben kain aigen gut, aber alle ding sind gemain, lebent in ainer gemain on kunig und oberlewt, und ein yeder ist herr seins selbs“ (26. Jahresbericht d. hist. Kreisvereins … Schwaben und Neuburg f. d. J. 1860, Augsburg. 1861, S. 117) — ein Beispiel deutscher sozialistischer Ausdrucksweise von Ende des Mittelalters, zugleich auch der Anregungen, welche der Sozialismus durch die Erweiterung des Gesichtskreises im Zeitalter der Entdeckungen erhielt.

[11] „Auteur communiste“ (Kommunistischer Verfasser) nennt sich J.A.V. d’Hupay de Fuvéa in einem Brief von 1782 in Restifs Contemporaines Band XIX, 2. Ausgabe (s. P. L. Jacob, bibliophile [Paul Lacroix], Bibliographie …. de Resiif de la Bretonne, 1875, S. 210). — Vorlaufig ist mir keine ältere Stelle bekannt.

[12] In den Artikeln Ethische und naturrechtliche Begründungen des Sozialismus (Neue Zeit), Stuttgart, 1911, II. S. 460 ff., 512 ff., 546 ff.), von M. Beer, wird manches hier Besprochene ausführlicher, freilich marxistisch, erörtert. Unbekannt ist mir Naturrecht und Soziologie von Adolf Menzel (Wien 1912, 60 S.).

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II. Zeno, the Stoics and Natural Law

In the untold decades of unscriptural primeval times, domination, property, law, and other social relationships, as well as mental dependence, developed in the direction of authority, evidently overcoming all conscious or unconscious manifestations of the feeling of freedom, alongside rebellions and the ever-present dull passive resistance the masses in the spiritual achievements of individuals, thinkers, inventors, poets and artists, sought some expression and never perished. The spiritual bondage must have preceded material bondage, for the mass was actually in the possession of the land, which somehow, by common hunting, livestock or agriculture, was taken from the livelihood of the tribe, but spiritual superiority and peculiar physical strength were a monopoly of Priests and chiefs and were observed by them the mass, which was thus excluded from spiritual development and gradually materially plundered and permanently exploited. The masses faced alleged religious mysteries, a series of gods born of their own imagination, the personifications of unexplained natural phenomena, and the priestly class claimed to be mediators to these gods; the not yet spiritually awakened people believed this in its earliest times, and this belief was inherited until today. It is so systematically spread that many people are still in this mental twilight state. Those who came to the chiefship by force or talent formed another kind of spiritual bondage, the heroic saga of the tribe and their own family. The dark memories of lost times, in which mostly inexplicable events were brought into a certain context by the intervention of the gods, were attached to the most powerful; This was the concern of the journalists of the time, the wandering singers. And so mythical prehistory came into existence, with a mixture of heroes and gods, moving from one dominant tribe, one powerful personality to another, replacing them in power, locating, amplifying, modernizing. What we find today in mythology, heroic legend, folklore , is the final encapsulation of this material, circulated from generation to generation in the long, writeless age, which was to satisfy the vanity of the rulers and the tribal pride of their subjects. This is how patriotism and nationalism came into being, and they are still cultivated today by the same means, distorting the glorious falsified national history, whether by the singer of the heroic legend or by the author of a school textbook or an official editorial.

Certainly there was a tradition of rebellion and intellectual freedom with regard to this systematic spiritual enslavement through religion and nationalism. But the means of tradition, especially the later writing, were so in the possession of the rulers, that all direct expressions of a liberal kind are lost, and that they can only be laboriously peeled out of accidental and often disfigured notes and fragments. In part, they also went into transformations into general mythology and literature. Thus the ideas of a Golden Age, of Paradise, of Elysium, of Heaven emanate from this circle of ideas, for it was just the official religion and literature who took it upon them to take their rebellious meaning and adapt it to their authoritarian circle of thought, by which time the wise legislator to stand up to just judges and similar fictions of the authoritarian legend, and the people learn to regard these things, once their own desires, as dreams or hopes beyond the grave. Furthermore, the Christian and pagan mythologies in addition to Satan and Prometheus under the deterrent mask of gods enemies certainly still contain many once very lively rebels and references to their former activity. Through the satirical games after the tragedies, through the Roman Saturnalia, the Christian carnival and the like, the anti-goddess, rebellious feeling of the people seemed to be opposed, to exhaust them with a harmless satisfaction. In innumerable narratives cunning resistance against the powerful is described in the vernacular, and it is always glad to see a weak one over the clumsy tyrant or money lords win. As soon as it is possible, as soon as the book printing facilitates the distribution, the satire at hand, the joke, the ridicule, the leaflet and the igniting pamphlet.

It has long been difficult to complete this never-tiring criticism with positive suggestions, and even harder to group the existing forces into action, but this too has happened at a greater scale than is often believed, since historians and historians often talk about these unpleasant ones Slipping things off. Of course, most of the efforts were inadequate and fragmented, or their authors were themselves under the spell of authoritarian thinking and represented a reform policy led by wise leaders. The political, religious and social struggles were mostly conducted separately and stood on different stages of development, which is still the case today and which over and over again a piece of the old is saved in the new and a complete liberation is postponed. Corresponding to the destruction of the barely unfolded feelings of freedom brought about by the victory of the state, private property, and church, the social struggles were mostly deprived of this element in its true sense and had to fail because of their basic authoritarian errors. So it has come to pass that error in this field is still more numerous and powerful than the truth. Nevertheless, there has never been a complete absence of representatives of the full and complete freedom known to us as anarchy , and their gradual occurrence will be described below, though at present still from scanty sources, which will first deepen and multiply the research hardly begun in this field , Unfortunately, even for antiquity, the Middle Ages, and until the nineteenth century, I can not use many sources, I can not trace many traces, and I must confine myself to excerpts and references.

* * *

Greek philosophers of the late period fought against the state cult and narrow nationalism of their more well-known predecessors; I mean Zeno, of which Prof. Georg Adler wrote in 1899 [2] ): “To the community of goods and the state omnipotence for the highest moral community life, as Plato preaches, was founded by Zeno, the founder of the Stoic School ( 342-270 BC), the free state-less community praised for the same purpose as the ideal of the future. “… Already a disciple of Socrates, Aristipp (the founder of the hedonistic school), had nothing from his view of selfish pleasure States want to do. According to his Raisonnement, the wise man knows of no more delectable good than freedom and must therefore seek to avoid state life, which at least partially suppresses individual freedom. Why a fatherland, “where every piece of earth from Hades [the place of the dead] is equidistant”? According to this, it can also be understood how, when asked whether he would prefer to belong to the ruling class or to the ruled class in the state, he was able to give Socrates the answer: “Neither of them!” And similar views are naturally also given to us by followers of Aristipp donated school handed down. “

“Another line of thought, which had to lead even more clearly into anarchism, was the doctrine of the state of nature which had arisen since the fifth century [BC]. Here was preached – the return to nature. The political literature paints prehistoric times as a kind of paradisiacal state of humanity, where, of course, the cultural assets were still lacking, but people lived happily in peace and harmony …. and here is the obvious … conclusion: that social harmony is the consequence of the needlessness of men in a state where no object attains a sufficiently great estimate to be considered a goal of strong desire and struggle. “

“The train of thought of this kind had to be followed by the cynical school on its own. The needless was their ideal of mankind, for he was independent of men and things, and therefore only truly free; consequently, as the age-declining political life of Hellas, their social ideal was, of course, a state more or less alike the one described above and so she really praised as the highest expressly the self-sufficiency of the first humans. At the same time, it was the harmonization of all that Homonoia, the goal of all ethical-political speculation of those days, given by itself. “

“Thus, the principle of needlessness in logical consequence of the negation of cultural needs led to the negation of all institutions of culture: marriage, property, the state. Of course, these last results-if we refrain from the abrogation of the family which Diogenes expressly proposed-are only hinted at by the cynical school itself (at least in the fragments of cynical literature preserved to us); but there are those bold consequences in the oldest system of the Stoa, which was closely connected with cynical ethics, and was openly expressed in the system of Zeno, a contemporary of Dikaearch. Unfortunately, we did not receive the same thing; after all, we are able to reconstruct from what we know about it through other authors, a sketch of the …. social ideals represented therein! “….” The first instinct for nature is the self-preservation instinct “….” for correction In the case of egoism, nature has given us a second impulse, which is inoculated for fellowship with other human beings, and this fellow-instinct, which naturally lives in us, leads by itself to justice and philanthropy, thus enabling only a lasting and happy community. If we now have the necessary insight, then we must necessarily live according to nature, consciously make the “life according to nature” the guiding principle of all our actions according to the principles just stated, and we must not care about things artificially stamped as goods Care, honor and the like. “

“As was the case with the Cynics, Zeno goes beyond the framework of Greek nationality, and resolutely postulates a cosmopolitanism, which in the age of Alexander’s empire, the barbarian and the Hellenic, forms a whole to one which men of oriental tribe had to fall twice as easy. ” [3] )

He opposed this by contrasting with Plato, who “could never deny the racial Hellenes,” and he was also an opponent of the state socialist ideas of the same:

Zeno, too, does not want to know anything about state omnipotence, tutelage, and regimentation, but he transfers the omnipotence of the law into the interior of men. as soon as these are only intelligible enough to follow their true natural impulses, they will all be filled with righteousness and love for their fellow-men, and harmony and harmony will reign, as in external nature, in the natural coexistence of men, and so on People will present the picture of a peacefully flocking herd, presenting in small a whole , like the cosmos ruled by a unified law in the great. “

“So all act according to the law of nature, which has come to life in the minds. And this law commands to love the next, even all, with whom one comes into contact …. “

“Where, however, everyone who comes to him is voluntarily granted, even if there is concord and love, there are no transgressions. And as a result, the court and the police are tied up here. “

Moreover, since man can follow the highest moral law, without the need for many words and instructions, the entire school of science …. are useless and cease to be taught; – since all naturally grow up, the grammar schools are also abolished – and since everyone knows to whom he fits, the bond of marriage is superfluous, and also in the regulation of relations between man and woman, nature and freedom become the widest Granted travel; – and likewise, where all have found the true relationship with God, and by their ways of life engage in the best worship of God, no state organization of worship or temple is needed; – and finally … no more money and no means of exchange are needed, since all economic traffic takes place through the direct surrender of the coveted products in kindness. “

“Here, then, the whole of humanity is conceived in its perfection, everything that is called compulsion is eliminated, the inner moral impulse as the sole, but also perfectly sufficient, regulator for the individual, as represented for the whole.”

Thus Zeno – summed up by G. Adler – through his brooding sense and his excessive dissolute imagination came to draw from the philanthropic – natural law principle of the cynical school all the consequences with which this school had even withheld from ancient Greek political instinct, and This is the first time in the history of the world that the theory of anarchism has been developed “…..

If Plato wants to achieve everything through the highest degree of coercion by the means of the state, Zeno leaves everything to “freedom, the moral law, which has been accepted into the interior of men, so that all state institutions cease to exist, the state concept itself evaporates.” Plato In Zeno hierarchical organization is “most perfect equality”: “Everyone works according to his (voluntarily applied) abilities and consumes according to his needs.” He lets “all peoples live in a constant tumult of mutual friendship and love [4] ) … . “

I can not judge this representation of Zeno’s ideas to my own knowledge, [5] just as little as the presumed history of his ideas, and to what extent his time and milieu influenced them, nor to what extent, by any influence by other precursors and movements and currents At any rate, Zeno had full confidence in man’s social drive and drew brilliant liberal conclusions from it. Even if his followers were unable to maintain their heights, yet from his insistent doctrine of the unity, equality and freedom of all men, which they realize themselves out of inner instinct, a power and warmth spreading over many centuries, which flowed in the darkest times, in the most rigid minds knew how to ignite some human emotions. This aftereffect is in the words of Dr. Paul Barths described [6] ):

The most effective were the Stoic principles, in that they applied ” natural law “ to legal questions, an ideal right of universal equality and consequent general freedom, since by nature all men are equal as partners in divine reason and therefore all are free. The Roman jurists of the imperial era were all imbued with this ideal right and sought the rigidly positive right to bring it to bear wherever it had a gap or where practical innovations made it necessary. “- In the third century Stoicism became displaced by Christianity. “… But once he was risen in the Renaissance, stoicism has greatly contributed to European culture. The world view of the educated in the 17th, 18th, and even in the 19th and 20th centuries is the “natural religion,” which, in contrast to the revelation, does not separate people into denominations, but unites all, ie, the belief in God, immortality, Retribution after death. It interweaves all modern European literature, appearing in Thomas More’s Utopia , where it forms the Utopian world view, in the Creed of the Savoy vicar in Rosseau’s Emile , in Schiller’s Three Words of Faith. Its chief root is stoicism, which taught that certain cognitions, including God, immortality, and virtue, constitute an innate common possession of humanity. And the Stoic natural law , which also awoke in the 16th century, was the ferment of all the ideas that transformed medieval society from the 16th to the 19th century into modern times …. “

All these connections earned a thorough study. Natural law was a liberal utopia in perpetuity, the admonishing conscience of positive law, which was as different from it as the immediate popular-minded doctrines of the church of the social utopia expressed in the equality of all before God and before death, the evil conscience the tyrants and the rich, who in fact never achieved a sufficiently satisfactory theoretical and moral justification of domination and possession, because even their most complaisant lawyers and priests were aware of natural law and the ideas of equality of the so-called natural religion, and they only by a thousand superficial subtleties could derive the actual state from the natural state. Natural law, in its origin, was certainly not speculation and fiction, but it was the result of the hitherto rebellious attempts and hopes of the liberal forces of humanity, of the progressive destruction of the old, self-evident common ownership of all on earth by the possessors and the enslavement of the masses in their free grouping by organized dictatorial minorities, the later states, were clearly aware.

Of course, the influence of natural law was a limited one, and it was mostly mentioned only in theory, to be avoided in practice, but it was one of the veins through which a living tradition and immortal hopes of freedom and equality through so many centuries though faint, they continued to flow, and it is the modern anarchy in which these ideas finally gain their fuller development. In John Toland’s Pantheisticon (Cosmopoli, 1720), the draft of a secret society for the dissemination of the ideas mentioned here in their then most developed form, z. For example, a passage from Cicero’s De republica (by the state) on the Natural Law [7] reads: “By this law we want to be governed and governed, not by the lying and superstitious fictions of the people. The imagined laws are neither clear nor general, nor the same nor ever effective. So they use very little, or rather, they benefit no one but those who interpret them …. “- Natural law stood at the cradle of international law , a first attempt to unite the common peoples against the self-ruling power of states. There were also social roots in natural law, which Grotius, Pufendorf, Thomasius (1688) began to develop; This was called the “principle of sociability,” and from the latin word “socialitas” used for that purpose quite involuntarily develops the word socialist . [8] )

Whether the word anarchy , which means non-domination and expressing in the language of many countries a tightening of the term disorder, had this meaning at the time of its first formation, I would like to doubt: the language would have chosen a direct word. The presence of the Greek “an-archia” indicates that there were persons who consciously rejected the rule, the state; it was only when they were opposed and persecuted that this label adhered to them in the sense of the most dangerous rebel in the existing order. [9] ) – The undisturbed development had the word in common with the German word (hence common ground, community), to which the word communist in the revolutionary sense sprang but late, while communiste as a legal term is older. [10] ) When, incidentally, the word communist was first used, it does not seem to be established. [11] )

The Stoic suggestions were interrupted by spiritual and material catastrophes, the onset of Christianity and the new peoples, and countless others; but the influence of the ancient Greek and Hellenistic opponents of the state, and friends of liberty and equality, also of the first internationalists, personified in Zeno, was never lost. [12] )


[2] History of Socialism and Communism from Plato to the Present. First (only) part. Until the French Revolution (Leipzig, 1899, X., 281 pp.), Pp. 46-91, 269. Cf. also the same. An Anarchist Doctrine of Antiquity (Die Zeit, Wien, No. 199, 1890). Stoicorum oeterum fraementa, hrse. by I. von Arnim, I, Zeno and Zenonis discipuli (Leipzig, BG Teubner) contains all the passages of ancient authors, which somehow affect Zeno. – Le s Premiers Stoïciens, by Han Ryner (Paris, 1906, p. 23).

[3] As noted by G. Adler after Rudolf Hirzei’s Ciceronian Studies , Zeno was of Semitic race, and his international ideas, which defeated the Old Hellenic traditions, were said to have been unpleasant to later Stoics. Perhaps it refers to the fact that according to Diogenes Laërtius, the ancient biographer Zenos, the director of the Pergamenian library, Athenodor, himself a Stoic, repudiated in the copies of the library, offensive passages in Zeno’s political work, which came from his youth! Incidentally, the later Stoics are also described as cosmopolitan-universalistic, which is explained as a transition from the antique citizenship to “Hellenistic indifferentism”.

[4] G. Adler adds on p. 51 that it must be kept in mind that similar ideas were later implicitly hinted at by thinkers like Lessing and Fichte , if only as the ultimate ideal of the future.

As sources called G. Adler: Denis, Le stoicisme (in Histoire des idees morales, I, pp. 237 ff.); Diehl, On the Ethics of the Stoic Zeno (Mainz, 1877); Pearson, Fragments of Zeno and Cleanthes (Cambridge, 1889); Ed. Wellmann, The Philosophy of the Stoic Zeno (Leipzig, 1874); P. Weygold, Zeno of Citium and his teaching (Jena, 1872); Poehlmann, Social Poets of the Greeks (in Fleckeisen’s Yearbooks, 1898), etc. – See also R. Poehlmann’s History of Antique Communism and Socialism and the Most Comprehensive Specialist Literature; also Prof. Paul Barth, The Stoa (Frommann’s classic of philosophy, XVI, Stuttgart, 1905). – Kropotkin accepted Zeno’s view (see La Science moderne …. 1913, p.

[6] The last cultural movement of antiquity (in Die Zeit, Vienna, No. 501 May 1904).

[7] Even Cicero, so moderate, wrote: “To the people who are under a king, much is lacking, and above all, freedom, which is not that we have a righteous Lord, but that we have no master (libertas, quae non in eo est ut iusto utamur domino, sedut nullo).

[8] In the Natural History Book of the Gottingen Professor Anton Bauer (third edition, Göttingen, 1825, preface Nov. 15, 1824) I find on page 27, note a the words: “…. the socialist system” ; I do not know the editions of 1807 and 1815. – Prof. Grünberg found the word socialism in an Italian writing from the end of the 18th century. It would be necessary to examine whether earlier natural law systems according to Thomasius (1688) occasionally contain this new formation. In the Co-operative Magazine and Monthly Herald (London, November 1827, p. 509 n.) The political economists of Mill (the Elder) and Malthus are juxtaposed with the communionists , or socialists ; the same author speaks Dec. 1827, p. 533, of the co-operative or communional, -or as accurately as either of the social (for the only truly social) sstem (the cooperative or common or just as well called the social system [because it’s the only seriously social]). It is well known that the word socialist would then be widely used for the Owenites in the thirties and forties of the last century. – In France, the word is first used in 1832 and 1834 in the Revue encyclopédique by Pierre Leroux; this regarded himself as its inventor. – See Origines des mots socialisme et solidarité (origin of the words socialism and solidarity), by Louis Pierre-Leroux, in the Revue libérale internationale (1894); Pierre Leroux, La Grève de Samarez , p. 255, etc.

[9] The understanding of the true meaning of the word anarchy was never completely lost. In the Pasquill Nouveau Mémoire pour servir à Vhistoire des Cacouacs directed against the liberal philosophers . (Amsterdam, 1758, 108 p., 12º) one reads “…. they also do not know any government. Anarchy (l’anarchy) is one of its chief principles: since they are convinced that chance has brought together the human individuals who were first destined to live individually in the woods, they want as little as possible from this one human nature so appropriate to remove “original facility” (and therefore live in tents to express their independence and freedom). Here, therefore, the word anarchy is used in a rational sense, and therefore it had to be intelligible even then. – Proudhon in Explications présentées au ministère public sur le droit de propriété (Declarations for Public Prosecutor on the Right to Property, in the Besançon Trial, 3 February 1842) declares the word ” anarchy” to him by the prosecutor, used in the sense of négation de souveraineté (negation of dominion); he believes in science and does not recognize anyone’s sovereignty. In his defense, adapting to the traditional language usage, he declared himself a non-anarchist, meaning friend of the order.

[10] According to Alberico Vespucci’s journey to America, 1501, translated by South American natives: “…. sy have kain aigen good, but all things are gemain, living in aain gemun on kunig and oberlewt, and a yeder is lord of his own “( 26th Annual Report of the Hist. Kreisvereins … Schwaben and Neuburg fd J. 1860 , Augsburg 1861, p. 117) – an example of German socialist idiom from the end of the Middle Ages, at the same time the suggestions, which socialism received through the expansion of the horizon in the age of discoveries.

[11] “Auteur communiste ” (Communist author) calls himself JAV d’Hupay de Fuvéa in a letter of 1782 in Restif’s Contemporaines volume XIX, 2nd edition (see PL Jacob, bibliophile [Paul Lacroix], bibliography …. de Resiif de la Bretonne, 1875, p. 210). – For the time being, I do not know any older job.

[12] In the articles Ethical and natural legal foundations of the socialism (new time), Stuttgart, 1911, II. S. 460 ff., 512 ff., 546 ff.), By M. Beer, much discussed here is more detailed, admittedly Marxist, discussed. Unknown to me is natural law and sociology by Adolf Menzel (Vienna 1912, p. 60).

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III. Von Karpokrates zu den Brüdern des freien Geistes

In den zwölf bis fünfzehn Jahrhunderten nach der letzten Blüte des griechischen Altertums, in welcher Zeit eben die freiheitlichen Ideen der Stoiker sich entwickelten, herrschte jede Art von Autorität. Der zeitweiligen Diktatur von Mazedonien folgte die dauernde eiserne Diktatur Roms, die nur von ihrerseits dem Cäsarenwahnsinn verfallenden mittel- und osteuropäischen Völkern gebrochen wurde. Unterdessen verdüsterte orientalischer Mystizismus die Geister und gewann in einer sich zuerst demokratischer, sogar kommunistischer Argumente bedienenden Abart, dem Christentum, eine noch heute andauernde Macht über Geist und Moral fast der ganzen Menschheit, so daß dieselbe noch jetzt in klägliche Unwissenheit und fanatischen Taumel gesetzt ist, eine geistige Unmündigkeit, die sich jede Regierung durch Jahrtausende zunutze machte. Jede ursprünglich gute Anlage der neu in die Geschichte eintretenden Völker ging im Kontakt mit der in Rom konzentrierten politischen und bald auch geistigen Autorität und der durch diese begünstigsten intensiven sozialen Ausbeutung unter oder entartete, und das Resultat war eine von der sogenannten Völkerwanderung bis heute reichende ununterbrochene Reihe von Kriegen und Intrigen der europäischen Staaten, deren jeder das alte Rom nachäfft und der Feind aller ist — und alle freiheitlichen Kräfte waren und sind noch ohnmächtig, daran das geringste zu ändern. Trotzdem sind sie am Werk, aber ihr Lauf ist ein kleiner Bach gegenüber dem Strom der Autorität, den ganze Völker jeden Augenblick mit ihrem Blut anzuschwellen bereit sind, während die Freiheit nur über kleine Minoritäten verfügt, die ihr viele Opfer brachten. Trotzdem hoffen wir, daß die Menschheit den Weg zur Freiheit sich bahnen wird.

So kam es, daß in diesen vielen Jahrhunderten auch die soziale Empörung meist autoritäre Formen annahm; wir finden diese in den politischen und sozialen Kämpfen der römischen Plebejer, den Zeiten von Marius, der Gracchen und Catilinas, den Sklavenkriegen mit Spartakus, und wir finden geistige Unterwürfigkeit und Resignation im kommunistischen Urchristentum und seinen Ausläufern, dem Mönchswesen, — doktrinären Fanatismus im religiösen Sektenwesen, den Häretikern aller Art, die nur ihre Machtlosigkeit hinderte, selbst Verfolger zu werden, — trübe Verwirrung in den Hoffnungen vieler, der Millennniumsgläubigen (Tausendjähriges Reich) usw., und matte Abkehr von der Welt in den unter sich irgendein religiöses Ideal, oft bei Gütergemeinschaft innerhalb der Gruppe, zu verwirklichen versuchenden Gläubigen. Für die Freiheit kommen all diese nicht in Betracht, weil in ihnen selbst wohl immer der Fanatismus die Achtung vor der Freiheit anderer erstickt hatte. Ein Julian Apostata, der sich zur griechischen Geistesfreiheit zurücksehnte, wiegt sie alle auf.

Gewiß aber gab es in all diesen sehr zahlreichen Bewegungen und von der Routine abweichenden Milieus einzelne, die durch dieselben oder auch neben denselben sich weiter entwickelten, ihre eigenen Wege gingen und jedenfalls den Sekten bald ebenso verhaßt waren, wie diese ihren eigenen Verfolgern. Oder es nahmen Leute ihr Schicksal in die eigene Faust, schlugen los und wurden als Rebellen oder Räuber vernichtet. Oder einzelne betrieben Studien, forschten den klaren Denkern des Altertums nach, was in der Zeit der christlichen Verdunkelung gefährlich war, sie experimentierten und erhoben sich über den Aberglauben ihrer Zeit, sie mochten gar sich auf weite Entfernung hin mit andern verständigen, durch geheime Gesellschaften oder gelehrte Verbindungen, die auch die arabisch-afrikanische Welt, in der eifrig studiert wurde, berühren mochten: durch all diese lebte die Freiheit weiter. Sie konnten nicht mehr Bücher schreiben und ihre Lehren Schülern übermitteln, sie mußten privat oder geheim handeln, und wir erfahren nur von denen, die entdeckt und ein Opfer ihrer Ideen wurden. Auch dann wird uns ihr „Verbrechen“, ihre „Irrlehre“ nur selten näher überliefert, und wir sind im Dunkel über ihre wahren Ideen. Wir wissen nicht, ob einige von ihnen ruhigen Geistes, nicht im Zustand einer Exaltation, die Ideen der Freiheit bis zu Ende durchdacht haben, aber viele haben wohl ihr möglichstes getan, und das herrschende System hatte in ihnen seine Todfeinde in sich, die es laut und still unaufhörlich bekämpften.

Man müßte das unendliche historische Material dieser Zeiten in all seinen Formen durchsuchen, um unter den vielen, die irgendwie als Feinde der Zustände furchtbaren geistigen und materiellen Drucks erscheinen, die bewußt antistaatlichen, wirklich frei denkenden Elemente herauszufinden, eine noch ganz ungelöste Aufgabe. Daher kann ich nur auf wenige Einzelheiten verweisen.

So wird der Gnostiker Karpokrates von Alexandrien hervorgehoben[13]), dessen Sohn Epiphanes seine Lehren in dem Buch Peri dikaiosynes (Ueber Gerechtigkeit) zusammen faßte; hiervon sind aber nur Auszüge in christlichen Schriften gegen Ketzer erhalten. Die Gerechtigkeit Gottes stellt sich für Karpokrates dar als eine Gemeinschaft mit Gleichheit (Koinonia met’ isotetos); gleich gewährt Gott allen alles. „Wie vom Sonnenlichte niemand mehr oder weniger als andere haben kann, so soll es mit allen Dingen und Genüssen gehalten werden. Und so ist es auch tatsächlich in der ganzen Natur. Ueberall sehen wir, daß den Lebewesen alle Speisen gemeinsam zu gleichmäßigem Genuß gewährt werden, und daß kein Gesetz dieses gottgewollte Verhältnis, das aller Uebereinstimmung hervorbringt, stört.“ „…. Auch [über die Zeugung] gibt es kein geschriebenes Gesetz, das sich als von Gott stammend dokumentiert…. Hier, wie sonst immer hat Gott gleichmäßig allen alle Güter geschenkt.“ — Gott, der uns die Begierde einpflanzte, ordnete dadurch an, daß wir sie brauchen sollen und nirgendwo austilgen, so wenig wie andere Lebewesen ihre Begierden zügeln …

Die Karpokratianer gehörten also zu den ersten, welche das Recht aller auf alles bis zu den äußersten Konsequenzen anerkannten und durchzuführen suchten, sie wurden verfolgt und aufgerieben, was nicht verhinderte, daß seit jener Zeit, der Mitte des zweiten Jahrhunderts, die gleichen Ideen immer wieder von einzelnen, lokalen Gemeinschaften oder weitverbreiteten, geheime Internationalen bildenden Sekten verbreitet und in ihrem Kreis verwirklicht wurden. Die Religion bildete hier das Naturrecht, die reine Form, an die man von der Verderbtheit der herrschenden Pfaffenreligion appellierte. Für Weiterdenkende waren Gott und Natur identisch, und die nicht ganz ausgestorbene Wissenschaft war ihr Leitfaden. Die Propaganda und auch die Vorsicht, sowie die allgemeine Gewohnheit brachten die religiöse Umhüllung zustande. Es war schon lebensgefährlich, an der offiziellen Religion zu zweifeln, es wäre tödlich gewesen und unverstanden geblieben, von Anfang an jede Religion zu leugnen. Wie weit die innersten Kreise der Sekten gingen, wissen wir ja nicht, und ebensowenig, inwieweit die sehr verbreitete Verwerfung aller damaligen Gesetze und Behörden eine prinzipielle Verwerfung jeder Autorität für die Sektenmitglieder bedeutete. Jedenfalls war die Idee, daß Gott oder die Natur in jeden die Fähigkeit gelegt habe, sein eigenes Gesetz zu machen, also frei zu sein und andere frei zu lassen, ebenso verbreitet, wie die des freiesten Kommunismus, der freien Verfügung aller über alles. Nicht alle aber erreichten diese Konsequenz, und neben den anarchistischen Sekten gab es, vielleicht in ähnlicher Proportion wie heute, gemäßigte Sekten aller Art, die sich — wie leider auch heute — als das größte Hindernis erwiesen: dem Atheismus und Anarchismus jener Zeiten standen die Reformsekten, der spätere Protestantismus und das aufstrebende Bürgertum so verhängnisvoll im Wege, wie heute die Sozialdemokratie und ähnliche Richtungen sich zwischen das herrschende System und die Revolution stellen.

Es ist unendlich schwer, in der Ketzer-, Sekten- und Revolutionsgeschichte des späteren Altertums und Mittelalters die wirklich freiheitlichen Elemente herauszufinden, da man kaum begonnen hat, die sozialen, politischen und freidenkenden Elemente im allgemeinen aus ihrer religiösen Verhüllung oder der Entstellung ihrer Taten durch die stets reaktionären Chronisten herauszuschälen.[14])

Da übersetzte mir z. B. vor vielen Jahren schon Dr. A. Atabekian aus der Geschichte Armeniens von Tschamtschianz, einem dreibändigen armenischen Werk, Venedig, 1795; II, S. 884ff., was dort von Smbate aus dem Dorf Zarehavan erzählt wird, der von den neo-manichäischen Pavlikianern und einem Perser Mdsusik in seinen Ideen beeinflußt, im Distrikt Thondrak unter christlicher Maske Irrlehren verbreitet haben soll. Er leugnete das künftige Leben, die Vorsehung, den heiligen Geist, alle kirchlichen Riten, alle Glaubenslehren, die Existenz von Sünde und Bestrafung: „er leugnete all und jedes Gesetz und jede Autorität … und er war wie eine Inkarnation des in einen leuchtenden Engel verwandelten Teufels.“ — Also jedenfalls ein prächtiger Mensch, dessen Ende, das traurig genug gewesen sein mag, ich nicht kenne, vielleicht ein überzeugter Anarchist — oder auch nur ein Rebell oder ein Rationalist, dem der Chronist, weil er schon dabei ist, die ganze Liste der Versündigungen gegen den geheiligten Aberglauben und seine Vertreter mechanisch zuschreibt; nur eine Einzeluntersuchung kann diesen Fall vielleicht aufklären, und so steht es mit dem ganzen übrigen, fast ungesichteten Material.[15])

Am sichersten scheint festzustehen, daß, etwa an die Worte von Paulus an die Galater: „Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz“ anknüpfend, die pantheistische Idee, Gott durchdringe die ganze Natur, die Seele des Menschen sei ein Teil Gottes, in manchen die Ueberzeugung einer Einheit mit Gott entstand, die sie über das Menschengesetz stellte. Sie teilten also so ziemlich den Standpunkt der Karpokratianer und gelangten, wie diese, zur Anerkennung und, wo sie konnten, zur Ausübung des freiesten Kommunismus, was sich, da ihnen alle anderen Betätigungen, etwa offene Siedlungen, verschlossen waren, auf ihre private Lebensweise beschränkte — Grund genug, sie der vernichtendsten Verfolgung preiszugeben. Diese Ideen wurden in gemäßigter Form von Amaury aus Bène (Amalrich von Bena), einem Pariser Universitätslehrer († 1204) vorgetragen. Von seinen Schülern verbreitet, von Ortlieb aus Straßburg nach Deutschland gebracht, fanden diese Ideen in den längst empfänglichen mystischen Kreisen die überzeugtesten und opferwilligsten Anhänger, die sogenannten Brüder und Schwestern des freien Geistes, die sich außerhalb der Gesellschaft und ihrer Gesetze, Sitten und Gebräuche stellten und von der Gesellschaft auf den Tod bekämpft wurden.[16]) — ln den letzten Jahrhunderten des Mittelalters waren das südliche Frankreich, das Land der Albigenser, Teile von Deutschland bis nach Böhmen hinein und der Niederrhein bis Holland und Flandern, neben Teilen von England, Italien und wohl auch dem katatonischen Spanien Stätten lebhaften Sektentreibens, wobei aber die nur mystisch religiösen und die streitbaren autoritären Elemente weitaus überwogen. Die freiesten Ideen mochten einige Denker und Forscher hegen, die erwähnten Gruppen vom freien Geiste, und gewisse im Gegensatz zu den autoritär-nationalistischen Hussiten sich entwickelnde tschechische Gruppen von bewußter Friedfertigkeit, ausdauerndem Assoziationsgeist und Verzicht auf weltliche Herrschaft. Peter Chelčicky soll eine Art Tolstoi seiner Zeit gewesen sein, und die Ausläufer seiner Bewegung, die Böhmisch-Mährischen Brüder, hielten noch lange zusammen, verloren aber den antiautoritären Geist, der Chelčicky und seine engsten Genossen wirklich beseelt zu haben scheint.[17])

Holland und Flandern wurden allmählich ein Asyl für die gemäßigten Sekten; die freiheitlichen wurden aber dort auch grausam verfolgt. Eine solche sollen die Klompdraggers oder Kloeffers vom Ende des 14. Jahrhunderts gewesen sein.[18]) Dort spielte sich auch die Bewegung der sogenannten Loisten oder Libertiner von Antwerpen ab, die Georges Eekhoud so anschaulich geschildert hat in dem Buch: Les Libertins d’Anvers. Légende et Histoire des Loïstes(Paris, 1912, 403 S.)[19]).

Weiter möchte ich in dieses unsichere Gebiet nicht einzudringen versuchen.


[13] G. Adler, a. a. O., S. 77—80: Der kommunistische Anarchismus der Karpokratianer; er benutzt Hilgenfelds Ketzergeschichte des Urchristentums (1884).

[14] Neben einigen spätheidnischen oder islamitischen Quellen und einigen gemäßigten theologischen Sektenschriften ist alles Material nur von christlichen Fanatikern aufbewahrt, Kirchenvätern, Chronisten, und in spätmittelalterlichen Prozeßakten. Hieraus wurden seit Jahrhunderten Dogmen- und Ketzergeschichten zusammengestellt, aus denen man ganze Ketzerlexika herauszog, in denen zahllose Einzelheiten mechanisch verzeichnet sind; z. B. Pansebeia: or a View of all Religions . .. also, a Discoveru of all known Heresies .. von Alexander Ross, ein umfangreicher Ketzerkatalog (4. Auflage, London, 1672); Kritische Geschichte des Chiliasmus (Frankfurt und Leipzig, 1781—83); Le Panthéisme …, par Francois Bouvier (Mons, zirka 1833); Dictionnaire universel des Hérésies, aes Erreurs et des Schismes, vom Abbé M. T. Guyot (Lyon; Paris, 1847) usw. — Aber auch Freidenker häuften dieses Material an und versuchten es zu sichten; so Pierre Bayle in seinem berühmten Dictionnaire historique et critique, dessen dritte Ausgabe, mehr als 3000 Folioseiten, in Rotterdam von 1714 bis 1720 in 4 Bänden gedruckt wurde, und der Anarchist Sylvain Maréchal in seinem Dictionnaire des Athées anciens et modernes (Paris, Jahr VIII, LXXVI, 524 S., 8º); dieses Atheistenwörterbuch umfaßt auch viele anarchistische Vorläufer. Ein erweiterter Neudruck erschien in Brüssel, 1833 (hiervon eine Titelausgabe, Paris 1853). — Natürlich vertieften theologische und historische Spezialuntersuchungen diese unkritischen Anhäufungen, und hierauf bauen wieder sozialhistorische und freidenkerische Zusammenfassungen. So besonders Prof. Georg Adlers bereits erwähnte unvollendet gebliebene Geschichte des Sozialismus (1899), die marxistische Geschichte des Sozialismus in Einzeldarstellungen, verschiedene Arbeiten von Karl Kautsky und die ersten Teile von M. Beers kleiner Allgemeinen Geschichte des Sozialismus und der sozialistischen Kämpfe (1922), einer sehr informierenden Einführung in dieses Gebiet. Von freidenkender Seite aus suchen in den Gegenstand einzudringen z. B. W. E. H. Leckys History of the Rise and Influence of the Spirit of Rationalism in Europe (Geschichte der Entstehung und des Einflusses des rationalistischen Geistes in Europa), Neudruck der Rationalist Press, London, 1910, 2 Bde.; Edward Clodd, Pioneers of Evolution. From Thaies to Huxley (London, 1907); Fritz Mauthners große Geschichte des Atheismus; vgl. auch J. M. Wheelers Biographical Dictionary of Freethinkers … (London, 1889). — Von anarchistischer Seite ist noch nicht ausdauernd geforscht gesichtet und geerntet worden.

[15] Un précurseur anarchiste (ein anarchistischer Vorläufer) ist z. B. der Abdruck aus einem täglichen Blatt im Supplément der Temps Nouveaux (Paris, Band II, S. 556—57) überschrieben, in dem der Türke Dr. Abdullah Djevdet über den syrischen Dichter des 10. Jahrhunderts Ebu-Ala-el-Muarrit der übrigens vielfach gedruckt wurde, interessant berichtet, ohne doch anarchistische Ideen irgendwie zu beweisen; allerdings kenne ich eine in Aussicht gestellte weitere Arbeit über den Dichter nicht. — Oder man erzählt der schwedische Dichter Lasse (Lars) Johansson, genannt Lucidor (1638—1674) sei vielleicht ein Vorläufer des Anarchismus in Schweden, ohne daß ein Beweis dafür angetreten wird; vgl. Haakon Lerouge in L’Idée anarchiste, Paris, 10. April 1924. — Es gibt zahlreiche sozialkritische und freiheitsschwärmende Dichter, die deshalb doch dem Anarchismus fernstehen, weil sie trotz allem Autoritäre waren. Juvenal und François Villon und Byron schrieben wahrscheinlich schärferes als der mir unbekannte Lucidor, und doch nennt sie niemand anarchistische Vorläufer. Nur wer bewußt die Autorität in jedem Fall verwirft, ist Anarchist. Daß zahllose Leute, jeder vernünftige Mensch, auf Schritt und Tritt die Autorität mit Füßen treten, beweist nur, daß die Freiheit das Lebenselement des Menschen ist und der konsequente Autoritär ein Unding.

[16] Vgl. Haupt, Beiträge zur Geschichte der Sekte vom freien Geiste (Zeitschrift für Kirchengeschichte, Bd. VII, Heft 1, Gotha, 1884); Jourdain, Sources philosophiques des hérésies d’Amaury de Bène et David de Dinant, in Actes de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, I, 26; Jundt, Histoire du panthéisme populaire au moyen âge (Paris, 1875); die Schriften von W. Preger usw., alles mir jetzt unzugänglich.

[17] Ob die sogenannten Adamiten, die 1421 auf ihrer Insel in der Naser von Zizka, dem Hussitenführer, vernichtet wurden, mit ihrer tatsächlichen Betätigung der Idee, daß der Mensch als Teil Gottes sündenfrei sei und daher jedem seiner Triebe folgen dürfe, wirklich den Brüdern des freien Geistes nahestehen, oder ob sie doch nur eine der fanatisierten hussitischen nationalkommunistischen Gruppen bildeten, kann ich nicht entscheiden. Die Fortsetzerdieser Sekte suchten sich den Böhmisch-Mährischen Brüdern zu nähern. Vgl. Josef Svátek, Kulturhistorische Bilder aus Böhmen, (Wien, 1879, S. 97—117: Adamiten und Deisten in Böhmen).

[18] E. Armand in L’en dehors (Orleans. Nr. 44, l.Okt. 1924) machte kürzlich auf diese aufmerksam nach Mertens und Torfo, Geschiedenis von Antwerpen.

[19] Teilweise vorher erschienen in der Société Nouvelle (Mons, 1908—10). — Vgl. auch Julius Frederichs, De Secte der Loisten of Antwerpsche Libertijnen (1523—1545). Eligius Praystinck (Lou de Schaliedecker (Loïet le Couvreur]) en zijn aanhangers (Cent; mag, 1891, LX, 64 S.).

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III. From Karpocrates to the brothers of the free spirit

In the twelve to fifteen centuries after the last flourishing of Greek antiquity, during which time the free ideas of the Stoics developed, there was every kind of authority. The temporary dictatorship of Macedonia was followed by the perpetual iron dictatorship of Rome, which was only broken by the Central and Eastern European peoples who were decaying from Caesarean madness. Meanwhile, Oriental mysticism darkened the spirits and, in a variety that was at first democratic, even communistic, Christianity, gained a still-present power over the spirit and morality of almost all of humanity, so that it is still set in pitiful ignorance and fanatical raptures , a mental immaturity that took advantage of every government through millennia. Any originally good investment of new peoples in the history went under or degenerated in contact with the concentrated in Rome political and soon also spiritual authority and by this most favored intensive social exploitation, and the result was an uninterrupted from the so-called peoples migration to today A series of wars and intrigues of the European states, each of which emasculates the ancient Rome and is the enemy of all – and all the liberal forces were and are still powerless to change the least. Nevertheless, they are at work, but their course is a small stream opposite the stream of authority that peoples are ready to swell with their blood at any moment, while freedom has only small minorities that made many sacrifices. Nevertheless, we hope that humanity will pave the way to freedom.

Thus it came about that in these many centuries social indignation also assumed mostly authoritarian forms; we find these in the political and social struggles of the Roman plebeians, the times of Marius, the Gracchi and Catilinas, the slavery wars with Spartacus, and we find spiritual subservience and resignation in early Communist Christianity and its foothills, monasticism, doctrinaire fanaticism in the religious Sectarians, heretics of all kinds, who only hindered their powerlessness to become themselves persecutors, – muddled confusion in the hopes of many, the Millennium faithful (millennium kingdom), etc., and dull abandonment of the world in itself some religious ideal, often in community of property within the group, believers trying to realize. All these are out of the question for freedom, because fanaticism has always stifled respect for the freedom of others. A Julian Apostata, who longed for Greek spiritual freedom, weighs them all up.

Certainly, in all these very numerous movements and environments deviating from the routine, there were individuals who went their separate ways through the same or beside them, and at any rate were as hateful to the sects as they were to their own persecutors. Or people took their fate into their own hands, set off and were destroyed as rebels or robbers. Or, individual studies, exploring the clear thinkers of antiquity, which was dangerous at the time of Christian obscuration, experimenting and rising above the superstition of their time; they might even at a distance distance themselves with others, through secret societies, or learned connections, which also touched the Arab-African world, in which eagerly studied, through all these the freedom lived on. They could no longer write books and transmit their teachings to students, they had to act privately or privately, and we only hear from those who have been discovered and become victims of their ideas. Even then, their “crime,” their “heresy,” is seldom brought nearer to us, and we are in the dark about their true ideas. We do not know if some of them have peaceful minds, not in a state of exaltation, the ideas of freedom thought through to the end, but many have probably done their utmost, and the ruling system had in them his mortal enemies in it, the loud and quietly fought incessantly.

One would have to search the infinite historical material of these times in all its forms, in order to find out among the many, who seem somehow the enemies of conditions awful intellectual and material pressure, the consciously anti-state, really free-thinking elements, a still unsolved task. Therefore, I can only refer to a few details.

Thus the Gnostic Karpocrates of Alexandria is emphasized [13] , whose son Epiphanes summarized his teachings in the book Peri dikaiosynes (On Justice); Of these, however, only extracts from Christian writings against heretics are preserved. The righteousness of God presents itself to Karpocrates as a community of equality (Koinonia met ‘isotetos); God immediately gives everything to all. “As of the sunshine no one can have more or less than others, so it shall be kept with all things and pleasures. And so it is indeed in the whole nature. Everywhere we see that all living things are given to all living things together to equal enjoyment, and that no law interferes with this divine relationship, which produces all harmony. “” …. There is no written law concerning the generation documented here as coming from God …. Here, as always, God has equally given all goods to all. “- God, who planted us the desire, ordered by it that we need them and nowhere to eradicate, as little as others Living things curb their desires …

The Karpokratians were therefore among the first to seek and enforce the right of all to the utmost consequences; they were persecuted and annihilated, which did not prevent the same ideas ever since that time, the middle of the second century disseminated by individual, local communities, or widespread, secretive international cults and realized within their circle. Here religion formed the natural law, the pure form, to which one appealed for the depravity of the ruling priestly religion. For followers, God and nature were identical, and the not-completely-extinct science was their guide. The propaganda and also the caution, as well as the general habit brought about the religious wrapping. It was life-threatening to doubt the official religion, it would have been fatal and misunderstood to deny any religion from the beginning. How far the innermost circles of the sects went, we do not know, and just as little, to what extent the very widespread rejection of all former laws and authorities meant a fundamental rejection of any authority for the sect members. In any case, the idea that God or nature had the ability to make one’s own law, that is, to be free and free others, was just as widespread as that of freest communism, the free disposal of all over everything. But not all achieved this consequence, and in addition to the anarchist sects, there were, perhaps in similar proportions as today, moderate sects of all kinds, which – as unfortunately today – proved the greatest obstacle: the atheism and anarchism of those times were the reform sects later Protestantism and the rising bourgeoisie are so disastrous in the way that today social democracy and similar tendencies place themselves between the ruling system and the revolution.

It is infinitely difficult, in the heretic, sect and revolutionary history of later antiquity and the Middle Ages, to find out the truly liberal elements, since one has barely begun to exploit the social, political and free-thinking elements in general out of their religious veiling or misrepresentation of their deeds The always reactionary chroniclers herauszuschälen. [14] )

Since translated me z. B. many years ago already Dr. A. Atabekian from the history of Armenia by Tschamtschianz, a three-volume Armenian work, Venice, 1795; II, p. 884ff., Which is told there by Smbate from the village of Zarehavan, who influenced the ideas of the Neo-Manichaean Pavlikians and a Persian Msusik in his ideas, and who in the district of Thondrak spread false teachings under Christian mask. He denied future life, providence, the Holy Spirit, all church rites, all beliefs, the existence of sin and punishment: “He denied all and every law and every authority … and he was like an incarnation of the one shining in one Angels turned devils. “- Anyway, a magnificent person whose end, which may have been sad enough, I do not know, maybe a staunch anarchist – or even a rebel or a rationalist whom the chronicler, because he is already to mechanically attribute the whole list of the sinners against the sanctified superstition and its representatives; only a single examination may clarify this case, and so it is with all the rest, almost unsubstantiated material. [15] )

It seems most certain that, for example, Paul’s words to the Galatians: “But if the spirit rules, then you are not under the law,” the pantheistic idea, God permeates all nature, the soul of man is one Part of God, in some of which the conviction of a unity with God, which placed them above the law of man, arose. So they pretty much shared the point of view of the Karpokratians and, like them, came to recognize and, where possible, to practice the freest communism, which, since all other activities, such as open settlements, were closed to their private way of life – Reason enough to divulge it to the most devastating pursuit. These ideas were moderated by Amaury from Bène (Amalrich of Bena), a Paris University teacher († 1204) recited. Disseminated by his disciples, brought from Strasbourg to Germany by Ortlieb , these ideas found in the long-awaited mystical circles the most convinced and most devoted followers, the so-called brothers and sisters of the free spirit, who stood outside society and its laws, customs, and customs and were fought by society for death. In the last centuries of the Middle Ages, southern France, the land of the Albigenses, parts of Germany as far as Bohemia, and the Lower Rhine to Holland and Flanders, were lively alongside parts of England, Italy, and probably also the Catatonic Spain Sectarianism, but the only mystical religious and the belligerent authoritarian elements far outweighed. The freest ideas may be found in some of the thinkers and explorers, the groups of the free spirit mentioned above , and certain Czech groups that evolve, in contrast to the authoritarian-nationalist Hussites, of conscious peaceableness, enduring spirit of association, and renunciation of secular rule. Peter Chelčicky is said to have been a kind of Tolstoy of his time, and the foothills of his movement, the Bohemian-Moravian brothers, held together for a long time, but lost the anti-authoritarian spirit that seems to have really inspired Chelčicky and his closest comrades. [17] )

Holland and Flanders gradually became an asylum for the moderate sects; but the libertarians were cruelly persecuted there. Such were the Klompdraggers or Kloeffers from the end of the 14th century. [18] ) There also played the movement of the so-called Loisten or Libertiner of Antwerp, which Georges Eekhoud has so vividly described in the book: Les Libertins d’Anvers. Légende et Histoire des Loïstes (Paris, 1912, 403 p.) [19] ).

Furthermore I do not want to try to penetrate into this uncertain area.


[13] G. Adler, op. Cit., Pp. 77-80: The Communist Anarchism of the Karpokratians; he uses Hilgenfeld’s heretic history of early Christianity (1884).

[14] In addition to some late pagan or Islamic sources and some moderate theological sects, all material is kept only by Christian fanatics, church fathers, chroniclers, and in late medieval lawsuits. For centuries, dogmatic and heretic tales have been compiled from these, from which whole heretic encyclopedias have been extracted, in which innumerable details are mechanically recorded; z. B. Pansebeia: or a View of All Religions. .. well, a discovery of all known heresies .. by Alexander Ross, a comprehensive catalog of heretics (4th edition, London, 1672); Critical History of Chiliasmus (Frankfurt and Leipzig, 1781-83); Le Panthéisme …, by Francois Bouvier (Mons, circa 1833); Dictionnaire universel des Hérésies, aes Erreurs et des Schismes, by Abbé MT Guyot (Lyon, Paris, 1847), etc. – But even freethinkers amassed this material and tried to sift it; Pierre Bayle wrote in his famous Dictionnaire historique et critique, whose third edition, more than 3,000 folio pages, was published in Rotterdam from 1714 to 1720 in 4 volumes, and the anarchist Sylvain Maréchal in his Dictionnaire des Athées anciens et moderne (Paris, year VIII , LXXVI, 524 p., 8º); This atheist dictionary also includes many anarchist forerunners. An enlarged reprint was published in Brussels, 1833 (of which a title edition, Paris 1853). – Of course, theological and historical special investigations deepened these uncritical accumulations, and on that again build socio-historical and freethinking summaries. So particularly Prof. Georg Adler’s already mentioned unfinished history of socialism (1899), the Marxist history of socialism in individual representations , various works by Karl Kautsky and the first parts of M. Beers little general history of socialism and socialist struggles (1922) , a very informative introduction to this area. From freidenkender side looking into the object penetrate z. BWEH Lecky’s History of the Rise and Influence of the Spirit of Rationalism in Europe , Reprint of the Rationalist Press, London, 1910, 2 vols .; Edward Clodd, Pioneer of Evolution. From Thaies to Huxley (London, 1907); Fritz Mauthner’s great history of atheism; see. also JM Wheeler’s Biographical Dictionary of Freethinkers … (London, 1889). – From the anarchist side has not been perseveringly researched sighted and harvested.

[15] Un précurseur anarchiste (an anarchist precursor) is z. For example, the reprint from a daily paper in the Supplément des Temps Nouveaux (Paris, Vol. II, pp. 556-57), in which the Turkish poet Dr. By the way, Abdullah Djevdet was widely printed about the Syrian poet of the 10th century, Ebu-Ala-el-Muarrit , interestingly narrated, but without somehow proving anarchist ideas; however, I do not know any prospective further work on the poet. – Or one tells the Swedish poet Lasse (Lars) Johansson , called Lucidor (1638-1674) is perhaps a forerunner of anarchism in Sweden, without any proof is taken up; see. Haakon Lerouge in L’Idée anarchiste , Paris, April 10, 1924. – There are many sociocritical and libertine poets who are therefore aloof from anarchism because, despite everything, they were authoritarian. Juvenal and François Villon and Byron probably wrote sharper than Lucidor, unknown to me , yet no one calls them anarchist precursors. Only those who knowingly discard authority in any case are anarchists. The fact that countless people, every reasonable person, tramples on authority at every turn, proves only that freedom is the element of life of man and consistent authoritarianism an absurdity.

[16] Cf. Haupt, Contributions to the History of the Free Spirit Sect (Zeitschrift für Kirchengeschichte, Vol. VII, No. 1, Gotha, 1884); Jourdain, Sources philosophiques des hérésies d ‘Amaury de Bène et david de Dinant , in Actes de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, I, 26; Jundt, Histoire du panthéisme populaire au moyen âge (Paris, 1875); the writings of W. Preger, etc., everything now inaccessible to me.

[17] Whether the so-called Adamites, who were annihilated on their island in the Naser of Zizka, the Hussite leader, in 1421, with their actual operation of the idea that man, being part of God, was sinless and therefore allowed to follow every one of his instincts, really did I can not decide for brothers of the free spirit , or if they only formed one of the fanatical Hussite national Communist groups. The continuations of this sect sought to approach the Bohemian-Moravian Brothers. See Josef Svátek, Cultural Historical Images from Bohemia, (Vienna, 1879, pp. 97-117: Adamites and Deists in Bohemia).

[18] E. Armand in L’en dehors (Orleans, No. 44, Oct., 1924) recently drew his attention to Mertens and Torfo, Geschiedenis of Antwerp.

[19] Partially previously published in the Société Nouvelle (Mons, 1908-10). – See also Julius Frederichs, De Secte the Loisten of Antwerp Libertijnen (1523-1545). Eligius Praystinck (Lou de Schaliedecker (Loïet le Couvreur)) en zijn aanhangers (Cent, mag, 1891, LX, 64 pp.).

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IV. Rabelais und die Utopisten

Das Aufblühen der Städte in den letzten vier Jahrhunderten des Mittelalters gab der durch viele Generationen fast zersplitterten oder an die Klöster und einige Höfe gebundenen Zivilisation den neuen Nährboden, auf dem allein sie sich zu ihrer jetzigen Stufe entwickeln konnte. Im übrigen sehe ich in der mittelalterlichen Stadt, auch mit ihren Städtebünden und Kampf gegen den Staat, nicht das von anderen, z. B. von P. Kropotkin, darin erblickte freiheitliche Element. Die Städte waren wohl nie freie Gemeinwesen, sondern entstanden in Zeiten bereits vorgeschrittener staatlicher Entwicklung als Handels-, Regierungs- und als militärische Verteidigungszentren, auch im Fall von Kolonisation als expansionslustige Stadtstaaten. Der römische Friede paßte den Städten, die Roms Herrschaft ertrugen. Durch den Fall der Macht Roms, der die Handelsrouten abschnitt und die reichen Städte am meisten der Plünderung und Zerstörung aussetzte, wurden dieselben furchtbar getroffen und brauchten Jahrhunderte, sich zu erholen. Nach Konsolidierung der kontinentalen Zustände durch den Karolingerstaat geschah dies aber rasch, und seitdem trieben die Städte reine Machtpolitik, als Manufaktur- und Handelstrust gegen die ackerbautreibende und Rohstoffe produzierende Bevölkerung. Wo die Städte herrschen konnten, herrschten sie als harte Sieger. Im Innern behauptete sich ihre plutokratische Oligarchie mit allen Mitteln der Autorität gegen die ökonomisch Schwächeren, und den großen Städtebünden steht eine wahrscheinlich größere Masse von Städtefehden und tätlicher Rivalität gegenüber. Kurz, die Städte suchten um die Wette mit dem sich durch die großen Reiche und durch die Teilfürsten verstärkenden Staat eine römische Autorität und ihr möglichst größtes Monopol und Privileg herzustellen, und nachdem sie und der Staat sich nicht besiegen konnten, teilten sie sich schließlich in die Macht, und in der Neuzeit lastet der Druck beider auf dem Volk: die Gemeinde ist ihm nie ein Schutz, sie ist ihm nur eine Verdoppelung des Staates und lastet auf ihm wie dieser. Die Trennung zwischen Stadt und Land, zwischen Bürger und Bauer, die Roms Unglück war und die das Mittelalter hätte mildern können, — der Egoismus der Städte hat sie intensifiziert und vorläufig verewigt. In sozialer Hinsicht schritten die Städte dem Kapitalismus entgegen, und ihre die Bürger vereinigenden Einrichtungen lösten sich auf oder wurden als Fesseln empfunden. Gewiß mag das städtische Kunsthandwerk geblüht haben, aber die Kunst, die Forschung, der freie Gedanke suchten andere Wege: ihnen waren die Städte zu eng. In einigen begünstigten Städten, wie etwa Brügge, Florenz, Venedig, Augsburg gab es Perioden höchster sozialer und künstlerischer Blüte, deren Wurzeln gewiß freiheitlich solidaristische sind, die aber auch mit wirtschaftlicher Monopolstellung, lokaler Tyrannis oder Oligarchie, Mäzenatentum und ähnlichen autoritären Faktoren eng verbunden sind. Nur das genaueste Studium, das besonders für die florentinische Geschichte ein reges ist, kann hier ein genaues Urteil ermöglichen. Jacques Mesnil, La Cioilisation au XVe siècle (Die florent. Zivilisation im 15. Jahrhundert) im Mercure de France, März 1909, ist hier beachtenswert, ein Bruchstück aus den großen Arbeiten des Verfassers über das mittelalterliche Florenz, dem sein Buch über Masaccio bald folgen wird.

Man strebte allseits neuer Autorität entgegen, dem römisch-deutschen Kaiserreich und den französischen, spanischen, englischen, bald auch türkischen und russischen Großstaaten, der Macht der Städte und des Adels, und die Neuzeit beginnt eigentlich schon mit Karl dem Großen. Das Zeitalter der Entdeckungen, hierauf das der Besitznahme der bisher unzugänglichen Kontinente folgte, eine imperialistisch-autoritäre Zeit, wie die unsrige. Wie in unserer Zeit konnte die Freiheit nur ihr Haupt verhüllen — und doch ging sie ihren stillen Gang weiter.

Die großen politischen und sozialen Kämpfe freilich, die Reformation (der Kampf gegen die Privilegien und um den Besitz der Kirche) und die Bauernkriege Wat Tylers, der Jacques, des Bundschuh und des Armen Konrad, vollzogen sich im Zeichen der Religion und der Macht- und Reformpolitik, und sie förderten nur die unaufhaltsame kapitalistische Entwicklung. Die siegreichen Staaten wurden immer stärker, die staatliche und die kapitalistische Mentalität bildeten sich nun erst recht aus.[20])

Errungenschaften und Faktoren der geistigen Freiheit waren in dieser Zeit vor allem die Wiederentdeckung des klassischen Altertums und die Erfindung des Buchdrucks. Nun war eine farbenreichere und intelligentere internationale geistige Grundlage hergestellt, als der gemeinsame Aberglaube und die gemeinsame Unwissenheit sie geboten hatten, wenn auch schon gewisse Universitätszentren, die wandernden Erzählungsstoffe, zuerst die Märchen des Ostens, dann die Mythen und Sagen des keltischen Westens etwas internationalen Bildungsgrund gelegt hatten. Die Renaissance und der Humanismus, Manifestationen geistig befreiter Kreise, denen auch politische, religiöse und soziale Kritik naheliegen mußten, waren der Autorität und dem entfesselten Interessenkampf gegenüber zu schwach, und das Resultat waren intensivere, dauerndere Feindschaften und innere Knechtung und innerer Kampf als nur je zuvor. So wurde die Renaissance selbst nur zur Zeit der Borgia, bald der Inquisition, der Jesuiten und der Gegenreformation, und der Humanismus wurde zur Aera der Schulphilologen und der geistigen Perrücken- und Zopfzeit.

Die neuen Welten brachten die Goldgier, die Syphilis, die Vernichtung oder Versklavung der Ureinwohner, den Negersklavenfang und – handel und unzählige Raubkriege, das Wiederaufblühen des Seepiratentums der Wikinger – und Normannenzeiten; sie inspirierten nur die Verfasser von Utopien[21]), die sich aber selten über den Geist ihrer Zeit heraushoben, wenn man sie näher betrachtet. Es entsteht die Traum- und Wunschform der glücklichen Inseln, Eldorados, nachdem schon seit Jahrhunderten die Brandanuslegende, das Land des Priesters Johannes, Reflexe der Alexanderzüge, der Marco Polo- und John Maundeville- Reisen, die erträumten Zeiten der Tafelrunde König Arthurs und der Graltempelritter, die Hoffnung- und Wunschphantasie genährt hatten.

Der Harte der Zeiten zum Trotz versucht man einiges zu verwirklichen, wie Boccacios Florentiner in der Pestzeit sich anmutigen Erzählungen der internationalen geistig und moralisch freien Literatur zuwenden. Es bilden sich die Akademien, nicht die staatlich gestützten späterer Jahrhunderte, sondern die freiwilligen Gesellschaften so vieler italienischer Städte des 15. und 16. Jahrhunderts, die Londoner Royal Society vom Anfang des 17., die deutschen Gesellschaften des 17. Jahrhunderts usw. — Auch zur Idylle greift man in der traurigen Zeit zurück, nach Arkadien, dem Land der Schäfer. Es entsteht die Hirtendichtung, wie Battista Gua rin is Il Pastor Fido (1590), die graziöse Hirtenmalerei Watteaus, und wenigstens ein Mann gelangte zum Hirtenanarchismus, Sylvain Maréchal (s. u.) — viele aber entrückte dieses Spiel einige Zeit der rohen Gegenwart. Ohne all dies im geringsten zu überschätzen, kann ich es doch als Formen friedlicher Gemeinsamkeit betrachten, die dazu beitrugen, die wahrscheinlich grenzenlose geistige Rohheit dieser autoritären Jahrhunderte, wenn auch noch so gering, zu mildern. Eine noch so nützliche autoritär-soziale Handlung ließe hierin alles beim alten, eine wenn auch spielende Uebung der Freiheit kann nicht ganz resultatlos bleiben.

Es entstand auch die Idee der geheimen freiheitlichen Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, eine Idee, die noch Bakunin mit vollem anarchistischen Bewußtsein in seiner Fraternité internationale und in der Alliance socialiste révolutioniere durchzuführen versuchte; um wieviel mehr mußte sie den in einer Welt voll Unfreiheit auf gewachsenen Männern des 16. bis 18. Jahrhunderts zulässig erscheinen! So entstehen in bis jetzt soviel ich weiß, unaufgeklärter Art und Verknüpfung geheime Gesellschaften, deren wichtigste die 1717 hervortretende Freimaurerei ist, während ihre charakteristischste Erscheinung der von Professor Adam Weishaupt in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts von Bayern aus organisierte Illuminatenorden[22]) sein mag. Man kann solche Organisationen mit vollem Recht als geheime der Menschheit angelegte Fesseln verwerfen; man kann aber auch Verständnis dafür besitzen, daß in jenen Zeiten triumphierender Autorität (wie heute noch) ein intimes Band der freier Denkenden und zu solidarischer Handlungsweise Bereiten eine der wenigen Waffen im Kampf gegen die Autorität war, die man überhaupt besaß, und man wird auch nicht die Gesamtabsicht für die Fehler und Irrungen im einzelnen und für lokale und zeitweilige Abwege verantwortlich machen. Im allgemeinen waren diese Einrichtungen ein freiheitlicher Faktor, den zu verbessern, zu übertreffen oder überflüssig zu machen, man sich leider zu wenig bemüht hat.[23])

Mit oder ohne geheime Zusammenhänge wird vom sechzehnten Jahrhundert ab[24]), als es möglich geworden, durch den Druck zu vielen zu sprechen, von vielen für die Freiheit geschrieben, aber nur von wenigen so, daß man eine wirklich anarchistische Würdigung derselben bei ihnen voraussetzen kann. Ganz lassen sich freilich solche Fragen nicht immer aufklären.

So schrieb François Rabelais sein berühmtes Fais ce que uouldras (Tu, was du willst) und schuf die Abtei von Thélème (Gargantua, erstes Buch, Kapitel 52—57, beschrieben). Rabelais sah das Elend seiner Zeit, man denke an seine furchtbare Schilderung des Krieges. Er fühlte sich nicht als Reformer oder als Revolutionär, aber es gefiel ihm doch, sich eine Stätte der Freiheit auszumalen, wenn er auch die ökonomische Seite nicht beachtete und vor allem die Utopie heiteren Lebensgenusses schrieb. Wie wohl alle Utopisten, haftete er mehr, als er glaubte, am eigenen Milieu und schrieb das verfeinerte Kloster, wie Morus das idealisierte England schrieb und Campanella eine nationale Republik unter geistlicher Leitung.

Jedenfalls gefiel es Rabelais, die Freiheit in reizenden Farben auszumalen, und hierin liegt seine Bedeutung für uns — ein wirklich freies und nicht ein obrigkeitlich geleitetes Leben stellten sich nur wenige vor, hielten wenige für möglich und wünschenswert, und wer es trotzdem tat, der trug eben mehr oder weniger zum Aufbau der Freiheit bei, den wir hier beschreiben. „Ihr ganzes Leben (das der Thelemiten] vollzog sich nicht nach Gesetzen, Statuten oder Regeln, sondern nach ihrem eigenen Willen und Belieben. Sie standen auf, wenn es ihnen paßte, sie aßen, tranken, arbeiteten und schliefen, wann es ihnen einfiel und sie Neigung dazu empfanden. Niemand weckte sie auf, niemand zwang sie zu essen, zu trinken oder zu irgend etwas anderem; denn Gargantua hatte dies so eingerichtet. Ihre ganze Regel bestand aus diesem einzigen Satz: Tu, was du willst, weil freie, wohlgeborene, gut erzogene, an anständige Gesellschaft gewöhnte Leute von Natur aus einen Instinkt und Antrieb besitzen, die sie stets zu tugendhaften Taten treiben und vom Laster abhalten: man nennt dies Ehre. Die gleichen Leute, wenn durch elende Unterdrückung und Zwang unterworfen und geknechtet, wenden sich von dieser edlen Anlage ab, die sie früher zur Tugend, zur Abschüttelung der Bande der Knechtschaft trieb…. Durch diese Freiheit trat löblicher Wettstreit unter ihnen [den Thelemiten] ein, daß alle täten, was einem von ihnen, wie sie sahen, gefiel. Wenn jemand, er oder sie, sagte: trinken wir, so tranken alle; sagte einer: spielen wir, so spielten sie. Sagte er: gehen wir auf den Feldern spazieren, so gingen alle hin …“ (Kap. 57).

Diese liebenswürdige Anregung hätte der Menschheit mehr genutzt, wäre sie befolgt worden, als der Zank von Jahrhunderten, vom religiösen Fanatismus des 16. zum nationalistischen Fanatismus des 20. Jahrhunderts. Vergessen wurden Rabelais’ wenige Worte von kleineren Kreisen nie[25]). Elisée Reclus nannte ihn „notre grand ancêtre“, unsern großen Vorfahren.[26])

Wenige andere freiheitliche Stellen in den Utopien sind bisher gefunden worden. Zu ihnen gehört der Mondo savio (die weise Welt) in den Mondi celesti, terrestri ed infernali degli Academici Pellegrini von A. F. Doni (Venedig, 1562, S. 172—184), einem damals öfters gedruckten Buch (Venedig, 1567, 1568, 1583 usw.).[27]) Auch der allbekannte Telemach, die Avantures de Télémaque des Bischofs Fénélon enthält eine kleine freikommunistische Idylle, die Bauern von Baetika (Kapitel VII).[28]) Auch die Lettres persanes (1721) schildern die freiheitlichen Zustände der Troglodyten in Arabien.[29]) — Auch der radikale deutsche Schriftsteller G. F. Rebmann fügt in Hans Kiekindiwelts Reisen in alle vier Weltteile und den Mond (Leipzig und Gera, 1794, S. 462) eine Idylle des freiheitlichsten Kommunismus ein, Abenazar’s kleine Republik,

S. 385 ff[30]). Noch manches Derartige ist in Utopien oder anderen sich abseits haltenden Büchern versteckt[31]), doch kann man auch wieder hunderte solcher Bände durchblättern und vielerlei Sozialismus und Sozialkritik finden, aber keine bewußt einen Zustand ohne Autorität vertretenden Stellen.

Die erste Utopie, welche statt dieser freiheitlichen Episoden ihr ganzes System auf eine unstaatliche, gesetzlose Basis stellt, ist bekanntlich Gabriel Foignys anonym erschienenes Buch Les Auantures de Jacques Sadeur dans la découverte et le Voyage de la Terre Australe (Die Abenteuer Jacques Sadeurs bei der Entdeckung und der Reise nach dem Südland), das — nach Bayle, Artikel Sadeur, der biographischen Hauptquelle — in der zweiten Hälfte 1676 in Genf privat gedruckt wurde; diese Ausgabe, oder ein Nachdruck, gibt als Ort: Vannes, 1676 an. Andere Drucke sind von Paris, 1692 und 1705, Lyon, 1698, und Amsterdam, 1732; der letzte Abdruck erfolgte in der großen Serie Voyages imaginaires, songes, visions et romans cabaliatiques (Amsterdam [Paris], 1787—89, 39 Bände, 8˚) (Bd. 37—39 enthalten wirkliche Reisen), der größten Sammlung dieser Art, zusammengestellt von Garnier; Band 24.

Nach Bayle war Gabriel Foigny ein früherer Franziskanermönch, der in und bei Genf, dann in Savoyen lebte und 1692 in einem Kloster starb. Das Buch, das ich seinerzeit aufmerksam gelesen habe, beschreibt tatsächlich einen Staat- und gesetzlosen Zustand, der aber bei einem hermaphroditischen (zweigeschlechtlichen) Volk konstruiert wird. Das wenig ausgearbeitete System von Foigny wurde gleich darauf durch das umfangreiche Werk von Denis Vairasse, Hiatoire des Sévarambes …. 1677—79 (deutsch schon 1689, in Sulzbach), die bekannteste autoritär-sozialistische Utopie jener Zeit, in den Schatten gestellt, aber, wie die mehrfachen Drucke zeigen, nicht ganz verdrängt. Die antistaatliche Utopie hatte aber damals keine oder fast keine Nachfolger[32]), während autoritär-soziale Utopien nicht ganz selten sind.[33])

Eine neue Art Utopien wurde durch Defoes Robinson Crusoe (1719) angeregt, der Aufbau eines Gemeinwesens durch einzelne, Isolierte, für die also der Staat nicht existierte, solange sie nicht selbst einen Staat gründeten. Dies war eigentlich ein Problem, durch das freiheitliches Denken gefördert werden mußte; doch gingen wohl nur wenige diesen Weg. Einige behandelten das Problem von Naturkindern, einsam aufwachsenden Wesen; diese Bücher wurden dann von den wirklichen Erziehungsromanen, Rousseau’s Emile, verdrängt. Vielleicht kann man Beaurieus Elève de la nature (Schüler der Natur) mit seiner Beschreibung von Aristie, dem Hauptort der Insel des Friedens, ein sehr oft gedrucktes Buch (neue Ausgaben sind von 1774, 1775, 1796 usw.), als freiheitlich betrachten[34]), etwa auch Imirce, ou la fille de la nature (Irairce, oder die Tochter der Natur), 1765, von Dulaurenf[35]), als freiheitliches Werk dieser Art besonders hervorheben; auch in C. R. Maturins Melmoth the Wanderer, 1820 (französisch: L’Homme du Mystère …, 1821) ist eine reizende Histoire indienne dieser Art (II., S. 156 ff. der Uebersetzung).

Die Utopie schlägt in die aktuelle Gesellschaftskritik um, wenn ein an die konventionellen Lügen eines Landes nicht gebundener idealisierter Ausländer oder Utopier in die einheimische Gesellschaft versetzt wird und die Vorgefundenen Einrichtungen und Zustände von seinem Standpunkt aus betrachtet. Diese Reisen utopischer Typen nach Paris waren aktueller als die Reisen nach Utopien, obgleich auch hier, angeregt durch Gullivers Reisen von Swift die Form der satirischen und allegorischen Utopie sich leicht ergab und viel verwendet wurde. Die Lettres persanes von Montesquieu, 1721, hatten Nachfolger in den Lettres juives und Lettres cabalististiques des Marquis d’Argens, in Lettres égyptiennes et anglaises, 1742, Lettres iroquoises, 1752, Lettres d’Osman. 1753, usw ., während ein noch direktere Kritik verwendendes Genre Wilde nach Paris versetzte, z. B. La Sauvage de Taïti aux Français, 1770. Man wies ferner auf die grausame Zerstörung der Naturvölker hin in äußerst verbreiteten Werken, wie die Incas, von Marmontel, und dem Kollektivwerk der radikalen Philosophen, von Abbe Raynal gezeichnet, 1770, an dem Diderot, d’Holbach, Pechméja, Naigeon usw. mitarbeiteten, über die bisherige koloniale Ausdehnung und ihre Greuel. In all dieser Literatur würde man neben sozialen und demokratisch-liberalen auch wirklich libertäre Gedanken finden. Am weitest gehenden sind, nach Lichtenberger

(Socialisme utopique), Nicolas Gueudevilles Dialogues, ou Entretiens entre un sauvage et la baron de Hontan, 1704 (Dialoge oder Unterhaltungen zwischen einem Wilden und dem Baron Hontan).[36]) Damals war der Hurone der Idealtypus des Wilden, wie zwei Generationen später der Tahitianer nach Bougainvilles Weltreise; Diderot schrieb sein berühmtes Suppleément au voyage de Bouguinville (Oeuvres complètes de Diderot, Bd. II, S. 193—250, Paris, 1875),[37]) eine von anarchistischen Gedanken durchdrungene Schrift, die von neueren Anarchisten mehrfach auszugsweise wiedergedruckt und übersetzt ist.[38])

Es liegt mir fern, die Häufigkeit des Aufdämmerns des anarchistischen Gedankens in den erwähnten Literaturgebieten behaupten oder gar übertreiben zu wollen. Ich bin vom Gegenteil überzeugt, weil ich große Mengen dieser Bücher und Broschüren besonders des 18. Jahrhunderts in französischer und englischer Sprache durchblättert habe, ohne reichere Ausbeute als die hier vorgelegte. Man liest da oft viele Seiten glühender Freiheitsbegeisterung und Tyrannenhasses, dann stößt man aber auf ein Wort, einen Gedanken, die beweisen, daß der Verfasser doch nur ein Autoritär war, einer, der selbst herrschen wollte oder sich im Bannkreis von Gott, dem Staat, der Demokratie fühlt und wohlbefindet, und man wirft ihn zu den zur Freiheit nicht Erwachten, zu den Vorgängern der Demokraten und autoritären Sozialisten. Die bewußt antiautoritär denkende Minorität war klein, aber sie war vorhanden, und ihre Spuren allein suche ich hier zusammenzutragen, — sie allein bahnten der künftigen Freiheit den Weg[39]).


[20] Dies ist äußerst interessant von Prof. Max Weber in: Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus im Archiv für Sozialwissensehaft und Sozialpolitik (Tübingen), II, 1904, S. 1—54 und III, 1905, S. 1—110, nachte wiesen worden; dieser Aufsatz enthält den Schlüssel zum Verständnis vieler seitheriger und jetziger Ereignisse. Vgl. auch desselben Wirtschaft und Gesellschaft (Tübingen, 1921—1922, X, 840 S.), besonders S. 227—350.

[21] Nach der schon erwähnten Reise Amerigo Vespuccis und anderer erzählt schließlich Sebastian Münster (1489—1552) in seiner Kosmographey (1544) z. B. von de neumen insein: „…. sie leben gantz frey on alle herrschafft. Sie halten kein recht noch gerechtigkeit, strafen nit die Übeltäter vnd die eitern vnterweisen jre kinder auch nit … Der ee halb halten sie kein gesetz, sonder es mag einer so vil frawen haben als er begert ynd wan er jrer mued is worden, on schmach von jm stossen … Man hat nit können mercken das sie ein waren oder gedichten God vor augen haben, dar zuo findet man nit bey inen bättheüser oder andere statt dem gotts dienst ergeben …“ (Angeführt aus Hirsch, Gesch. d. deutschen Literatur, fl, S. 363).

[22] Bekanntlich wurden viele Papiere des Illuminatenordens von der bayrischen Regierung bei Haussuchungen weggenommen und veröffentlicht (Einige Original Schriften … 1787; Nachtrag … 1787. usw.). Leider habe ich nichts davon zur Hand, sondern nur Auszüge aus einem reaktionären Buch: Der Triumph der Philosophie im 18. Jahrhunderte, Germantown [fiktiv], 1803, 2 Bde, anonym; nach einer Bearbeitung von 1834 hieß der Verfasser J. A. Stark.
Hierin wird nach dem authentischen Buch Neueste Arbeiten des Spartakus [Weishaupt] und Philo [Knigge], 1793, S. 10—70 und anderen Quellen aus dem Presbyter-Grad der Mysterienklasse mitgeteilt, der Zweck des Ordens sei „mittelst der geheimen Weisheitsschulen Fürsten und Nationen von der Erde verschwinden machen, dem Pfaffen- und Schurkenregiment auf Erden ein Ende zu machen und es dahin zu bringen, daß jeder Hausvater dereinst der unumschränkte Herr seiner Familie, und die Vernunft das einzige Gesetzbuch der Menschen seyn sollte“ (II. S. 304—5). — Nach dem „Unterricht“ dieses Grades „hatte der Mensch nur im rohen Naturzustände das ihm zukommende Glück der Freyheit und Gleichheit genossen“; Bedürfnisse hätten ihn genötigt, sich dem Stärkeren und Klügeren zu unterwerfen: so entstanden Könige und Fürsten. Die Folge war, daß die Menschen aufhörten, eine Familie zu sein und Nationen wurden …
Von dem obersten Grad, Rex, auch der geheime Grad vom patriarchalischen Leben genannt, schrieb Weishaupt, daß er bei Celsus (Baader) und Marius [Hertel] verwahrt liege; aus demselben wird angeführt: „Jeder Bürger, jeder Bauer, jeder Hausvater sei der wahre Souverain, wie solches im patriarchalischen Leben gewesen sei, dahin müßten die Menschen zurückgebracht werden und alle Obrigkeit Wegfällen”; hierfür wird zitiert Nachtrag …, S. 41 und Neueste Arbeiten …, S. 79.
Ich kann nicht untersuchen, ob es ein Zufall ist, daß Sylvain Maréchals Livre échappé ou déluge … (Paris, 1784), das einen patriarchalischen oder Pastoralen Anarchismus predigt, grade 1786 in München deutsch erschien, von Eckartshausen, dem bekannten Mystiker, übersetzt (Ar-Lamechs von Sirap der Sündflut entrissene Gesänge, München, 1786, 18, 64 S., 8º; — in Brünn erschien 1788 ein Nachdruck, 12º), — ein Buch, das Weishaupt vorliegen konnte, als er den Grad vom patriarchalischen Leben entwarf. — Ist Baader (Celsus) Franz von Baader, der sich so für Godwins Politische Gerechtigkeit interessierte? — Mir fehlen die literarischen Hilfsmittel, um dieses Bekenntnis Weishaupts zur Herrschaftslosigkeit näher zu prüfen.

[23] Eine sehr interessante Schrift von Professor Ernest Nys. Idées modernes. Droit international et Franc-Maçonnerie (Brüssel, 1908, 124 S.) liegt mir jetzt nicht vor, auch nicht dessen Recherches sur l’histoire de l’Economie politique (1896, XV, 247 p.), sein Les Initiateurs du Droit public moderne [William Ockam, Marsilius von Padua und Jean de Jandun], 1890, 62 S., und seine Studie über Thomas Campanella. In diesen Schriften sind viele alte Zusammenhänge scharfsinnig aufgeklärt. Nys war ein naher Bekannter von Elisée Reclus, Kropotkin, Tscherkesov, De Greef usw., und wirkte auf alle anregend. Auch Guillaume De Greefs L’Evolution des Croyances et des Doctrines politiques (Brüssel; Paris, 1895, 331 S.) entsprang reicher Erfahrung.

[24] P. Kropotkin in La Science moderne… erwähnt nach den Recherches … von Nys, 1898, S. 222, daß Marco Girolamo Vida, Bischof von Alba, 1533, ähnliche Ideen wie Zeno gegen den Staat, dessen Gesetze und dessen „höchste Ungerechtigkeit“ aussprach; ich kenne diesen Verfasser nicht.

[25] Einige Versuche, Rabelais’ Geist auf spätere Generationen wirken zu lassen, sind das Buch des gemäßigten Republikaners Ginguené: De l’autorité de Rabelais dans la Révolution présente ou Institutions tirées de Gargantua et de Pantagruel. En Utopie, 1791, das ich in Henri Martins Neudruck (Paris, 1879, IV, 163 S.) kenne; — Alfred Talandier, der alte Sozialist, gab in jenen Jahren Le Rabelais populaire heraus (ohne Jahreszahl, Paris, XVI, 192 S.). — Der unabhängige Fourierist E. de Pompéry schrieb: Appel aux Vrais socialistes. Les Télèmites de Rabelais et les Harmontens de Fourier (Paris, 1892, 16 S.; zuerst in der Revue socialiste, Nr. 15).

[26] Le Travailleur, Genf, II, 1. S. 14 (1878).

[27] In L’Illustration (Paris), 16. März 1850, wurden, nach der französischen Uebersetzung, Lyon, 1578, zufällige Aehnlichkeiten mit Fouriers Phalanstère hervorgehoben, worauf J. I. Thonissen in seiner Geschichte des Sozialismus (Brüssel) Doni näher betrachtete. Vgl. über diesen Ad. von Bever und Sansot- Orland, Un conteur florentin du XVIe siècle, Antonio Francesco Doni (Paris).

[28] Félix Pyat schrieb in seiner Jugend Télèmaque révolutionnaire in dem Sammelwerk Paris réuolutionnaire, 1833, IV, S. 319—45. Vgl. auch Fénélon, von Auguste Salières, in seinem Panthéon démocratique et social, Paris, 1851, IV S. 343—624.

[29] Ich fand zufällig diese Schilderung herausgehoben in der deutschen Zeitschrift Der Freydenker, Danzig, Nr. 64, 12. Dezember 1742.

[30] Zweite Ausgabe, 1796. Ueber Rebmann s. Nadeschda von Wrasky, A. G. F. Rebmann … (Heidelberg, 1907, VIII, 166 S.; Dissertation).

[31] Vgl. etwa Les Eleuthères in Le Nouveau Monde. Poème par M. Le Suire(à Eleutheropolis; Paris, 1781, 2 Bde. in 12º, vom 13. Gesang ab); eleutheros, griechisch, heißt frei — Ganz eigentümlich und manchmal rätselhaft ist das anonyme Zilia et Agathide ou la Volupté et le Bonheur par M.*** (à Madrid [Paris]. 1787. 2 Bde in 16º).

[32] Einzelne Stellen werden durch viele autoritäre Züge aufgehoben in der sehr seltenen echten Utopie La République des Philosophes ou Hiatoire des Ajaoiens … (Genf, 1768, 8, 188 S., 12º) eines unbekannt gebliebenen Verfassers, der z. B. schreibt: „… Diese Völker erkennen keinen Gründer ihrer Republik und ihrer Religion an. Sie haben weder in der Religion noch in den Staatsangelegenheiten Sekten oder Parteien. Sie besitzen kein heiliges Buch und kein geschriebenes Gesetz (ni loi écrite); sie besitzen nur einige dem Schoß der gesundesten Vernunft und der Natur selbst entsprungene Grundsätze, deren Augenscheinlichkeit und Gewißheit unbesreitbar sind, und nach denen sie all ihre Gefühle und Ansichten regeln.“ „… Behandelt die andern, wie ihr wollt daß sie euch behandeln … [dieser zweite Grundsatz] regelt ihre ganze bürgerliche und politische Haltung … [Sie] betrachten nur die Natur als ihre gute Mutter. Ewig in ihrem Bestehen, sagen sie, und souverain vollkommen in ihrem Wesen, gab sie allen Kreaturen ihre Existenz, und alles vollzieht sich in ihr mit der für die Erhaltung und den Unterhalt dieser Kreaturen nötigen Ordnung. Dies ist also ihre Gottheit.“ S. 37—38.
Lange vor Gabriel Foignys Buch, 1676, erschien L’Homme dans la Lune, eine Mondreise eines Dominique Gonzalez, advanturier Espagnol … mis en nostre langue par J. B. D. (Paris, 1648, 12, 176 S., Kl.-80; von Francis Godwin, 1638, The Man in the Moon, London; auch Paris, 1666). Hier ist zwar ein Monarch vorhanden, aber es ist keine Arbeit nötig, weil alles von selbst wächst; „man braucht dort keine Gesetze, weil es nie Prozesse und Streit gibt“, S. 148; „man braucht keine Aerzte und Gesetzgeber in diesem Land, in welchem die Einwohner keine Exzesse begehen, und die Luft so gemäßigt ist, daß nie von einer Krankheit die Rede ist. S. 149.

[33] André Lichtenberger, Le socialiame utopique. Etudes nur quelques précurseurs inconnus du socialiame (Paris, 1898, 277 S.) weist auf die Histoire de I’lle de Calejava hin: in der Zeitschrift für Bücherfreunde, 1898, S. 104, ist erwähnt: Claude Gilbert, Hiatoire de Calejava, ou de l’Isie des hommes raisonnables, ohne Ort und Jahr (Dijon, Jean Resseyre, 1700), 12º, ein Buch, von dem nur ein Exemplar existieren soll? — Ich kann die Bücher von André Lichtenberger gegenwärtig nicht benutzen; ihr wichtigstes ist Le Socialisme au XVIIIe siècle (Der französische Sozialismus des 18. Jahrhunderts), Paris 1895, VIII, 472, Gr.-8º; auch sein Buch über den Sozialismus während der Französischen Revolution, 1899, 316 S., mit recht negativem Resultat; hierüber handelt auch sein Artikel in der Revue socialiste, luni 1898. Das von Lichtenberger durchgearbeitete Material ist so groß, daß diese Werke durch viele Einzelstudien ergänzt werden müssen.

[34] Lichtenberger bespricht Beaurieu im Socialisme utopique, 1898. — Ueber eine alte polnische Uebersetzung, s. Euphorion. XIV, S. 413.

[35] Neugedruckt 1899 in Les Conteurs du XVIIe siècle, 8. — Ohne duß ich Dulaurens als freiheitlich betrachten wollte, sei auf viele Diskussionen in seinem bekannten Compère Matthieu (1766; sehr oft gedruckt) hingewiesen, in denen sehr weitgehende Probleme zur Sprache gebracht werden. Dies Buch erschien deutsch als: Der Gevatter Matthies oder die Ausschweifungen des menschlichen Geistes; die zweite Auflage ist vom Jahr 1790, Berlin, 3 Bde., 8º. So wird z. B. ein Volk in Asien geschildert (in einer französischen Ausgabe von 1773. II, S. 249): „…. dieses Volk ist sanft, menschlich, edelmütig, furchtlos und ohne Ehrgeiz und selbst ohne Eifersucht; es hat weder Gesetze, noch Religion, noch Vorurteile, die es quälen. Ein ehrwürdiger Greis ist der gemeinsame Vater dieses glücklichen Volks, ohne sein Herr zu sein; er hat nichts von seinen Kindern zu verlangen und ihnen nichts zu befehlen; er hat ihnen nur väterliche Ratschläge zu geben …“ Vgl. I, S. 247 über Eigentum. S. 251 ,,… und ich schloß, daß der Mensch, um so glücklich zu sein, als er fähig ist, nicht von all dem unterworfen sein (nämlich: Sitten, Gebräuchen, Gewohnheiten, Gesetzen, Religionen) und nur dem Instinkt der Natur folgen und offen alles, was er diesem zuwiderlaufend fand, von sich stoßen (fronder) sollte.“

[36] Vgl. auch das Huch Un outre-mer au XVIIIe siècle … von François de Nion, Einleitung; 1900.

[37] ln Naigeons Ausgabe, Band III, S. 369—443, Paris, 1798.

[38] Supplément der Révolte (Paris); in El Productor (Barcelona); I costumi del Popolo di I’uiti (Venedig, 1892, 17 S.) usw.

[39] Auf den ganzen Umfang des zu erforschenden Gebietes wird man z. B. hingewiesen durch das Buch von Félix Rocquain, L’Esprit réuolutionnaire avant la Revolution 1715—1789 (Der revolutionäre Geist vor der Revolution), Paris 1878 XI, 542 S., das auf S. 487—535 eine Liste der in diesen Jahren verurteilten, also mehr oder weniger wertvollen Publikationen enthält. Dieses an sich reaktionäre Buch inspirierte Kropotkin zu seinem LEsprit de Révolte (1881) (Der Geist der Empörung). — Vgl. auch Espinas, La Philosophie sociale du XVIIIe siècle et la Revolution (Paris, 1898) und so viele andere Werke, die aber alle das hier verfolgte Problem kaum streifen.

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IV. Rabelais and the utopians

The flourishing of the cities in the last four centuries of the Middle Ages gave new civilization to the civilization, almost fragmented by many generations or bound to the monasteries and some courtyards, on which alone could it develop to its present stage. Moreover, I see in the medieval city, even with their city alliances and fight against the state, not that of others, eg. For example, by P. Kropotkin, it saw a liberal element. The cities were probably never free communities, but emerged in times of advancing state development as a trade, government and military defense centers, even in the case of colonization as an expansive city-states. The Roman peace suited the cities that suffered Rome’s rule. By the fall of the power of Rome, which cut off the trade routes and exposed the rich cities the most to plundering and destruction, they were terribly hit and took centuries to recover. However, after the consolidation of continental conditions by the Carolingian state, this took place rapidly, and since then the cities have pursued pure power politics, as a manufacturing and trade hub against the agricultural and commodity-producing population. Where the cities could rule, they ruled as hard winners. Internally, its plutocratic oligarchy defended itself by all means of authority against the economically weaker, and the big city leagues face a probably greater mass of urban feuds and rivalry. In short, the cities sought to establish a Roman authority and their greatest possible monopoly and privilege by betting on the empire, which was reinforced by the great empires and by the sub-princes, and after they and the state could not defeat themselves they finally divided themselves into the Power, and in modern times, the pressure of both on the people burdened: the community is never a protection, it is just a doubling of the state and weighs on him like this. The separation between city and country, between citizen and farmer, which was Rome’s misfortune and which could have alleviated the Middle Ages, – the selfishness of the cities has intensified and provisionally perpetuated them. From a social point of view, cities moved towards capitalism, and their institutions uniting citizens dissolved or were perceived as shackles. To be sure, urban handicraft may have flourished, but art, research, free thought sought other ways: the cities were too narrow for them. In some favored cities, such as Bruges, Florence, Venice, Augsburg, there were periods of supreme social and artistic flourishing, whose roots are certainly liberal solidaristic, but which are also closely linked with economic monopoly, local tyranny or oligarchy, patronage and similar authoritarian factors , Only the most accurate study, which is particularly lively for Florentine history, can make an accurate judgment possible here. Jacques Mesnil, La Cioilisation au XVe siècle (The 15th Century Florentine Civilization) at the Mercure de France , March 1909, is noteworthy here, a fragment of the author’s great work on medieval Florence, which his book on Masaccio soon followed becomes.

Everyone was seeking new authority on all sides, the Roman-German Empire and the French, Spanish, English, now also Turkish and Russian large states, the power of the cities and the nobility, and the modern age actually begins with Charlemagne. The age of discoveries, followed by the occupation of the hitherto inaccessible continents, an imperialist-authoritarian time like ours. As in our time, freedom could only cover her head – and yet she went on her quiet walk.

The great political and social struggles, of course, the Reformation (the struggle against privileges and the possession of the Church) and the peasant wars of Wat Tyler, the Jacques, the Bundschuh and the poor Konrad, took place in the name of religion and the power and power Reform policies, and they only promoted the unstoppable capitalist development. The victorious states became stronger and stronger, the state and the capitalist mentality were now even better. [20] )

Achievements and factors of intellectual freedom were at this time, above all, the rediscovery of classical antiquity and the invention of printing. Now a more colorful and intelligent international spiritual foundation was established than the common superstition and common ignorance had commanded, albeit certain university centers, the wandering narratives, first the fairy tales of the East, then the myths and legends of the Celtic West some international educational ground had laid. The Renaissance and humanism, manifestations of spiritually liberated circles, to which political, religious and social criticism had to be attached, were too weak for authority and the unleashed struggle for interest, and the result was more intense, lasting enmities and inner enslavement and inner struggle than ever before. Thus the Renaissance itself only became Borgia, then the Inquisition, the Jesuits, and the Counter-Reformation, and humanism became the epitome of the school philologists and of the mental wig and braid.

The new worlds brought the greed for gold, the syphilis, the extermination or enslavement of the indigenous peoples, the negro slave catch and trade and countless predatory wars, the revival of the nautical piracy of the Viking and Norman times; they inspired only the authors of utopias [21] ), but they seldom emphasize the spirit of their time when one looks at them more closely. The dream and desire form of the happy islands , Eldorados , after centuries the Brandanuslegende, the country of the priest John, reflexes of the Alexanderzüge, the Marco Polo and John Maundeville journeys, the dreamed times of the table round king of Arthur and the Graltempelritter who had nurtured hope and desire imagination.

In spite of the hard times, attempts are being made to realize how Boccacio’s Florentines in the time of the plague turn to graceful narratives of international intellectual and moral literature. It is formed by the academies , not by the later centuries of the state, but by the voluntary societies of so many Italian cities of the fifteenth and sixteenth centuries, the Royal Society of London from the beginning of the seventeenth, the German societies of the seventeenth century, and so on to the idyll one reaches back in the sad time, after Arcadia , the country of the shepherds. The creation of a shepherd’s poetry emerged, such as Battista Guarin’s Il Pastor Fido (1590), Watteau’s graceful shepherd painting, and at least one man attained herder anarchism, Sylvain Maréchal (see below) – but many took this game away from the raw present for some time. Without overestimating all this, I can regard it as a form of peaceful communion that has helped mitigate, though ever so little, the probably boundless spiritual rudeness of these authoritarian centuries. An authoritarian-social action, no matter how useful, would leave everything in the old; a practicing exercise of freedom can not be entirely without consequences.

There was also the idea of ​​the secret liberal direction of public affairs, an idea which Bakunin, with full anarchist consciousness, tried to carry out in his Fraternité internationale and in the Alliance socialiste révolutioniere; how much more must she appear to be permissible in a world full of bondage on grown men of the sixteenth to eighteenth centuries! Thus, in so far as I know, unclear manner and association, secret societies emerge, of which the most important is Freemasonry , which emerged in 1717, while its most characteristic appearance is the Illuminati order organized by Professor Adam Weishaupt from Bavaria in the 1880s [22] ). may be. Such organizations can rightly be rejected as a secret bondage to humanity; but one can also understand that in those times of triumphant authority (as still today) an intimate band of free thinking and solidaristic action was one of the few weapons in the fight against the authority one possessed at all, and one becomes one not blame the overall intent on the mistakes and errors individually and on local and temporary detours. In general, these facilities have been a liberal factor that has to be improved, surpassed or made obsolete, unfortunately, too little effort has been made. [23] )

With or without secret contexts, from the sixteenth century onward [24] ), when it has become possible to speak too much through the pressure, many have written for freedom, but only a few in such a way that they really appreciate it anarchistically can presuppose. Of course, such questions can not always be cleared up.

So François Rabelais wrote his famous Fais ce que uouldras (Do whatever you want) and created the Abbey of Thélème (Gargantua, first book, chapters 52-57). Rabelais saw the misery of his time, think of his terrible description of the war. He did not feel like a reformer or a revolutionary, but he liked to imagine a place of freedom, even if he did not pay attention to the economic side and, above all, wrote the utopia of cheerful enjoyment of life. As well as all utopians, he clung more than he believed to his own milieu and wrote the refined monastery, as Morus wrote idealized England and Campanella a national republic under spiritual direction.

In any case, Rabelais liked to express his freedom in charming colors, and this is his meaning to us – few really imagined a life that was truly free and not directed by the authorities; few thought that it was possible and desirable, and whoever did it nevertheless wore it just more or less to the construction of the freedom, which we describe here. “Their whole life (that of the Thelemites) did not follow laws, statutes or rules, but their own will and will.” They got up when they pleased, they ate, drank, worked and slept, when they remembered and Nobody woke them up, no one compelled them to eat, drink, or anything else, for Gargantua had set it up in such a manner: their whole rule consisted of this single sentence: Do whatever you want, because free, well-born ones “Well-behaved people, accustomed to decent society, inherently possess an instinct and impulse that always drive them to virtuous deeds and discourage them from vices: they call this honor.” The same people, when subdued and enslaved by miserable oppression and coercion, turn from this noble plant, which formerly drove them to virtue, to shake off the bonds of bondage …. Through this freedom came praiseworthy competition among them [the Thele say that everyone did what they liked, as they saw. If someone, he or she, said: drink, all drank; said one: we play, so they played. He said: “If we go for a walk in the fields, then all went down …” (chapter 57).

This amiable stimulus would have taken more advantage of mankind if it had been obeyed than the quarrel of centuries, the religious fanaticism of the 16th, and the nationalist fanaticism of the twentieth century. Rabelais’s few words were never forgotten by smaller circles [25] ). Elisée Reclus called him “notre grand ancêtre”, our great ancestor. [26] )

Few other liberal places in utopias have been found so far. Among them is the Mondo savio (the wise world) in the Mondi celesti , terrestrial ed infernali degli Academici Pellegrini AF Doni (Venice, 1562, pp. 172-184), a then often printed book (Venice, 1567, 1568, 1583 etc.). [27] ) Even the well-known Telemach, the Avantures de Télémaque of Bishop Fénélon contains a small free-Communist idyll, the peasants of Baetika (Chapter VII). [28] ) The Lettres persanes (1721) also depict the liberal states of the troglodytes in Arabia. [29] ) – The radical German writer GF Rebmann also inserts in Hans Kiekindiwelts Travels in all four parts of the world and the moon (Leipzig and Gera, 1794, p. 462) an idyll of the most liberal communism, Abenazar’s small republic,

385 ff. [30] ). Many such things are hidden in utopias or other secluded books [31] ), but one can also leaf through hundreds of such volumes and find many socialism and social criticism, but no one conscious of a state without authority.

The first utopia, which instead of these liberal episodes puts their whole system on a lawless, lawless basis, is known Gabriel Foigny’s anonymous book Les Auantures de Jacques Sadeur dans la découverte et le Voyage de la Terre Australe (The adventures of Jacques Sadeur in the discovery and the Journey to the South), which – according to Bayle, article Sadeur , the major biographical source – was privately printed in Geneva in the second half of 1676; this edition, or reprint, indicates as location: Vannes, 1676. Other prints are from Paris, 1692 and 1705, Lyon, 1698, and Amsterdam, 1732; The last impression was made in the great series Voyages imaginaires , s onges , v isions et romans cabaliatiques (Amsterdam [Paris], 1787-89, 39 volumes, 8˚) (Volumes 37-39 contain real journeys), the largest collection of these Art, compiled by Garnier; Volume 24.

After Bayle Gabriel Foigny was a former Franciscan monk, who lived in and around Geneva, then in Savoy and died in 1692 in a monastery. The book, which I carefully read at the time, actually describes a state and lawless state, but it is constructed by a hermaphroditic (two-sex) people. The poorly developed system of Foigny was immediately overshadowed by the extensive work of Denis Vairasse, Hiatoire des Sévarambes …. 1677-79 (German as early as 1689, in Sulzbach), the most famous authoritarian-socialist utopia of the time. but, as the multiple prints show, not completely supplanted. The anti-state utopia at that time had no or almost no successors, [32] while authoritarian-social utopias are not uncommon. [33] )

A new kind of utopia was suggested by Defoe’s Robinson Crusoe (1719), the building of a polity by isolated individuals, for whom the state did not exist unless they themselves founded a state. This was actually a problem by which free thinking had to be promoted; but probably only a few went this way. Some dealt with the problem of natural children, lonely adults; these books were then supplanted by the real educational novels, Rousseau’s Emile . Perhaps Beaurieus Elève de la nature (pupil of nature), with his description of Aristie, the capital of the island of peace, may consider a very often printed book (new editions of 1774, 1775, 1796, etc.) as liberal [34 ] ), as well as Imirce, or la fille de la nature (Irairce, or the daughter of nature), 1765, by Dulaurenf [35] ), as a liberal work of this kind particularly emphasize; also in CR Maturins Melmoth the Wanderer, 1820 (French: L’Homme du Mystère …, 1821) is one

Lovely Histoire indienne of this kind (II, p. 156 ff. of the translation).

Utopia transposes into current social criticism when an idealized foreigner or utopian not bound to the conventional lies of a country is transferred to native society and the found objects are viewed from his point of view. These journeys of utopian types to Paris were more timely than the journeys to utopias, although here, too, inspired by Gulliver’s travels by Swift, the form of satirical and allegorical utopia was easily surrendered and much used. The Lettres persanes of Montesquieu, 1721, had successors in the Lettres juives and Lettres cabalististiques of the Marquis d’Argens, in Lettres égyptiennes et anglaises , 1742, Lettres iroquoises, 1752, Lettres d’Osman. 1753, etc., While a still more direct criticizing genre moved Wilde to Paris, eg. La Sauvage de Taïti aux Français, 1770. It was also pointed to the cruel destruction of primitive peoples in extremely popular works, such as the Incas, by Marmontel, and the collective work of radical philosophers, drawn by Abbe Raynal, 1770, on the Diderot , d’Holbach, Pechméja, Naigeon, etc., about the colonial expansion and its atrocities. In all this literature one would find not only social and democratic-liberal but also truly libertarian thoughts. The most far-reaching are to Lichtenberger

(Socialisme utopique), Nicolas Gueudeville’s Dialogues, or Entretiens entre un sauvage et la baron de Hontan , 1704 (Dialogues or Conversations between a Savage and the Baron Hontan). [36] ) At that time the Huron was the ideal type of savage, as two generations later the Tahitian after Bougainvilles world tour; Diderot wrote his famous Suppleément au voyage de Bouguinville (Oeuvres complètes de Diderot, Vol. II, pp. 193-250, Paris, 1875), [37] a typeface steeped in anarchist thought, several times reprinted and translated by recent anarchists is. [38] )

It is far from my intention to assert or even exaggerate the frequency of the dawning of the anarchist idea in the literature areas mentioned. I am convinced of the opposite, because I have leafed through large quantities of these books and pamphlets, especially of the eighteenth century, in French and English, with no better yield than those presented here. One often reads many pages of ardent love of freedom and tyrannical hatred, but then one encounters a word, a thought, which proves that the author was after all only an authoritarian, one who wanted to rule himself or was in the spell of God, the state, It feels and is well-to-do with democracy, and it throws it to those who are not awakened to freedom, to the predecessors of the democrats and authoritarian socialists. The deliberately anti-authoritarian minority was small, but it existed, and I seek to gather its traces alone here – they alone opened the way for future freedom [39] ).


[20] This is extremely interesting by Prof. Max Weber in: The Protestant Ethics and the “Spirit” of Capitalism in the Archive for Social Sciences and Social Policy (Tübingen), II, 1904, pp. 1-54 and III, 1905, p. 1-110, after having been pointed out;this essay contains the key to understanding many past and present events.See also the same economy and society (Tübingen, 1921-1922, X, 840 p.), Especially pp. 227-350.

After the trip already mentioned Amerigo Vespucci and others finally Sebastian Münster (1489-1552) tells in his Kosmographey (1544) z.B. de neumen in: “…. you live gantz frey on all reigns .They do not hold justice or justice, punish the wrongdoers, and the parents do not intervene on their children either… They do not hold a law, but it may have been so much worse for them than they have experienced, and for whom they have been miserable We have not been able to realize that they were one or have poems before God’s eyes, and that one can not find a bättheüser or others instead of the god’s ministry … “(cited from Hirsch, Gesch. d German literature , fl, p. 363).

As is known, many papers of the Illuminati order were taken away by the Bavarian government during house searches and published (some original writings … 1787; Supplement … 1787, etc.). Unfortunately, I have nothing at hand, but only excerpts from a reactionary book: The triumph of philosophy in the 18th century, Germantown [fictitious], 1803, 2 vols, anonymous; after a revision in 1834, the author’s name was JA Stark.
Herein, according to the authentic book Recent Works of Spartacus [Weishaupt] and Philo [Knigge], 1793, pp. 10-70 and other sources of the Presbyter degree of the Mystery Class, the purpose of the Order is “by means of the secret schools of wisdom princes and Make nations disappear from the earth, put an end to the clergy and rogue regiment on earth, and bring it to the point where every householder should one day become the unrestricted master of his family, and reason should be the only human code “(II. 304-5). After the “teaching” of this degree, “man had enjoyed the bliss of freedom and equality which he had only in the raw states of nature”; Needs would have forced him to submit to the stronger and cleverer: thus kings and princes emerged. The result was that people stopped being a family and nations became …
From the highest degree, Rex, also called the secret degree of patriarchal life , Weishaupt wrote that he was kept by Celsus (Baader) and Marius [Hertel]; From the same is stated: “Every citizen, every peasant, every householder is the true sovereign, as such was in the patriarchal life, then the people would have to be brought back and all authority would be abolished”; this is cited Supplement …, p. 41 and Latest Works …, p. 79.
I can not investigate if it is a coincidence that Sylvain Maréchal’s Livre échappé ou déluge … (Paris, 1784), which preaches patriarchal or pastoral anarchism, appeared in Munich in 1786 in German, was translated by Eckartshausen, the well-known mystic (Ar-Lamech’s songs snatched from Sirap’s Flood, Munich, 1786, 18, 64 pp., 8º; – a reprint appeared in Brno in 1788, 12º) – a book that Weishaupt could present when he read the degree of patriarchal life designed.- Is Baader (Celsus) Franz von Baader, who was so interested in Godwin’s political justice ?- I lack the literary tools to examine this commitment of Weishaupt to the lack of power closer.

[23] A very interesting typeface by Professor Ernest Nys. Idées modern. Droit international et Franc-Maçonnerie (Brussels, 1908, p. 124) does not seem to me to exist, not even his research on the histoire de l ‘Economie politique (1896, XV, 247 p.), His Les Initiateurs du Droit public Modern [William Ockam, Marsilius of Padua and Jean de Jandun], 1890, 62 pp, and his study of Thomas Campanella.In these writings, many ancient contexts are ingeniously elucidated.Nys was a close acquaintance of Elisée Reclus, Kropotkin, Cherkesov, De Greef, etc., and seemed stimulating to everyone.Guillaume De Greef’s L’Evolution des Croyances et des Doctrines politiques (Brussels, Paris, 1895, 331 p.) Also arose from rich experience.

[24] P. Kropotkin in La Science Modern … mentions after the Recherches … of Nys, 1898, p. 222, that Marco Girolamo Vida, Bishop of Alba, 1533, similar ideas as Zeno against the state, its laws and pronounced its “highest injustice”;I do not know this author.

Some attempts to make Rabelais’ spirit work on later generations are the book of the moderate Republican Ginguené: De l’autorité de Rabelais dans la Révolution présente ou Institutions tirées de Gargantua et de Pantagruel. En Utopie, 1791, which I know in Henri Martin’s reprint (Paris, 1879, IV, 163 p.);- Alfred Talandier, the old socialist, published Le Rabelais populaire in those years (without date, Paris, XVI, 192 p.).- The Independent Fourierist E. de Pompéry wrote: Appel aux Vrais socialistes. Les Télémites de Rabelais and les Harmoniens de Fourier (Paris, 1892, 16s, first in the Revue Socialiste , n.

[26] Le Travailleur, Geneva, II, 1 p. 14 (1878).

In L’Illustration (Paris), March 16, 1850, according to the French translation, Lyon, 1578, coincidental resemblances were highlighted with Fourier’s Phalanstère, whereupon JI Thonissen in his history of socialism (Brussels) considered Doni closer.See this Ad.by Bever and Sansot-Orland, Un conteur florentin du XVIe siècle , Antonio Francesco Doni (Paris).

[28] Félix Pyat wrote in his youth Télèmaque révolutionnaire in the collection Paris réuolutionnaire, 1833, IV, pp. 319-45.See also Fénélon , by Auguste Salières, in his Panthéon démocratique et social , Paris, 1851, IV pp. 343-624.

[29] I happened to find this description singled out in the German magazine Der Freydenker , Danzig, No. 64, December 12, 1742.

[30] Second Edition, 1796. About Rebmann s.Nadezhda of Wrasky, A. G. F. Rebmann … (Heidelberg, 1907, VIII, 166 S., dissertation).

[31] Cf. about Les Eleuthères in Le Nouveau Monde. Poème par M. Le Suire … (à Eleutheropolis, Paris, 1781, 2 volumes in 12º, from the 13th song); eleutheros, greek, means free – Quite peculiar and sometimes puzzling is the anonymous Zilia e Agathide ou la Volupté et le Bonheur par M. (à Madrid [Paris]. 1787. 2 vols in 16º).

[32] Individual passages are abolished by many authoritarian features in the very rare genuine utopia of La République des Philosophes ou Hiatoire des Ajaoiens … (Geneva, 1768, 8, 188 p., 12º) of an unknown author, who, for B. writes: “… These peoples do not recognize a founder of their republic and their religion. They have neither sects nor parties in religion or state affairs. They have no sacred book and no written law (ni loi écrite); they possess but a few principles, born of the bosom of the healthiest reason, and of nature itself, whose probabilities and certainties are unquestionable, and by which they govern all their feelings and views. “” … Treat the others as you wish them to treat you … [this second principle] governs their whole bourgeois and political attitude … [They] regard nature only as their good mother. Everlasting in their existence, they say, and souverain perfect in their essence, they gave their existence to all creatures, and everything takes place in it with the order necessary for the preservation and maintenance of these creatures. So this is their deity. “Pp. 37-38.
Long before Gabriel Foigny’s book, 1676, appeared L’Homme dans la Lune, a trip to the moon by a Dominique Gonzalez, advanturier Espagnol … mis en nostre langue par JBD (Paris, 1648, 12, 176 pp., Kl.-80; Francis Godwin, 1638, The Man in the Moon, London, also Paris, 1666).There is a monarch here, but no work is needed, because everything grows by itself;”You do not need laws there, because there are never any processes and arguments”, p. 148;”There is no need for physicians and lawmakers in this country, where the inhabitants do not excess, and the air is so temperate that there is never any talk of disease.P. 149.

[33] André Lichtenberger, Le socialiame utopique. Etudes nur quelques précurseurs inconnus du socialiame (Paris, 1898, 277 p.) Points to the Histoire de I’le de Calejava : in the magazine for book lovers, 1898, p. 104, is mentioned: Claude Gilbert, Hiatoire de Calejava, ou de l’Isie des hommes raisonnables, without place and year (Dijon, Jean Resseyre, 1700), 12º, a book of which only one copy should exist?- I can not currently use the books of André Lichtenberger;their most important is Le Socialisme au XVIIIe siècle (Paris, 1895), Paris 1895, VIII, 472, size 8º;also his book on socialism during the French Revolution, 1899, 316 p., with quite negative result;This is also the subject of his article in the Revue socialiste, luni 1898. The material worked through by Lichtenberger is so large that these works must be supplemented by many individual studies.

[34] Lichtenberger discusses Beaurieu in the Socialisme utopique, 1898. – On an old Polish translation, s. Euphorion. XIV, p. 413.

Reprinted 1899 in Les Conteurs du XVIIe siècle, 8th – Without duss I Dulaurens wanted to consider as liberal, may be pointed to many discussions in his famous Compère Matthieu (1766, very often printed) in which very far-reaching problems raised become.This book appeared in German as: The Godfather Matthies or the debauchery of the human spirit;the second edition is from the year 1790, Berlin, 3 vols., 8º.So z.For example, a people in Asia (in a French edition of 1773. II, p. 249): “…. this people is gentle, humane, generous, fearless and without ambition, and even without jealousy;it has neither laws, nor religion, nor prejudices that torment it.A venerable old man is the common father of this happy people, without being his master;he has nothing to ask of his children and nothing to command them;he only has to give them paternal advice … “See I, p. 247 on property.P. 251 “… and I concluded that man, to be as happy as he is capable, is not subject to all this (namely, manners, customs, habits, laws, religions) and only to instinct to obey nature and openly reject all that he found contrary to this (fronder) . “

[36] See also the Huch Un outreamer a u XVIII e siècle … by François de Nion, introduction;1900’s.

[37] In Naigeon’s edition, Vol. III, pp. 369-443, Paris, 1798.

[38] Supplément of the Révolte (Paris);in El Productor (Barcelona); I costumi del Popolo di I’uiti (Venice, 1892, 17 pp.) Etc.

[39] On the whole circumference of the area to be explored you will z. B. pointed out by the book of Félix Rocquain, L’Esprit réuolutionnaire avant la revolution 1715-1789 (The revolutionary spirit before the revolution), Paris 1878 XI, 542 p., Which on p. 487-535 a list of those years condemned, that contains more or less valuable publications. This self-contained book inspired Kropotkin to write his L ‘ Esprit de Révolte (1881) (The Spirit of Indignation).- See also Espinas, La Philosophie sociale du XVIIIe siècle et la Revolution (Paris, 1898) and so many other works, which, however, barely touch on the problem being pursued here.

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V. Von La Boétie zu Diderot

Nachdem wir den Spuren von Rabelais folgend die utopischen Aeußerungen anarchistischen Geistes bis ins 18. Jahrhundert begleitet, müssen wir der aktuell politischen und moralisierend philosophischen Literatur dieser Art folgen, von Etienne de la Boétie zu Diderot und Sylvain Maréchal.

Der Weltkampf gegen die staatliche und darauf folgende geistige (Papsttum) Weltdiktatur Roms nahm nicht die Form machtzerstörender, geistbefreiender Revolutionen an, sondern die von Eroberungs- und Beutekämpfen um Rom und dem Streit um neue geistige Herrschaft und um den Besitz der Kirche. Ferner differenzierten sich West- und Mitteleuropa durch ein im Westen dazutretendes extrem autoritäres Element, die von Skandinavien aus eine Seediktatur errichtenden Normannen, die zuerst England, dann Frankreich zu einheitlichen Staatsdiktaturen machten und sie auf den Weg zu überragender Macht brachten. In England vollzog sich dies unaufhaltsam seit der Eroberung durch die Normannen (1066). Der Versuch, später von England aus auch Frankreich zu erobern, mißlang zwar nach endlosen Kriegen, er brachte aber das französische Königtum selbst auf den Weg zur Vereinheitlichung und Konzentration seiner Herrschaft (von Ludwig XI. zu Ludwig XIV., 15. bis 17. Jahrhundert), und auf dieser Bahn der Zentralisation schritten die Französische Revolution, beide Napoleon und alle anderen Regierungen unaufhaltsam fort. Deutschland blieb von den Normannen verschont, lag aber im Osten offen da. Statt sich hier zu konsolidieren wurde ein aussichtsloser Kampf um die Macht mit dem Papsttum aufgenommen, während dessen sich das Landesfürstentum verstärkte. Es bestand schließlich weder Zentralisation noch eine Gesamtmacht ab Staat, wie im Westen, für den einzelnen und das Volk aber doppelte Regierung, doppelte Knechtschaft durch die Landesherren und durch das Gesamtkaisertum. Europa strebte also nach den Jahrhunderten von Kämpfen um das Erbe Roms der Zentralisation und intensivsten Regierung zu, eine noch andauernde Entwicklung, die zeigt, daß die Autorität überall gedeiht, im größten wie im kleinsten Staat, in der Stadt wie im kleinsten Dorf. Diese Verschiedenheit der Entwicklung von Mittel- und Westeuropa wirkte bis heute nach. Dazu kam Osteuropa, vertreten durch rein autoritäre Horden, Hunnen, Mongolen, Tataren und durch Fortsetzungen des oströmisch-orientalischen Despotismus, die Türkei, dann das großrussische Reich.

Was konnte da aus der Freiheit werden, wenn sie überhaupt noch bestand? Gewisse Einrichtungen, die wir fast nur aus römischen Quellen kennen, mochten den an Autorität gewöhnten Römern frei erscheinen. Wahrscheinlich aber waren zur Zeit der Berührung mit den Römern die früheren politisch-sozialen Freiheiten der Germanen, Kelten, Iberer usw. schon recht nominell, und die jahrhundertelangen Kriege beseitigten sie ganz. Nach den Kriegen sorgten Staat und Kirche, daß selbst die Erinnerung an eine freiere Vergangenheit verschwinde. Diese Erinnerung mußte sich in den sogenannten Aberglauben, in Volksgebräuche, Märchen und Volkslieder flüchten, welche die Gebildeten verachteten. Die Städte hatten unter günstigen Verhältnissen (Südfrankreich, Italien) etwas römische Kultur hinübergerettet, die auch in Byzanz nicht ganz abbrach und von dort nach Süditalien ausstrahlte. Die Städte wurden daher bald wieder Kulturzentren und vielfach Muster für „geordnete Verwaltung“ (denn auch die römische Bureaukratie hatte sich über Byzanz, die Kirche und die Höfe hinübergerettet — das Beamtentum ist zählebig —), aber Freiheit bedeutete auch das Städtewesen durchaus nicht, nur den Staat im kleinen. Die Zunft der Juristen blühte; kaiserliches und landesfürstliches, deutsches und römisches, Gewohnheits- und geschriebenes Recht, nebst Gnaden- und Faustrecht, wirbelten durcheinander, und gegen Folter und Scheiterhaufen und Grausamkeit jeder Art erhob sehr lange niemand ernstlichen Einspruch.

Die Freiheit mußte da von Grund aus aufgebaut werden, und sie knüpfte an das Naturrecht, das republikanische Altertum und die Traditionen alter einheimischer Volksfreiheiten an. Das angemaßte Recht der Monarchen wurde bestritten, und die Frage spitzte sich bald auf den Widerstand gegen Tyrannen, auf das Recht der Tötung von Tyrannen zu. Diese Literatur ist nicht an und für sich freiheitlich, sie kann durchaus autoritär sein, aber in ihr muß jedenfalls nach Aeußerungen wirklichen Verständnisses für Freiheit, Widerlegungen der Prätensionen der Regierenden, gesucht werden, wenn man solche in jenen Zeiten außerhalb der Utopien und der Ideen vereinzelter Rebellen überhaupt finden will. Ich allerdings konnte dieses große Gebiet nicht durcharbeiten.[40]) Ganz besonders ist diese Literatur in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts während der französischen Revolutionskriege in Frankreich und in Ländern, wo französische Flüchtlinge Asyl fanden[41]), und in England während der ersten Revolution des 17. Jahrhunderts[42]) ausgebildet; doch wird sie in Italien, Spanien, Holland, Deutschland usw, nicht fehlen, für welche Länder ich nur geringe Gelegenheit zu näheren Beobachtungen hatte.[43])

Die Perle dieser zerstreuten und verschollenen Literatur, über deren Umfang wir wirklich noch zu wenig unterrichtet sind, ist der Discours de la servitude volontaire (Rede von der freiwilligen Knechtschaft), zuerst vollständig erschienen im III. Band der Memoires de l’Estat de France sous Charles Neufiesme (Meidlebourg, 1577), nachdem Bruchstücke davon schon 1574 lateinisch und französisch im Réveille Matin gedruckt waren, damals ohne den Namen des Verfassers, den aber Montaigne schon 1571 Verfasser eines solchen Manuskripts, das in seinem Besitz war, genannt hatte. In den Essais, 1580 (Kapitel von der Freundschaft) erklärt er, diese Schrift veröffentlichen zu wollen, tut es aber doch nicht, und sie ist erst 1727 in einer Ausgabe der Essais wieder- gedruckt.

Etienne de La Boétie, 1530 in Sarlat (in Südwestfrankreich) geboren, schrieb das Manuskript als Achtzehnjähriger; er starb 1563 und hinterließ seine Manuskripte seinem Freund Montaigne.

Seit seiner akademischen Mitteilung vom 30. Januar 1904 bemühte sich Dr. A. Armaingaud in Bordeaux nachzuweisen, daß der Text, dem in seinem ersten Druck auch der Titel Le Contr’un (Gegen den Einen, nämlich den Tyrann) gegeben wurde, nach der Bartholomäusnacht umgearbeitet, zu einer aktuellen Schrift gegen den König Heinrich III. (1574—89) gemacht wurde, daß Montaigne selbst diese Bearbeitung vornahm und den Text den Protestanten übergab, die ihn als wirkungsvolle Schrift in der so scharfen Polemik jener Jahre benutzten. Was Montaigne selbst (1580) anderes über das Manuskript veröffentlicht habe, sei ein Produkt seiner bekannten Vorsicht. Es sei ihm gelungen, auf diese Weise aus der Schrift eine scharfe Waffe zu machen, ohne sich selbst zu kompromittieren.[44]) Diese Hypothese ist durchaus plausibel,[45]) wenn sie nicht zu weit ausgedehnt wird. Nichts liegt näher als eine solche Retouchierung des dreißigjährigen Manuskripts mit einem Gemisch von Kühnheit und Vorsicht, ohne welches Montaigne diese harten Zeiten nicht überstanden hätte, aber die Grundidee der Servitude volontaire hat jemand gedacht, dem solche Auswege fremd waren und der eine entschlossenere Lösung anstrebte als der skeptische Montaigne. Dieser erzählt selbst, daß eine Stelle Plutarchs „daß die Einwohner Asiens einem Einzigen untertänig sind, weil sie nicht die eine Silbe „nein“ auszusprechen verstehen“, La Boétie zu seiner Schrift inspiriert habe. Gerade so hätten es die dem Hofnarr Maximilians I., Kunz von der Rosen, zugeschriebenen Worte sein können: „Wenn wir nun aber einmal alle nicht mehr wollen?“ (was dann der Kaiser anfange?). Mindestens resümieren beide Stellen die so einfache und doch der Menschheit als Ganzes bis heute unfaßbare Idee des Contr’un: dem Tyrannen den Dienst zu verweigern.

Ich will den Inhalt der Servitude uolontaire mit Gustav Landauers Worten schildern, der ihre volle Bedeutung erkannte und in Die Revolution[46]) den Hauptinhalt frei resümiert hat: „…. Er springt mitten hinein in die Frage, die die Frage seiner Zeit wäre, wenn die Zeit ihr eigenes Problem so tief hätte erfassen können. Woher kommt es, fragt er, daß ein ganzes Volk, ungezählte Massen, sich von einem Einzigen quälen, mißhandeln und zu seinen Ungunsten, gegen seinen Willen leiten läßt? Von einem Einzigen, der kein Herkules oder Simson ist, sondern ein armseliges Menschlein, oft der feigste und weibischste der ganzen Nation? Wenn wir der Natur folgten, wären wir gehorsam den Eltern, unterworfen der Vernunft und niemandes Knecht. Ob, sagt er, die Vernunft uns eingeboren ist oder nicht, ist den Gelehrten eine Frage; aber das ist sicher, daß die Natur, der Diener Gottes und die Lenkerin der Menschen, die Natur, die immer vernünftig ist, uns alle nach dem gleichen Bilde und als Genossen und Brüder geformt hat; und die Stärkeren und Gewitzteren hat sie nicht darum erschaffen, daß sie die andern wie Räuber im finsteren Walde überfallen sollen, vielmehr wollte sie „der brüderlichen Liebe Raum schaffen, damit sie hat, wo sie sich betätigen kann: die einen haben die Macht, Hilfe zu leisten, und die andern die Not, sie zu empfangen.“ Woher kommt nun die ungeheure Macht des Tyrannen? Die kommt nicht vom äußeren Zwang gewöhnlicher Art; denn wenn zwei gleich starke Heere einander gegenüberstehen, das eine von der Machtgier getrieben, das andere in Verteidigung seiner Freiheit, dann wird es das Heer der Freiheit sein, das siegt. Nein, seine Macht kommt von der freiwilligen Knechtschaft der Menschen….

Die folgende Stelle übersetze ich aus dem Original:

„Arme und elende sinnlose Völker, eigensinnig auf eurem Unglück beharrende und eurem Glück gegenüber blinde Nationen, ihr laßt euch den schönsten und augenfälligsten Teil eures Einkommens wegtragen, eure Felder plündern, eure Häuser ausrauben und die alten Möbel der Väter wegtragen! Ihr lebt so, daß ihr euch rühmen könnt, daß euch nichts gehört …. und all dieser Schade[n], dieses Unglück, dieser Ruin kommt euch nicht von Feinden, gewiß aber von dem Feind, von dem, den ihr so groß macht, wie er ist, für den ihr so tapfer in den Krieg zieht, für dessen Größe ihr euch nicht weigert, euch dem Tod auszusetzen. Der, der euch so bemeistert, hat nur zwei Augen, nur zwei Hände, nur einen Körper und nichts, was der geringste Mann der großen unendlichen Masse in euren Städten nicht hat, außer die Vorteile, die ihr ihm bietet, euch zu zerstören. Woher nimmt er so viele Augen, die euch ausspähen, wenn ihr sie ihm nicht liefert? Woher hat er so viele Hände, um euch zu schlagen, wenn er sie nicht von euch nimmt? Woher hat er die Füße, mit denen er eure Städte niedertritt, wenn es nicht eure eignen sind? Wie hat er irgendeine Macht über euch, wenn nicht durch euch? Wie würd er wagen, sich auf euch zu stürzen, wenn ihr nicht im Einverständnis wäret? Was könnte er euch tun, wenn ihr nicht Hehler des Diebes wäret, der euch plündert, Spießgesellen des Mörders, der euch tötet und Verräter gegen euch selbst? Ihr säet eure Früchte, damit er sie zerstöre; ihr richtet eure Häuser ein und füllt sie an, damit er Stoff zum Plündern habe; ihr ernährt eure Töchter, damit er seine Lüste befriedigt, eure Kinder, damit er …. sie in seine Kriege führe, zur Schlächterei, damit er Diener seiner Begierden und ausführende Werkzeuge seiner Rache aus ihnen mache; ihr brecht euer Kreuz bei der Arbeit, damit er sich bei seinen Vergnügungen verzärteln und in schmutzigen, häßlichen Ausschweifungen wühlen könne; ihr macht euch schwach, um ihn stärker zu machen und euch strammer am Zügel zu halten, — und von all diesen Entwürdigungen, die selbst Tiere entweder nicht fühlen oder nicht dulden würden, könnt ihr euch befreien, wenn ihr es versucht, nicht euch davon zu befreien, sondern nur euch befreien zu wollen. Seid entschlossen, nicht mehr zu dienen, und ihr seid frei. Ich will nicht, daß ihr ihn (den Tyrann) stößt oder schüttelt, stützt ihn nur nicht mehr und ihr werdet sehen, daß er wie ein seiner Grundlage beraubter großer Koloß, durch sein eigenes Gewicht niederfällt und in Stücke bricht….“

Das Folgende nach Landauers Resumé:

„Woher aber kommt nun dieses Unglaubliche? Der Freiheitsdrang ist von Natur aus da; und wenn die Tiere Rangstufen und Würden kennten, dann wäre die Freiheit der Adel, den sie verehrten. Die Erklärung ist die: Irgendwann einmal, durch Ueberfall von außen oder durch List, verlieren die Menschen ihre Freiheit. Dann aber kommen solche, die die Freiheit nie gekannt haben und nicht wissen, wie süß sie ist; die Gewohnheit ist es, die uns das Knechtsein gelehrt hat. Denn die Natur hat in uns weniger Macht als die Gewohnheit …. Die Menschen wissen es nicht anders, als daß sie untertänig sind: es ist immer so gewesen, sagen sie …. Nun gibt es freilich immer einige, die von Geburt wegen besser beschaffen sind als der große Haufe[n]; das sind die, die von sich selbst aus einen wohlgeratenen Kopf haben und ihn durch Studium und Wissen noch verbessern: die erleben die Freiheit, und wenn sie ganz verloren und aus der Welt wäre, in ihrer Phantasie und spüren sie in ihrem Geiste. Aber sie kennen sich nicht untereinander; die Freiheit des Sprechens und Handelns ist ihnen geraubt; sie bleiben einsam in ihrer geistigen Welt. Ein weiterer Grund für die Möglichkeit der Dauer der Knechtschaft ist, daß sie die Menschen entnervt und verweichlicht, und die Tyrannen haben immer ihr mögliches getan, die Unzucht, Tändelei, Verspieltheit und Gefräßigkeit zu unterstützen und die Unmännlichkeit im Volke zu fördern. Drittens endlich: das Königtum hat sich die Religion zunutze gemacht und sich mit den Priestern verbündet: die Krone wurde mit Wundern umgeben, und der König mit dem Schein der Heiligkeit und Göttlichkeit. Immer hat sich das Volk selbst die Lügen gemacht, die es nachher geglaubt hat. Viertens aber: zwischen dem König und dem Volk hat sich eine Hierarchie eingenistet, die sich an beiden und untereinander bereichern wollen, und so kommt es schließlich beinahe dahin, daß die Tyrannei fast ebenso vielen Menschen Gewinn bringt, als die Freiheit erfreulich ist….“

„…. Ein Feuer kann man durch Wasser löschen; aber man hüte

sich vor den Verschwörungen der Ehrsüchtigen, die den Tyrannen verjagen oder töten, die Tyrannei aber bewahren und fortpflanzen; sie mißbrauchen den heiligen Namen der Freiheit. Ganz selten sind die keuschen Helden, wie Harmodius, Aristogiton, Thrasybul, Brutus der Aeltere, die ihr Vaterland befreien und ihm die Freiheit lassen … Die Tyrannei ist nicht ein Feuer, das man löschen muß, das man löschen kann, weil sie nicht ein Uebel draußen ist, sondern ein Mangel im Innern. Nicht Wasser müssen die Menschen ins Feuer spritzen, sondern sie müssen das, wovon das Feuer sich nährt, für sich behalten: sie müssen ihm die Nahrung entziehen … Wenn man den Tyrannen nichts mehr gibt und ihnen nicht mehr gehorcht, dann stehen sie ohne Kampf und ohne Schlag nackt und entblößt da und sind nichts mehr …“

La Boétie spricht keine sozialistischen Ziele aus, aber er konstatiert die natürliche Gleichheit der Menschen, deren einzelne Verschiedenheiten, körperliche, geistige und Besitzvorteile der einen nicht bedeuten sollen, daß sie die Schwächeren wie Räuber überfallen, sondern „vielmehr muß man glauben, wollte sie durch diese größeren oder kleineren Teile für jeden einzelnen der brüderlichen Zuneigung Raum lassen, sich zu betätigen, indem die einen die Macht haben, zu geben, die anderen das Bedürfnis, zu empfangen. Da also diese gute Mutter uns allen die Erde als Wohnstätte gab, uns alle in demselben Haus beherbergt, nach demselben Muster schuf, damit jeder sich im andern spiegeln und gewissermaßen wiedererkennen könne, — wenn sie uns allen das große Geschenk der Stimme und des Wortes gab, um bekannt zu werden, in noch brüderlicheres Verhältnis zu treten und durch gemeinsame und gegenseitige Erklärung unserer Gedanken eine Gemeinschaft unseres Willens herzustellen, und wenn sie auf jede Weise so fest das Band unserer Verbindung und Gesellschaft knüpfen wollte, wenn sie in allem gezeigt hat, daß sie uns nicht nur geeint, sondern eins machen wollte, — so besteht kein Zweifel, daß wir alle von Natur frei sind, da wir alle Genossen [compaignons][47]) sind, und niemand kann auf den Einfall kommen, daß die Natur jemand in Knechtschaft geworfen hat, da sie uns alle in Genossenschaft [compaignie] gesetzt hat …“

Die Worte La Boéties verklangen und wurden nicht gehört; so blieb die Knechtschaft und verstärkte sich. Nur manchmal, aber nie ohne eine Initiative einzelner und ohne eine auf die Einbildungskraft aller wirkende Situation, ist für einen Moment die Masse des Gehorsams müde, sie stützt den tönernen Koloß nicht mehr, und er bricht zusammen. Aber schon lauern in der Regel andere Tyrannen und setzen sich an seine Stelle; die Freiheit wurde bisher kaum für Minuten je gewonnen.

Montaigne erzählt, daß dies La Boéties einzige derartige Schrift war, die handschriftlich verbreitet war und ihm selbst bekannt wurde, bevor er noch den Verfasser sah und in engste Freundschaft zu ihm trat; er Schrieb viel Schönes über ihn und seinen frühen Tod, 18. August 1563, im dreiunddreißigsten Jahr. Er war Rat am Parlament (einem höheren Gerichtshof) von Bordeaux, eine bei seiner Bildung normale Laufbahn, die kein Ehrgeiz ihn trieb, zu verbessern. Er suchte nicht, seine Ideen bekanntzumachen, aber durch die Verbindung mit dem berühmten Montaigne lebte sein Andenken, und seine Schrift wurde immer wieder dem Volk in die Hand gegeben.[48])

Die erste Ausgabe von 1577 in dem umfangreichen hugenottischen Kampfwerk mag bald selten geworden sein und die ungeheuren neuen Kämpfe der Zeit Richelieus und Mazarins hatten ihre eigene Literatur, die wohl eine immer kleinlichere, persönlichere wurde, bis zu den Mazarinaden, wie ja auch die Fronde, selbst mit dem Tag der Barrikaden von Paris, so gern wir darin Föderalismus und ein kommunalistisches Erwachen von Paris sehen würden, doch nur Adelskämpfe und klerikale Intrigen enthält. Das Sonnenkönigtum machte eine Hälfte der Intelligenz zu Dienern des Hofes und vertrieb die andere zu den holländischen Pressen oder ins Londoner Exil. Die Soupirs de la France esclave qui aspire après la liberté (Seufzer des sich nach Freiheit sehnenden Frankreich), 1689—1690 (1788 fast ganz wiedergedruckt) und zahlloses andere, erschienen in Amsterdam, die geheimen Pressen druckten fast jedes vorgeschrittenere Werk, das die Gesellschaft begierig aufnahm. Aber während so die staatserhaltende Literatur der Mißachtung verfiel, und die weitestgehende Kritik freien Spielraum fand, scheinen anarchistische Ideen in den zweihundert Jahren nicht formuliert worden zu sein (von dem wenigen in Kap. IV erwähnten abgesehen); wenigstens ist nichts Wesentliches bekanntgeworden.

Freilich sammelte sich ein solcher Haß gegen alle staatlichen Einrichtungen und die herrschende Reaktion an, daß das alte System 1789 fiel, aber nicht nur war die antiautoritäre Kritik selten, sondern Vertreter der kommenden Bourgeoisie und solche einer autoritären sozialen Republik arbeiteten der wirklichen Freiheit sehr bewußt entgegen, so sehr sie die Vergangenheit bekämpften: Voltaire und Rousseau boten so, jeder auf seine Weise, der wirklichen Freiheit Halt, als deren bewußter Vertreter Diderot erscheint.

Diderot tat ungeheure Arbeit der Aufklärung und streute in manche seiner Schriften die klarsten anarchistisch gedachten Bemerkungen ein, z. B. in der Unterhaltung eines Vaters mit seinen Kindern (1770; Oeuvres complètes, Band V, S. 301): „…. Ist der Mensch nicht früher da als der Mann des Gesetzes? Ist die Vernunft der Menschenrasse nicht ganz anders geheiligt als die Vernunft eines Gesetzgebers? Wir nennen uns zivilisiert, und wir sind schlimmer als Wilde. Es scheint mir, daß wir noch durch Jahrhunderte uns von Extravaganz zu Extravaganz, von Irrtum zu Irrtum im Kreise drehen müssen, um dorthin zu gelangen, wohin der erste Funken der Erwägung, der Instinkt allein, uns ganz direkt geführt hätte …“

Vielleicht waren es solche trüben Gedanken über die völlige Aussichtslosigkeit, die autoritären Vorurteile überwunden zu sehen, die ihn abhielten, seine wirklich libertären Ideen häufiger und in geschlossener Form vorzuführen, vielleicht schien ihm die ruhige Weise, diese Argumente, wo erforderlich, in ihrem Gedankenmilieu und nicht vereinzelt vorzubringen, die richtige Propaganda. Eine Sammlung dieser zerstreuten ersten anarchistischen Argumente ist noch nicht erfolgt.

Diderot schrieb die denkwürdigen Worte:

Je ne veux ni donner ni recevoir des lois.

(Ich will weder Gesetze geben, noch Gesetze empfangen, d. h. weder Gesetzgeber, noch dem Gesetz Unterworfener, weder Herr, noch Knecht sein, — Worte, welche das Wesen der Anarchie enthalten.)[49])

Emile Beaussire in seinen Antecédents de l’Hegelianisme dans Ja Philosophie française. Dom Deschamps, son Systeme et son école (Paris, 1865, XVI, 236 S.) bringt Auszüge aus den Manuskripten eines Benediktiners, über welchen auf Grund dieses Materials Benoît Malon schrieb: Dom Deschamps. Un Bénédictin du XVIIIe siècle prècurseur de l’Hegelianisme, du Transformisme et du Communisme anarchiste (Ein Benediktiner des 18. Jahrhunderts, Vorläufer des Hegelianismus, der Entwicklungslehre und des anarchistischen Kommunismus), in Revue socialiste, Sept. 1888, S. 256—266. Dieser nach Art des Cure Meslier sich auf die private Niederschrift seiner Ideen beschränkende Geistliche war ein Verwandter der Familie d’Argenson, der Voyer d’Argenson, eine Hauptsäule der geheimen Gesellschaften und Freund Buonarrotis, angehörte. Meines Wissens sind die Angaben Beaussires und die Beurteilung Malons noch nicht gründlich untersucht worden.


[40] Es fehlt nicht an Studien über diese Literatur nach anderen Gesichtspunkten. Vgl. Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, von Professor Fritz Kern (Leipzig. 1915, XXXII, 444 S.); — Die Lehre vom Tyrannenmord in der christlichen Zeit, von Max Lossen (München, 1894), Festrede in der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, 58 S., 4º); — Charles Détré, Les Apologistes du Crime, suivi de: Tuer n’est pas assassiner par le colonel Titus … (Paris, Humanité nouvelle, 1901, 320 S., 8º (ein Buch, das eine verfehlte, phantastische Grundthese durchzieht, das aber auf viele entlegene Verhältnisse und Literatur aufmerksam macht]).

[41] Da gibt es den berühmten Le Réveille Matin des François et de leurs voisins (Weckuhr der Franzosen und ihrer Nachbarn) composé par Eusèbe Philadelphe Cosmopolite (Nic. Bernard) en forme de dialogues, Édimbourg, 1574 (in Lausanne gedruckt) und die Memoires de l’Estat de France sous Charles Neufiesme, 1576—77; zweite Ausgabe, 1578, 3 Bde., in der sich II. fol. 522—554 die Apophtegmes et discours notables recuillis de diuers autheurs: contre la tyrannie et les tyrans befinden, usw. — Der Katalog der Sammlung von C. Leber (Paris, 1839, drei große Bande), welcher dieselbe der Bibliothek in Rouen hinterließ, enthält eine sehr reiche Liste solcher Literatur, in der freilich der Calvinismus und die Politik an erster Stelle stehen, ebenso autoritäre Ideen, Hotoman, Languet, Du Plessis-Mornay …, in der aber doch auch Etienne de La Boétie seine erste Verbreitung fand. Die Monarchomachen (Monarchenbekämpfer), wie diese Verfasser genannt werden, sind Gegenstand vieler Spezialstudien, wie auch die Tyrannentötung (vgl. Rudolf Traumann, Die Monarchomachen. Eine Darstellung der revolutionären Staatslehren des XVI. Jahrhunderts, Leipzig, 1895, 89 S„ Heidelberger Dissertation; Die Lehre vom Tyrannenmord, von Pfarrer Dr. H. G. Schmidt, Tübingen, 1901, VI, 141 S. usw.).

[42] Ueber die soziale Literatur der Commonwealthzeit (1649—1660) s. u. — In der für mich unübersehbaren politischen Literatur ragt Killing no murder hervor, dessen Verfasserschaft in der English Historical Review, April 1902, S. 306—11, erörtert wurde. Killing no murder (Töten kein Mord), 1657, wurde verschiedentlich wiedergedruckt, so 1792, 1864 und, in der .Serie Famous Pamphlets, 1886; französisch erschien es in Leyden, 1658, in Paris, 1793, Ausgabe von Mercier de Compiègne, in Brüssel 1856 und in Ch. Détrés erwähntem Buch, 1901.

[43] Die italienischen Verhältnisse, die Machiavelli solche Einblicke in das Wesen aller Regierenden boten, das entwickelte politische Leben Hollands lassen einige Ausbeute erwarten. Für Deutschland käme das religiös-philosophische Gebiet in Betracht; ein allerdings nicht sehr ergiebiger Versuch ist die Bibliothek der deutschen Aufklärer des achtzehnten Jahrhunderts (mit einem Rückblick auf das 16. und 17. Jahrhundert in Bd. V), von Martin von Geismar (Edgar Bauer), Leipzig, 5 Bde., 1847. Ferner führt E. Wellers, eines überzeugten Kommunisten, Die Freiheitsbestrebungen der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, dargestellt in Zeugnissen ihrer Literatur (Leipzig, 1847, 344 S.; zweite Ausgabe, 1849, 2, 342, 10 S.) auf einige interessante Spuren.

[44] Vgl. La Boétie, Montaigne et le Contr’un) aus der Revue pol. et parl., März—April 1906), 46 S., und mehrere polemische Artikel (1907—09), auf denen das Buch beruht: Montaigne Pamphlétaire. L’Enigme du Contr’un (Montaigne als Pamphletist. Das Rätsel des Contr’un), Paris, 1910, XVI, 341 S., mit einem Abdruck des Textes nach einer vielleicht von dem Text von 1577 genommenen Abschrift eines Freundes von Montaigne, die einen etwas korrekteren Text bietet.

[45] Die Ausführungen von Edme Champion (1907, 1909, wiedergedruckt in M. Pamphl., S. 328—38) sind recht überzeugend.

[46] Serie Die Gesellschaft, Bd. XIII (Frankfurt, 119 S. 8º), ohne Jahr (November 1907: seitdem neuaufgelegt).

[47] compagnie, compagnon, früher compaignie, compaignon, enthalten das Wort pain, Brod: wer gemeinsam Brod ißt, ist der Genosse.

[48] Zuerst vielleicht 1789; da erschien: Discours de Marius plébéien et consul…. [Marius Rede aus Sallust, in Prosa und in Versen] suivi du Discours d’Etienne La Boétie …. [S. 67—144, in modernem Französisch] par l’Ingénu, Soldat dans le Régiment de Navarre (ohne Ort; 144 S.). Dann 1835 in zwei Auflagen, mit Vorrede von F. de La Mennais, dem Verfasser der Paroles d’un Croyant, 1833, eine Ausgabe, die dem Namen des Herausgebers wohl große Verbreitung verdanken mochte. 1836 wurde eine seit 1834, vor der von Lamennais und noch anderen Drucken vorbereitete Ausgabe von Charles Teste (Brüssel und Paris, 1836), 158 S., 12º, in geringem Umfang in Verkehr gebracht. Der Herausgeber, der Adolphe Rechastelet zeichnet, war der intime Genosse Buonarrotis und Verfasser des Projet de Constitution républicaine, einer kommunistischen Schrift. Seine Ausgabe enthalt viel scharfe Anmerkungen und konnte in Frankreich nur geheim verbreitet werden; sie ist sehr selten, ebenso wie: Tyrannie. Usurpation. Servitude volontaire. Trois traités extraits d’Alfieri, de Benjamin Constant et d’Etienne de la Boétie, par Auguste Poupart (Brüssel, 1853, 171 S., 32º), eine verkürzte Ausgabe aus den Kreisen der Dezemberproskribierten. Im November 1863 erschien ein Abdruck in der allgemein verbreiteten Bibliotheque Nationale, Nr. 12, mit Vorrede des Proudhonisten Vermorel (IV, 192 S„ 16º), beständig wieder aufgelegt (1866, 1882 …), — 1872 ein Abdruck des Manuskripts von Henry de Mesmes (Paris, D. Jouaust, XII, 66 S.). 1899 druckte die anarchistische Bibliotheque des Temps Nouveaux (Brüssel, 63 S., 12º) den von Teste modernisierten Text wieder ab. — Eine der Forschung dienende Ausgabe ist die von Bonnefon (Bordeaux, Paris, 1892), mit Biographie und Erläuterungen.
Ein einziges Mal fand ich diese Schrift deutschen Sozialisten nähergebracht, — durch den eine Hauptstelle enthaltenden Artikel Freiwillige Knechtschaft von Ferdinand Derfler im Oesterreichischen Arbciterkalender für 1874 (Wiener- Neustadt), S. 45—49. Eine verkürzte deutsche Ausgabe Ueber freiwillige Knechtschaft (Berlin, Malik-Bücherei 13, 45 S.; 1924) berichtet in der Vorrede, von F. Boenheim, von einer bisher unbekannten Ausgabe von 1577, von einem unauffindbaren deutschen Auszug, der im 16. Jahrhundert erschienen sei, und von Wielands Uebersetzung in seinem Teutschen Merkur, 179—; über all dies wären genauere Angaben erwünscht.

[49] Diese Worte sind einer Strophe der Eleuthéromanes entnommen, eines längeren Gedichts, das zuerst im Journal d’Economie publique, de morale et de politique, Paris, 1796—97 (von Roederer) gedruckt wurde. Ein hübsche Separatausgabe Les Eleuthéromanes. Edition du Centenaire, mit längerer Einleitung erschien 1884, 102 S., 16º. — Die Melanges philosophiques, Bd. 143 der Bibliotheque Nationale, 192 S., 16º. enthalten mehrere der radikalsten Schriften, auch das Supplément au Voyage de Bougainville (S. 140—192).

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V. From La Boétie to Diderot

Following the footsteps of Rabelais, following the utopian expressions of anarchist spirit into the 18th century, we must follow the current political and moralizing philosophical literature of this kind, from Etienne de la Boétie to Diderot and Sylvain Maréchal .

The world struggle against the state and subsequent intellectual (papal) world dictatorship of Rome did not take the form of power-destroying, spirit-free revolutions, but of conquest and booty struggles for Rome and the dispute over new spiritual rule and the ownership of the church. Furthermore, Western and Central Europe were differentiated by an extremely authoritarian element that entered the West, the Scandinavian Norman Normans, who first made England, then France uniform state dictatorships and put them on the path to superior power. In England, this has been relentless since the Norman Conquest (1066). Although the attempt to conquer France later on from England failed after endless wars, he himself set the French monarchy on the road to the unification and concentration of his rule (from Louis XI to Louis XIV, 15th to 17th centuries ), and on this path of centralization the French Revolution, both Napoleon and all other governments, continued inexorably. Germany was spared by the Normans, but lay open in the east. Instead of consolidating itself here, a hopeless struggle for power with the papacy was taken up, during which the principality was strengthened. After all, there was neither centralization nor total power from the state, as in the West, but for the individual and the people double government, double bondage by the sovereigns and by the total emperor. After the centuries of struggle for Rome’s legacy, Europe strove for centralization and most intensive government, an ongoing development that shows that authority thrives everywhere, in the largest and smallest state, in the city and in the smallest village. This difference in the development of Central and Western Europe has continued until today. Added to this was Eastern Europe, represented by purely authoritarian hordes, Huns, Mongols, Tartars and by continuations of the Eastern Roman-Oriental despotism, Turkey, then the Great Russian Empire.

What could become of freedom if it existed at all? Certain institutions, which we know almost exclusively from Roman sources, may seem free to the Romans, who are accustomed to authority. Probably, however, at the time of contact with the Romans, the earlier political-social freedoms of the Teutons, Celts, Iberians, etc., were already quite nominal, and the centuries-long wars completely eliminated them. After the wars, church and state, even the memory of a freer past disappeared. This memory had to flee in the so-called superstition, in folk customs, fairy tales and folk songs, which the educated people despised. Under favorable conditions (southern France, Italy) the cities had rescued some Roman culture, which did not quite break off in Byzantium and radiated from there to southern Italy. The cities soon became again cultural centers and often patterns for “orderly administration” (for even the Roman bureaucracy had saved itself over Byzantium, the church and the courts – the civil service is tougher -), but freedom also did not mean the urban system at all, only the state in small. The guild of lawyers flourished; imperial and princely, German and Roman, customary and written law, together with the law of mercy and the law of Faust, swirled in confusion, and for very long no one objected to torture and funeral cruelty and cruelty of any kind.

Liberty had to be built from the ground up, and it was linked to natural law, republican antiquity, and the traditions of ancient indigenous peoples’ liberties. The right of the monarchs was disputed, and the question soon came to a point of resistance to tyrants, to the right of killing tyrants. This literature is not in and of itself free-form, it may well be authoritarian, but it must in any case be sought after expressions of real understanding of freedom, refutations of the pretensions of the rulers, if they are more isolated in those times outside the utopias and the ideas Wants to find rebels at all. However, I could not work through this large area. [40] ) This literature is especially special in the second half of the sixteenth century during the French Revolutionary Wars in France and in countries where French refugees found asylum [41] ), and in England during the first revolution of the seventeenth century [42 ] ) trained; but it will not be absent in Italy, Spain, Holland, Germany, etc., for which countries I had little opportunity for closer observation. [43] )

The pearl of this scattered and lost literature, about whose scope we are still too little taught, is the Discours de la servitude volontaire , first published in full in the III. Volume of the Memoires de l’Estat de France sous Charles Neufiesme (Meidlebourg, 1577), after fragments of it were already printed 1574 Latin and French in Réveille Matin , then without the name of the author, but Montaigne already 1571 author of such a manuscript, the was in his possession, had called. In the Essais, 1580 (Chapter of Friendship), he declares that he wishes to publish this work, but does not, and it is not reprinted until 1727 in an edition of the Essais .

Etienne de La Boétie, born in 1530 in Sarlat (in south-west France), wrote the manuscript as an eighteen-year-old; he died in 1563 and left his manuscripts to his friend Montaigne.

Since his academic communication of January 30, 1904, Dr. A. Armaingaud in Bordeaux to prove that the text, which was given in its first print also the title Le Contr’un (Against the One , namely the tyrant), reworked after the St. Bartholomew, to a current writing against King Henry III. (1574-89), that Montaigne himself undertook this treatment and gave the text to the Protestants, who used it as an effective writing in the sharp polemics of those years. What Montaigne himself (1580) had published about the manuscript was a product of his usual caution. He had succeeded in making a sharp weapon of Scripture in this way, without compromising himself. [44] ) This hypothesis is quite plausible, [45] if it is not extended too far. Nothing is closer than such a retouching of the thirty-year-old manuscript with a mixture of boldness and caution, without which Montaigne would not have survived these hard times, but the basic idea of ​​the servitude volontaire was thought of by someone who was unfamiliar with such alternatives and who sought a more resolute solution than the skeptical Montaigne. He himself relates that Plutarch’s passage “that the inhabitants of Asia are subject to one only because they can not pronounce the one syllable” no “, inspired La Boétie to write. Just so it could have been the words attributed to the court jester Maximilian I, Kunz von der Rosen: “But if we all do not want any more now?” (What then the emperor begins?). At least both passages sum up the idea of contr’un, which is so simple and yet incomprehensible to mankind as a whole until today : to deny service to the tyrant.

I want to describe the content of the Servitude uolontaire with Gustav Landauer’s words, which recognized their full significance and freely summarized the main content in The Revolution [46] : “… He jumps right into the question, which is the question of his time would be if time could have grasped its own problem so deeply. Where does it come from, he asks, that a whole people, innumerable masses, are tormented, maltreated, and guided by one, against his will? Of a single man who is no Hercules or Samson, but a poor little man, often the cowardly and most feminine of the nation? If we followed nature, we would be obedient to the parents, subject to reason, and none to the servant. Whether, he says, that reason is indigenous or not to us is a question to scholars; but that is certain that nature, the servant of God and the guide of men, nature, which is always rational, has shaped us all in the same image and as comrades and brothers; and she did not create them to attack the others like robbers in the dark forest, but rather to make room for brotherly love, so that she has where she can work: some have the power to help and the others the need to receive them. “Where then comes the immense power of the tyrant? It does not come from the external compulsion of the ordinary kind; for when two equally strong armies confront each other, one driven by lust for power, the other in defense of its freedom, then it will be the army of freedom that triumphs. No, his power comes from the voluntary servitude of the people ….

I translate the following passage from the original:

“Poor and miserable useless people, stubbornly insisting on your misfortune and your fortunes against blind nations, you let yourself carry away the most beautiful and obvious part of your income, plunder your fields, rob your houses and carry away the old furniture of the fathers! You live so that you can boast that nothing belongs to you …. and all this pity, this misfortune, this ruin does not come from enemies, but certainly from the enemy, from the one you are so big do as he is, for whom you so bravely go to war, for whose greatness you do not refuse to expose yourself to death. He who masters you thus has only two eyes, only two hands, only one body, and nothing that the least man of the great infinite masses in your cities does not have except the advantages that you offer him to destroy you. Where does he take so many eyes that spy on you, if you do not deliver them to him? Where does he have so many hands to beat you if he does not take them from you? Where did he get the feet with which he would step down your cities if they were not your own? How does he have any power over you, if not through you? How dare he plunge at you if you were not in agreement? What could he do to you if you were not the stealer of the thief who plunders you, the killer of the murderer who kills you and the traitor to yourself? You sow your fruits to destroy them; you set up your houses and fill them up, so that he has material to plunder; you nourish your daughters, that he may satisfy his desires, your children, that he might …. lead them into his wars, to slaughter, so that he may render servants of his desires and executors of his vengeance out of them; you break your cross at work, so that it may be pampered with its pleasures and wallow in filthy, ugly debauchery; you make yourself weak to make him stronger and to hold you closer to the reins – and of all the humiliations that even animals would either not feel or not tolerate, you can free yourself if you try, not you free, but only want to free you. Be determined to stop serving and you are free. I do not want you to bump or shake him (the tyrant), just do not support him any more and you will see that he falls like a big colossus robbed of his foundation, by his own weight and breaks to pieces …. “

The following after Landauers Resumé:

“But where does this unbelievable come from? The urge for freedom is inherent; and if the animals knew ranks and dignities, then the freedom of the nobility they worshiped would be. The explanation is this: At some point, by attack from outside or by trickery, people lose their freedom. But then come those who have never known freedom and do not know how sweet it is; it is the habit that servitude has taught us. For nature has less power in us than habit …. Men know it not otherwise than that they are submissive: it has always been so, they say …. Of course, there are always some who are born because they are better than the big pile [n]; these are the ones who have a good head of their own accord and improve it through study and knowledge: they experience freedom, and if they are completely lost and out of the world, in their imagination and feel it in their mind. But they do not know each other; the freedom of speech and action has been robbed of them; they remain lonely in their spiritual world. Another reason for the possibility of the duration of bondage is that it unnerves and softens people, and the tyrants have always done their utmost to support fornication, dalliance, playfulness, and voracity, and to promote unmanliness among the people. Third, finally, the kingdom took advantage of religion and allied itself with the priests: the crown was surrounded with wonders, and the king with the semblance of holiness and divinity. The people themselves have always made the lies they believed afterwards. Fourthly, between the king and the people a hierarchy has ensconced, wanting to enrich themselves and each other, and so it almost comes to pass that tyranny brings profit to almost as many people as freedom is gratifying … . “

“…. A fire can be extinguished by water; but you guard

to protect and propagate tyranny before the conspiracies of the ambitious, who drive away or kill the tyrant; they abuse the holy name of freedom. Very seldom are the chaste heroes, such as Harmodius, Aristogiton, Thrasybul, Brutus of the Elders, who liberate their fatherland and allow them freedom … Tyranny is not a fire that must be extinguished, which can be extinguished because it is not there is an evil outside, but a defect in the interior. People do not have to inject water into the fire, but they have to keep what the fire feeds to themselves: they have to deprive them of food … If you stop giving the tyrants and no longer obey them, then they are without Fight naked and barefoot and bared and nothing is left … “

La Boétie does not express socialist aims, but he states the natural equality of the people, whose individual differences, physical, mental and possessive advantages of one should not mean that they attack the weaker like robbers, but rather, one has to believe, wanted them through these larger or smaller parts give room to each one of the fraternal affection to operate, giving some the power to give, the others the need to receive. Since, then, this good mother gave us all the earth as a dwelling place, accommodating all of us in the same house, creating the same pattern so that each one could reflect and, so to speak, recognize each other in the other – if she gave us all the great gift of voice and word in order to become known, to enter into an even more fraternal relationship, and to establish a communion of our will through mutual and mutual explanation of our thoughts, and if in every way she wished to tie the bond of our union and society so firmly, if she had shown in all, that she not only wanted to unite us but to make us one, there is no doubt that we are all free by nature, since we are all comrades, and no one can come to the idea that nature somebody threw them into bondage, because they put us all in cooperative [compaignie] … “

The words La Boéties faded away and were not heard; so remained the bondage and strengthened. Only occasionally, but never without an initiative of individuals and without a situation affecting all the imagination, is the mass of obedience tired for a moment, it no longer supports the clay colossus, and it collapses. But usually other tyrants lurk and take their place; Freedom has barely been won for minutes.

Montaigne relates that this was La Boérie’s only such script, widely handwritten and known to him, before he saw the author and came into close friendship with him; He wrote much beautiful about him and his early death, August 18, 1563, in the thirty-third year. He was counsel at the Parliament (a higher court) of Bordeaux, a normal career in his education that no ambition was driving him to improve. He did not seek to make known his ideas, but by his association with the famous Montaigne he lived his memory, and his writing was always handed over to the people. [48] )

The first edition of 1577 in the extensive Huguenot military work may soon have become rare, and the tremendous new battles of the time of Richelieu and Mazarin had their own literature, which was probably an ever petty, more personal, to the Mazarinades, as indeed the Fronde, even with the day of the barricades of Paris, as much as we would like to see federalism and a communist awakening of Paris, yet containing only aristocratic struggles and clerical intrigues. The Sun-kingship turned one half of the intelligentsia into servants of the court and drove the other to the Dutch press or exile in London. The Soupirs de la France esclave qui aspire après la liberté (Sigh of France, yearning for freedom), 1689-1690 (almost entirely reprinted in 1788) and countless others, published in Amsterdam, the secret presses printed almost every more advanced work, the Society eagerly received. But while the state-preserving literature fell into disregard, and the broadest criticism found free scope, anarchist ideas in the two hundred years seem not to have been formulated (apart from the few mentioned in Chapter IV); at least nothing essential has become known.

To be sure, such hatred against all state institutions and the prevailing reaction that the old system fell in 1789 did not only make anti-authoritarian criticism rare, but representatives of the coming bourgeoisie and those of an authoritarian social republic worked very consciously against real freedom As much as they fought the past, Voltaire and Rousseau, each in his own way, offered real freedom as Diderot’s conscious representative.

Diderot did tremendous work of the Enlightenment, and in many of his writings he made the clearest anarchist remarks; For example, in the conversation of a father with his children (1770, Oeuvres complètes , Vol. V, p. 301): “…. Is man not sooner than the man of the law? Is the reason of the race of man sanctified not so much as the reason of a legislator? We call ourselves civilized, and we are worse than savages. It seems to me that over the centuries we will have to turn from extravagance to extravaganza, from error to error, to get to where the first spark of consideration, the instinct alone, would have led us directly … “

Perhaps it was such dull thoughts about the utter futility of overcoming the authoritarian prejudices that kept him from presenting his truly libertarian ideas more frequently and in a more closed form; perhaps the quiet manner, those arguments, where necessary, in their milieu of thought and not isolated, the right propaganda. A collection of these scattered first anarchist arguments has not yet taken place.

Diderot wrote the memorable words:

Je ne veux ni thunder ni recevoir des lois.

(I do not want to give laws, nor to receive laws, that is, to be neither legislator nor subordinate to the law, neither master nor servant – words containing the essence of anarchy.) [49] )

Emile Beaussire in his Antecédents de l’Hegelianisme dans Ja Philosophy française. Dom Deschamps, son systems et son école (Paris, 1865, XVI, 236 p.) Brings excerpts from the manuscripts of a Benedictine, on the basis of this material Benoît Malon wrote: Dom Deschamps. Un Bénédictin du XVIII e siècle prècurseur de l’Hegelianisme, You Transformisme et du Communisme Anarchiste (A Benedictine of the 18th Century, Forerunner of Hegelianism, Development Theory and Anarchist Communism), in Revue socialiste, Sept. 1888, p. 256- 266th This clergyman, clinging to the private writing of his ideas in the manner of Cure Meslier, was a relative of the d’Argenson family, who belonged to Voyer d’Argenson, a mainstay of the secret societies and friend of Buonarrotis. To my knowledge, Beaussire’s statements and Malon’s assessment have not been thoroughly investigated.


[40] There is no lack of studies on this literature from other points of view. See. Divine right and the right of resistance in early middle age , by Professor Fritz Kern (Leipzig 1915, XXXII, 444 pp.); – The Doctrine of Tyrannicide in the Christian Age, by Max Lossen (Munich, 1894), Speech in the Bavarian Academy of Sciences, 58 pp., 4º); – Charles Détré, Les Apologistes du Crime , suivi de: Tuer n’est pasassassiner par le colonel Titus … (Paris, Humanité nouvelle, 1901, 320 pp., 8º (a book that pervades a failed, fantastic basic thesis, but this draws attention to many remote conditions and literature]).

[41] There is the famous Le Réveille Matin of François et de leurs voisins (alarm clock of the French and their neighbors) composé par Eusèbe Philadelphie Cosmopolite (Nic Bernard) en forms of dialogue, Édimbourg, 1574 (printed in Lausanne) and the Memoires de l’Estat de France sous Charles Neufiesme, 1576-77; second edition, 1578, 3 vols, in which II. fol. 522-554 the Apophtegmes et discours notables recuillis de diuers autheurs: contre la tyrannie et les tyransThe catalog of the collection of C. Leber (Paris, 1839, three great volumes), which left it the same in the library in Rouen, contains a very rich list of such literature, in which, of course, Calvinism and politics come first There are also authoritarian ideas, Hotoman, Languet, Du Plessis-Mornay …, in which Etienne de La Boétie also found his first distribution. The Monarchomachen (Monarchsbekämpfer), as these authors are called, are the subject of many special studies, as well as the tyrant killing (see Rudolf Traumann, The Monarchomachen.A representation of the revolutionary state teachings of the 16th century, Leipzig, 1895, 89 S “Heidelberg dissertation; The Teaching of Tyrannicide,from pastor Dr. HG Schmidt, Tübingen, 1901, VI, 141 p. Etc.).

[42] On the Social Literature of the Commonwealth Period (1649-1660) see below – Killing no Murder stands out in the political literature, which I can not ignore, and whose authorship was discussed in the English Historical Review, April 1902, pp. 306-11. Killing no murder , 1657, has been reprinted several times, including 1792, 1864 and, in the Famous Pamphlets series, 1886; It appeared in French in Leyden, 1658, in Paris, 1793, edition of Mercier de Compiègne, in Brussels 1856 and in Ch. Détrés mentioned book, 1901.

[43] The Italian conditions that gave Machiavelli such insights into the nature of all rulers, the developed political life of Holland, allow for some yield. For Germany the religious-philosophical area would be considered; However, a not very rich attempt is the library of the German Enlightenment of the eighteenth century (with a review of the 16th and 17th centuries in Vol. V), by Martin von Geismar (Edgar Bauer), Leipzig, 5 vols., 1847. In addition, E. Wellers, a convinced Communist, cites the Germans’ aspirations for liberty in the eighteenth and nineteenth centuries, presented in testimonies of their literature (Leipzig, 1847, 344 pp., Second edition, 1849, 2, 342, 10 pp.) some interesting tracks.

[44] Cf. La Boétie, Montaigne et le Contr’un) from the Revue pol. et parl., March-April 1906), 46 p., and several polemical articles (1907-09) on which the book is based: Montaigne Pamphlétaire. L’Enigme du Contr’un (Montaigne as Pamphleteer, The Riddle of the Contr’un), Paris, 1910, XVI, 341 p., With an imprint of the text after a copy of a friend of Montaigne, possibly taken from the text of 1577, which offers a slightly more correct text.

[45] The remarks by Edme Champion (1907, 1909, reprinted in M. Pamphl., Pp. 328-38) are quite convincing.

[46] Series Die Gesellschaft, Vol. XIII (Frankfurt, 119 p. 8º), without year (November 1907: since then reissued).

[47] compagnie , compagnon, formerly compaignie , compaignon, contain the word pain, Brod: whoever eats bread, is the comrade.

[48] First maybe in 1789; there appeared: Discours de Marius plébéien et consul …. [Marius speech from Sallust, in prose and in verses] suivi du Discours d’Étienne La Boétie …. [p. 67-144, in modern French] par l’Ingénu , soldier of the Régiment de Navarre (no place, 144 p.). Then in 1835 in two editions, with a preface by F. de La Mennais, the author of the Paroles d’un Croyant,1833, an edition that probably owed its name to the name of the publisher. In 1836, a version of Charles Teste (Brussels and Paris, 1836), 158 pp., 12º, prepared since 1834, before the edition of Lamennais and other prints, was put into circulation on a small scale. The editor, who portrays Adolphe Rechastelet, was the intimate comrade Buonarrotis and author of the Projet de Constitution républicaine, a Communist script. Its edition contains a lot of sharp notes and could only be circulated secretly in France; she is very rare, as well as: tyranny. Usurpation. Servitude volontaire. Trois traités extraits d’Alfieri, de Benjamin Constant and d’Etienne de la Boétie,by Auguste Poupart (Brussels, 1853, 171 p., 32º), a condensed edition from the circles of the December proscribed. In November, 1863, an imprint appeared in the common Bibliotheque Nationale, no. 12, with a preface by the Proudhonist Vermorel (IV, 192 pp. 16o), constantly reissued (1866, 1882, etc.), – in 1872 an imprint of the manuscript of Henry de Mesmes (Paris, D. Jouauust, XII, 66 p.). In 1899, the Anarchist Bibliotheque des Temps Nouveaux (Brussels, 63 p., 12º) reprinted the text that Teste had modernized. – One of the research issues is that of Bonnefon (Bordeaux, Paris, 1892), with biography and explanations.
Only once did I find this document introduced to German socialists, – by the article containing a main post Volunteer bondage by Ferdinand Derfler in the Oesterreichischen Arbiter calender for 1874 (Wiener Neustadt), pp. 45-49. A shortened German edition on voluntary servitude (Berlin, Malik-Bücherei 13, 45 pp., 1924) reported in the preface, by F. Boenheim, by a previously unknown edition of 1577, by an untraceable German extract, in the 16th century appeared, and from Wieland’s translation in his Teutschen Merkur , 179-; more details would be desirable.

[49] These words are taken from a stanza of the Eleuthéromanes, a longer poem that was first printed in the Journal d’Economie publique, de morale et de politique, Paris, 1796-97 (by Roederer). A pretty separate edition Les Eleuthéromanes . Edition du Centenaire, with longer introduction appeared in 1884, 102 p., 16º. – The Melanges philosophiques, Vol. 143 of the Bibliotheque Nationale, 192 pp., 16º. contain several of the most radical writings, including the Supplément au Voyage de Bougainville (pp. 140-192).

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VI. Sylvain Maréchal

Der erste, der freudig seine anarchistischen Ideen offen proklamierte oder heraussang, war Sylvain Maréchal (geh. 15. August 1750, gest. 18. Januar 1803), Dichter, Schriftsteller und Bibliothekar. Dieser eigentümliche Mann umkleidete seine ganz bewußt antiautoritären und durch und durch atheistischen Gedanken mit der tändelnden Grazie des Watteauschen Hirtentums, er war aber auch der Verfasser oder ein Mitverfasser des berühmten Manifeste der Gleichen der Verschwörung Babeufs, in das er die freiheitliche Idee durch den bekannten Satz einpflanzte, der den autoritären Kommunisten Buonarroti so verdroß: Verschwindet, empörende Grenzen zwischen Herrschenden und Beherrschten! Sein inneres Leben kenne ich nicht; wie weit er sich in den Hirtenanarchismus einlebte, wie weit dieser eine Maske und ein Rahmen war, der ihm in der Zeit der Bastille eine Oase der Freiheit schuf, ist mir nicht möglich festzustellen. Er lebte zugleich in der Gegenwart und betätigte sich aktuell, sobald er konnte, wünschte aber nicht zu den Herrschenden zu gehören. Dem autoritären Orkan der Revolution stellte er sein so einsames Segel der Freiheit nicht entgegen, ließ sich vom allgemeinen Enthusiasmus mitreißen, aber blieb den neuen Herrschern fern, soviel wir wissen. Als diese selbst verfolgt waren, arbeitete er mit ihnen, zur Zeit Babeufs, doch entging er auch da der Gefahr. Seine Schwäche war vielleicht seine Stärke; man hielt ihn für ungefährlich und ließ ihn in Ruhe. So streute er unermüdlich Teile seiner Ideen aus. Wer jemand weiß, der in all jenen Jahren die Freiheit — natürlich nicht deren autoritäre Verfälschung — energischer und vollständiger vertrat, möge ihn nennen. Aber unter den Hébert, Cloots, Momoro, Jacques Roux, Varlet, allen Hébertisten und Enragés findet sich ein solcher nach meiner Ueberzeugung nicht: alle diese Männer waren durch und durch autoritär.

In der von ihm herausgegebenen Sammlung Poésies philosophiques et descriptives …, einer Auswahl aus 32 Dichtern, Paris, 1792[50]), schildert er sich (1791) in dem uns veraltet anmutenden Stil, mit dem er seine Ideen umkleidete; ich fasse den Hauptinhalt zusammen: Pierre Sylvain Maréchal, 1750 in Paris geboren, widmete sich im Alter von zwanzig Jahren und dann gleich voll und ganz dem, was man damals die Philosophie nannte; bald bemerkte er, daß die bürgerliche Gesellschaft bei weitem nicht war, was sie sein sollte. Nach einigen Erfahrungen „glaubte er leben zu sollen, wie er in einer besseren Welt gelebt hätte. Er gab sich ohne Rückhalt seinen Ideen hin, die ganz in der Natur geschöpft waren, und kam um zwanzig Jahre der Revolution von 1789 zuvor, die er leider im Jahre 1791 schon überlebt hat [eine Aeußerung des großen Rückschlags, der bis zum Wiederaufschwung von 1792 bitter empfunden wurde und auch Maréchals Feder hier zurückhält]. Er sondierte die Tiefe der religiösen und politischen Vorurteile mit einer Kühnheit und Offenheit, der man andere Namen gab. Nebst anderen Werken ergaben sich da einige philosophische Gedichte, nicht zubereitet und ohne Künstlichkeit, wie seine eigene Person, aber mit einer Ueberzeugtheit geschrieben, die ihnen bei anständigen Leuten, wenn sie auch gegen seine Ansichten aufs äußerste eingenommen waren, Gewogenheit verschaffte. Man schien ihn verfolgen zu wollen, aber die Gradheit seines Benehmens entwaffnete seine Feinde oder gebot ihnen Schweigen. Wie konnte man lange einem Mann grollen, der die Wahrheit sagte nur aus dem Bedürfnis heraus, sie zu sagen?“

„Seine Fragmens d’un Poëme moral sur Dieu …[51]) empörten viele Leser. Leute von Geschmack fanden daran zu tadeln; furchtsame Philosophen sagten, es sei zu früh, so zu schreiben. Die Pfaffen knirschten mit den Zähnen, die Publizisten lachten über die ohnmächtige Kühnheit des Dichters, der es dabei bewenden ließ: er hatte nicht geschrieben, um Lärm zu machen.“

„Ein anderer hätte vielleicht aus seiner Stellung etwas herausgeschlagen. Er blieb stets auf seinem Platz und ohne die große Straße zu betreten, um ein wenig Ruf zu erbetteln, hielt er sich frei inmitten der Sklavenmenge und schritt immer seinem Ziel zu, die Verhältnisse durchschreitend, ohne daß sie auf ihn abfärbten.“ „… er irrt in Paris wie Robinson auf seiner Insel, die Dinge befragend, niemand im Weg und stets mit seiner Chimäre beschäftigt, seinem Projekt nämlich, seine Brüder zu einer natürlicheren Lebensweise zurückzurufen und sie zu jenem moralischen Instinkt zurückzuführen, der sie allein glücklich machen und gut erhalten kann.“

Er erzählt, daß er dem Fragment gebliebenen Gedicht Gott ein großes poetisches Werk, L’Homme dans les quatre phases de sa vie (Der Mensch in seinen vier Lebensphasen) folgen lassen wollte. Er endet mit einer allegorischen Szene, in der er die Poesie, die Beredsamkeit, die Geschichte, die sich ihm nähern, abweist und la Raison, die Vernunft, zu seiner Muse wählt.

Sylvain Maréchals Leben hat, von den alten biographischen Sammelwerken abgesehen, keinen Darsteller gefunden.[52]) Nur die erste Nummer der ersten französischen anarchistischen Zeitschrift L’Humanitaire, Juli 1841, enthält einen langen sorgfältigen Artikel: Sylvain Maréchal, den ich im folgenden benutzen werde. Die Bibliographie seiner meist sehr seltenen Schriften bietet allerlei kleine Probleme; der verstorbene Otto Karmin stellte das meiste zusammen in seinem Essai d’une Bibliographie de S. M. (Revue hist. de la Rév. fr., Juli—Sept. 1911 und separat, 12 u. 1 S.). Speziell Maréchals Mitarbeit an Zeitschriften während der Revolution ist noch zu untersuchen.

Er begann mit Hirtengedichten, Bergeries (1770) und Chansons Anacreontiques usw. des Berger Sylvain (wie er sich nannte); zehn Jahre später im Pibrac moderne (Cosmopolis, 1779) und dem erwähnten poëme moral sur Dieu (Atheopolis, 1781; wieder erschienen als Dieu et les Prêtres im Jahr II der Republik und nochmals als Le Lucrèce Français, im Jahr VI, 1798) sind seine Ideen ausgebildet. Ich habe den ersten Druck vor mir (1781) und möchte die Gedichte 15, 33, 36 und 50 hervorheben, aber wie könnte ich hier all diese Verse anführen und übersetzen? Nur diese kurzen Zeilen: „Gewiß gab es eine Zeit, die das goldene Zeitalter hieß, als der Mensch als Gott nur die Natur hatte und ein ebenso süßes wie reines Leben führte…. Für den aufgeklärten Weisen besteht diese Zeit noch“ (15). „… Könige, die tyrannisieren, wißt, daß es für euch eine sicherere Züchtigung gibt als den göttlichen Zorn. Eure Untertanen in ihrer Not können wagen, ihre verzweifelten Hände auf eure geheiligten Häupter zu legen, die Krone wieder ergreifen und in ihre Rechte zurücktreten. Seinen Gott, seinen Herrn, ja, das Volk kann sie wählen und zurücktreten, wenn seine Wahl nicht weise war. Der Thron und der Altar sind das Werk seiner Hände“ (36) … „Die Ratschläge, die er (der Sohn) vom Chef der Familie erhalt, seinem Sohn, seiner Tochter treu übermittelt, sind ein geheiligtes Gesetzbuch, das man mit Sorgfalt beobachtet: und was braucht man dann einen Kult und ein Gesetz? Ein makelloser Greis, durch sein Alter unterrichtet, die Schicksale seiner zahlreichen Kinder leitend, kann er nicht besser als ein Priester die Tugend lehren? … Befreie dich, Sterblicher, von Kultur und Gesetzen und unterwirf dein Herz nur der väterlichen Macht. Alle andern sind falsch, sie allein ist legitim: ein Vater kann seinen Kindern befehlen, ohne ein Verbrechen zu begehen; die Natur selbst machte dies zum Gesetz. Wie süß ist es nur, seinen Vater zum König zu haben!“ (50). — Er wünscht sich als Grabschrift: „Hier liegt ein friedlicher Atheist: er ging immer aufrecht, ohne in den Himmel zu blicken. Möge sein Grab geachtet werden: der Freund der Tugend war der Feind der Götter.“

Es folgten bald die Hauptschriften seines patriarchalischen Anarchismus L’Age d’Or, recueil de contes pastoraux par le berger Sylvain (à Mitylene et à Paris, 1782, 144 S., 16º), (Das goldene Zeitalter, Sammlung von Hirtenerzählungen von dem Hirten Sylvain) und Livre échappé ou déluge ou Pseaumes nouvellement découverts … (à Sirap, ou à Paris …, 1784, 7, 100, 16º), (Ein der Sündflut entgangenes Buch oder neuentdeckte Psalmen …). Letzteres wurde von Eckartshausen ins Deutsche übersetzt, München, 1786, Nachdruck Brünn, 1788, wiedergedruckt Lorch, 1910.[53]) Diese Schriften drücken die Sehnsucht aus nach „jenen heiteren, schönen Lenztagen, die das Glück des Menschen waren, und die er nie hätte vergessen sollen“.

Maréchal war von seinen Eltern zum Handel bestimmt gewesen, was er ausschlug. Er wurde Advokat, was ihm ebensowenig gefiel und fand eine ihm zusagende Beschäftigung in der Bibliothek des College Mazarin. Er hatte die Schrift von 1781 annonym, die von 1782 unter seinem durchsichtigen Pseudonym und die von 1784 mit Name und Adresse, Bibliothèque Mazarine, erscheinen lassen. Weitere Schriften dieser Art unterblieben dann bis zum Almanach des honnêtes gens von 1788, einem Tageskalender mit den Namen sympathischer Personen statt der Heiligen. Jesus Christus war zwischen Epikur und Ninon de l’Enclos gestellt. Diese Publikation wurde zur Verbrennung durch den Henker verurteilt (7. Januar 1788). Er wurde bis 1789 (?) in das Saint- Lazare-Gefängnis eingesperrt und erhielt dann seine Bibliothekarstelle wieder (nach dem Humanitaire, 1841 ).[54])

Er ließ dann bald die Apologues modernes, à l’usage d’un Dauphin (Brüssel, 1788)[55]) (Moderne Fabeln, für den Gebrauch eines Kronprinzen) erscheinen. Hier findet sich z. B. die Vision der verlassenen Insel, eines Traumes, daß einmal alle Völker sich das Wort gaben, sich ihrer Könige zu bemächtigen, die auf eine unbewohnte, aber anbaufähige Insel deportiert wurden und dort arbeiten mußten, um zu leben, sich aber bald untereinander vertilgten. Dies ist der Hauptinhalt des späteren Jugement dernier des rois (Das jüngste Gericht über die Könige), Paris, l’an II, 36 S., eines viel gegebenes Revolutionsstücks, das die Monarchen mit Namen auftreten läßt; hier verschlingt ein Vulkan die ganze Insel. — Ein weiserer König (Fabel 30) sagt seinen Untertanen „…. gehen wir alle nach Hause. Jeder Familienvater sei nur der König seiner eigenen Kinder.“ … Eine „wahrhafte und bemerkenswerte Voraussagung“, die der Verfasser selbst eines Tages zur Geschichte werden sieht, schildert den allgemeinen Streik. Alle für die Reichen Arbeitenden, drei Viertel der Einwohner der Hauptstadt, stellen die Arbeit ein. Nehmt euch in acht, wir sind drei gegen einen, wir könnten das Recht des Stärkeren gegen euch gebrauchen. Wir wollen dies nicht tun, aber wir erinnern euch daran, daß wir einst alle gleich waren, im goldenen Zeitalter oder der Heldenzeit. „Wir haben gelesen [sagt der Redner des Volks], daß zur Feststellung der Existenz des goldenen Zeitalters und um das Volk für die verlorenen Rechte zu trösten, die Römer, als das eherne Zeitalter kam, die Saturnalien einrichteten“; wir werden dies nicht für drei Tage einführen, sondern werden für immer die vollste Gleichheit wiederherstellen. Vergessen wir beiderseits die Vergangenheit. „Machen wir die Erde zum Gemeinbesitz all ihrer Einwohner. Wenn einer unter euch ist, der zwei Mäuler und vier Arme hat, ist es gerecht, daß wir ihm eine doppelte Portion geben. Wenn wir aber alle nach dem gleichen Muster gemacht sind, so teilen wir den Kuchen gleichmäßig. Aber jetzt legen wir alle Hand an, gehen zu unseren Familien, dienen unsern Eltern, befehlen unsern Kindern, und alle Menschen von einem Ende der Welt zum andern mögen sich die Hand geben und nur eine Kette von gleichen Kettengliedern bildend, einstimmig rufen: „Es leben Gleichheit und Freiheit, es leben Friede und Unschuld …“

Diese, schon von A. Lichtenberger hervorgehobene Stelle ist eine der ersten Visionen der sozialen Revolution (1788).[56]) Eine folgende, Le Tyran triomphateur (Der siegende Tyrann), zeigt das von den Soldaten mißhandelte Volk in die Berge flüchtend und die Städte dem Tyrannen und der Soldateska überlassend. Das Volk weigert sich dann zurückzukehren: „Nach Familien geteilt, ohne andern Herrn als die Natur, ohne andere Könige als unsere Patriarchen, verzichten wir für immer auf den Aufenthalt in den Städten, die wir mit großen Kosten erbaut, und deren jeder Stein mit unsern Tränen befeuchtet, mit unserm Blut gefärbt ist.“ Die Soldaten, die diese freien Menschen zurückholen sollten, werden selbst zum Frieden, zur Freiheit bekehrt, bleiben bei ihren Brüdern und schicken dem Tyrannen ihre Uniformen zurück, der sich dann wütend und verhungernd mit seinen eigenen Zähnen zerfleischt und ein Ende nimmt. — Die Idee La Boéties findet hier Anwendung. Maréchal, der alle freien Denker für sein Atheistenlexikon sammelte, mußte ihn und viele andere Vorläufer längst kennen.

„Jede Familie lebte unter dem Hirtenstab eines Patriarchen …“

(Schwert und Gesetz). „…. Solange die Menschen dumme oder wütende Kinder sein werden, werden sie beide auf gleiche Weise brauchen. Euer Reich endet nicht so bald. Aber wozu würdet ihr dienen, wenn die Menschen aufgeklärter wären oder nur sich verständigen wollten? Ihr seid nur durch ihre Schwäche stark, und ich wiege mich in dem Glauben, daß eines Tages (ich werde sein Morgenrot nicht erblicken) all meine Mitmenschen erröten werden, euch gebraucht zu haben.“

Solcher Art war Sylvain Maréchals Lehre und Propaganda am Vorabend der Revolution, das Ideal des natürlichen Lebens in weiter Ferne mit sehr aktuellen Gedanken über große solidarische Volksbewegungen. Er begrüßte die Revolution von 1789, deren Verlauf ihn enttäuschen mußte. Aus einer Schrift, die ich nicht feststellen kann, führt der Humanitaire (1841) an: „Kinder der Menschen! Wenn ihr wüßtet, wie alles, das aus euren engen Gehirnen kommt, vor den großen Gedanken der Natur klein ist! Kinder, hört eure Mutter; laßt diese Reformen stehen, die nur zu neuen Exzessen führen, diese Revolutionen, die in letzter Linie nur Veränderungen und nur zu oft Vergrößerungen der Uebel sind. Nur das von der Natur Sanktionierte kann dauernde Folgen haben. Man hatte den Versuch einer großen und schönen Revolution vor sich und hätte sie erhoffen sollen von der Weisheit von 8—1200 Gewählten unter 25 Millionen; es hätte sich darum gehandelt, das Menschengeschlecht wirklich zu den ersten Rechten der individuellen Freiheit zurückzurufen und die so komplizierten Federn der bürgerlichen Gesellschaft zu brechen, statt sie von neuem zu spannen, mit einem Wort nur das zu behalten, was die Natur gutheißt.“ — Maréchal, nach jener Darstellung, habe den Irrtum der revolutionären Phrase angegriffen, kühne Kritik geübt: „Solange es Diener und Herren, Arme und Reiche gäbe: keine Freiheit! keine Gleichheit! …“ Er sei keiner Verfolgung ausgesetzt gewesen. Ich kenne auch nicht eine Publikation, mit der er besondere Aufmerksamkeit auf seine Ideen lenkte: Dame Nature à la barre de l’Assemblée nationale, 1791, 46 S. (Frau Natur vor den Schranken der Nationalversammlung). Chaumette war sein Freund und teilte seine Grundsätze; Maréchal sei dem von Chaumette angeregten Kult der Vernunft nicht fremd gewesen. Aber Robespierre vernichtete die Hèbertisten, darunter Chaumette … Ich kann die Richtigkeit dieser Darstellung nicht beurteilen; sollte Maréchal in ähnlicher Weise in engerem Kontakt mit den Hébertisten gestanden sein, wie später mit den Babouvisten? Was ich von seinen Schriften während der Revolution gesehen, zeigt ihn als entschiedensten Anhänger der ganzen Bewegung, aber ohne Kritik einer herrschenden Partei. Seine damaligen Schriften und Zeitschriftenmitarbeit (Révolutions de Paris, Ami de la Révolution, 1790—1791, Bulletin des Amis de la Vérité 1793? ….) wären zu untersuchen.[57]) Wie kam es, daß ihn der Haß Robespierres nicht traf?

Nach dem Humanitaire hätte er Babeuf aufgesucht und sich mit ihm verständigt; er habe damals auf seinen Patriarchalismus verzichtet und sei für die Bewegung Babeufs äußerst tätig gewesen und habe das Manifeste des Egaux verfaßt.[58]) — „Maréchal entkam den Verfolgungen des Directoire wie durch ein Wunder. Man fand Schriftstücke von ihm unter den zahlreichen bei Babeuf beschlagnahmten Papieren, aber seine Schrift wurde nicht erkannt und seine Unterschrift stand unter keinem Dokument.“[59])

Nach derselben Quelle kehrte Maréchal nach dem Tode Babeufs zu seinen eigenen Ideen ganz und gar zurück. Hatte er sie ernstlich verlassen, sich wirklich dem Babeufschen Bolschewismus ralliert? Seine literarische Tätigkeit nimmt in der politisch und sozial immer reaktionäreren, aber bis Bonapartes Faust sich auf alles legte, geistig wieder freieren Zeit zwischen Babeuf und Bonaparte noch einen Aufschwung. Unbekannt ist mir sein Culte et loix d’une sociéte d’hommes sans Dieu, 1798 (Kultus und Gesetze einer Gesellschaft von Menschen ohne Gott). Seine sechsbändige Reise von Pythagoras in vielen Ländern des Altertums, 1799, und sein Dictionnaire des athées anciens et modernes, 1800, sind große Werke, in denen er die Früchte seines Durchforschens der Entwicklung der Geistesfreiheit vorführt, unkritische Bücher, gewiß, die aber auf manche seltene Spur führen. Der Gelehrte Jérôme Lalande (Astronom) schrieb Nachträge (1805); auch sein Freund François Peyrard (1760—1822) half ihm beim Atheistenlexikon[60]), Peyrard war auch bei Sylvain Maréchals Tode anwesend, 18. Januar 1803. Noch 1807 erschien ein größerer Band, De la vertu … (Von der Tugend), mit einer Würdigung des Verfassers von Frau Gacon- Dufour[61]) (Paris, 382 S.); dann wurde es still. Napoleon hatte Lalande verboten, weiter über Atheismus zu schreiben.[62]) So wäre auch Sylvain Maréchals Feder gebrochen gewesen.

So waren also wie früher durch Diderot, nach ihm durch Sylvain Maréchal anarchistische Ideen in ziemlich auffälliger Form und auf eine freundliche, an Verstand und Gefühl appellierende Weise vor das nach neuen Ideen begierige Publikum der Vorrevolutionszeit gebracht worden, aber einen Widerhall scheinen dieselben nicht gefunden zu haben; Maréchal blieb ein Isolierter. Die autoritären Wellen gingen zu hoch.


[50] Der erste der drei Bände wurde 1788 gedruckt, die andern 1791; Sylvain Maréchal schrieb kurze Biographien der Dichter, darunter seine eigene (Bd. III, S. 95—101).

[51] Zum größeren Ruhm der Tugend. Fragmente eines moralischen Gedichts über Gott (à Athéopolis, l’an premier du règne de la Raison, 1781, 91 S., 8º); d. h. in der Atheistenstadt im ersten Jahre des Reichs der Vernunft, 1781.

[52] Nach dem Amateur des Autographes (Paris), 1868, S. 78—79, bereitete 1867 jemand eine Arbeit über S. M. vor und wollte auch über d’Holbach, Helvetius, Lamettrie, die alten Freidenker, schreiben. Der Sammler Sohier in Nantes beschäftigte sich besonders mit Maréchal; über diesen, der 1871 starb, s. ebenda, 1872, S. 57—59. — Eine 1880 zerstreute Sammlung (s. den Katalog der Auktion H. Wulferdin) enthielt prachtvolle Spezialsammlungen über Diderot, d’Holbach, Sylvain Maréchal und das ganze enzyklopädistische und vorrevolutionäre Milieu.

[53] Letzteres ist eine von Okkultisten besorgte Ausgabe, in der kurioser Weise das Buch des Atheisten Maréchal als Werk des religiösen Karl von Eckartshausen (1752—1803) betrachtet wird.

[54] Diese Einsperrung durch eine lettre de cachet, irrtümlich für Saint- Lazare statt für die Bastille, war von seinen Freunden erwirkt worden, die ihn der viel gefährlicheren Prozedur des Gerichtshofes entziehen wollten; er war vier Monate eingesperrt.

[55] Diese Ausgabe ist benutzt von A. Lichtenberger, Soc. au XVIIIe siècle, S. 440—441, und Revue socialiste, Juni 1898, S. 660—661; ich habe eine Ausgabe von 1789 (Brüssel) vor mir: Premières Lesons dun Fils ainé d’un Roi. Par un Député présomptif aux futurs Etats-Genéraux, 118 S., 8º. die wohl nur eine aktueller gemachte Titelausgabe ist — Auszüge, Apologues, erschienen als Nr. 14 der Bonnes Feuilles (Paris, Librairie du Travail, 1922, 12 S.); hier sind zwei Stücke von 1793 hinzugefügt.

[56] Ich muß an die Revolutionsbilder in dem mir jetzt nicht vorliegenden Zilia et Agathide (1787) denken, deren Verfasser so gänzlich unbekannt zu sein scheint.

[57] Im Dict. des Athées, unter Tyrannen, schreibt aber Maréchal selbst: „Chaumette, Hébert und ihresgleichen waren weit davon entfernt, wahre Atheisten zu sein: diese Demagogen hatten in ihrem Kopf nicht das Zeug dazu.“ — So sind also die Angaben im Humanitaire zweifelhaft.

[58] Ich habe leider Buonarrotis Werk (1828) nicht zur Hand. Im Prozeß von Vendôme sagte Buonarroti in seiner Verteidigungsrede (Débats du Procès.., Paris an V, IV, S. 255), daß „diese lächerliche Phrase: Verschwindet, empörende Unterschiede von Herrschenden und Beherrschten, aus der man [die Anklage] viel zu machen suchte, in offenem Widerspruch steht mit der Insurrektionsakte, die eine Regierung festsetzt! Wenn etwas auf das Niveau der jämmerlichsten Narrheiten gesetzt werden muß, ist es diese unsinnige Prätention, die weder in einem Land von Weisen, noch in einem Land von Räubern verwirklicht werden könnte …“ und ein anderer Hauptangeklagter, Germain, sagte (S. 175): „Fern von mir, sehr fern von mir liegt diese verabscheuungswürdige Lehre: weder Herrschende, noch Beherrschte; sie konnte höchstens einem Böckelt nützen, um König von Zion zu werden und den Konsul Knipperdolling zum Henker zu machen [Münster, 1835). Fern von mir diese abscheuliche Lehre, die mich zum Tyrannen des Schwächeren und zum Sklaven des Stärkeren machen müßte….“ Auch wenn man sieht, wie Buonarroti seine Rede dem allgemeinen Verteidigungsplan anpaßt und wie er natürlich jede Aufmerksamkeit von den bekannten Ideen Maréchals ablenkt, empfindet man doch, welche Unterschiede diese Autoritäre von Maréchal trennten.

[59] Vgl. auch Otto Karmin, S. M. et le Manifeste des Egaux in der bereits erwähnten historischen Revue, Okt.—Dez. 1910 (7 S.).

[60] Vgl. dessen Leben in der Biographie Universelle, 1862. Er war Verfasser des in mehrfacher Beziehung interessanten atheistischen Buchs De la Nature et de ses Lois (Paris, 1793, LX, 106 S., 8º).

[61] Deren Biographie von S. M. wurde nicht gedruckt und nur für Lalandes zweitem Nachtrag benutzt. (W—s in Biogr. Univ.).

[62] Briefe hierüber von Napoleon vom 13. Dez. 1805 und 3. Januar 1806 werden in dein klerikalen Buch La Francmaçonnerie von A. Neut (I. Bd., 2. Aufl., S. 209—10; Gent, 1866) zitiert.

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VI. Sylvain Maréchal

The first to openly proclaim or sing out his anarchist ideas was Sylvain Maréchal (born August 15, 1750, died January 18, 1803), poet, writer, and librarian. This peculiar man clad his deliberately anti-authoritarian and thoroughly atheistic ideas with the trifling grace of Watteau’s shepherdhood, but he was also the author or co-author of the famous manifesto of the likes of Babeuf’s conspiracy, into which he conceived the liberal idea by the well-known proposition implanted, which so greatly annoyed the authoritarian communist Buonarroti: disappears, outrageous borders between rulers and ruled! I do not know his inner life; How far he became involved in pastoral anarchism, how far this was a mask and a frame, which created an oasis of freedom for him in the time of the Bastille, is not possible for me to ascertain. At the same time he lived in the present and was active as soon as he could, but he did not wish to be one of the rulers. He did not oppose his lonely sail of freedom to the authoritarian hurricane of the revolution, let himself be carried away by general enthusiasm, but stayed away from the new rulers, as far as we know. When these were themselves persecuted, he worked with them, at the time of Babeuf, but he also escaped danger there. His weakness was perhaps his strength; He was thought to be harmless and left him alone. So he untiringly scattered parts of his ideas. Whoever knows someone who in all those years has more energetically and more fully represented freedom – and of course not their authoritarian distortion – may call him. But among the Hébert, Cloots, Momoro, Jacques Roux, Varlet, all the Hébertists and Enragés, there is no such one in my opinion: all these men were authoritarian through and through.

In his collection Poésies philosophiques et descriptives …, a selection of thirty-two poets, Paris, 1792 [50] , he describes himself (1791) in the style that seems to us to be outmoded, with which he clothed his ideas; I summarize the main content: Pierre Sylvain Maréchal , born in Paris in 1750, devoted himself entirely to what was then called philosophy at the age of twenty; He soon noticed that bourgeois society was far from being what it ought to be. After some experience “he thought he should live as he would have lived in a better world. He indulged himself in his ideas, which were entirely natural, and had preceded twenty years of the revolution of 1789, which unfortunately he had already survived in 1791 [an expression of the great setback that lasted until the revival of 1792 was bitterly felt and also Maréchals spring holds back]. He explored the depth of religious and political prejudices with a boldness and openness that gave other names. Aside from other works, there were some philosophical poems written, not prepared and artificial, like his own person, but with a conviction that gave them a sense of courtesy to respectable people, even though they were utterly opposed to his views. He seemed to want to be persecuted, but the degree of his behavior disarmed his enemies or silenced them. How could one long rumble to a man who spoke the truth just out of a need to say it? “

“His Fragmens d’un Poëme moral sur Dieu … [51] ) outraged many readers. People of taste found fault with it; timid philosophers said it was too early to write like that. The clerics gritted their teeth, and the publicists laughed at the poet’s impotent audacity, who let it slip: he had not written to make a noise. “

“Someone else might have knocked something out of his position. He always stayed in his place, and without entering the great street to beg for a little call, kept free in the midst of the crowd of slaves, and always strode to his destination, passing through the circumstances, without rubbing off on him. ” . er irrt in Paris wie Robinson auf seiner Insel, die Dinge befragend, niemand im Weg und stets mit seiner Chimäre beschäftigt, seinem Projekt nämlich, seine Brüder zu einer natürlicheren Lebensweise zurückzurufen und sie zu jenem moralischen Instinkt zurückzuführen, der sie allein glücklich machen und gut erhalten kann.“

He tells us that he wanted to follow in the footsteps of the poem God a great poetic work, L’Homme dans les quatre phases de sa vie (Man in His Four Life Stages). He ends with an allegorical scene in which he rejects the poetry, the eloquence, the story that approaches him and chooses la Raison , the reason , as his muse.

Sylvain Maréchal’s life has, apart from the old biographical compilations, found no actor. [52] ) Only the first issue of the first French anarchist journal L’Humanitaire, July 1841, contains a long, careful article: Sylvain Maréchal, which I will use below. The bibliography of his mostly very rare writings offers all sorts of little problems; the late Otto Karmin put most of it together in his Essai d’une Bibliographie de SM (Revue hist. de la Rév. fr., July-Sept. 1911 and separately, 12 and 1 p.). Especially Maréchal’s participation in magazines during the revolution has yet to be investigated.

He began with pastoral poems, Bergeries (1770) and Chansons Anacreontiques , etc. of Berger Sylvain (as he called himself); ten years later in Pibrac moderne (Cosmopolis, 1779) and the mentioned poëme moral sur Dieu (Atheopolis, 1781, again published as Dieu et les Prêtres in the year II of the republic and again as Le Lucrèce Français,in the year VI, 1798) his ideas are trained. I have the first print in front of me (1781) and I want to highlight the poems 15, 33, 36 and 50, but how could I lead and translate all these verses here? Only these short lines: “Certainly there was a time called the Golden Age, when man as God only had nature and led a life as sweet as it was pure …. For the enlightened sage this time still exists.” ). “… kings who tyrannize know that there is a more certain punishment for you than divine wrath. Your subjects in their misery may dare to lay their desperate hands on your sanctified heads, seize the crown again and step back into their rights. His God, his Lord, yes, the people can choose them and resign, if his choice was not wise.The throne and the altar are the work of his hands “(36) …” The advice that he (the son) receives from the head of the family, faithfully transmitted to his son, to his daughter, is a sacred code, which one uses with care observed: and then what do you need a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peaceful”Here lies a peaceful one”Here lies a peaceful one”The advice that he (the son) receives from the head of the family, faithfully transmitted to his son, to his daughter, is a sacred code that is carefully observed: and then what do you need a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peaceful”The advice that he (the son) receives from the head of the family, faithfully transmitted to his son, to his daughter, is a sacred code that is carefully observed: and then what do you need a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peacefulfaithfully transmitted to his daughter, are a sacred law book that one observes with care: and then what do you need a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peacefulfaithfully transmitted to his daughter, are a sacred law book that one observes with care: and then what do you need a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peacefuland what do you need then a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peacefuland what do you need then a cult and a law? An immaculate old man, taught by his age, guiding the destinies of his numerous children, can he no better teach than a priest the virtue? … liberate yourself, mortal, from culture and laws and subject your heart only to the paternal power. All others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peacefulAll others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peacefulAll others are wrong, they alone are legitimate: a father can command his children without committing a crime; Nature itself made this the law. How sweet it is only to have his father king! “(50). – He wishes as a grave writing: “Here lies a peaceful Atheist: he always walked upright without looking at the sky. May his grave be respected: the friend of virtue was the enemy of the gods. “

It soon followed the main writings of his patriarchal anarchism L’Age d’Or, recueil de contes pastoraux par le berger Sylvain (à Mitylene et à Paris, 1782, 144 p., 16º), (The Golden Age, collection of pastoral tales of the shepherd Sylvain) and Livre échappé ou déluge ou Pseaumes nouvellement découverts … (à Sirap, ou à Paris …, 1784, 7, 100, 16º), (A book escaping the flood or newly discovered psalms …). The latter was translated into German by Eckartshausen, Munich, 1786, reprint Brünn, 1788, reprinted Lorch, 1910. [53] ) These writings express the longing for “those cheerful, beautiful Lenztagen, which were the happiness of man, and which he never should have forgotten “.

Maréchal had been destined to trade by his parents, which he refused. He became a lawyer, which he did not like, and found a suitable occupation in the library of the College Mazarin. He had the writing of 1781 anonymous, which from 1782 under his transparent pseudonym and those of 1784 with name and address, Bibliothèque Mazarine, appear. Further writings of this kind were then omitted until the almanac of honnêtes gensfrom 1788, a daily calendar with the names of sympathetic persons instead of saints. Jesus Christ was placed between Epicurus and Ninon de l’Enclos. This publication was sentenced to incineration by the executioner (January 7, 1788). He was imprisoned until 1789 (?) In the Saint Lazare prison and then received his librarian again (after the Humanitaire, 1841). [54] )

He then had the apologues modern , à l’usage d’un Dauphin (Brussels, 1788) [55] (Modern Fables, for the use of a crown prince) appear. Here is z. For example, the vision of the deserted island , a dream that once all peoples had the word to seize their kings, who were deported to an uninhabited but cultivable island and had to work there to live, but were soon exterminated among themselves , This is the main content of the later Jugement dernier des rois (The Last Judgment over the Kings), Paris, l’an II,36 p., A much-given revolutionary piece that makes the monarchs appear by name; here a volcano devours the whole island. – A Wise King (Fable 30) tells his subjects “… let’s all go home. Every family man is only the king of his own children. “… A” true and remarkable prediction, “which the author himself someday sees as history , describes the general strike.All working for the rich, three-quarters of the capital’s inhabitants are leaving work. Beware, we are three against one, we could use the right of the fittest against you. We do not want to do this, but we remind you that once upon a time we were all the same, in the Golden Age or Heroic Period. “We have read,” says the orator of the people, “that in order to establish the existence of the golden age and to console the people for the lost rights, the Romans, when the bronze age came, established the Saturnalia”; we will not introduce this for three days, but will forever restore the fullest equality. Let’s forget the past on both sides. “Let us make the earth the common property of all its inhabitants. If there is one among you who has two mouths and four arms,is it just that we give him a double portion. But if we are all made according to the same pattern, we will divide the cake equally. But now we all lend a hand, go to our families, serve our parents, command our children, and all men from one end of the world to another may shake hands and form only a chain of like links, shouting unanimously: “It live equality and freedom, peace and innocence live … “and all people from one end of the world to another may shake hands and form only a chain of equal links, shouting in unison: “There lives equality and freedom, peace and innocence live …”and all people from one end of the world to another may shake hands and form only a chain of equal links, shouting in unison: “There lives equality and freedom, peace and innocence live …”

This passage, already emphasized by A. Lichtenberger, is one of the first visions of the social revolution (1788). [56] ) A following, Le Tyran triomphateur(The victorious tyrant), showing the people maltreated by the soldiers fleeing into the mountains and leaving the cities to the tyrant and the soldateska. The people then refuse to return: “Divided into families, with no master but nature, with no kings other than our patriarchs, we forever renounce the dwelling in the cities, which we built at great expense, and each stone with ours Moisturizing tears, colored with our blood. “The soldiers who were to bring these free people back to peace themselves, to freedom, stay with their brothers and send their uniforms back to the tyrant, who then becomes angry and starving with his own Teeth mangle and put an end to it. – The idea of La Boétiesfinds application here. Maréchal, who collected all free thinkers for his atheist lexicon, had long since known him and many other forerunners.

“Every family lived under the pastor’s staff of a patriarch …”

(Sword and law). “…. As long as people are going to be dumb or angry children, they will both need it in the same way. Your kingdom does not end so soon. But what would you serve if people were more enlightened or just wanted to communicate? You are strong only because of their weakness, and I weigh myself in the belief that one day (I will not see His dawn) all my fellow human beings will blush to have needed you. “

Such was Sylvain Maréchal’s doctrine and propaganda on the eve of the Revolution, the ideal of natural life in the distant future, with very current thoughts on great solidaristic popular movements. He welcomed the revolution of 1789, the course of which had to disappoint him. From a writing I can not ascertain, Humanitaire (1841) quotes: “Children of men! If you knew how everything that comes out of your narrow brains is small in the great thoughts of nature! Children, listen to your mother; Let these reforms stand in the way, which only lead to new excesses, these revolutions, which in the final analysis are only changes and too often enlargements of evil. Only those sanctioned by nature can have permanent consequences. One had the attempt of a great and beautiful revolution before him and should have hoped for it from the wisdom of 8-1200 elected under 25 million; it would have been to really call back the human race to the first rights of individual freedom, and to break the so complicated feathers of bourgeois society, instead of restoring it anew, in a word, to keep only what nature approves of. ” Maréchal, according to that account, had attacked the error of the revolutionary phrase, practiced bold criticism: “As long as there were servants and masters, the poor and the rich: no freedom! no equality! … “He was not subjected to persecution. Nor do I know of a publication in which he drew particular attention to his ideas: Dame Nature à la barre de l’Assemblée nationale , 1791, 46 pp. (Ms Natura at the gates of the National Assembly). Chaumette was his friend and shared his principles; Maréchal was no stranger to Chaumette’s cult of reason. But Robespierre destroyed the Hèbertists, including Chaumette … I can not judge the accuracy of this account; Should Maréchal have been in closer contact with the Hébertists in a similar way than later with the Babouvists? What I have seen of his writings during the Revolution shows him as the most decided follower of the whole movement, but without criticism of a ruling party. His writings and periodicals (Révolutions de Paris , Ami de la Révolution, 1790-1791, Bulletin des Amis de la Vérité 1793? ….) should be examined. [57] ) How did it happen that the hate of Robespierre did not strike him?

After the Humanitaire he would have gone to Babeuf and communicated with him; he had at that time renounced his patriarchalism and had been extremely active in the movement of Babeuf and had written the manifesto of the Egaux . [58] ) – “Maréchal miraculously escaped the persecution of the Directoire. There were documents from him among the numerous papers seized at Babeuf, but his writing was not recognized and his signature was under no document. ” [59] )

According to the same source, Maréchal returned completely to his own ideas after the death of Babeuf. Had he seriously deserted her, did she really rebuke Babeuf’s Bolshevism? His literary activity decreases in the politically and socially more reactionary, but until Bonaparte’s fist laid down everything, mentally free time between Babeuf and Bonaparte still a boom. Unknown to me is his Culte et loix d’une sociéte d ‘hommes sans Dieu, 1798 (cult and laws of a society of people without God). His six-volume journey of Pythagoras in many countries of antiquity, 1799, and his Dictionnaire des athées anciens et moderne , 1800, are great works in which he presents the fruits of his exploration of the development of intellectual freedom, uncritical books, to be sure, but to some lead rare track. The scholar Jérôme Lalande (astronomer) wrote supplements (1805); his friend François Peyrard (1760-1822) helped him with the atheist encyclopaedia [60] ), Peyrard was also present at Sylvain Maréchal’s death, January 18, 1803. 1807 appeared a larger volume, De la vertu … (From virtue ), with a tribute to the author of Ms. Gacon-Dufour [61] ) (Paris, 382 p.); then it became quiet. Napoleon had forbidden Lalande to continue writing about atheism. [62] ) That’s how Sylvain Maréchal’s pen would have been broken.

Thus, as before, by Diderot, and after him by Sylvain Maréchal, anarchist ideas were brought in a rather conspicuous manner and in a friendly, mind-boggling, appealing manner to the audience eager for new ideas of pre-revolutionary times, but they do not seem to resonate to have; Maréchal remained an isolated one. The authoritarian waves went too high.


[50] The first of the three volumes was printed in 1788, the others in 1791; Sylvain Maréchal wrote short biographies of the poets, including his own (Vol. III, pp. 95-101).

[51] Z for greater glory of virtue. Fragments of a moral poem about God (à Athéopolis, l’an premier du règne de la Raison, 1781, 91 p., 8º); that is, in the atheist city in the first year of the Empire of Reason, 1781.

[52] After the amateur of Autographes (Paris), 1868, pp 78-79, prepared in 1867 someone before a work on SM and was also d’Holbach, Helvetius, Lamettrie, the old free-thinker, writing. The collector Sohier in Nantes was particularly interested in Maréchal; about this one who died in 1871, s. ibid., 1872, pp. 57-59. – A collection scattered in 1880 (see the catalog of the auction H. Wulferdin) contained magnificent special collections on Diderot, d’Holbach, Sylvain Maréchal and the whole encyclopedic and pre-revolutionary milieu.

[53] The latter is an edition procured by occultists, in which, curiously, the book of the atheist Maréchal is regarded as the work of the religious Karl von Eckartshausen (1752-1803).

[54] This confinement by a lettre de cachet, mistakenly Saint Lazare instead of the Bastille, was obtains by his friends, who wanted to remove him from the more dangerous procedure of the Court; he was detained for four months.

[55] This edition is used by A. Lichtenberger, Soc. au XVIIIe siècle, pp. 440-441, and Revue socialiste, June 1898, pp. 660-661; I have an edition of 1789 (Brussels) before me: Premières Lesons dun Fils ainé d’un Roi. Par un Député présomptif aux futurs Etats-Genéraux, 118 p., 8º. which is probably just a more recent title edition – Excerpts, Apologues, appeared as No. 14 of Bonne s Feuilles (Paris, Librairie du Travail, 1922, 12 pp.); here are added two pieces from 1793.

[56] I must think of the revolutionary pictures in Zilia et Agathide (1787), who does not exist to me now , and whose author seems so completely unknown.

[57] In dict. of Athées, under tyrants, but writes Maréchal itself: “Chaumette, Hébert and their ilk were far from being true atheists: these demagogues had in their heads not the stuff.” – Thus, the information in the Humanitaire are doubtful.

[58] Unfortunately I do not have Buonarroti’s work (1828) at hand. In the Vendôme trial Buonarroti said in his defense speech ( Débats du Procès .., Paris v. IV, p. 255) that “this ridiculous phrase disappears, outrageous distinctions between rulers and ruled, from which one [the indictment] much tried to make an open contradiction with the Insurrektionsakte, which sets a government! If something has to be set to the level of the most miserable follies, it is this nonsensical pretense that could not be realized either in a land of sages, or in a land of robbers … “and another chief accuser, Germain,said (p. 175): “Far from me, far from me lies this despicable doctrine: neither rulers nor ruled; she could at most benefit one Bockelt to become king of Zion and make the consul Knipperdolling an executioner [Münster, 1835]. Far away from me this vile teaching that would make me the tyrant of the weaker and the slave of the strong …. “Even though Buonarroti adapts his speech to the general plan of defense and how, of course, he diverts all attention from Maréchal’s well-known ideas , one feels, however, what differences separated these authorizations from Maréchal.

[59] Cf. also Otto Karmin, SM et le Manifest of the Egaux in the already mentioned historical review, Oct.-Dec. 1910 (7 p.).

[60] Cf. his Life in the Biography Universelle , 1862. He was the author of the atheistic book of many interests, De la Nature et de ses Lois (Paris, 1793, LX, 106 p., 8º).

[61] Their biography of SM was not printed and used only for Lalande’s second addendum. (W-s in Biogr. Univ.).

[62] Letters on this by Napoleon of Dec. 13, 1805 and Jan. 3, 1806 are incorporated in your clerical book La Francmaçonnerie by A. Neut (1st volume, 2nd ed., Pp. 209-10, Ghent, 1866). cited.

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VII. Von Winstanley bis zu Burkes Vindication

Das politische und soziale Leben Englands lag durch viele Jahrhunderte unter dem Druck der normannischen Adelsdiktatur und Landbesitznahme, 1066, the Norman conquest, und wurde andererseits begünstigt durch die Expansions- und Kolonialpolitik, den Seehandel, die Entwicklung der Manufakturen und Fabriken, so daß sich im großen und ganzen eine allgemeine Solidarität herstellte, die trotz heftiger Kämpfe immer zu schrittweisem, sogenannt praktischem Vorgehen führte. Dazu kam, daß ernstliche feindliche Bedrohungen nicht bestanden, soweit Konflikte nicht selbst gesucht wurden. Die allgemeine Entwicklung auf der mittleren Linie führte auch schon 1688 zum Juste- milieu-System, der Teilung der Herrschaft zwischen Adel und Bourgeoisie, der sich weitere ähnliche Entwicklungen bis zu einer Mitteilnahme der Nichtbesitzenden, der Arbeiter, anschlossen. Von Freiheit ist da nur nominell die Rede, weil sie stets innerhalb des allgemein anerkannten staatlichen Organismus verstanden wird, und die soziale Gleichheit wird in ihren idealsten Aeußerungen als soziale Gerechtigkeit innerhalb einer staatsartigen Gesellschaft verstanden. All dies scheidet für die gegenwärtige Betrachtung aus, so interessant die alten englischen radikalen und sozialen Bewegungen sein mögen: sie bleiben im Bannkreis der Autorität.

Als freiheitlich können dagegen Bewegungen, selbst mit gemäßigten Zielen, betrachtet werden, wenn sie außerhalb dieses Staatsorganismus und privaten oder sozialen Besitzes sich mit eigenen Kräften oder mit in selbständige Benutzung genommenem allgemeinen Besitz etwas auf bauen wollten, wobei nicht der unvollkommene, meist auch autoritäre Charakter dieser Unternehmungen das Wichtige ist, sondern die Tatsache, daß überhaupt eine solche Initiative schon früh ergriffen wurde. Anderswo geschah nicht einmal das, und alles fügte sich dem Staat und dem Herkommen. Diese ersten Schritte einer aus eigenem Willen handelnden Bevölkerung, einiger weniger freilich nur, sind die ersten tastenden Schritte der ins Leben tretenden Freiheit. Sie sind etwas Neues und von der Fortsetzung, dem Weiterleben ähnlicher alter Gebräuche in anderen Ländern verschieden.

Vielleicht war die Ursache solcher Initiative die, daß die politisch- soziale Lage eine so klare war, daß die Diktatur stets gefühlt wurde und unter ihren Opfern rebellischer Geist sich stets geltend machte. So erklärte 1649 Gerrard Winstanley in seinem Letter to Lord Fairfax and his Council of War … (Brief an Lord Fairfax und seinen Kriegsrat), man möge folgende Fragen betrachten:

„1. Ob Wilhelm der Eroberer nicht durch Eroberung König von England wurde [1066], die Engländer aus ihrem Geburtsrecht vertrieb und sie zwang, um leben zu können, Diener von ihm und seinen normannischen Soldaten zu sein?

2. Ob König Karl [I., 1625—1649] nicht Nachfolger Wilhelms des Eroberer in der englischen Krone war? Ob nicht alle Gesetze unter der Regierung eines jeden Königs die Macht der normannischen Eroberung bestätigten und stärkten und so die gemeinen Leute von England in der Sklaverei der Macht des Königs, seines Adels und seines Klerus hielten und noch halten?

3. Ob die lokalen Großgrundbesitzer nicht die Nachfolger der Obersten und Offiziere Wilhelms des Eroberers waren und das Gemeinland durch königliche Pacht, Schenkung und Privileg unter ihrer Macht hielten, und ob nicht die Macht des Schwertes ihr einziger Besitztitel war und ist? …“

Daraus wurde geschlossen, daß nach dem Fall des Königtums (Karl I. war am 30. Januar 1649 enthauptet worden) das Recht der lokalen Großgrundbesitzer verfallen sei, und daß „alle nicht auf Billigkeit und Vernunft [Equity and Reason] gegründeten Gesetze, die nicht allen allgemeine Freiheit geben, sondern auf einzelne Personen Rücksicht nehmen, mit dem Haupt des Königs abgeschlagen sein sollen …“ „Wenn alle Gesetze auf Billigkeit und Vernunft gegründet werden, dann soll England ein gemeinsamer Schatz für jeden im Lande Geborenen sein. Sind sie aber auf selbstsüchtigen Prinzipien gegründet … sollen solche Gesetze mit dem Haupt des Königs abgeschlagen sein …“ Jeder, ohne Ausnahme, solle die Freiheit haben, die Erde zu seinem Lebensunterhalt zu genießen und sich auf jedem Teil des englischen Gemeinlands niederlassen, ohne solches von jemand zu kaufen oder zu pachten.

Winstanley greift in der biblischen Denkweise seiner Kreise doch auf die Urzeit zurück und präzisiert das Problem von Freiheit und Autorität, wenn er sagt: „… Vor dem Sündenfall pflegte Adam (der Mensch) den Garten (die Erde) in Liebe, Freiheit und Rechtlichkeit und fand darin Ruhe und Friede; als aber Begierde in ihm entstand, die Macht der Liebe und Freiheit in ihm tötete und ihn (die Menschheit) so trieb, einen Menschen über den andern zu stellen, wie Kain sich über Abel erhob, was nur der äußere Ausdruck der beiden im Herzen Adams (des Menschen) kämpfenden Mächte war, und als er der Schlange (Begierde) zustimmte, fiel er von der Rechtlichkeit, wurde verflucht und auf die Erde geschickt, um sein Brot in Sorge zu essen. Von da an begann Sondereigentum zu entstehen … Aber Abel wird nicht immer erschlagen werden …“ Winstanley meint, daß „alle Kriege, Blutvergießen und Elend die Schöpfung befielen, als ein Mensch über den andern zu herrschen suchte … “ und „dieses Elend wird nicht und erst dann beseitigt werden, wenn alle Zweige der Menschheit sich als ein Mensch betrachten und die Erde als den gemeinsamen Schatz aller ohne Rücksicht auf Personen …“ „So werft fort euer Kaufen und Verkaufen der Erde mit ihren Früchten. Es ist ungerecht, es erhebt den einen über den andern, es macht einen Menschen zum Bedrücker der andern und ist die auf der Schöpfung lagernde Bürde …“ Kein Friede wird sein, solange die Menschen nicht nach dem Gesetz allgemeiner Rechtlichkeit leben: das tuend, was sie sich selbst getan wünschen (doing as he would be done by) …[63])

Winstanley stellte auch in seiner größeren Schrift The Law of Freedom in a Platform … (Das Gesetz der Freiheit …), 1652, Cromwell, den neuen Diktator, vor die Alternative, das Land für das unterdrückte Volk freizugeben oder die Macht des alten Eroberers fortzusetzen, das Königsgesetz als Staatsgesetz weiterzuführen, die mit der einen Hand vom Schwert gestürzte Monarchie mit der andern Hand durch das Gesetz wieder aufzubauen und früher oder spater demselben Sturz, wie das Königstum, entgegenzugehen. Der Wunsch Winstanleys geht dahin, daß das alte Gemeinland und der frühere königliche Besitz der freiwilligen Siedlung überlassen werde — innerhalb welcher er ein gutgemeintes, aber autoritäres System vorschlägt —, während die außerhalb Stehenden, die das Kaufen und Verkaufen fortsetzen wollen, nicht daran gehindert sein sollen (5. November 1651). Er ist also überzeugt, daß das freie Land vorläufig für diesen Zweck ausreichen würde und daß sich auf ihm durch eine Art Innenkolonisation freiwillig eine Gesellschaft mit den vielfachsten sozialistischen Einrichtungen einrichten könnte.

Diese Bewegung der sogenannten Digger oder Gräber, weil sie eben die Hand nicht in den Schoß legten, sondern den Spaten nahmen, das Land umzugraben und ihren Ideen entsprechend zu leben, begann mit einer Handlung direkter Aktion, als einige Gruppen in der Nähe von London unbebautes Land zu bearbeiten anfingen, bis sie militärisch vertrieben wurden (April 1649, in den ersten Monaten der Republik also). William Everard und Gerrard Winstanley erklärten dann, daß sie kein Privateigentum und eingehegtes Land angreifen wollen, nur unbebautes Gemeinland, bis alle sich ihnen freiwillig anschließen und auf ihr Land zugunsten der Gemeinschaft (Community) verzichten. Sie wollten sich nicht mit den Waffen verteidigen und den Behörden fügen und warten, bis die als nahe betrachtete Gelegenheit kommt (daß sich die Allgemeinheit anschließt).

Winstanley schrieb 1649: Eine Rechtfertigung derer, die nur wollen, die Erde zum gemeinsamen Schatz zu machen, genannt die Digger [Gräber]; seine Hauptschrift, die sechste, ist das erwähnte Gesetz der Freiheit …, 1652; hierauf begann er eine Propagandareise, gelangte bis

Nottingham, wo er verhaftet wurde; weitere Nachrichten scheinen zu fehlen.

Er machte einen scharfen Unterschied zwischen dem Gesetz der Rechtlichkeit, dem natürlichen Gesetz für die gemeinsame Erhaltung, und dem Gesetz der Unrechtlichkeit, für die Selbsterhaltung, die Begierde, der Wurzel der Tyrannei. ,,Der große Gesetzgeber der Regierung des Commonwealth [seines Ideals] ist der Geist der allgemeinen Rechtlichkeit, der in der Menschheit lebt, der sich erhebt jeden zu lehren gegen andere zu handeln, wie er gegen sich selbst gehandelt zu sehen wünscht …“ „Bei derjenigen Nation, wo diese Regierung

des Commowealth zuerst errichtet wird, wird Ueberfluß an Friede und Wohlstand bestehen, und alle Nationen der Erde werden dorthin strömen, ihre Schönheit zu sehen und die Wege dazu zu lernen …“ Die äußerlich so geringfügige Tätigkeit und die Ideenwelt Winstanleys brachten also die direkte Aktion, das Verlangen einer sozialistischen Richtung der Diktatur einer siegreichen zahlreicheren Richtung gegenüber, sich auf dem gemeinsamen Besitz auf ihre Art zu betätigen, unabhängig und ihrerseits nicht aggressiv gegen Andersdenkende, also Autonomie und Toleranz, ferner Wirkung durch das Beispiel auf die Andersdenkenden im Lande und auf die anderen Völker, also das freie Experiment und die Macht des Beispiels. Demgegenüber kommen die von Winstanley für das innere Leben dieser neuen freiwilligen Gemeinschaft ersonnenen autoritären Einrichtungen nicht in dem Sinn in Betracht, um Winstanley ganz und gar zu den Autoritären zu werfen. Weit entfernt davon, er scheint der erste gewesen zu sein, der am Tage nach der Revolution[64]) auf freiheitliche Weise versuchte, seine eigenen Ideen neben der herrschenden Diktatur zu verwirklichen, und dieses Problem, das im Fall jeder Revolution ein brennendes wird, konnte nicht in anarchistischerem Geiste angepackt werden. Winstanley ist in diesem Sinne ein Vorläufer, der der Diktatur, die schließlich doch immer nur das alte System mit neuem Namen fortsetzt, bewußt freiheitlich entgegentrat.

Man hat diese Probleme lange geringgeschätzt und sich in den Gedanken der internationalen sozialen Revolution eingewiegt: die Ereignisse seit 1917 brachten ein Erwachen und sollten auch eine intellektuelle Erweckung bringen. Revolutionen sind noch stets an der Klippe der Diktatur gescheitert, die ihnen die Unterstützung der besten Kräfte entzieht. Damals, im 16. und 17. Jahrhundert, hatte die Welt unter ungeheuren religiösen Kämpfen gelitten, die freilich vielfach nur die Maske für andere Kämpfe um die Macht abgaben. Immerhin wußte man keinen Ausweg, da jede Gewalt ebenso erbittertem Widerstand jeder Art begegnete. Da war die Toleranz nicht das Selbstverständliche, sondern etwas, das erst aus kleinen Anfängen herauswuchs. Auch dies ist eine wirklich freiheitliche Entwicklung, etwas, das auf dem Weg zur Anarchie liegt und der Autorität tödlich verhaßt ist. Roger Williams, der erste Gouverneur des späteren Staates Rhode Island (Vereinigte Staaten), 1654—1657, ergriff diese Initiative[65]); er war Baptist.

Uebrigens wird in seiner Biographie (Dict. of National Biography;T. S. unterzeichnet) berichtet: „… aber er zog sich einige Unpopularität zu durch einen Verhaftbefehl unter Beschuldigung des Hochverrats gegen einen seiner alten Anhänger, William Harris, der eine absurde Anwendung der Ansichten von Williams vorgenommen hatte durch die Verbreitung anarchistischer Lehren wie der von der Ungesetzlichkeit „aller irdischen Macht“ und der „Blutschuld alles Strafzwanges“. War dies ein religiöser Schwärmer oder ein vereinzelter Anarchist? — Manche ähnliche Gestalten mögen in der religiösen Sektengeschichte jener Zeiten noch verborgen sein. Einige Züge der älteren Quäker sind durchaus außer-staatlich und menschenbrüderlich. Auch die einfachste religiöse Toleranz forderte standhafte Kämpfe und Opfer, und es wird mit der politischen, moralischen und sozialen Toleranz auch nicht anders gehen.[66])

Aber es fehlte jemand, der all diese freiheitlichen Ansätze des englischen siebzehnten Jahrhunderts von ihrem religiösen Kleid befreit und in das große politisch-soziale Milieu übertragen hätte, und so blieb alles zersplittert und schwächte sich ab, nachdem die politische Umwälzung von 1688 allen gemäßigten Richtungen ziemlich ungehinderte Bewegungsfreiheit gebracht hatte, und die weiter gehenden Richtungen nun ganz vereinzelt blieben und abstarben. Uebrigens verschärften sich die sozialen Verhältnisse, die radikalen Handwerker sahen sich dem beginnenden Fabrik Proletariat gegenüber, die Macht der Grundbesitzer stieg, die des Bauernstandes schwand. Die soziale Unzufriedenheit begann, aber die Not drängte, und die Freiheit steht in solchen Zeiten nicht an erster Stelle.[67])

Außer-staatlich wurden im siebzehnten Jahrhundert übrigens auch industriell-soziale Probleme behandelt und die ersten Grundlagen der Kooperation, des Genossenschaftswesens so gelegt, eine freiheitliche Entwicklung, auch wenn die innere Organisation autoritär war. Der Holländer Peter Cornelius Plockboy (1658, in englischer Sprache) und John Bellers (1695), an den später Robert Owen so gern erinnerte, im 18. Jahrhundert der Schotte Robert Wallace (1761)[68]) sind Vertreter dieses sich freiwillig aufbauenden Sozialismus, und diese Ideen fanden größere Sympathien als die Staatsutopien von Bacon, Joseph Hall, Harrington und recht wenigen andern: denn die Utopie trat in England bald zurück. Die Adventures of Signor Gandentio di Lucca, 1737, ist eine der letzten größeren. Da man soziale Fragen ungehindert diskutieren konnte, so wurde der Umweg über die Utopie vermieden und die imaginären Reisen, die nie fehlten, wurden Unterhaltungslektüre.[69]) Die philosophische Untersuchung, das politische Pamphlet, die Satire jeder Art, drangen in alle Fragen mit einer heute ungewohnten Offenheit und Schärfe ein. In der Zeit der Thomas Hobbes und John Locke, John Toland, Swift und Defoe, konnte alles erörtert werden.

Unter solchen Umständen ist das Erscheinen einer literarischen Fiktion von großem Talent, die sich gegen Staat und Gesellschaft äußerst kritisch verhält, nicht verwunderlich, — ich meine die berühmte A Vindication of Natural Society … (London, 1756) (Eine Rechtfertigung der natürlichen Gesellschaft, oder Ein Blick auf das Elend und die Uebel, die der Menschheit aus jeder Art künstlicher Gesellschaft entspringen. In einem Brief an Lord****, von einem verstorbenen adligen Verfasser; gemeint ist der radikale Philosoph Lord Bolingbroke. Der wirkliche Verfasser ist Edmund Burke (1729—1797), der in einer späteren Vorrede — sie steht schon in dem Abdruck der Broschüre in Fugitive Pieces (London, J. Dodsley, Band II, 1765, nicht unterzeichnet) — erklärt, der Zweck der Schrift sei gewesen, zu zeigen, daß die von Lord Bolingbroke zur Zerstörung der Religion angewendeten Mittel auch auf plausible Weise zum Umsturz der Idee jeder Regierung verwendet werden können. Viele Historiker akzeptierten diese Erklärung, und ein Kenner der philosophischen Literatur wie Leslie Stephen (History of English Thought in the Eighteenth Century, 1881, II, S. 223—225) nennt die Schrift „eine ingeniöse Nachahmung von Bolingbroke, beabsichtigt als eine ad-absurdum-Führung der anarchischen Grundsätze — Burke hielt sie dafür —, durch die Bolingbrokes Freunde die revolutionäre Schule vorwegnahmen … Er wünscht auszudrücken, daß, welche Uebel immer den Regierungen innewohnen mögen, jede Regierung besser ist als gar keine …“

Dem versatilen Irländer Burke, dessen Schmähschrift gegen die Französische Revolution, 1790, das Glück hatte, Thomas Paines Erwiderung, Rights of Man (Menschenrechte, 1792) ins Leben zu rufen, ist alles zuzutrauen, sogar daß er in einem Aufschwang ehrlicher Stimmung die Vindication schrieb, wie daß er sie, als er sah, wie der Wind wehte, auf die erwähnte Weise desavouierte. Durch den wertlosen Charakter des so begabten Verfassers verliert die Schrift für uns ihren Reiz, sie fand aber große Beachtung und, so sehr sie von dem Politiker Burke abgestoßen wurde, schon durch die sehr verbreiteten und mehrfach aufgelegten Fugitive Pieces große Verbreitung. Godwin (Political Justice) nahm sie ernst, und so machten es wohl alle radikalen Kreise, befriedigt, dem Politiker Burke seinen einstigen Radikalismus vorzuhalten.[70]) Es gelang also Burke nicht, dieses Werk zu zerstören, das immer als die erste sich der anarchistischen Kritik des Staates ungemein nähernde Schrift gelten wird, die größere Beachtung fand.

Als die natürliche Gesellschaft, das freie Zusammenleben der Familien ausgedehnt wurde, ohne daß ein natürliches Band, wie in den Familien, die Menschen vereinte, geschah diese Vereinigung durch Gesetze, es entstand die politische Gesellschaft, Staaten und Regierungen. Kriege, Gesetzgeber, die Staatsraison, Strafen und die drei Regierungsformen, Despotismus, Aristokratie, Demokratie werden mit ihren Folgen geschildert: sie sind alle gleich in der Wirkung, alle Regierungsformen sind Tyranneien. „Umsonst sagen Sie mir, die künstliche Regierung sei gut, und daß ich nur ihren Mißbrauch tadle. Die Sache selbst ist der Mißbrauch! …“ Der Mensch soll durch Regierungen gegen Gewalttätigkeiten der Menschen untereinander geschützt werden,

aber quis custodiet custodes? (Wer wird die Wächter bewachen?)

… Kritik der gemischten Regierungsform, des künstlichen Gleichgewichts zwischen König, Adel und Volk und des Parteiwesens, dann der Gesetze und des Gerichtswesens, endlich der sozialen Verhältnisse. „Die ganze Aufgabe der Armen ist, dem Müßiggang, der Narrheit und der Ueppigkeit der Reichen Vorschub zu leisten, und die Aufgabe der Reichen ist, dafür die besten Methoden zur Bekräftigung der Sklaverei und Vermehrung der Lasten der Armen zu finden. Im natürlichen Zustand ist es unwandelbares Gesetz, daß der Erwerb eines Mannes in Proportion zu seiner Arbeit steht. In der künstlichen Gesellschaft ist es ein ebenso beständiges und unwandelbares Gesetz, daß die am meisten Arbeitenden den geringsten Genuß haben, und daß denen, die gar nicht arbeiten, die größte Menge von Genüssen zufällt.“ Er schildert, wie damals in England etwa 100.000 Personen in den Bergwerken stecken und kaum je das Sonnenlicht sehen, 100.000 sind gemartert an den Feuern zur Verarbeitung der Bergwerksprodukte. An all dem geht man teilnahmlos vorüber, und es ist noch nichts gegenüber der täglichen Sklaverei von Millionen. Die Erde ist das Bedlam (Narrenhaus), das Newgate und Bridewell (Kerker und Zwangsarbeitshaus) der Weltsystems. „Die Blindheit eines Teils der Menschheit zusammen mit der Raserei und Nichtswürdigkeit des anderen Teils war der wirkliche Erbauer dieses respektablen Gebäudes der politischen Gesellschaft, und nachdem die Blindheit der Menschen ihre Sklaverei verursachte, wird dafür ihre Sklaverei zum Vorwand gemacht, sie in Blindheit zu erhalten. Denn der Politiker sagt mit ernster Miene, daß ihr Leben in Knechtschaft den größeren Teil der Menschen zum Suchen der Wahrheit unfähig macht und ihnen nur kleinliche und ungenügende Ideen liefert. Das ist nur zu wahr und ist gerade eine der Ursachen, aus denen ich solche Einrichtungen tadle …“ Nun werden die Reichen geschildert und der Einwand erörtert, daß die Leiden der Massen zur Entwicklung der Zivilisation nötig gewesen seien. Wieder werden die Uebel und Verbrechen aller Regierungen zusammengefaßt. Unser Elend kam von unserm Mißtrauen in unsern wirklichen Führer, unsere natürliche Vernunft; wir verwarfen sie in menschlichen und göttlichen Dingen und lieferten uns dadurch dem Joch der politischen und theologischen Sklaverei aus. Wir haben auf die Rechte des Menschen verzichtet — kein Wunder, daß wir wie Tiere behandelt werden … Würden wir trotzdem die Notwendigkeit politischer Einrichtungen annehmen, müßten wir mit derselben Logik die Notwendigkeit einer künstlichen Religion annehmen, (d. h. dieselbe Logik fordert die Verwerfung der jetzigen politischen und sozialen Einrichtungen, wie die der bestehenden orthodoxen Religionen, was Bolingbrokes philosophische Richtung bereits tat).

War dies nun eine sehr intelligente und konsequent gedachte Ausdehnung der die orthodoxen Religionen zerstörenden Kritik auf die ganze bürgerliche Gesellschaft, die ein gleiches Fehlprodukt ist, oder war es die perfide ad-absurdum-Führung der zerstörenden Religionskritik, wie der Verfasser bald nachher behauptete? Ist jeder warme Ton, der manchmal angeschlagen wird, Heuchelei gewesen, oder war Burke selbst kurze Zeit von seiner Parallele zwischen der Verwerflichkeit der Religionen und der aller Regierungen und Staaten hingerissen? Beides ist möglich, und ohne genaueste Kenntnis seines Lebens in jenen Jahren kann eine bestimmte Meinung nicht abgegeben werden[71]).


[63] Aus The Wisdom of Winstanley the „Digger“, von Morrison Davidson (London, 1904, 43 S.). — Ein Hauptwerk ist The Digger Movement in the days of the Commonwealth: as revealed in the writings of Gerrard Winstanley, the Digger, Mystic, Rationalist, Communist and Social Reformer, von L. H. Berens (London 1906), dem Verfasser der Broschüre The Social Problem in the Days of the Commonwealth; or, the Creed of the Levellers (London, 1898, 15 S., aus dem New Age). — Ueber den älteren englischen Sozialismus orientieren die sehr inhaltsreichen, aber sich für die freiheitlichen Richtungen am wenigsten interessierenden Werke: Sozialismus und Demokratie in der großen englischen Revolution, von Eduard Bernstein (Stuttgart, 1908, XIII, 363 S.) und Geschichte des Sozialismus in England, von M. Beer (Stuttgart, 1913, XII, 512 S.). — Die neuere englische Literatur über diese Zeit vermag ich nicht mehr zu überblicken und ebensowenig allerlei Spuren zu folgen, welche die erwähnten Werke und andere vermuten lassen. — Auf zahlreiche Aeußerungen freien Geistes im älteren England und Amerika und bis auf die neueste Zeit, und ihre Verfolgungen macht Theodore Schroeders Free Speech Bibliography, nach den reichsten amerikanischen Sammlungen und Bibliotheken aufmerksam (New York, 1922, 5, 247, Gr.-8º).

[64] Wir kennen seinen Anteil an derselben nicht; er gehörte nicht zu den Revolutionsprofiteuren, die sich um Cromwell scharten. Er muß aber auf seine Weise beigetragen haben, sonst hätte ihm wohl der moralische Rückhalt für vieles, das er sagte, gefehlt.

[65] Vgl. Dict. of Nat. Biography, mit zahlreicher Literatur. Tracts on Liberty of Conscience and Persecution, 1614—1661, wurden für die Hanserd Knollys Society 1846 herausgegeben, 4, CXXVIIL, 402 S., und Roger Williams The Bloody Tenent for Persecution for cause of conscience discussed (1644) usw. (1848, 2,XLVI, 440 S.).

[66] In der erwähnten Biographie wird verwiesen auf Morus’ Utopia, die volle Religionsfreiheit der Utopier, 1516; Buckles History of Cioilization, 1885, I, S. 337 ff.; Leckys Rationalism in Europe, II. S. 70—84, usw. — Vgl. auch Voltaires Traité sur la Tolérance, 1763; Das Toleranz-Buch (Auszüge aus vielen Schriften des 17. bis 19. Jahrhunderts, gesammelt von J. H. Wehle), Wien, 1879, XVI. 242 S.. 16º.

[67] Das Gemeinland, auf das Winstanley solche Hoffnungen gesetzt, wurde im größten Umfang und mit wahrhaft cynischer Ungeniertheit von den Nachkommen der normannischen Eroberer der Landbevölkerung systematisch entzogen. Vgl. Dr. Gilbert Slater, The Inclosure of Common Fields im Geographical Journal, Januar 1907, und als Buch; Dr. W. Hasbach, Die englischen Landarbeiter in den letzten hundert Jahren und die Einhegungen (Leipzig, 1894, XII, 411 S.). — Hier und da verteidigte man sich und griff zu direkter Aktion. Es gab und mag noch geben die Commons Preservation Society (Gesellschaft zur Erhaltung des Gemeinlandes), eine von De Morgan organisierte ähnliche Bewegune (De Morgan’s Monthly, London, 1876—78, wenn nicht länger?), und die englischen Land- und städtischen Arbeiter sahen die ganze irische Landbewegung in ihrer Nähe sich abspielen, aber Winstanleys Diggers’ Song von 1649: You noble Diggers all, stand up now, stand up now … blieb noch unerhört.

[68] Nach dem von M. Beer (Neue Zeit, XXIV, 1911, S. 627—631) über die Prospects, Essays von Robert Wallace, Gesagten sah dieser eine sozialistische Einheit der ganzen Menschheit voraus, aber nicht eine staatliche, sondern eine durch zahllose autonome Distrikte gebildete. Ich kenne das Buch nicht.

[69] Daher hat eine englische Uebersetzung von Gabriel Foignys Utopie (s. a. Kap. IV) keine Bedeutung (J. Sadeur, New Discovery of the Southern World, 1693). Aeltere Utopienübersetzungen in italienischer, holländischer, deutscher Sprache sind vielfach vorhanden; auch in Rußland erschienene Uebersetzungen sind im 18. Jahrhundert nachweisbar, vgl. einen interessanten Artikel von N. D. Tschetschulin, Ein russischer sozialer Roman des 18. Jahrhunderts (St. Petersburg, 1900, 53 S.; über die einzige ältere russische Utopie von Fürst M. M. Schtscherbatov).

[70] 1796 erschien eine Ausgabe in Oxford, VIII, 62 S. — The Inherent Evils of all State Government demonstraded … (London, 1858, Holyoake and Co., VI, 66 S.) ist ein Abdruck mit individualistisch-anarchistischen Anmerkungen (von A. C. Cuddon ?). 1885 gab B. R. Tucker in Boston einen Neudruck, 36 S., ebenso 1905 A. C. Fifield in London, 60 S., 12º. In Ausgaben von Burkes Werken, z. B. 1815, 1854 usw.

[71] Nach einer Stelle in G. Avenels Anacharsis Cloots, 1865, 1, S. 91—92, könnte Cloots, der vor 1789 Burke in London kennengelernt hatte, von der Vindication einen großen Eindruck erhalten haben? Leider gibt Avenel selten seine Quellen an.

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VII. From Winstanley to Burke’s Vindication

The political and social life of England was for many centuries under pressure from the Norman nobility dictatorship and land tenure, 1066, the Norman conquest, and on the other hand favored by the expansionist and colonial policy, the maritime trade, the development of factories and factories, so that in the By and large a general solidarity was established, which always led to step-by-step, so-called practical action despite fierce struggles. In addition, serious hostile threats did not exist as long as conflicts were not sought. The general development on the middle line led already in 1688 to the Juste milieu system , the division of the rule between aristocracy and bourgeoisie, which was followed by other similar developments until a participation of the non-owners, the workers. Freedom is only nominally discussed because it is always understood within the universally recognized state organism, and social equality in its most ideal manifestations is understood as social justice within a state-like society. All of this precludes the present consideration, interesting as the old English radical and social movements may be: they remain under the spell of authority.

Movements, even with moderate goals, can be regarded as liberal if, outside of this state organism and private or social possessions, they wanted to build something up with their own powers or general property taken into independent use, and not the imperfect, or even authoritarian character What matters most to these enterprises is the fact that such an initiative was taken at an early age. It did not even happen elsewhere, and everything conformed to the state and tradition. These first steps of a people acting on their own will, and of course a few, are the first tentative steps of the coming into being of freedom. They are something new and different from the continuation, the continuation of similar old customs in other countries.

Perhaps the cause of such an initiative was that the political and social situation was so clear that the dictatorship was always felt and rebellious spirit always asserted itself among its victims. Thus, in 1649, Gerrard Winstanley, in his Letter to Lord Fairfax and his Council of War, stated that one should consider the following questions:

“1. Would William the Conqueror not by conquest become King of England [1066], who drove Englishmen out of their birthright and forced them to live to be servants of him and his Norman soldiers?

2. Whether King Charles [I., 1625-1649] was not the successor to William the Conqueror in the English Crown? Did not all the laws under the reign of every king confirm and strengthen the power of the Norman conquest, and thus keep and hold the common people of England in the slavery of the king’s power, his nobility, and his clergy?

3. Whether the local landlords were not the successors of the colonels and officers of William the Conqueror, and held the common land under their power through royal lease, donation, and privilege, and whether the power of the sword was and is not their sole possession? … “

It was concluded that after the fall of the monarchy (Charles I had been beheaded on January 30, 1649) the right of local landowners had expired, and that “all laws not based on equity and reason [were] give all men general liberty, but take into consideration individual persons, and be cut off with the king’s head … “” If all laws be founded on equity and reason, then England shall be a common treasure for every man born in the land. But if they are founded on selfish principles … shall such laws be severed with the king’s head … “Everyone, without exception, should have the freedom to enjoy the earth for a living and settle on any part of the English Commonwealth without buying or leasing from someone.

In the biblical thinking of his circles, Winstanley goes back to prehistoric times and clarifies the problem of freedom and authority when he says: “… Before the Fall, Adam (the human) used the garden (the earth) in love, freedom and freedom Justice and found in it peace and quiet; but when there was lust in him, the power of love and freedom in him was killed and drove him (humanity) to put one man over the other as Cain rose above Abel, which is only the outward expression of the two in the heart of Adam (of man) fighting powers, and when he consented to the serpent (desires), he fell from legality, was cursed and sent to earth to feed his bread. From then on, private property began to emerge … But Abel will not always be killed … “Winstanley says that” all wars, bloodshed and misery struck Creation as one man sought to rule over the other … “and “This misery will not be and will be eliminated only when all the branches of humanity consider themselves human, and the earth as the common treasure of all without regard to persons …” “So throw away your buying and selling the earth with its fruits , It is unfair, it raises one over the other, it makes one man the oppressor of others, and is the burden of creation … “No peace will be unless men live according to the law of universal lawfulness: doing so What they want to do themselves (doing as he would be done by) … [63] )

Winstanley also presented in his larger work, The Law of Freedom in a Platform …, 1652, Cromwell, the new dictator, the alternative to free the land for the oppressed people or the power of to continue the King’s Law as a state law, to rebuild the monarchy, which had fallen from the sword with one hand, with the other hand by the law, and sooner or later to face the same fall as the king’s. Winstanley’s wish is that the old common land and the former royal estate be left to the voluntary settlement – within which he proposes a well-intentioned but authoritarian system – while the outsiders, who want to continue buying and selling, are not hindered should (5 November 1651). He is therefore convinced that the free country would be sufficient for the time being for this purpose, and that through him a kind of internal colonization could voluntarily establish a society with the most manifold socialist institutions.

This movement of the so-called diggers or graves, because they did not just lay their hands on their laps, but took the spade to dig up the land and live up to their ideas, began with a plot of direct action, as some groups near undeveloped London Land began to work until they were sold out militarily (April 1649, in the first months of the Republic so). William Everard and Gerrard Winstanley then stated that they did not want to attack private property and enclosed land, only undeveloped common land, until all join them voluntarily and renounce their land in favor of the community (community) . They did not want to defend themselves with the weapons and add to the authorities and wait until the opportunity comes close (that the general public joins in).

Winstanley wrote in 1649: A justification of those who only want to make the earth a common treasure , called the Digger [graves]; his main script, the sixth, is the aforementioned law of freedom …, 1652; Then he began a propaganda trip, got to

Nottingham, where he was arrested; more news seems to be missing.

He made a sharp distinction between the law of legality, the natural law of common preservation, and the law of injustice, self-preservation, desire, the root of tyranny. “The great legislator of the Commonwealth government [of his ideal] is the spirit of universal justice that lives in humanity, who rises to teach anyone to act against others, as he wishes to see himself acted against himself …” “By the nation where this government

When the Commowealth is first established, there will be an abundance of peace and prosperity, and all the nations of the earth will flow there to see their beauty and learn the ways to do so … ” Winstanley’s outwardly petty activity and world of ideas thus brought the direct Action, the desire of a socialist direction of the dictatorship of a victorious numerous direction to operate on the common property in their own way, independently and in turn not aggressive against dissidents, so autonomy and tolerance, further effect by the example of the dissenters in the country and on the other peoples, so the free experiment and the power of the example. In contrast, the authoritarian institutions devised by Winstanley for the inner life of this new voluntary community do not come into consideration in the sense of throwing Winstanley altogether to the authoritarians. Far from it, he seems to have been the first to liberally attempt, on the day after the revolution [64] , to realize his own ideas alongside the ruling dictatorship, and this problem, which becomes a burning one in the case of every revolution, could not be tackled in anarchist spirit. In this sense, Winstanley is a forerunner who consciously opposed the dictatorship, which after all only continues the old system with a new name.

These problems were long disregarded and embedded in the idea of ​​the international social revolution: the events since 1917 brought an awakening and should also bring an intellectual revival. Revolutions have still failed on the cliff of dictatorship, which deprives them of the support of the best forces. At that time, in the 16th and 17th centuries, the world had suffered tremendous religious battles, many of which only masked other struggles for power. After all, one knew no way out, since every violence encountered equally fierce resistance of every kind. Tolerance was not something that was taken for granted, but something that only grew out of small beginnings. This, too, is a genuinely liberal development, something that lies on the road to anarchy and is deadly hateful to authority. Roger Williams , the first governor of the later state of Rhode Island (United States), 1654-1657, seized this initiative [65] ); he was Baptist.

Incidentally, in his biography (Dict. Of National Biography; TS signed) reports: “… but he drew some unpopularity by an arrest warrant on charges of treason against one of his old followers, William Harris , who made an absurd application of the views by Williams had propagated through the dissemination of anarchist teachings such as the illegality of “all earthly power” and the “blood guilt of all punishment.” Was this a religious fanatic or an isolated anarchist? – Some similar figures may still be hidden in the religious sect history of those times. Some traits of the older Quakers are quite out-of-state and fraternal. Even the simplest religious tolerance demanded steadfast struggles and sacrifices, and political, moral and social tolerance would not change either. [66] )

But there was no one who would have freed all these liberal approaches of the English seventeenth century from their religious dress and transferred them to the great political-social milieu, and so everything remained fragmented and weakened after the political upheaval of 1688 was fairly common to all temperate tendencies unimpeded freedom of movement had brought, and the farther directions now quite isolated and died. Incidentally, social conditions worsened, the radical artisans faced the incipient factory proletariat, the power of the landowners increased, and the peasantry’s estate dwindled. Social dissatisfaction began, but distress was pressing, and freedom is not paramount at such times. [67] )

Incidentally, in the seventeenth century, outside the state, industrial-social problems were also dealt with and the first foundations of cooperation , of co-operative society, were laid, a liberal development, even if the internal organization was authoritarian. The Dutchman Peter Cornelius Plockboy (1658) and John Bellers (1695), whom Robert Owen so fondly recalled later, in the 18th century the Scot Robert Wallace (1761) [68], are representatives of this voluntarily building socialism and these ideas found greater sympathy than the utopias of Bacon, Joseph Hall, Harrington, and quite a few others, for utopia soon receded in England. The Adventures of Signor Gandentio di Lucca , 1737, is one of the last major. Since social issues could be discussed unhindered, the detour through utopia was avoided, and the imaginary journeys that never failed became entertainment. [69] ) The philosophical investigation, the political pamphlet, the satire of every kind, penetrated into all questions with an unaccustomed openness and sharpness. In the time of Thomas Hobbes and John Locke, John Toland, Swift and Defoe, everything could be discussed.

In such circumstances, the appearance of a literary fiction of great talent, which is extremely critical of the state and society, is not surprising-I mean the famous A Vindication of Natural Society … (London, 1756) (A justification of natural society , or A look at the misery and evil that emanate from mankind of every kind of artificial society, in a letter to Lord ****, by a deceased noble author, meaning the radical philosopher Lord Bolingbroke, the real author is Edmund Burke (1729-1797), who in a later preface – she already appears in the reprint of the booklet in Fugitive Pieces (London, J. Dodsley, vol. II, 1765, unsigned) – explains that the purpose of the work was to show that the means used by Lord Bolingbroke to destroy religion can also plausibly be used to overthrow the idea of ​​any government Toricans accepted this explanation, and a connoisseur of philosophical literature like Leslie Stephen ( 1881, II, pp. 223-225) calls the scripture “an ingenious imitation of Bolingbroke, intended as an ad absurdum -Being the anarchic principles-Burke considered them-by which Bolingbroke’s friends anticipated the revolutionary school… He wishes to express that whatever evil may be inherent in government, every government is better than none at all. “

The versed Irishman Burke, whose nonsense against the French Revolution, 1790, was fortunate enough to call forth Thomas Paine’s reply, Rights of Man (Human Rights, 1792), is all credible, even that he wrote the Vindication in an uproar of honesty how, when he saw how the wind blew, he disavowed it in the manner mentioned above. Through the worthless character of the talented author, writing loses its charm for us, but it received great attention and, as much as it was repelled by the politician Burke, already widespread by the very widespread and repeatedly launched Fugitive Pieces . Godwin (Political Justice) took them seriously, and so it was probably all radical circles, content, the politician Burke his former radicalism reproach. Thus, Burke did not succeed in destroying this work, which will always be regarded as the first writing to approach the anarchist critique of the state, which received greater attention.

When the natural society , the free coexistence of the families was extended, without a natural bond, as in the families, uniting people, this union was done by laws, it created the political society, states and governments. Wars, legislators, the state race, punishments and the three forms of government, despotism, aristocracy, democracy are described with their consequences: they are all the same in effect, all forms of government are tyrannies. “In vain tell me that the artificial government is good, and that I only blame its abuse. The thing itself is the abuse! … “Man should be protected by governments against violence between people,

but quis custodiet custodes? (Who will watch the guards?)

… Critique of the mixed form of government, the artificial balance between king, nobility and people and the party system, then the laws and the judiciary, finally the social conditions. “The whole task of the poor is to fuel the idleness, folly, and riches of the rich, and the task of the rich is to find the best methods for affirming slavery and multiplying the burdens of the poor. In the natural state it is immutable law that the acquisition of a man stands in proportion to his work. In artificial society, it is an equally constant and unchanging law that most laborers have the least enjoyment, and that those who do not work at all receive the greatest amount of enjoyment. “He describes, as in England at the time, about 100,000 persons stuck in the mines and hardly ever see the sunlight, 100,000 are martyred at the fires for processing the mine products. All of this passes uninterruptedly, and it is nothing compared to the daily slavery of millions. The Earth is the Bedlam (Narrenhaus), the Newgate and Bridewell (Dungeon and Forced Labor House) of the world system. “The blindness of one part of humanity, together with the rage and worthlessness of the other part, was the real builder of that respectable building of political society, and after the blindness of the people caused their slavery, their slavery is used as an excuse to keep them in blindness , Because the politician says with a serious expression that their life in bondage makes the greater part of the people incapable of searching for the truth and only gives them petty and inadequate ideas. That is only too true, and is just one of the causes from which I blame such institutions… “Now the rich are described and the objection is raised that the suffering of the masses was necessary for the development of civilization. Again the evils and crimes of all governments are summarized. Our misery came from our mistrust in our real leaders, our natural reason; we rejected them in human and divine things, thereby giving us the yoke of political and theological slavery. We have renounced the rights of man – no wonder that we are treated like animals … If, nevertheless, we accept the necessity of political institutions, we would have to accept the necessity of an artificial religion with the same logic (ie the same logic calls for the rejection of current political and social institutions, such as the existing Orthodox religions, which Bolingbroke’s philosophical direction already did).

Was this a very intelligent and consistently conceived extension of the critique destroying the Orthodox religions to the whole of bourgeois society, which is the same faulty product, or was it the perfidious, absurdum-leadership of the destructive critique of religion, as the author asserted soon afterwards? Has any warm tone, which is sometimes struck, been hypocrisy, or had Burke himself for a short time been entranced by his parallel between the denigration of religions and that of all governments and states? Both are possible, and without a precise knowledge of his life in those years a certain opinion can not be given [71] ).


[63] From The Wisdom of Winstanley the “Digger,” by Morrison Davidson (London, 1904, p. 43). – One major work is The Digger Movement in the Commonwealth: Gerrard Winstanley, the Digger, Mystic, Rationalist, Communist and Social Reformer, by LH Berens (London 1906), author of the booklet The Social Problem in the Days of the Commonwealth; or, the Creed of the Levellers (London, 1898, 15 p., New Age). About the older English socialism orient the very content-rich, but for the libertarian tendencies the least interesting works: Socialism and democracy in the big English revolution,by Eduard Bernstein (Stuttgart, 1908, XIII, 363 p.) and History of Socialism in England, by M. Beer (Stuttgart, 1913, XII, 512 p.). I can no longer survey recent English literature about this period, nor to follow any traces which the above-mentioned works and others suggest. – On numerous expressions of free spirit in older England and America and up to the present time, and their persecutions draws attention Theodore Schroeder’s Free Speech Bibliography, the richest American collections and libraries (New York, 1922, 5, 247, size 8 ° ).

[64] We do not know his share of it; he was not one of the revolutionary profiteers who flocked to Cromwell. But he must have contributed in his own way, otherwise he would have lacked moral support for much that he said.

[65] See Dict. of Nat. Biography , with numerous literature. Tracts on Liberty of Conscience and Persecution, 1614-1661, were published for the Hanserd Knollys Society in 1846, 4, CXXVIIL, 402 p., And Roger Williams The Bloody Tenent for Persecution for Cause of Conscience (1644), etc. (1848). 2, XLVI, 440 p.).

[66] In the mentioned biography reference is made to Morus’ Utopia , the full religious freedom of the Utopians, 1516; Buckles History of Cioilization, 1885, I, p. 337 ff .; Lecky’s Rationalism in Europe , II. P. 70-84, etc. – See also Voltaire’s Traité sur la Tolérance , 1763; The Tolerance Book (excerpts from many writings of the 17th to 19th centuries, collected by JH Wehle), Vienna, 1879, XVI. 242 p. 16º.

[67] The common land , such hopes placed on the Winstanley, was systematically deprived in the largest extent and with a truly cynical offhand manner by descendants of the Norman conquerors of the rural population. See Dr. Gilbert Slater, The Inclosure of Common Fields in the Geographical Journal , January 1907, and as a book; Dr.W. Hasbach, The English Agricultural Workers in the Last Hundred Years and the Holdings (Leipzig, 1894, XII, 411 p.). – Here and there they defended themselves and resorted to direct action. There was and may still be the Commons Preservation Society , a similar movement organized by De Morgan (De Morgan’s Monthly, London, 1876-78, if not longer?), And English rural and urban workers saw all the Irish land movement around them play, but Winstanley’s Diggers’ song from 1649: You noble diggers all, stand up now, stand up now … was still unheard of.

[68] According to the statements made by M. Beer (Neue Zeit, XXIV, 1911, pp. 627-631) on the prospects, essays by Robert Wallace, he foresaw a socialist unity of all humanity, but not one state, but one formed by countless autonomous districts. I do not know the book.

[69] Therefore, an English translation of Gabriel Foigny’s utopia (see also Chapter IV) has no meaning (J. Sadeur, New Discovery of the Southern World, 1693). Older utopian translations in Italian, Dutch, German are widely available; Translations also published in Russia are detectable in the eighteenth century. an interesting article by ND Chetschulin, A Russian social novel of the 18th century (St. Petersburg, 1900, 53 pp., on the only older Russian utopia of Prince MM Shcherbatov).

[70] In 1796, an edition appeared in Oxford, VIII, 62 pp. – The Inherent Evils of All State Government’s demonstraded … (London, 1858, Holyoake and Co., VI, 66 pp.) Is an imitation of individualistic-anarchist Notes (by AC Cuddon?). In 1885, BR Tucker reprinted in Boston, 36 p., As well as 1905 AC Fifield in London, 60 p., 12º. In editions of Burke’s works, eg. B. 1815, 1854, etc.

[71] According to a passage in G. Avenels Anacharsis Cloots, 1865, 1, pp. 91-92, could Cloots, who had met Burke in London before 1789 , have been greatly impressed by the Vindication ? Unfortunately, Avenel rarely gives his sources.

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VIII. Das spätere 18. Jahrhundert und die Französische Revolution

er Verfasser der Vindication of Natural Society, 1756, unterließ jeden Hinweiß darauf, wie diese natürliche Gesellschaft etwa wiederzuerringen sei, und noch durch viele Jahre, bis zu William Godwin, nahm niemand diese Frage als Ganzes im freiheitlichen Sinn auf. Die Zeit war reich an praktischer Kritik der herrschenden Oligarchie. John Wilkes, die Juniusbriefe, der amerikanische Unabhängigkeitskrieg und Thomas Paine, die beginnenden Parlamentsreformbestrebungen, Freidenker-, Landreformer-, den Negersklavenhandel bekämpfende und andere Bewegungen, meist von energischen, hartnäckigen Männern vertreten, die keine Verfolgung zum Schweigen brachte — dies füllte die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts aus und die herrschende Adelskaste dankte die Fortdauer ihrer Herrschaft wohl vor allem dem damaligen Entstehen des Fabriksystems durch die glänzende Vervollkommnung einzelner Erfindungen, wodurch England die industrielle Vorherrschaft erhielt. Diese Konjunktur wünschten die neuen Kapitalisten gegen das Volk, das ihnen die Fabrikhände von der zartesten Kindheit an auslieferte, gesichert zu sehen, und Bourgeoisie, Adel und Staat hielten zu diesem Zweck zusammen. Dies isolierte die radikalen Handwerker der Städte und die Intellektuellen, brachte aber dadurch ein sehr ideales Element in ihre praktisch auf lange hinaus aussichtslosen Kämpfe.

Gewiß änderten nur wenige gründlich ihre übliche autoritäre Mentalität, aber es entstand doch, sich an ältere Vorläufer und die philosophische Kritik anlehnend, die England eigentümliche Art des Radikalismus, die sich so sehr vom französischen Radikalismus unterscheidet. Während letzterer in der jakobinischen Diktatur einem Maximum von Autorität zusteuert, suchte der alte englische Radikalismus die Autorität auf ein Minimum zu beschränken, eine Denkweise, wie sie noch Herbert Spencer so bewußt vertrat. Man mag dies als Inkonsequenz bedauern, aber diese Richtung hatte durch fast ein Jahrhundert dauernd Geltung und kann nur, wie etwa die Kooperation und alles Außerstaatliche oder den Staat beschränkende als eine Episode in der Entwicklungsgeschichte der Freiheit betrachtet werden. Als Typus dieser Richtung kann etwa Dr. Richard Price betrachtet werden[72]).

In Thomas Spences Zeitschrift Pig’s Meat; or Lessons for the Swinish Multitude (Schweinefleisch oder Lektionen für die viehische Masse, drei Bände in Klein-80, der ersten sozialistischen Zeitschrift[73]), Anfang der 1790er in mehreren Auflagen erschienen (London., at the Hive of Liberty, im Bienenstock der Freiheit) sind sozialistische und radikale Auszüge aus vielen damaligen Schriften enthalten, nach denen man einzelnen freiheitlichen Spuren nachgehen mag.

Schon unter dem Einfluß der Französischen Revolution bildete der junge Dichter Southey mit seinen Freunden eine kurzlebige Gruppe, die ihre Richtung Pantisocracy nannte; auch er, wie Burke, verleugnete bald seine Jugendträume. Lord Byron schrieb 1820 darüber: „Er war einer der Gönner eines Plans, genannt Pantisokratie, um alles, Frauen eingeschlossen, in Gemeinbesitz zu haben.“[74])

Der Dichter Samuel T. Coleridge, geboren 1773, schrieb in dem Friend[75]): … „Es war gegen Ende dieses goldenen Zeitalters, …. als das Gewissen im Menschen mit der Ruhe und Gleichmäßigkeit des Instinkts wirkte, als Arbeit ein süßer Name für die Tätigkeit des gesunden Geistes im gesunden Körper war, und alle gemeinsam die reiche Ernte genossen, die gemeinsame Anstrengung herstellte und sammelte, als zwischen den Geschlechtern und den Personen jedes Geschlechts gerade genug Verschiedenheit bestand, um die zarte Unruhe und schließliche Vereinigung keuscher Liebe und persönlicher Zuneigung zu ermöglichen und hervorzurufen, indem jeder die geliebte Person durch die natürliche Verwandtschaft ihrer Wesen suchte und fand, als der gefürchtete Herr der Welt nur als der Vater aller bekannt war und keinen Altar hatte als im reinen Herzen….“

So waren am Vorabend der Französischen Revolution in England manche außer-staatlichen und sich von der Autorität abwendenden Elemente vorhanden; die Französische Revolution unterbrach diese Entwicklung, wie wir sehen werden — doch brachte sie noch ihre reichste und schönste Frucht in William Godwins großem Werk; hierüber s. u. Kap. IX.

Auf dem Kontinent — über Frankreich s. o. Kap. IV—VI — herrschten im 17. und 18. Jahrhundert alle Arten des Despotismus und der Willkür, und es wurde schon als befreiend empfunden, als Montesquieu die alte englische Verfassung zum Ideal der Politiker machte. Die Utopien gefallen sich in der Fürstenerziehung, Voyages de Cyrus, 1727, Sethos, 1731, Usong, 1771, Wielands Goldener Spiegel, 1772, usw., oder man schildert den rührend bescheidenen, den Mustermenschen Klijogg in der Schweiz[76]), der König von Polen schrieb selbst ein utopisches Gespräch vom Royaume de Dumocala (1775). Fast nur der Däne Holberg erlaubte sich eine satirische Utopie (Iter subterrangum, 1741); Casanovas Icosameron (Prag, 1788) kenne ich nicht, auch nicht J. F. Bachstroms Land der Inquiraner, 1736.

Vereinzelte Kritiker der Autorität wurden nach Möglichkeit totgehetzt. Dies scheint das Schicksal eines gewissen Mathias Knutzen aus Oldensworth in Schleswig gewesen zu sein, eines wandernden Gelehrten, der auf deutschen Universitäten, Königsberg, Altdorf, Jena, und durch kleine Schriften, einen lateinischen Brief und zwei deutsche Dialoge für eine Sekte agitierte, die nur nach ihrem Gewissen und der Vernunft leben wollte; er lehrte, es gäbe weder Gott noch Teufel und statt der Obrigkeit und der Geistlichkeit seien es Vernunft und Wissenschaft, verbunden mit dem Gewissen, die lehren anständig zu leben. Er wurde aufs äußerste verfolgt; näheres ist mir nicht bekannt.[77])

Ob sich in den ganz unübersehbaren Zeitschriftenreihen des 18. Jahrhunderts in Deutschland, etwa in den Publikationen von Mylius, oder später in dem mit Jacob Mauvillon (1743—1794) und Ludwig August Unzer in Verbindung stehenden, recht religionsfeindlichen Kreisen einzelne freiheitliche Denker befanden, konnte ich nicht feststellen.[78]) E. Weller (Freiheitsbestrebungen der Deutschen …, 1847) gräbt viel Verschollenes aus, von dem mir nur einiges von Saul Ascher etwas freiheitlich erschien. Ob die Produkte der Sturm- und Drangzeit irgend etwas Nicht-Autoritäres enthalten, wäre noch zu untersuchen. Heinses Ardinghello ist autoritär.

Schillers Karl Moor sagt: „… Da verrammeln sie die gesunde Natur mit abgeschmackten Konventionen … Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust und meinen Willen schnüren in Gesetze. Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus…..“

Derartiges sagten und schrieben viele, aber der Freiheit durch den Gedanken nähergetreten sind wohl nur sehr wenige; in erster Linie stehen Lessing (in Ernst und Falk) und Fichte.

Fichte sagte: „Wäre die Menschheit sittlich vollendet, so bedürfte sie keines Staates.“

Völkervereinigende Denkweise, wie die Herders und Krauses, dessen „Menschheitsbund nicht bloß diese Erdmenschheit, sondern die ganzen Menschheit des Weltalls umfassen soll. Durch den Menschheitsbund wird die Menschheit eine Familie, ja ein einziger Mensch….“[79]) — solche Denkweise und Betätigung ist natürlich stets ein freiheitsschaffendes Element. Der Kosmopolitismus des 18. Jahrhunderts erneuerte die internationalen Gefühle der Humanisten. Die Kriege des 16. und 17. und wieder die des 19. und 20. Jahrhunderts [z]ersplitterten die Menschheit, während die des späten Mittelalters und des 18. Jahrhunderts keinen Haß erzeugten, da die kosmopolitischen Gefühle in diesen Zeitperioden gepflegt worden waren.

Dieser steigenden Achtung vor dem Menschen entsprach auch die Achtung vor dem Kinde. In Deutschland und in der Schweiz erwachte damals die Pädagogik, und manches von der vom Staat den Erwachsenen versagten Freiheit wurde wenigstens den Kindern gegeben. Vielleicht wurden hier manche Keime der Freiheit gelegt.[80])

Im Frühjahr 1792 schrieb Wilhelm von Humboldt in Erfurt seine Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen, von dem Schiller in seiner Thalia einen Teil des Anfangs abdruckte und sich um einen Verleger bemühte.[81]) Diese Schrift entspricht der englischen Richtung der kleinstmöglichen Funktion des Staates, John Stuart Mills Ueber Freiheit und ähnlichem. Sie erschien erst Ende 1850 (Breslau, 1851); englisch 1854; französisch 1867.

Ueber das Interesse einiger Deutscher an Godwins Politischer Gerechtigkeit, s. u. Kap. IX.

Ich bin nicht imstande, die damalige Entwicklung anderer europäischer Völker zu übersehen und nach den vereinzelten Aeußerungen wirklich freiheitlichen Geistes zu suchen;[82]) aber es war im allgemeinen eine autoritätsfeindliche Zeit mit einem seither nicht mehr erreichten Freiheitsbedürfnis, und Deutschland stand dabei in keiner Weise zurück. Es galt mit dem von der unbegrenzten physischen und geistigen Autorität in vielen Jahrhunderten aufgebauten Zwingbau und allem Wust, der drum und dran hing, endlich aufzuräumen, und dies erforderte zunächst viele zähe Einzelkämpfe, an deren Ende gewiß für viele die befreiende allgemeine Revolution stand. Denn die Besten sahen wohl ein, daß an das alte System nicht mehr anzuknüpfen war, daß aber zuerst starke Breschen in dasselbe gelegt werden mußten, bevor es durch einen allgemeinen Sturm zu Fall gebracht werden konnte. Es war eben noch alles zu tun, und da konzentrierte man sich auf die Einzelkämpfe, statt das ferne Endziel zu diskutieren, was der Utopie überlassen blieb. Gewiß verlor man den Glauben an die Autorität nicht ganz, man glaubte, sie verbessern, unschädlich und nützlich machen zu können und irrte darin, aber man suchte wenigstens nicht, sie zu vermehren, man träumte von allem eher als von roher Diktatur. Spinoza, Amos Comenius, G. Vico, Voltaire, Diderot, Lessing, Herder, Condorcet sind Männer dieses allgemeinen Freiheitsbewußtseins und des Kampfes gegen die Grausamkeit, Härte und den Unverstand ihrer Zeit. Es handelte sich um die Einzelkämpfe gegen den Hexenaberglauben (Spee, Thomasius), gegen den Sadismus der Justiz und die Folter (Beccaria, Sonnenfels), die Qualen der Gefängnisse (John Howard), die Negersklaverei (Clarkson), — für die Befreiung der leibeigenen Bauern, für die Frauen (Mary Wollstonecraft), für die Erziehung der Kinder (Rousseau, Pestalozzi). Man sah den amerikanischen Unabhängigkeitskampf, die Vertreibung der Jesuiten, die religiöse Toleranz im Oesterreich Josephs II. und die Indifferenz im Preußen Friedrichs II., dazu den glänzenden Geisteskampf der Enzyklopädisten — die Encyclopédie erschien von 1751—1777 — und das noch entschiedenere Auftreten radikaler Freidenker wie Lamettrie (L’Homme Machine, Der Mensch eine Maschine) und d’Holbach (Système de la Nature, 1770),[83]) — all das erweckte das Gefühl des Kommens einer neuen, die Völker verbrüdernden Welt, Ideen, die z. B. in dem jungen Anacharsis Cloots, aus Cleve, eine begeisterte Verkörperung fanden.[84])

Die Wissenschaft begann sich endlich durch freie Forschung aufzubauen, statt den angehäuften Kram aller Jahrhunderte seit Aristoteles wiederzukauen. Die Dichtung und Kunst warfen die steifen Regeln der Hofkunst Ludwigs XIV. ab und gingen auf den formlosen Shakespeare und die harmonisch schönen Griechen zurück. Der freie englische Park trat an die Stelle der Versailler Parkarchitektur. Die Menschen selbst legten die Perrücken und Reif rocke ab und trugen wieder ihr Haar. Sie lernten auch die Natur sehen außerhalb der holländischen Tulpengärten, sie entdeckten die Berge, die Alpen, die sie bis dahin verabscheut und von bösen Geistern bevölkert glaubten, sie schwärmten für einfaches Leben und eine der bisherigen Rauheit und Routine entgegengesetzte seelische Verfeinerung, sie begannen den Menschen im Menschen zu achten und fühlten sich als Weltbürger. Es war eine hoffnungsfrohe Zeit, und die Briefe Voltaires und seiner Freunde pflegten mit den Worten zu schließen: écrasez l’infâme (vernichtet die infame —), wobei an die Kirche oder die Gesamtheit der reaktionären Faktoren gedacht wurde.

Man sah gewiß Revolutionen voraus, aber man hoffte auch auf eine stille Vorbereitung der kommenden Ereignisse durch die intime Zusammenarbeit vieler der Besten. Diese Idee verkörperten die geheimen Gesellschaften, von den Freimaurern zu den Illuminaten, die geheimen Internationalen jenes Jahrhunderts.

All das geschah doch wahrhaftig nicht, um eine neue Herrschaft zu begründen, sondern um endlich der Menschheit ein freies, menschenwürdiges Dasein zu verschaffen. Doch traten unselige autoritäre Doktrinäre und Fanatiker dazwischen, Rousseau und der demokratische Staat die Philosophie Kants, und Ehrgeizige und Gemäßigte warfen sich auf diese Gebiete, bald kam die Romantik, der Nationalismus dazu und die Freiheit war in den Hauptkämpfen geschlagen, nur grade, daß die Freiheit der Wissenschaft nicht mehr erdrückt werden konnte — dafür aber mußte sich die Wissenschaft vom Leben wieder trennen und isolieren, die freiheitliche Pädagogik verkümmerte.

Die Ereignisse von 1789, der Bastillensturm vor allem, wurden noch mit allgemeinster, aufrichtiger Begeisterung von ganz Europa begrüßt, und die neue Zeit schien wirklich zu beginnen. Dann aber traten alle Mächte der Vergangenheit und neu entfesselter autoritärer Ehrgeiz zusammen, die wahren Früchte der Revolution zu zertreten. Es blieben einige materielle Errungenschaften und formale Freiheiten, Bauernbesitz und „Gleichheit“ von Armen und Reichen im bürgerlichen Recht und Parlamentsherrschaft, es wurde durch Beseitigung aller auf älterer Solidarität beruhenden Einrichtungen freie Bahn für die rein bourgeoise Gesellschaft, in der der einzelne Arbeiter sich dem einzelnen Kapitalisten verkauft, geschaffen. Diese Verhältnisse wurden durch die starrste staatliche Autorität, eiserne Zentralisation, gefestigt. Die sozialen Strömungen, die der Revolution in ihren Anfängen einen so mächtigen Anstoß gaben und die man auch ferner bei wichtigen Gelegenheiten gewähren ließ, wurden eingeengt in die Clubs, dann in die Sektionen, die im Schatten der Revolutionsgerichte und der Guillotine sich versammelten. Wie es in Rußland im März und November 1917 geschah, wurde die bis zum 31. Mai 1793 reichende parlamentarische Phase von der Diktaturperiode (bis zum 27. Juli 1794) abgelöst, der dann oligarchische Zeiten folgten, bis zum 18. Brumaire des Jahres VIII (November 1799), wo dann Napoleon Bonaparte sich der Herrschaft bemächtigte und bis 1814 (1815) unumschränkter Herr Frankreichs und großer Teile von Europa wurde. Diese klassisch autoritäre Entwicklung der Französischen Revolution wird, wenn man von Worten absieht, in Geist und Tat durch keine freiheitliche Abweichung oder auch nur Episode unterbrochen. Wer sich der von den Herrschenden beschlossenen Politik entgegenstellt oder auch nur unabhängig bleiben will, verfällt dem Untergang. Geduldet wurde nur die grenzenlose Verschärfung der autoritären Propaganda, wie sie z. B. Marat vertrat. Wer dachte oder kritisierte, wie Danton oder Camille Desmoulins, wurde vernichtet, so auch die Hébertisten, als sie der herrschenden Richtung Robespierres nicht mehr nützlich sein konnten.

Man darf da nur den kümmerlichsten Sozialismus suchen. Unter 4000 Broschüren vom Jahre 1789 fand A. Lichtenberger 20 mit sozialistischer Tendenz. Ich kenne François Boissei, 1789, 1792, und Jean Claude Chastellain, Juni 1795, und Saint-Justs Fragmens sur les Institutions républicaines (1800; XX, 88 S.) und weiß von Lange in Lyon, der in dieser von Paris als feindlich betrachteten Stadt vielleicht unabhängiger dachte usw., aber ich finde da keine Freiheit. Ich habe zahllose Broschüren der Revolutionsperiode durchblättert, ohne eine einzige freiheitliche darunter zu finden. Sylvain Maréchal heulte auch mit den Wölfen, wie ich aus einigem ersah, und zum mindesten schwieg er über seine eigenen Ideen. Welche Dokumente immer der Zeit selbst man näher betrachtet, man findet stets, daß alle entweder im Bann der autoritären, tonangebenden Richtungen waren oder zur Selbsterhaltung wenigstens so taten. Ihre eigene Meinung sagten unendlich wenige, weil die Guillotine über allen schwebte.

P. Kropotkins Kapitel 58, Die Kommunistische Bewegung, seiner Französischen Revolution (Leipzig, II. Band, S. 185—194; La Grande Révolution, Paris, 1909) stellt die ihm nach langer Durchforschung der Quellen und der Arbeiten von Jaurès und anderen bekannt gewordenen Sozialisten vor, ohne wirklich freiheitliche Männer nachzuweisen. Ich war längst von Bernard Lazare auf die sogenannten Enragés (die Wütenden) aufmerksam gemacht worden und kenne auch Jean Varlets Voeux formés par des Français libres …. (Wünsche freier Franzosen, ohne Ort, 4 S., 4º) und die Adresse présentée à la Convention Nationale … par J. Roux … (Juni 1793, 12 S., 8º), eine sozialistische Ansprache an den Konvent von Jacques Roux. Leopold Laeour hat diese äußerste Gruppe, Jacques Roux (den Marat „l’abbé Renaudi, soidisant Jacques Roux“ nannte), Leclerc, der aus Lyon kam, Jean Varlet, die mit Rose Lacombe von der im Mai 1793 gegründeten Gesellschaft der Républicaines Révolutionnaires, der radikalsten Frauengruppe, politisch zusammengingen, näher untersucht.[85]) Sie erscheinen mir als Autoritäre, wie alle andern, aber Leclerc hatte wenigstens den seltenen Mut, am 4. August 1793 in seinem Ami du Peuple (Volksfreund, einem Blatt, das die Zeitung Marats auf eigene Hand fortsetzte) zu schreiben: „… Ich sehe in dieser Menge im Wohlfahrtskomitee vereinigter Gewalten nur eine erschreckende Diktatur … Man schafft einen neunköpfigen Capet [der guillotinierte Ludwig XVI.] an Stelle des nicht mehr vorhandenen: das bedeutet die Vernichtung der Teilung der Gewalten, die zur Erhaltung der Freiheit so notwendig ist.“ Und am 21. August: „Man könnte seit der Revolution sieben oder acht Hauptgötzen zählen, die alle die Interessen des Volks, das ihnen Weihrauch gestreut, verraten haben.“ Dem Volk ruft er zu. „Erinnere dich, daß ein Volk, das vertreten wird, nicht frei ist … Deine Behörden jeder Art sind nur deine Beauftragten“ (Lacour, S. 115) — eine Kritik des ganzen Regierungssystems, die sich Anhänger der Revolution kaum je erlauben durften. Rose Lacombe und ihre Frauengruppe wünscht die Gefängnisse zu besuchen, um die Gefangenen zu befragen und die Unschuldigen sofort freizulassen (etwa im September 1793). ein ebenso seltener humanitärer Zug ein Jahr nach den Septembermorden der Gefangenen. Bald wurde diese unbequeme kleine Bewegung vernichtet — die Frauengesellschaft aufgelöst, Jacques Roux tötete sich vor dem Revolutionsgericht, Varlet wurde guillotiniert (18. Januar 1794), die übrigen verschwanden und verschollen.[86])

Eine autoritäre Revolution kann kein anderes Schauspiel bieten: sie muß ihre Gegner vernichten, — sie muß aber auch selbst im Despotismus enden. Sie kann auch nicht — wie kein Staat es kann — im Frieden mit anderen Staaten und Völkern leben, noch diese mit ihr, und so wird der Krieg unvermeidlich. P. Kropotkin, (Kapitel 30, I., S. 228—230), der das von Jaurès (Histoire Socialiste, La Législative, S. 815 ff.) zusammengestellte Material benutzte, schreibt:

„Der Krieg war nicht notwendig. Die fremden Fürsten fürchteten offenbar die Entwicklung der republikanischen Ideen in Frankreich; aber von da bis zur Hilfeleistung zu Ludwigs XVI. Befreiung war noch ein weiter Weg: sie zauderten, sich in einen Krieg dieser Art einzulassen. Die Girondisten waren es, die den Krieg gewollt haben und dazu drängten, weil sie in ihm das Mittel sahen, die königliche Gewalt zu bekämpfen.“ Letzteres ist eine Supposition Marats, der wie Robespierre Gegner des Krieges war und behauptete, die Girondisten zögen den Krieg einem Appell an das Volk zum Sturz des Königtums vor. Eine Invasion des Auslandes würde den Patriotismus erwecken und den König ohne eine Volkserhebung zum Fall bringen. — Ich möchte diese Begründung bezweifeln, aber das Resultat bleibt dasselbe — die Kriegserklärung an Oesterreich durch das girondistische Ministerium des Mannes von Madame Roland (April 1792). „So war der Hof auf der einen Seite und die Girondisten auf der anderen darüber einig,“ — schreibt Kropotkin, I., S. 230 — „den Einfall des Feindes in Frankreich zu wollen und ins Werk zu setzen. Unter diesen Umständen wurde der Krieg unvermeidlich: er wütete dreiundzwanzig Jahre lang

[1792—1815] mit all seinen unheilvollen Folgen für die Revolution und den Fortschritt Europas ….“

Die werbende Kraft der Revolution wurde durch diese Kriege vernichtet. Wenn man noch anfangs das von Despoten mit Krieg überzogene Frankreich bedauerte und mit ihm sympathisierte, so wurden aus den Abwehrkämpfen bald Eroberungskriege, eine Fortsetzung der alten französischen Politik, und alle alten Streitfragen früherer Jahrhunderte wurden wieder eröffnet, aller alte Haß und Ehrgeiz loderte wieder auf. Eine erbarmungslose, durch und durch autoritäre Zeit begann, und wir leben noch in ihr. Die freiheitlichen Keime, die das 18. Jahrhundert immer reichlicher ausstreute, auch wenn sie nicht in Büchern und systematischer Propaganda zusammengefaßt wurden, werden nun zertreten: die Autorität bietet dem Fortschritt Halt, und der Haß wühlt in der Vergangenheit und schafft den Nationalismus, den Fluch dieser Jahrhunderte, die Rückkehr zum Völkerhaß, den das Weltbürgertum im Begriff war, zu überwinden.


[72] Observations on Civil History, 1775 usw. In den Werken über Godwin ist auf dieses ältere, allgemein freiheitliche Milieu manchmal Bezug genommen; vgl. Prof. G. Adlers Vorrede zu William Godwin, Das Eigentum (Leipzig, 1904). — Dr. Joseph Priestleys Disquisitions relating to matter and spirit …, 1777, Aufl. 1782, The Doctrine of Philosophical Necessity illustrated …, 1777, und A free discussion of the doctrines of materialism, and Philosophical Necessity, in a correspondence between, Dr. Price and Dr. Priestley, 1778, sind denkwürdige Dokumente jener Zeit.

[73] Sie verdankt ihren Titel dem von Vertretern der herrschenden Klassen damals für die Massen gebrauchten Ausdruck: schweinische Menge.

[74] Ich weiß nicht, ob ein Echo dieser Gruppe oder was sonst Sylvain Maréchal veranlaßte, im Dictionnaire des Athées unter dem Wort Thélème (die ideale Abtei Rabelais’, s. o. Kap. IV) die augensichtlich übertriebenen Angaben zu machen: „Vor einigen Jahren bildete sich in England eine Gesellschaft von Philosophen, welche die Abtei von Thélème wieder ins Leben rief. Ihre Einrichtungen näherten und kombinierten alle Systeme, alle Sekten … Es war das Pantheon Epikurs. Man widmete sich der Natur. Menschenreproduktion war der besondere Kult der Gesellschaft. Die großen Künstler, Gelehrten und berühmtesten Männer Englands gehörten dieser Gesellschaft an. Sie wurde durch einen Parlamentsakt aufgelöst.“ — Man denkt auch an die Zeit von John Wilkes?

[75] Angeführt in Robert Owens New Moral Wold vom 17. Januar 1837. — Ueber Coleridge vgl. z. B. Helene Richter in N. Freie Presse, Wien, 22. April 1923. — Nach Dict. of Nat. Biogr. wurde die Pantisocracy wohl nur in Briefen besprochen, sonst nichts darüber geschrieben.

[76] Auch der Verfasser des Elève de la Nature, Beaurieu (s. Kap. IV) schrieb über diesen Jacob Guyer ein drame pastoral: L’Heureux Vieillard (Der glückliche Greis), 1768.

[77] Vgl. Bayle. — Sein Briefe wurde abgedruckt in der Entretiens sur divers sujets de l’histoire, de littérature, de religion et de critique des Pariser Benediktiners Mathurin Veyssière de La Croze (Köln, 1711, auch 1733, 12º); mir nicht bekannt, wie auch die gegen Knutzen oder Knutsen gerichtete Schmähschrift von Johannes Musaeus (Jena, 1675), in deren Anhang, 15 S., die drei kleinen Schriften Knutzens abgedruckt sind.

[78] Ich wurde auf diesen Kreis durch Gervinus’ Literaturgeschichte, Band V, 1842, aufmerksam, wo auch die in Schleswig oder Holstein von dem Grafen Schmettau (in Plön bei Kiel) herausgegebenen Blätter aus Liebe zur Wahrheit geschrieben und der Briefwechsel Mauvillons (Deutschland, 1801) als Quellen für sehr antireligiöse Strömungen genannt werden.

[79] Paul Hohlfeld, Die Krausesche Philosophie … (Jena, 1879, S. 38; über Fichte, S. 114).

[80] Interessantes Material enthält „Die pädagogische Provinzin „W. Meisters Wanderjahren“, von Dr. Carl Jungmann in Bern, Euphorion, XIV, S. 274 ff., 517 ff.

[81] Vgl. auch W. von Humboldts Brief an Georg Förster, 1792 in Försters Briefwechsel (1829), II, S. 222 ff.

[82] Sehr notorische Schriften sind kaum vorhanden; V. Alfieris Della Tirannide, 1777 (Von der Tyrannei) kann ich augenblicklich nicht beurteilen: s. L’Anarchia di Vittorio Alfieri von Umberto Calossa (Bari 1924; vgl. Pens. e Vol, 16. Januar 1925). — Thomas Spence und überhaupt die ersten Sozialisten, so die Mitarbeiter der New Moral World in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts tragen viel ungesichtetes älteres soziales Material zusammen, ebenso Cabet und Villegardelle (1846); Freiheitliches wurde gesammelt im Glaneur anarchiste (Paris, 1885, nur zwei Nummern), dann in großem Umfang und bis auf die neueste Zeit, im Supplément littéraire der Révolte und der Temps nouveaux; in Deutschland wendete G. Landauer im Sozialist seit den neunziger Jahren diesen überall zerstreuten Freiheitsfunken besondere Aufmerksamkeit zu. Leopold Lacour stellte die Lettres de noblesse de l’Anarchie zusammen, ein Buch, das mir nicht vorliegt. In Los Angeles, Californien, erschien 1913 eine umfangreiche freiheitliche Anthologie: Liberty and the great Libertarians, zusammengestellt von Charles T. Sprading, 543 3., 8º. Von vielen einzelnen Neudrucken, z. B. in der Serie The People’s Classics (London, W. C. Daniel, 1904—06, ausgewählt von F. E. Worland) sehe ich hier ab. — All dieses Material bedarf der genauesten kritischen Sichtung, würde aber andererseits wahrscheinlich auf allerhand neue Spuren weisen.

[83] Eine alte deutsche Uebersetzung, System der Natur, erschien in Frankfurt und Leipzig (2. Auflage, 1791). Englisch: The System of Nature, London, 1. Auflage, 1817. — Sehr verbreitet war Recherches sur l’origine du despotisme oriental (Untersuchungen über den Ursprung des orientalischen Despotismus), von N. A. Boulanger, 1763, XIV, 236 S.; englisch: The Origin and Progress of Despotism in the oriental and other empires of Africa, Europe and America (Amsterdam, 1764, 285 S.), eine Ausgabe, die in London von John Wilkes privat gedruckt sein soll.

[84] Vgl. das dithyrambische Buch Anacharsis Cloots, l’orateur du genre humain (der Redner des Menschengeschlechts, wie er sich genannt hatte), von Georges Avenel (Paris, 1865, 2 große Bände), das durch eine spätere nüchterne Arbeit über Cloots in der historischen Revue La Revolution française unvermeidliche Einschränkungen erfährt. Cloots bezahlte, wie man weiß, seine Begeisterung mit seinem Kopf: Robespierre ließ ihn zusammen mit den Hébertisten hinrichten, nachdem er versucht hatte, ihn zu verdächtigen. Condorcet entging dem gleichen Tode durch Gift. Voltaire und Diderot waren durch ihren Tod einem ähnlichen Schicksal längst entzogen.

[85] Len Enragés et les Républicaines Révolutionnaires, in L’Effort (Paris und Toulouse), 15. Februar 1900, S. 101 — 118: ausführlicher in Trois Femmen de la Révolution …, seinem späteren Buch.

[86] Die freiheitliche Tradition akzeptierte all diese Männer als Opfer der Autorität; so schrieb Proudhon in einem Brief vom 9. Juli 1854 (Correnpondence, IX, S. 364), indem er figürlich von der Gegenwart, seiner eigenen Richtung sprechen will: „ … Die Neo-Jakobiner würden sich das Vergnügen gönnen, das Guillotinieren zu beginnen mit den Cloots, Hébert, Desmoulins, Chaumette, Jacques Roux, Varlet, Momoro und andern Anarchisten und Atheisten“ … Richtiger sahen die Blanquisten, welche sich die Hébertisten zu eigen machten; Raoul Rigault meinte Hébert fortzusetzen u[n]d Tridon inaugurierte diesen Kult durch die berühmte Broschüre Les Hébertistes. Plainte contre une calomnie de l’histoire, Paris, Selbstverlag, 1864, 48 S. (Die Hebertisten. Klage gegen eine Verleumdung der Geschichte.) Er schrieb auch La Commune de Paris de 1793 und Gironde et Girondins … (1869). Diese Schriften bestimmten einen großen Teil der Ideologie der Commune von 1871, deren freiheitliche Elemente den Autoritären gegenüber machtlos waren.

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VIII. The later 18th century and the French Revolution

He, the author of the Vindication of Natural Society, 1756, refrained from hinting at how to recapture this natural society, and for many years, as far as William Godwin, no one took up this question as a whole in a liberal sense. The time was rich in practical criticism of the ruling oligarchy. John Wilkes, the Junius letters, the American Revolutionary War, and Thomas Paine, who advocated parliamentary reform efforts, freethinkers, land reformers, negro slave trade, and other movements, mostly of energetic, stubborn men who did not silence any persecution – filled the second half of the eighteenth century and the ruling aristocracy thanked the continued existence of their rule, especially the then emergence of the factory system by the brilliant perfection of individual inventions, whereby England received industrial supremacy. The new capitalists wished to see the new capitalists secured against them by the factory hands from their tenderest childhood, and the bourgeoisie, the nobility, and the state held together for this purpose. This isolated the radical artisans of the cities and the intellectuals, but brought thereby a very ideal element in their practically long-term hopeless struggles.

Of course, only a few thoroughly changed their usual authoritarian mentality, but it was based on older forerunners and philosophical criticism that England’s peculiar kind of radicalism differs so much from French radicalism. While the latter is heading for maximum authority in the Jacobin dictatorship, the old English radicalism sought to minimize authority to a minimum , as Herbert Spencer so consciously advocated. This may be regretted as an inconsistency, but this direction has lasted for almost a century and can only be regarded as an episode in the evolutionary history of freedom, such as cooperation and all extra-state or state-restricting. As a type of this direction, Dr. Richard Price [72] ).

In Thomas Spence’s magazine Pig’a Meat; or Lessons for the Swinish Multitude (pork or lessons for the livestock mass, three volumes in Klein-80, the first socialist journal [73] ), published in several editions in the early 1790s (London, at the Hive of Liberty , in Beehive Freedom) are socialist and radical excerpts from many writings at that time, according to which one may pursue individual liberal traces.

Already under the influence of the French Revolution, the young poet Southey and his friends formed a short-lived group that called their direction Pantisocracy ; he too, like Burke, soon renounced his youthful dreams. Lord Byron wrote in 1820: “He was one of the patrons of a plan called Pantisocracy to have everything, including women, in common possession.” [74] )

The poet Samuel T. Coleridge, born in 1773, wrote in the Friend [75] : “It was near the end of this golden age, when the conscience in man worked with the calm and uniformity of instinct, as Work was a sweet name for the activity of the sound mind in the healthy body, and all together enjoyed the rich harvest that produced and gathered joint effort when there was just enough diversity between the sexes and the persons of each sex, the tender unrest and eventual To enable and evoke the union of chaste love and personal affection, each seeking and finding the beloved person through the natural affinity of their beings, when the dreaded Lord of the world was known only as the Father of all and had no altar as in the pure heart … . “

Thus, on the eve of the French Revolution in England, there were some extraterrestrial and elusive elements; the French Revolution interrupted this development, as we shall see – but it still brought its richest and most beautiful fruit in William Godwin’s great work; see below ch. IX.

On the continent – over France so cape. IV-VI – all kinds of despotism and arbitrariness prevailed in the 17th and 18th centuries, and it was already considered liberating when Montesquieu made the old English constitution the ideal of politicians. The Utopias fall in the prince’s education, Voyages de Cyrus , 1727, Setos, 1731, Usong, 1771, Wieland’s Golden Mirror , 1772, etc., or one describes the touching modest, the model man Klijogg in Switzerland [76] ) King of Poland himself wrote a utopian conversation of Royaume de Dumocala (1775). Almost only the Dane Holberg allowed himself a satirical utopia (Iter subterrangum , 1741); I do not know Casanovas Icosameron (Prague, 1788), not even JF Bachstrom’s Inquirer Land, 1736.

Scattered critics of authority were killed if possible. This seems to have been the fate of a certain Mathias Knutzen from Oldensworth in Schleswig, a wandering scholar who agitated on German universities, Königsberg, Altdorf, Jena, and by small writings, a Latin letter and two German dialogues for a sect, which only wanted to live according to her conscience and reason; He taught that there was neither God nor the devil, and that instead of the authorities and the clergy, it was reason and science, combined with the conscience, that taught us to live decently. He was persecuted to the utmost; I do not know anything closer. [77] )

Whether it was possible to find individual liberal thinkers in the quite unmistakable series of eighteenth-century journals in Germany, for instance in the publications of Mylius, or later in the quite anti-religious circles, which were connected with Jacob Mauvillon (1743-1794) and Ludwig August Unzer I do not realize. [78] ) E. Weller (Freedom Efforts of the Germans …, 1847) digs up a lot of lost things, of which only a few of Saul Ascher seemed a bit liberal to me. Whether the products of the storm and urge contain anything non-authoritarian, would still be examined. Heinses Ardinghello is authoritarian.

Schiller’s Karl Moor says: “… they are blocking the healthy nature with nasty conventions … I’m supposed to press my body into a lace-up and tie my will into laws. The law has spoiled the snail’s course, which would have been eagle flight. The law has not yet formed a great man, but freedom hatches colossi and extremities ….. “

Such things were said and written by many, but only very few have come near freedom through thought; in the first place are Lessing (in Ernst and Falk) and Fichte .

Fichte said: “If humanity were morally perfected, it would require no state.”

People-unifying thinking, such as the Herders and Krauses, whose “humanity covenant is to embrace not only this earthly humanity, but the whole humanity of the universe. Through the humanity all humanity becomes a family, even a single person …. ” [79] ) – such thinking and activity is of course always a freedom-creating element. The cosmopolitanism of the 18th century renewed the international feelings of the humanists. The wars of the sixteenth and seventeenth centuries, and again those of the nineteenth and twentieth centuries, splintered humanity, while those of the late Middle Ages and the eighteenth did not create hate, since the cosmopolitan sentiments had been cultivated in these periods.

This growing respect for man also reflected respect for the child. In Germany and Switzerland, at that time, pedagogy awoke, and much of the freedom that the state had denied to the adult was at least given to the children. Maybe some germs of freedom were laid here. [80] )

In the spring of 1792, Wilhelm von Humboldt wrote his ideas in Erfurt as an attempt to determine the limits of the effectiveness of the state, from which Schiller copied a part of the beginning in his Thalia and sought a publisher. [81] ) This writing corresponds to the English direction of the smallest possible function of the state, John Stuart Mills on freedom and the like. It did not appear until the end of 1850 (Breslau, 1851); English 1854; French 1867.

On the Interest of Some Germans in Godwin’s Political Justice, see Chap. IX.

I am unable to overlook the development of other European peoples at the time, and to look for the isolated expressions of genuinely free spirit; [82] ) but it was generally an anti-authoritarian period with a need for freedom that had not been achieved since then, and Germany in no way stood behind it. It had to do with the twisting of the unlimited physical and spiritual authority built up in many centuries and all the ramble that was bound to finally clean up, and this required at first many tough individual struggles, at the end of which for many was the liberating general revolution. For the best ones saw that the old system could no longer be linked, but that first strong breaches had to be placed in it before it could be brought down by a general storm. There was still a lot to do, and they focused on the individual struggles instead of discussing the far-off end goal, which was left to utopia. Certainly one did not completely lose the belief in authority, one believed to be able to improve it, render harmless and useful, and err in it, but at least one did not seek to multiply it, one dreamed of everything rather than crude dictatorship. Spinoza, Amos Comenius, Giovanni Vico, Voltaire, Diderot, Lessing, Herder, Condorcet are men of this universal consciousness of freedom and of the struggle against the cruelty, severity and misunderstanding of their time. These were the individual battles against witchcraft (Spee, Thomasius), against the sadism of the judiciary and the torture (Beccaria, Sonnenfels), the tortures of prisons (John Howard), negro slavery (Clarkson), – for the liberation of the serfs Peasants, for the women (Mary Wollstonecraft), for the education of the children (Rousseau, Pestalozzi). One saw the American struggle for independence, the expulsion of the Jesuits, the religious tolerance in the Austria of Joseph II and the indifference in Prussia’s Frederick II, the brilliant intellectual struggle of the Encyclopaedists – the Encyclopédie appeared from 1751 to 1777 – and the even more determined appearance of radical freethinkers like Lamettrie (L’Homme Machine , Man a Machine) and d’Holbach (Système de la Nature , 1770), [83] ) – all of this evoked the feeling of the coming of a new world fraternizing peoples, ideas which, for , For example, in the young Anacharsis Cloots, from Cleve, found an enthusiastic embodiment. [84] )

Science began to build up through free research instead of chewing the accumulated stuff of all centuries since Aristotle. Poetry and art threw off the rigid rules of Louis XIV’s court art and went back to formless Shakespeare and the harmoniously beautiful Greeks. The free English park took the place of the Versailles park architecture. The people themselves wiped the wigs and hoop and wore their hair again. They also learned to see nature outside the Dutch tulip gardens, they discovered the mountains, the Alps, which they hitherto believed abhorred and populated by evil spirits, they raved for simple life and a contrary to roughness and routine opposite mental refinement, they started the To respect people in people and felt as a citizen of the world. It was a hopeful time, and the letters of Voltaire and his friends used to conclude with the words: é crasez l’infâme (destroying the infamous -), thinking of the church or the totality of the reactionary factors.

Certainly one foresaw revolutions, but one also hoped for a silent preparation of the coming events through the intimate cooperation of many of the best. This idea embodied the secret societies, from the Masons to the Illuminati, the secret internationals of that century.

All this really did not happen in order to justify a new rule, but to finally give mankind a free, dignified existence. But unfortunate authoritarian doctrinaires and fanatics intervened, Rousseau and the democratic state the philosophy of Kant, and ambitious and moderates threw themselves into these areas, soon came the romanticism, the nationalism and freedom was beaten in the main battles, only just that the Freedom of science could no longer be crushed – but for that science had to separate itself again from life and isolate, the liberal pedagogy atrophied.

The events of 1789, the Bastille storm in particular, were still greeted with the most universal, sincere enthusiasm from all over Europe, and the new era seemed genuinely to begin. But then all the forces of the past and newly unleashed authoritarian ambition came together to crush the true fruits of the revolution. There remained some material achievements and formal freedoms, peasantry and “equality” of the poor and rich in civil law and parliamentary rule; it was cleared by the elimination of all institutions based on older solidarity for the purely bourgeois society in which the individual worker became the individual Capitalists sold, created. These conditions were strengthened by the most rigid state authority, iron centralization. The social currents that gave such a powerful impetus to the revolution in its beginning, and which were also allowed on important occasions, were concentrated in the clubs, then in the sections assembled in the shadow of the Revolutionary Courts and the Guillotine. As happened in Russia in March and November 1917, the parliamentary phase, which lasted until May 31, 1793, was replaced by the period of dictatorship (until July 27, 1794), followed by oligarchic times, until the 18th Brumaire of the year VIII ( Napoleon Bonaparte seized power and became, until 1814 (1815), the undisputed master of France and much of Europe. This classic authoritarian development of the French Revolution, apart from words, is interrupted in spirit and action by no liberal deviation or even episode. Those who oppose the policy adopted by the rulers or even want to remain independent fall into ruin. Only the limitless tightening of authoritarian propaganda was tolerated. B. Marat represented. Anyone who thought or criticized, like Danton or Camille Desmoulins, was annihilated, as were the Hébertists when they could no longer be useful to the ruling direction of Robespierre.

One can only look for the most miserable socialism there. Among 4000 brochures from the year 1789 A. Lichtenberger found 20 with socialist tendency. I know François Boissei, 1789, 1792, and Jean Claude Chastellain, June 1795, and Saint-Justs Fragmens sur les Institutions républicaines (1800, XX, 88 p.), And knows of Lange in Lyon, who considered him hostile in Paris City, perhaps more independent, etc., but I find no freedom. I flicked through countless leaflets of the revolutionary period without finding a single liberal one. Sylvain Maréchal also howled with the wolves, as I saw from some, and at least he was silent about his own ideas. Whatever documents one ever looks closer to, one always finds that all were either under the spell of the authoritarian, dominant trends, or at least did so for self-preservation. Their own opinion said infinitely few, because the guillotine floated above all.

Kropotkin’s chapter 58, The Communist Movement, his French Revolution (Leipzig, vol. II, pp. 185-194, La Grande Révolution , Paris, 1909), introduces him to him after a long search of the sources and works of Jaurès and others become socialists without real genuinely free men. I had long since been alerted by Bernard Lazare to the so-called Enragés (the Angry) and also know Jean Varlet’s Voeux formés par of the Français libres …. (wishes of free French, no place, 4 p., 4º) and the address présentée à la Convention National … by J. Roux … (June 1793, 12 p., 8º), a socialist address to the Convent of Jacques Roux. Leopold Laeour has named this extreme group, Jacques Roux (called the Marat “l’abbé Renaudi, soidisant Jacques Roux”), Leclerc, who came from Lyon, Jean Varlet, who collaborated with Rose Lacombe of the Républicaines Révolutionnaires , founded in May 1793, the most radical women’s group, who came together politically. [85] ) They appear to me to be authoritarians, like all others, but Leclerc at least had the rare courage to write on 4 August 1793 in his Ami du Peuple (People’s Friend, a paper which continued the Marats newspaper on his own account): “… I see in this crowd in the Welfare Committee of united powers only a frightening dictatorship … One creates a nine – headed capet [the guillotined Louis XVI] in place of the no longer existing: that means the destruction of the division of powers, the It is so necessary to preserve liberty. “And on August 21:” Since the Revolution, one could count seven or eight major idols, all of whom have betrayed the interests of the people who scattered incense. “He calls to the people. “Remember that a people that is represented is not free … Your authorities of any kind are only your agents” (Lacour, p. 115) – a critique of the whole system of government that supporters of the revolution were hardly ever allowed to allow , Rose Lacombe and her women’s group wish to visit the prisons to interrogate the prisoners and immediately release the innocent (for example, in September 1793). an equally rare humanitarian move a year after the September murders of the prisoners. Soon this uncomfortable little movement was annihilated – the women’s society dissolved, Jacques Roux killed himself in front of the Revolutionary Court, Varlet was guillotined (18 January 1794), the others disappeared and disappeared. [86] )

An authoritarian revolution can not offer another spectacle: it must destroy its opponents, but it must also end in despotism itself. Nor can it – as no state can – live in peace with other states and peoples, nor do they live with it, and so war becomes inevitable. P. Kropotkin, (Chapter 30, I., pp. 228-230), who used the material compiled by Jaurès (Histoire Socialiste, La Législative , p. 815 ff.), Writes:

“The war was not necessary. The foreign princes evidently feared the development of republican ideas in France; but from there to the assistance to Louis XVI. Liberation was still a long way off: they were reluctant to engage in a war of this kind. The Girondins were the ones who wanted the war and urged it because they saw in it the means to fight the royal power. “The latter is a supposition of Marat, who, like Robespierre, was an opponent of the war and claimed that the Girondins were going to war an appeal to the people to overthrow the kingship. An invasion of foreign countries would arouse patriotism and bring the king down without a popular uprising. – I would like to doubt this reasoning, but the result remains the same – the declaration of war on Austria by the Girondist Ministry of the Man of Madame Roland (April 1792). “So the court was on one side and the Girondins on the other agreed,” writes Kropotkin, I., p. 230, “to want and set in motion the enemy’s invasion of France. Under these circumstances the war became inevitable: it raged for twenty-three years

[1792-1815] with all its disastrous consequences for the revolution and the progress of Europe …. “

The advertising force of the revolution was destroyed by these wars. If one initially regretted and sympathized with the war-torn France of despotism, the defensive battles soon became wars of conquest, a continuation of old French politics, and all the old issues of earlier centuries were reopened, all old hatred and ambition flared up again , A merciless, thoroughly authoritarian time began, and we are still living in it. The liberal germs, which were more and more abundant in the eighteenth century, even though they were not summarized in books and systematic propaganda, are now being crushed: authority keeps progress, and hatred rummages in the past and creates nationalism, the curse These centuries, the return to the hatred of nations, the world citizenship was about to overcome.


[72] Observations on Civil History, 1775, etc. In the works on Godwin, this older, generally liberal milieu is sometimes referred to; see.Prof. G. Adler’s preface to William Godwin, The Property (Leipzig, 1904). – Dr. Joseph Priestley’s disquisitions Relating to matter and spirit …, 1777, ed. 1782, The Doctrine of Philosophical Necessity Illustrated …, 1777, and A free discussion of the doctrines of materialism, and Philosophical Necessity , in a correspondence between, Dr , Price and Dr. Priestley, 1778, are memorable documents of that time.

[73] It owes its title to the expression used at that time by the representatives of the ruling classes for the masses: a swiss crowd.

[74] I do not know whether an echo of this group or what else caused Sylvain Maréchal to make in the Dictionnaire des Athées under the word Thélème (the ideal Abbey of Rabelais’, see Chapter IV) the exaggerated statements: “Several years ago In England, a society of philosophers was formed, which called the Abbey of Thélème back to life. Their facilities approached and combined all the systems, all the sects … It was the Pantheon Epicurus. They devoted themselves to nature. Human reproduction was the special cult of society. The great artists, scholars and most famous men of England belonged to this society. It was dissolved by a parliamentary act. “- One also thinks of the time of John Wilkes?

[75] Cited in Robert Owen’s New Moral Wold, January 17, 1837. About Coleridge cf. z.B. Helene Richter in N. Free Press, Vienna, April 22, 1923. – According to Dict. of Nat. Biographically , the Pantisocracy was probably only discussed in letters, nothing else written about it.

[76] The author of the Elève de la Nature, Beaurieu (see Chapter IV) wrote a drame pastoral on this Jacob Guyer : L’Heureux Vieillard (The Happy Old Man), 1768.

[77] See Bayle. His letter was reprinted in the Entretiens sur divers sujets de l ‘histoire, de littérature, de religion et de critique by the Parisian Benedictine Mathurin Veyssière de La Croze (Cologne, 1711, also 1733, 12º); Not known to me, as well as the adultery directed against Knutzen or Knutsen by Johannes Musaeus (Jena, 1675), in whose appendix, 15 S., the three small writings Knutzen are printed.

[78] I was on this circle by Gervinus’s literary history, Volume V, 1842, attentive, where the in Schleswig or Holstein by Count Schmettau issued (in Ploen, near Kiel) leaves out of love for truth g esch rubbed and (the correspondence Mauvillons Germany, 1801) as sources for very anti-religious currents.

[79] Paul Hohlfeld, Kraushee’s philosophy … (Jena, 1879, p. 38, on Fichte, p.

[80] Interesting material contains “The Educational Province ” in “W. Master’s Wanderjahre “, by Dr. med. Carl Jungmann in Bern, Euphorion , XIV, p. 274 ff., 517 ff.

[81] See also W. von Humboldt’s letter to Georg Förster, 1792 in Förster’s correspondence (1829), II, p. 222 ff.

[82] Very notorious writings are scarce; V. Alfieris Della Tirannide, 1777 (From Tyranny) I can not judge at the moment: s. L’Anarchia di Vittorio Alfieri by Umberto Calossa (Bari 1924, see Pens. E Vol, 16 January 1925). Thomas Spence and the first socialists in general, such as the New Moral World in the thirties of the last century, bring together much unclothed older social material, as did Cabet and Villegardelle (1846); Freedom was collected in the Glaneur anarchiste (Paris, 1885, only two numbers), then on a large scale and up to the very latest time, in the Supplément littéraire theRévolte and the Temps nouveaux; In Germany, since the nineties , G. Landauer has been paying special attention to this scattered spark of freedom in the socialist . Leopold Lacour compiled the Lettres de noblesse de l’Anarchy , a book that I do not have. In Los Angeles, California, an extensive liberal anthology appeared in 1913: Liberty and the great Libertarians, compiled by Charles T. Sprading, 543 3, 8º. Of many individual reprints, z. In the series The People’s Classics(London, WC Daniel, 1904-06, selected by FE Worland) I look here. – All this material needs the most accurate critical sighting, but on the other hand would probably point out all sorts of new tracks.

[83] An old German translation, System der Natur, appeared in Frankfurt and Leipzig (2nd edition, 1791). English: The System of Nature, London, 1st edition, 1817. – was very common Recherches sur l’origine du despotisme oriental (investigations on the origin of oriental despotism), NA Boulanger, 1763, XIV, 236 p .; English: The Origin and Progress of Despotism in the Middle East and Other Empires of Africa, Europe and America (Amsterdam, 1764, 285 p.), an issue to be privately printed in London by John Wilkes.

[84] See the dithyrambic book Anacharsis Cloots, l’orateur du genre humain (the orator of the human race, as he had called himself), by Georges Avenel (Paris, 1865, 2 large volumes), which was later soberly transcribed Cloots undergoes unavoidable restrictions in the historic revue La Revolution française . Cloots, as we know, paid his enthusiasm with his head: Robespierre had him executed with the Hébertists after he tried to suspect him. Condorcet escaped the same death by poison. Voltaire and Diderot had long since escaped a similar fate by their deaths.

[85] Len Enragés et les Républicaines Révolutionnaires , in L’Effort (Paris and Toulouse), February 15, 1900, pp. 101-118 : more detailed in Trois Femmen de la Révolution …, his later book.

[86] The liberal tradition accepted all these men as victims of authority; As Proudhon wrote in a letter of July 9, 1854 (Correnpondence, IX, p. 364), by figuratively speaking of the present, his own direction: “… The Neo-Jacobins would enjoy themselves, guillotine to begin with the Cloots, Hébert, Desmoulins, Chaumette, Jacques Roux, Varlet, Momoro and other anarchists and atheists “… The Blanquists, who made the Hébertists their own, looked more right; Raoul Rigault insisted on continuing Hébert and Tridon inaugurated this cult through the famous booklet Les Hébertistes . Plainte contre une calomnie de l’histoire,Paris, Self-published, 1864, pp. 48. (The Hebertists: A lawsuit against a defamation of history.) He also wrote La Commune de Paris de 1793 and Gironde et Girondins … (1869). These writings determined much of the ideology of the Commune of 1871, whose liberal elements were powerless to the authoritarians.

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IX. William Godwin

Nach allem vorausgehenden ist es eigentlich recht natürlich, daß das erste grundlegende anarchistische Werk in England geschrieben wurde. Denn in Frankreich hatte die staatsrevolutionierende Welle alles ergriffen, die revolutionäre Denkweise schwelgte in den Idealbildern von Rom, Athen oder Sparta, wie sie aus der klassischen Literatur, nicht aus der wirklichen Geschichte abstrahiert wurden, und da sich bei dem geringsten Versuch einer Verwirklichung die Machtfrage einstellte und die allgemeine Mentalität von der an den großen legendären Beispielen genährten sehr verschieden war, so gingen Kampf und List, Gewalt und Rache mit den idealsten Gedankengängen Hand in Hand. Männer von großem Talent, wie Condorcet und Brissot, mußten erbärmlich enden und jeden der Besseren ereilte dieses Schicksal, eine Elite der Nichtswürdigen und Mittelmäßigen blieb übrig, bis es dahin kam, dem siegreichen Usurpator Bonaparte zu huldigen oder zu schweigen in stillem Verdruß, was die Intellektuellen, die sogenannten „Ideologen“ dann durch viele Jahre mit virtuoser Würde besorgten. Die Talente und Charaktere, die aus den Ereignissen lernen konnten, waren tot; das künftige juste milieu lebte im stillen weiter; viele autoritäre Revolutionäre dienten dem Kaiser, andere konspirierten erfolglos, einige opferten sich und unterlagen den Verfolgungen.[87])

In Deutschland waren die Revolutionsschwärmer nicht fähig, sich über ihre Bewunderung zur Kritik emporzuheben; als der begabteste von ihnen, Georg Förster, an diese denken mochte, war es zu spät; der Tod raffte ihn weg. Alle andern wohl waren durch die unentwickelten deutschen Verhältnisse zu gleichzeitig philosophischer, politischer und ökonomischer Arbeit nicht fähig; hierfür waren die Engländer wie geschaffen, und ein diese drei Gebiete nicht gerade streng wissenschaftlich, aber mit hinreichender Geläufigkeit bemeisternder Schriftsteller, William Godwin, schrieb denn auch, durch die Französische Revolution und ihre so verschiedene Beurteilung angeregt, ein großes Werk, in welchem er durch ruhige und sorgfältige Argumentation zur Aufstellung und Begründung der Anarchie gelangte. Er bemerkt in der Vorrede, er hätte erst bei der Ausarbeitung die Tragweite der Idee, daß alle Regierung notwendig unserer Vervollkommnung entgegenwirke — einer Erkenntnis, die er schon besaß — erkannt. So entsteht also dieses erste anarchistische Werk vor den Augen des Lesers. Es ist die Schrift eines sechsunddreißigjährigen Mannes (geboren 1756, gestorben 1836).

Man sieht also einen bis dahin nicht mit derartigen Ansichten hervorgetretenen Mann aus dem intellektuellen radikalen Milieu zu einer Weite und Tiefe der Resultate gelangen, die er selbst später nicht mehr erreicht, und über die er selbst staunen mochte. Darum scheidet die Persönlichkeit des Verfassers aus der Betrachtung ganz aus. Er hat sein Buch nicht verleugnet, aber er hat es unterlassen, sein weiteres Leben ganz der Sache der Freiheit zu widmen.

Godwins Leben ist bekannt genug und wirft wenig Licht auf die Entstehung seiner Ideen; er war eben ein unabhängiger und ehrlicher Denker und zog aus der Tatsache der Wertlosigkeit der Regierungen nicht den banalen Schluß, man müsse sie verbessern — als ob man ein Uebel verbessern könnte, wollte oder sollte, — sondern man müsse sie abschaffen. William Godwin: his friends and contemporaries (W. G. und seine Freunde und Zeitgenossen), von C. Kegan Paul (London, 1876, VIII, 387 und VIII, 340 S.) ist das biographische Hauptwerk, das im Verlauf des langen Lebens über den persönlichen Charakter des Verfassers ziemlich desillusioniert. Auch die sehr gepflegte Shelley- Literatur beschäftigt sich oft mit Godwin, da dessen Tochter Shelleys zweite Frau wurde. Man hat auch versucht, Godwins Einfluß auf Shelleys Ideen genauer festzustellen; vgl. Percy Bysshe Shelleys Abhängigkeit von William Godwins Political Justice, von Paul Elsner (Berlin, 1906, V, 100 S.; Dissertation).[88])

Neuere Arbeiten sind u. a. Die Lehre Godwins, in Der Anarchismus, von Dr. Paul Eltzbacher (Berlin, 1900), S. 35—56; William Godwin und die Anfänge des Anarchismus im XVIII. Jahrhundert, .. . von Helene Saitzeff, Heidelberger Dissertation, 1907, 77 S.; William Godwin, der Theoretiker des kommunistischen Anarchismus … von Pierre Ramus (Leipzig, 1907, II, 85 S.); Raymond Gourg, William Godwin, 1756—1836, sa vie, ses oeuvres principales, „la Justice Politique“ (Paris, 1906; vermutlich eine These?) Ich konnte der weiteren Literatur leider nicht folgen; Brailfords Godwin, Shelley and their Circle (G., Sh. und ihr Kreis) ist hervorzuheben..

An Enquiry concerning Political Justice and its influence upon general virtue and happiness (Untersuchung über Politische Gerechtigkeit und deren Einfluß auf die allgemeine Tugend und das allgemeine Glück), London, 1793 (Februar), XIII, 895 S., in zwei schön gedruckten 4º-Bänden, die 3 Guineen kosteten, welcher Umstand das Buch, dessen Verfolgung von der Regierung erwogen wurde, schützte, da angenommen wurde, daß es keine Verbreitung im Volk finden würde. Das ist auch der Fall gewesen in dem Sinn, daß Godwin eine einfache Ausgabe nicht herstellen ließ und die zweite Auflage, die 1796 in zwei Oktavbänden erschien (Vorrede, 29. Oktober 1795) als corrected bezeichnete, „richtiggestellt“, tatsächlich wesentlich gemildert. Dies war sein Wille; sonst wäre das Buch viel weniger angreifbar gewesen als die aktuellen Schriften Thomas Paines und so viel andere radikale Literatur, die sich trotz allem eine Massenverbreitung zu sichern wußten. Die dritte Auflage erschien 1798, außerdem noch Nachdrucke in Dublin, 1793, in 8º, und in Philadelphia, 1798. Dann wurde erst 1842 von dem radikalen Verleger J. Watson die vierte und, soviel ich weiß, bis jetzt letzte Auflage gedruckt, zwei Bände in 12º. Das Kapitel On Property wurde 1890 in der Social Science Series von H. S. Salt gesondert herausgegeben (übersetzt: Das Eigentum, mit Einleitung von Prof. Georg Adler, Leipzig, 1904, 98 S.). Auch einige Auszüge: Reflections on Political Justice (24 S. 8º), erschienen vor einigen Jahren bei C. W. Daniel. — Das Fehlen neuer Ausgaben dürfte sich dadurch erklären, daß die alten Drucke in großen Auflagen erschienen und wirklich in jeder freisinnigen Privatbibliothek ihre Stelle hatten, wenn sie auch bald sozusagen aus der Mode kamen. Dagegen beweist der Neudruck von 1842, daß die damaligen Sozialisten und Freidenker für das Buch aufnahmsfähig waren.

In abgeschwächter Form hat Godwin seine Ideen noch in The Enquirer. Reflections on education manners and literature …. (London, 1797, auch 1823: Dubliner Nachdruck, 1797) vertreten, dann nicht mehr, obgleich er bis ins hohe Alter literarisch tätig war. Mary Wollstonecraft, die Verfasserin der berühmten Vindication of the Rights of Women (1792), der Rechtfertigung der Frauenrechte wurde Godwins Frau, starb aber bald. Bekannt ist Godwins Polemik mit Malthus, 1820.

Die zahllosen in dem großen Werk Godwins vorgeführten Ideen und Argumente können hier nicht resümiert werden. Wer das Buch liest, macht eine wahre Schule ruhigen, zielbewußten, unbeirrten Denkens durch. Godwin hat sowohl die weitesten Ziele wie wahrscheinliche Zwischenstufen im Auge, die graduelle Verminderung von Uebeln, die man erkannt hat, eine beständige fortschrittliche Evolution. Er sucht den Kommunismus mit dem höchsten Grade individueller ökonomischer Freiheit zu vereinigen. Kleine autonome Distrikte würden ihre wenigen gemeinsamen Angelegenheiten durch gelegentliche allgemeine Versammlungen regeln, bis auch dies als überflüssig betrachtet würde und jede Angelegenheit von Fall zu Fall erledigt wird. Ueberall führt die Einsicht allmählich dazu, der absurden staatlichen Einrichtung und gesetzlichen Festlegung im voraushin, den Boden zu entziehen. „Mit welchem Entzücken muß der wohlunterrichtete Menschenfreund jener glücklichen Zeit entgegensehen, wo der Staat verschwunden sein wird, diese rohe Maschine, welche die einzige fortwährende Ursache der menschlichen Laster gewesen ist und so mannigfache Fehler mit sich führt, die nur durch ihre [der Maschine, des Staates] völlige Vernichtung beseitigt werden können.“[89])

Die Mittel, die Godwin für die richtigen hält, gehen aus folgenden Auszügen[90]) hervor: „… Die beste Garantie eines glücklichen Resultats liegt in freier, unbegrenzter Diskussion. In dieser Kampfbahn muß immer die Wahrheit siegen. Wenn wir also die sozialen Einrichtungen der Menschheit verbessern wollen, müssen wir suchen, durch das gesprochene und geschriebene Wort zu überzeugen. Diese Tätigkeit hat keine Grenzen, diese Arbeit kennt keine Unterbrechung. Alle Mittel müssen angewendet werden, nicht so sehr, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu erwecken und sie durch Ueberredung zu unserer Ansicht zu bringen, als vielmehr jede Schranke des Denkens zu entfernen und jedem den Tempel der Wissenschaft und das Feld für (eigenes) Studium zu Öffnen.“ ….

„…. Unser Urteil wird immer Verdacht empfinden gegen Waffen, die von beiden Seiten mit gleicher Aussicht auf Erfolg gebraucht werden können. Daher müssen wir jede Gewalt mit Abneigung betrachten. Wenn wir das Schlachtfeld betreten, verlassen wir das sichere Gebiet der Wahrheit und überlassen der Laune des Zufalls die Entscheidung. Die Phalanx [Kampfreihe] der Vernunft ist unverletzlich; sie bewegt sich vorwärts, ruhig, sicheren Schrittes, und nichts kann ihr widerstehen. Wenn wir aber die Begründungen beiseite legen und zum Schwert greifen, liegt die Sache anders. Im Waffenlärm des Bürgerkrieges, wer kann da guten oder schlechten Ausgang Voraussagen. Wir müssen also sorgfältig unterscheiden zwischen Unterricht und Aufreizung des Volkes …“

„… Warum fand die Revolution in Frankreich und Amerika [der Unabhängigkeitskampf] Menschen aller Art beinahe eines Sinnes, während der Widerstand gegen Karl I. unsere Nation in zwei gleich große Parteien teilte? Weil letztere im 17. Jahrhundert stattfand und die ersteren am Ende des 18. Weil zur Zeit der Revolutionen in Frankreich und Amerika die Philosophie schon einige der großen Wahrheiten der politischen Wissenschaft entwickelt hatte und unter dem Einfluß von [Algemon Sydney] und Locke, von Montesquieu und Rousseau eine Anzahl starker und nachdenkender Geister begriffen hatten, was für ein Uebel die Gewalt ist.“

„Wem also die Regeneration der Menschheit naheliegt, der bedenke stets zwei Grundsätze, die wesentliche Wichtigkeit stündlichen Fortschritts in der Entdeckung und Verbreitung der Wahrheit, und daß er ruhig Jahre vergehen lassen muß, bevor er auf die Verwirklichung seiner Lehre drängt. Ungeachtet all seiner Vorsicht mag die lärmende Menge dem ruhigen, stillen Fortschritt der Vernunft vorauseilen; dann wird er die Revolution nicht verurteilen, die einige Jahre vor der von weiser Erkenntnis gesetzten Zeit stattfindet. Wenn er sich aber von genauer Vorsicht leiten läßt, kann er zweifellos viele allzu hastige Versuche vereiteln und die allgemeine Ruhe bedeutend verlängern…..“

„…. Dies bedeutet nicht, wie man denken könnte, daß der Wechsel unserer Lage in unermeßlicher Zukunft liegt. Es liegt in der Natur menschlicher Dinge, daß große Veränderungen plötzlich erfolgen und große Entdeckungen werden unerwartet, gleichsam zufällig gemacht….“

…. [Die Revolution ist für Godwin eine „allgemeine Erleuchtung“.] „Die Menschen fühlen ihre Lage und die sie bis dahin fesselnden Einschränkungen verschwinden wie eine Luftspiegelung. Wenn eine solche Krise da ist, braucht kein Schwert gezogen und kein Finger erhoben werden mit gewalttätiger Absicht. Die Gegner werden zu wenige und zu schwach sein, um ernstlich an Widerstand gegen das allgemeine Gefühl der Menschheit zu denken….“

Godwin sagt auch:

„Der normale Mensch sucht das Licht gerade so, wie die Blumen es suchen. Ein Mann, den man nicht zu sehr stört, wird für sich selbst das beste Milieu schaffen und seine Kinder in die richtigen Verhältnisse bringen, weil der Instinkt für Friede und Freiheit in seiner Natur tief eingewurzelt ist. Kontrolle durch andere hat zur Empörung geführt, und die Empörung führte zur Unterdrückung, und die Unterdrückung verursacht Schmerz und Schwäche, denen Striemen und Verzerrungen folgen. Wenn wir die Menschen betrachten, sehen wir nicht den wahren und natürlichen Menschen, sondern ein entstelltes, bemitleidenswertes Produkt, zerstört durch die Laster derer, die es der Natur zuvortun wollten und ihr Leben dazu gestalteten, daß sie der Eitelkeit und Ueppigkeit einiger weniger zu Diensten sein sollen. Bei unsern Plänen sozialer Verbesserung wollen wir an den gesunden und ungefesselten Menschen denken, und nicht an den durch Einmischung und Zwang hervorgebrachten Krüppel….“

Diese Stellen zeigen Godwins Verhältnis zur Revolution, die er weder als vorzeitige revolutionäre Erhebung wünschte, noch als Diktatur gebilligt hätte, sondern als reife Frucht sich selbst so gut wie zwanglos verwirklichen zu sehen hoffte. Dies war nicht die Ansicht der vielen durch das französische Beispiel und die eigene immer größere Unzufriedenheit, Unterdrückung und Not sich zur aktuellsten Propaganda, Verschwörungen und Aufstandsversuchen getrieben fühlenden englischen Radikalen, auf die das Beispiel der Jakobinerdiktatur so faszinierend wirkte wie in unserer Zeit seit Ende 1917 die russischen Vorgänge.[91]) Diese autoritäre Hypnose muß die Ursache gewesen sein, daß sich, soviel ich weiß, gar keine populäre Propaganda von Godwins antistaatlichen Ideen entwickelte, während dieselben von der jungen Literatur der Shelley und Byron-Zeit sehr beachtet wurden. Wahrscheinlich hätte auch Godwin selbst eine solche Propaganda nicht mehr ermutigt? Später wurde sein Werk von den radikalen Arbeitern viel gelesen und trug gewiß viel dazu bei, daß die Illusion des Staatssozialismus in England lange nicht aufkam. Das Werk wirkte etwa bis nach 1848 nach, und die englischen Radikalen dachten klar, solange sie sich an Godwin bildeten; von da an wurde der große Reaktionär Mazzini ihr geistiger Führer, und die aus Godwin nachstrahlende Klarheit des 18. Jahrhunderts trübte sich.

Georg Förster, der deutsche Gelehrte, Weltumsegler mit Kapitän Cook, Beobachter der ökonomisch-historischen Verhältnisse in den „Ansichten vom Niederrhein“, nach der Reise mit dem jungen Alexander von Humboldt, franzosenfreundlicher Clubist in Mainz und dadurch nach Paris verschlagen, wo er am 10. Januar 1794 starb, dieser sehr intelligente und nach bestem Wissen freisinnige Mann schrieb am 23. Juli 1793 aus Paris an seine frühere Frau[92]):

„… Ich habe ein Buch vor mir, das mich sehr beschäftigt. Zwei

Quartbände von William Godwin: Enquiry on Political Justice, ein sehr gründlich philosophisches Werk, wie endlich die ganze Theorie der menschlichen Gesellschaft und Regierungsverfassungen auf Vernunft und Moral und ihre unumstößlichen Grundsätze gebaut werde. Ein Werk voll kühner und heiliger Bekenntnisse der Wahrheit, das wenigstens künftig noch wirken wird, wenn es jetzt seine Wirkung nicht gleich haben sollte. Ich exzerpiere mir daraus, was ich kann, denn das Buch gehört der Nationalkonvention, welcher es der Verfasser geschickt hat …“

Wäre Georg Förster, dessen Gesundheit dann bald erschüttert war, am Leben geblieben, vielleicht hätte er Godwins Ideen in irgendeiner Form dem deutschen Publikum vermittelt, vermehrt vielleicht durch seine eigene Erfahrung mit der autoritär gewordenen Revolution?

Eigentümlich fasziniert von Godwins Buch erscheint durch einige Zeit Franz Baader, der spätere katholische Mystiker: vgl. sein Tagebuch in den neunziger Jahren (Franz von Baaders Sämtliche Werke, 1851—60, Band 11 und 12). Dies wurde zuerst von J. Nohl bemerkt, dessen Buch über Baader ich nicht kenne; das Wesentliche ist zusammengefaßt in Der junge Franz Baader. von J. N., in Landauers Sozialist, 1. Nov. 1911.

Ich kenne keinen Zusammenhang zwischen Baaders Interesse an Godwin und der ebenfalls in dessen bayerischer Heimat, in Würzburg, bei Stahel, erschienenen deutschen Godwin-Uebersetzung: Untersuchungen über politische Gerechtigkeit und deren Einfluß auf Moral und Glückseligkeit, 1803, von der nur der erste Band erschien.[93]) Der Uebersetzer war Georg Michael Weber, dessen sonstige literarische Tätigkeit (s. Kaysers Bücherlexikon) den hier besprochenen Ideen fernliegt.

Im Mercure de France (Paris), 26. April 1817, schrieb B. de Constant (Benjamin Constant) einen Artikel De Godmin et de son ouvrage sur la justice politique, S. 161—173, in welchem er bemerkt, daß mehrmals eine französische Uebersetzung der Enquiry begonnen wurde, aber nie erschien (S. 162). Hiervon ist mir nur das von ihm selbst (S. 171—72) Erzählte bekannt, er selbst habe eine solche Uebersetzung unternommen. „In einem Augenblick, als Personen … die Grundsätze der Freiheit in Mißgunst brachten, indem sie in deren Namen viele tyrannische Quälereien ausübten, wollte ich beweisen, daß man diese Tyrannei nicht der Freiheit selbst vorwerfen dürfe. Ich wählte also einen in seinen eigenen Ansichten ziemlich übertriebenen Verfasser, der aber trotzdem ein Feind jedes Gewaltsystems und jeder Verfolgungsmaßnahme war … Die Reklamationen Godwins zugunsten der Menschlichkeit und Gerechtigkeit gegen Willkür und Aechtungen würden um so mehr Gewicht gehabt haben, als seine Absichten unverkennbar waren, da man an seiner glühenden, manchmal unbedachten Freiheitsliebe nicht zweifeln konnte …“ Aber die Uebersetzung erschien nicht[94]).

Der junge Friedrich Engels kannte Godwins Buch, über das er mit Marx in den vierziger Jahren korrespondierte, als beide eine Uebersetzungsserie bekannter Sozialisten planten[95]).

Durch die verschiedensten Umstände entging so Godwins Politische Gerechtigkeit der internationalen Beachtung und war auf ein langsam ausklingendes Interesse der englischen radikalen Kreise beschränkt, in denen diese Ideen aber keinen direkten Fortsetzer erweckten.


[87] Condorcets unter den schwierigsten Verhältnissen geschriebenes letztes Werk Esquisses d’un Tableau historique des Progrès de l’Esprit humain (Versuch eines historischen Bildes der Fortschritte des Menschengeistes) — die 2. Auflage, Paris, an III, eine als 4. Gezeichnete, Genua, 1798, ein erweiterter Text, Paris, 1823, — ist wohl die Blüte der humanitären, wenn auch nicht libertären Richtung des 18. Jahrhunderts.

[88] S. auch Leon Kellner in Englische Studien (Leipzig, 1895), Band XXII, S. 10, wo für Shelleys Queen Mab, in deren Anmerkungen Godwin von Shelley mehrfach angeführt wird, auf Volneys Ruinen als anregende Quelle verwiesen wird. — Shelleys Verse: „Ein Mann mit tugendhafter Seele gibt keine Befehle und gehorcht nicht. Macht, wie eine verheerende Pest, besudelt, was immer sie berührt … und Gehorsam, Gift für jede Begabtheit Tugend, Freiheit und Wahrheit, macht aus Männern Sklaven und aus dem Menschenkörper einen mechanischen Automaten“, erinnern an Diderots: „Ich will weder Gesetze geben, noch Gesetze empfangen“ (Les Eleuthéromanes).
Auch Byron schrieb einmal:
I’d have mankind be free.
As much from mobs as kings from you and me. (Ich möchte die Menschheit frei wissen, von Massen wie von Königen, von dir und von mir.)

[89] S. 578—579, nach der Uebersetzung von Eltzbacher.

[90] Nach dem Text in der letzterschienenen Broschüre, den von S. Carlyle Potter gewählten Auszügen.

[91] Die Geschichte dieser Strömungen ist der damaligen populären Literatur, den ausführlichen Prozeßberichten und mancherlei Memoiren und Biographien zu entnehmen. Vgl. auch The Story of the Enalish Jacobins … von Edward Smith (London, 1881, VIII, 184 S., 12º); Fighters for Freedom in Scotland … by W. Stewart (Gavroche), (London, 1908, 39 S.).

[92] Johann Georg Försters Briefwechsel, Leipzig, 1829, Band II; diese Briefe sind teilweise angeführt in den Briefen aus der Französischen Revolution, ausgewählt … von Gustav Landauer (Frankfurt, 1919, 2 Bände).

[93] Vgl. Baaders Sämtliche Werke, XI. S. 220. Anmerkung.

[94] Benjamin Constant, 1767—1830, in Lausanne geboren, hatte in Oxford und Edinburgh studiert; er kam 1795 nach Frankreich. Er hätte Godwins Buch nur als Appell zur Mäßigung, nicht zur Freiheit, den Franzosen vermittelt; trotzdem ist es schade, daß Godwins Stimme in Frankreich nie gehört wurde.

[95] Vgl. die charakteristische Stelle vom 17. März 1845 (Barmen):
„… Godwins Political Justice würde als Kritik der Politik vom politischen und bürgerlich-gesellschaftlichen Standpunkt, trotz der vielen famosen Sachen, in denen Godwin an den Kommunismus anstreift, wegfallen, da Du (Marx) doch die vollständige Kritik der Politik geben wirst. Um so eher, als Godwin am Ende seiner Schrift zu dem Resultat kommt, der Mensch habe sich möglichst von der Gesellschaft zu emanzipieren und sie nur als einen Luxusartikel zu gebrauchen (Pol. Just., II, Buch 8, Anhang zu Kap. 8), und überhaupt in seinen Resultaten antisozial ist. Ich habe übrigens das Buch vor sehr langer Zeit, wo ich noch arg unklar war, exzerpiert, und muß es jedenfalls noch einmal durchnehmen; deshalb ist leicht möglich, daß mehr in dem Ding steckt, als ich damals darin fand. Nehmen wir aber Godwin [in die Serie], so dürfen wir sein Supplement Bentham auch nicht fehlen lassen, obwohl der Kerl arg langweilig und theoretisch ist.“ — Vgl. auch den Pariser Vorwärts vom 11. September 1844.

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IX. William Godwin

After all, it is actually quite natural that the first basic anarchist work was written in England. For in France the state-revolutionary wave had seized everything, the revolutionary mode of thinking reveled in the ideal images of Rome, Athens or Sparta, as abstracted from classical literature, not from actual history, and at the slightest attempt at realization the question of power and the general mentality was very different from that fed on the great legendary examples, so fight and cunning, violence and revenge went hand in hand with the most ideal train of thought. Men of great talent, such as Condorcet and Brissot, had to end in a wretched end, and each of the better ones suffered this fate; an elite of the worthless and mediocre remained until it came to pay homage to the victorious usurper Bonaparte, or to remain silent in their displeasure Intellectuals, the so-called “ideologues” then for many years with virtuoso dignity worried. The talents and characters who could learn from the events were dead; The future juste milieu continued to live in silence; many authoritarian revolutionaries served the emperor, others conspired unsuccessfully, some sacrificed themselves and were subject to persecution. [87] )

In Germany the revolutionists were not able to rise above their admiration for criticism; when the most talented of them, Georg Förster, thought of them, it was too late; Death got him away. All the rest were not capable of the same degree of philosophical, political and economic work because of the undeveloped German conditions; For this the English were as good as they were, and one of these three realms, not very strictly scientific, but with sufficient fluency of masterful writers, William Godwin , wrote a great work in which he was inspired by the French Revolution and its so different judgments calm and careful reasoning for establishing and justifying anarchy . He remarks in the preamble that he first recognized the scope of the idea that all government necessarily counteracts our perfection, a knowledge which he already possessed. Thus, this first anarchist work is created before the eyes of the reader. It is the writing of a thirty-six-year-old man (born 1756, died 1836).

One sees, then, a man who had hitherto not emerged with such views from the intellectual radical milieu to a depth and depth of results which he himself later no longer attained, and over which he himself was astonished. That is why the personality of the author is completely eliminated from consideration. He has not denied his book, but he has failed to devote his life entirely to the cause of freedom.

Godwin’s life is well-known and sheds little light on the genesis of his ideas; he was just an independent and honest thinker, and did not draw the banal conclusion from the fact of the worthlessness of the governments that they must be improved-as if one could, or should, improve an evil-but one must abolish it. William Godwin: his friends and contemporaries , by C. Kegan Paul (London, 1876, VIII, 387 and VIII, 340 p.) Is the biographical major work that transcends the personal life in the course of the long life Character of the writer rather disillusioned. Even the very well-kept Shelley literature often deals with Godwin, since his daughter Shelley’s second wife. Attempts have also been made to pinpoint Godwin’s influence on Shelley’s ideas; see. Percy Bysshe Shelley’s Dependence on William Godwin’s Political Justice, by Paul Elsner (Berlin, 1906, V, 100 S., Dissertation). [88] )

Recent works include The Doctrine of Godwin, in The Anarchism, by Dr. Paul Eltzbacher (Berlin, 1900), pp. 35-56; William Godwin and the beginnings of anarchism in the XVIII. Century, … by Helene Saitzeff, Heidelberg Dissertation, 1907, 77 pp .; William Godwin, the theorist of communist anarchism … by Pierre Ramus (Leipzig, 1907, II, 85 p.); Raymond Gourg, William Godwin, 1756-1836, sa vie, ses oeuvres principales, “la Justice Politique ” (Paris, 1906, presumably a thesis?) Unfortunately, I could not follow the other literature; Brafford’s Godwin , Shelley and their Circle (G., Sh. And Their Circle) should be emphasized.

Inquiry on Political Justice and its influence upon general virtue and happiness , London, 1793 (February), XIII, 895 p., In two beautifully printed 4-D editions. Volumes costing 3 guineas, which protected the book whose prosecution was being considered by the government, since it was believed that it would not be popularized. This was also the case in the sense that Godwin did not produce a simple edition and that the second edition, which appeared in 1796 in two octave volumes (preface, October 29, 1795), was corrected , ” corrected ,” and in fact considerably mitigated. This was his will;otherwise the book would have been much less vulnerable than the current writings of Thomas Paine and so much other radical literature, which, despite everything, knew how to secure mass distribution. The third edition appeared in 1798, as well as reprints in Dublin, 1793, 8 o’clock, and in Philadelphia, 1798. Then the fourth and, as far as I know, the last edition was printed in 1842 by the radical publisher J. Watson, two volumes in 12º. The chapter On Property was published separately in 1890 in the Social Science Series of HS Salt (translated: The Property, with introduction by Prof. Georg Adler, Leipzig, 1904, 98 p.). Also some excerpts: Reflections on Political Justice(24 p. 8º), published a few years ago at CW Daniel. – The lack of new editions is likely to be explained by the fact that the old prints appeared in large editions and really had their place in every liberal private library, even if they soon went out of fashion, so to speak. On the other hand, the reprint of 1842 proves that the then socialists and freethinkers were receptive to the book.

In weakened form, Godwin still has his ideas in The Enquirer. Reflections on education manners and literature …. (London, 1797, also 1823: Dubliner Nachdruck, 1797), then no longer, although he was literary until his old age. Mary Wollstonecraft, the author of the famous Vindication of the Rights of Women (1792), the justification of women’s rights became Godwin’s wife, but soon died. Godwin’s polemic with Malthus, 1820 is known.

The countless in Godwin’s great workpresented ideas and arguments can not be summed up here. Who reads the book, makes a true school of quiet, purposeful, undeterred thinking through. Godwin has both the widest goals and probable intermediates in mind, the gradual reduction of evils that one has recognized, a perpetual evolutionary evolution. He seeks to unify communism with the highest degree of individual economic freedom. Small autonomous districts would settle their few common affairs through occasional general meetings, until this too was considered superfluous and every matter settled on a case-by-case basis. Everywhere the insight gradually leads to the absurd state institution and legal stipulation in advance, to withdraw the floor.”With what delight must the well-informed philanthropist look forward to that happy time when the state will have disappeared, this crude machine, which has been the sole continuing cause of human vice, and which carries so many faults, which can only be caused by its of the state] can be eliminated. “[89] )

The means that Godwin believes to be right are shown in the following excerpts [90] : “… The best guarantee of a happy outcome is free, unlimited discussion. Truth always has to win in this battleground. So if we want to improve the social institutions of humanity, we must seek to convince through the spoken and written word. This activity has no limits, this work knows no interruption. All means must be used, not so much to arouse the attention of men and to bring them by persuasion to our view, but rather to remove every barrier of thought and to each one the temple of science and the field of (own) study To open.” ….

“… Our verdict will always be suspicious of weapons that can be used by both sides with the same chance of success. Therefore, we have to dislike any violence. When we enter the battlefield, we leave the safe realm of truth and leave the decision to the whim of chance. The phalanx of reason is inviolable; she moves forward, calm, sure step, and nothing can resist her. But if we put the reasons aside and take up the sword, the matter is different. In the military noise of the Civil War, who can predict good or bad outcome. So we have to make a careful distinction between teaching and provoking the people … “

“… Why did the revolution in France and America [the struggle for independence] almost make sense to people of all kinds, while the resistance against Charles I divided our nation into two equal parties? Because the latter took place in the seventeenth century and the former at the end of the eighteenth. Because at the time of the revolutions in France and America, philosophy had already developed some of the great truths of political science and under the influence of [Algemon Sydney] and Locke, of Montesquieu and Rousseau had comprehended a number of strong and thoughtful spirits, what an evil the violence is. “

“Therefore, if you are looking for the regeneration of humanity, always consider two principles, the essential importance of hourly progress in the discovery and dissemination of truth, and that it must quietly pass years before pressing for the realization of his doctrine. Despite all his caution, the noisy crowd may precede the quiet, quiet progress of reason; then he will not condemn the revolution that takes place a few years before the time set by wise knowledge. But if he is guided by carefulness, he can undoubtedly frustrate many too hasty attempts and prolong the general peace considerably ….. “

“…. This does not mean how one might think that the change of our situation lies in the immeasurable future. It is in the nature of human things that great changes take place suddenly, and great discoveries are made unexpectedly, as it were by chance …. “

…. [The revolution is for Godwin a “general enlightenment.”] “People feel their situation and the hitherto captivating limitations disappear like a mirage. When such a crisis is there, no sword needs to be drawn and no finger raised with violent intent. The opponents will be too few and too weak to seriously think of resistance to the general feeling of humanity …. “

Godwin also says:

“The normal person seeks the light just as the flowers seek it. A man who is not disturbed too much will create for himself the best environment and bring his children into the right conditions, because the instinct for peace and freedom is deeply rooted in his nature. Control by others has led to outrage, and outrage has led to oppression, and oppression causes pain and weakness followed by welts and distortions. When we look at people, we do not see the true and natural man, but a disfigured, pitiful product, destroyed by the vices of those who wanted to give it to nature, and made their lives to serve the vanity and exuberance of a few should be.In our plans for social improvement, we want to think of the healthy and unfettered man and not of the cripples brought about by interference and coercion …. “

These passages show Godwin’s relationship to the revolution, which he neither desired as a premature revolutionary upheaval nor endorsed as a dictatorship, but, as a ripe fruit, hoped to see himself perform as well as casually. This was not the view of the many examples of the French example and their own growing dissatisfaction, oppression and need for the most up-to-date propaganda, conspiracies and insurrectionist British radicals, on which the example of the Jacobin dictatorship was as fascinating as in our time since the end of 1917 the Russian events. [91]This authoritarian hypnosis must have been the reason that, as far as I know, no popular propaganda of Godwin’s anti-state ideas developed, while they were much respected by the early literature of the Shelley and Byron period. Probably Godwin himself would not have encouraged such propaganda any more? Later his work was read a great deal by the radical workers and certainly contributed much to the fact that the illusion of state socialism in England did not arise for a long time. The work went on until about 1848, and the English radicals thought clearly as long as they formed Godwin; from then on, the great reactionary Mazzini became her spiritual leader, and the eighteenth-century clarity of Godwin’s afterglow diminished.

Georg Förster, the German scholar, circumnavigator with Captain Cook, observer of the economic-historical conditions in the “Views of the Lower Rhine”, after the trip with the young Alexander von Humboldt, French-friendly clubist in Mainz and thereby to Paris, where he was on 10 Died January 17, 1794, this very intelligent and to the best of his knowledge liberal man wrote on July 23, 1793 from Paris to his former wife [92] ):

“… I have a book that concerns me very much. Two

Quartet volumes by William Godwin: Inquiry on Political Justice, a very thoroughly philosophical work on how to finally build the whole theory of human society and governmental constitutions on reason and morality and their irrevocable principles. A work full of bold and sacred confessions of truth, which will at least be effective in the future, if it does not have the same effect now. I take it from what I can because the book belongs to the National Convention, which the author has sent … “

If Georg Förster, whose health was soon shaken, would have survived, perhaps he would have given Godwin’s ideas in some form to the German public, perhaps augmented by his own experience with the authoritarian revolution?

Intrigued by Godwin’s book, Franz Baader , the later Catholic mystic, appears for some time : cf. his diary in the nineties (Franz von Baader’s Complete Works, 1851-60, Volumes 11 and 12). This was first noted by J. Nohl, whose book on Baader I do not know; the essentials are summarized in The Young Franz Baader . by JN, in Landauer’s Socialist, Nov. 1, 1911.

I know of no connection between Baader’s interest in Godwin and the German Godwin translation also published in his Bavarian homeland, in Würzburg, near Stahel: Investigations on Political Justice and Their Influence on Morality and Happiness , 1803, of which only the first volume appeared , [93] ) The translator was Georg Michael Weber, whose other literary activity (see Kayser’s book of books) is far removed from the ideas discussed here.

In the Mercure de France (Paris), April 26, 1817, B. de Constant ( Benjamin Constant) wrote an article De Godmin et de son ouvrage sur la justice politique, pp. 161-173, in which he notes that several times a French Translation of the Inquirywas started but never appeared (p. 162). Of this I know only that which he himself has told (171-72) that he himself undertook such a translation. “In a moment when people … abused the principles of liberty by performing many tyrannical torments on their behalf, I wanted to prove that this tyranny should not be accused of freedom itself. So I chose a writer, rather exaggerated in his own views, who nevertheless was an enemy of every system of violence and persecution… Godwin’s complaints in favor of humanity and justice against arbitrariness and injustice would have been all the more important than his intentions unmistakable were, because one could not doubt his ardent, sometimes careless love of freedom …”But the translation did not appear[94] ).

The young Friedrich Engels knew Godwin’s book, about which he corresponded with Marx in the 1940s, when both were planning a series of translations of known socialists [95] ).

Godwin’s Political Justice escaped international attention in a variety of circumstances and was limited to a slowly decaying interest of the English radical circles, in which these ideas did not arouse any direct continuation.


[87] Condorcet’s last work written in the most difficult circumstances Esquisses d’un Tableau historique of the Progres de l’Esprit humain (attempt of a historical picture of the progress of the human spirit) – the 2nd edition, Paris, to III, a fourth drawn , Genoa, 1798, an extended text, Paris, 1823, – is probably the heyday of the humanitarian, if not libertarian, direction of the 18th century.

[88] See also Leon Kellner in English Studies (Leipzig, 1895), Volume XXII, p. 10, where for Shelley’s Queen Mab, in whose remarks Godwin of Shelley is cited several times, is referred to Volney’s ruins as an inspiring source. – Shelley’s verses: “A man of virtuous soul gives no orders and does not obey. Power, like a devastating plague, sullies whatever it touches … and obedience, poison for all endowment Virtue, freedom and truth, makes men slaves and out of the human body a mechanical automaton “, reminiscent of Diderots:” I neither want Giving
laws, still receiving laws ” (Les Eleuthéromanes). Also Byron once wrote:

I’d have mankind be free.
As much from mobs as kings from you and me. (I want to know humanity freely, from the masses, from kings, from you and from me.)

[89] pp. 578-579, after the translation of Eltzbacher.

[90] According to the text in the last leaflet, the excerpts chosen by S. Carlyle Potter.

[91] The history of these currents can be found in the popular literature of that time, in the extensive process reports and in many memoirs and biographies. See also The Story of the Enalish Jacobins … by Edward Smith (London, 1881, VIII, 184 p., 12º); Fighters for Freedom in Scotland … by W. Stewart (Gavroche), (London, 1908, p. 39).

[92] Johann Georg Förster’s correspondence, Leipzig, 1829, Volume II; these letters are partly quoted in the letters from the French Revolution, selected … by Gustav Landauer (Frankfurt, 1919, 2 volumes).

[93] See Baader’s Complete Works, XI. P. 220. Note.

[94] Benjamin Constant, 1767-1830, born in Lausanne, had studied in Oxford and Edinburgh; he came to France in 1795. He would have given Godwin’s book only as an appeal to moderation, not freedom, to the French; nevertheless it is a pity that Godwin’s voice was never heard in France.

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X. Die freiheitlichen Seiten des Fourierismus

Die Kriege seit 1792 zerrissen die geistige Solidarität des 18. Jahrhunderts und produzierten für viele Jahre eine rein autoritäre Mentalität; Herrschaft, Knechtschaft und Rache kannte man allein. England, im Besitz der Seemacht und der neuesten Fabriken, gab seinem Kapitalismus eine noch heute unerschütterte Grundlage, der sich die Aristokratie anpaßte. Das Volk wurde zu Hungerrevolten getrieben, der Maschinenzerstörerzeit (Ludditen), bis seine Empörung in die seichten Kanäle der Wahlreform abgeleitet wurde, des endlosen politischen Kampfes um die Wahlreform von 1832, dann, als diese sich als wertlos zeigte, um die Wahlreformforderungen der Chartisten von 1836 bis in die fünfziger, dann in den sechziger Jahren von frischem um die Wahlreform von 1866. Dann starb in den siebziger Jahren die Arbeiterbewegung fast aus, und als sie um 1880 von frischen, durch und durch sozialistischen Kräften erneuert wurde, waren wenige Jahre später nur noch die anarchistischen Antiparlamentarier wirkliche Sozialisten, alle übrigen, die große Menge, verliefen sich wieder in die Wahlparteien, zuletzt in die Labour Party, deren Scheinsiege und vorläufige Lahmlegung bekannt sind.

In Deutschland, wo man die Folgen der Kriege ganz anders fühlte als im meergeschützten britannischen Inselreich, waren die weltbürgerlichen Träume des 18. Jahrhunderts jäh beendet. Was bedeuteten Voltaires und Condorcets, Diderots und Rousseaus edelste Worte, wenn man Napoleon und seine Marschälle vor sich hatte? Wer sich vor diesen beugte, genoß keine Achtung mehr, und man kannte nur zwei Gefühle, die Vorbereitung der Rache und die Zurückgezogenheit in die Vergangenheit. So entstanden der Nationalismus und die Romantik, die konsequente Reaktion auf allen Gebieten, der Kult der Vergangenheit in Philosophie und Literatur, Politik und Kunst und dem ökonomischen Leben. Die starre Gliederung des Mittelalters, jede stabilisierte, methodische Autorität erschien noch als eine Befreiung gegenüber der Autorität der schrankenlosen Willkür, der man sich preisgegeben fühlte. Die Idee der abgeschlossenen Staaten verstärkte sich, die der Nationalstaaten entstand, indem man sich allein im Kreis der eigenen Nationalität in menschlich sicheren Verhältnissen fühlte. — Italien gelangte in den gleichen Ideenkreis, der es seitdem beherrschte und heute im Faszismus einen schwer zu übertreffenden Höhepunkt erreichte; sein Nationalismus griff bis zum alten Rom zurück und gab der politischen Geschichte des 19. Jahrhunderts sein Gepräge, zusammen mit dem balkanischen Nationalismus, der sehr früh mit den Griechenkämpfen begann. So wurde die europäische Solidarität, die sich in der Wissenschaft und der Technik im 19. Jahrhundert so fest begründete, auf intellektuellem Gebiet, in der allgemeinen Mentalität, und auf politischem Gebiet gründlich zerstört, und diese beiden letzteren Faktoren erwiesen sich als die stärkeren. In Rußland, wohin im 18. Jahrhundert so viele Keime der Aufklärung gelangt, wurde der Zarismus durch die Kriege befestigt; die Dekabristen (1825) vermochten den durch den Brand von Moskau, 1812, national gestützen Thron nicht zu erschüttern, der Zarismus behauptete sich noch ein volles Jahrhundert. Die kleinen europäischen Staaten wurden damals vollständig von der siegreichen Autorität überschwemmt: Venedig, Genf, Holland verschwanden, Belgien, die skandinavischen Länder, Bern waren willenlose Opfer. Hierdurch gebrochen, paßt sich der Geist der kleinen Staaten seitdem dem der jeweilig mächtigsten Großstaaten an.

In der freiheitlichen Tradition entstand ein völliger Bruch. Die autoritären Revolutionäre schlossen sich dem Empire an, sich vor dem Sieger beugend oder manchmal in ehrlichem Glauben, noch die Fortsetzung der Revolution zu verteidigen; selbst Buonarroti ließ sich 1815 von der damaligen demokratischen Maske des von Elba zurückgekehrten Napoleon täuschen. Die permanente Konspiration war machtlos; sie setzte sich unter den Bourbonen fort, brachte romantisch-heroische Gestalten hervor und Opfer, die Sergeanten von La Rochelle, den General Berton und eine Reihe anderer, aber es war im Grunde immer eine durchaus autoritäre Konspiration, welcher Bonapartismus und Orleanismus stets als lauernde Anwärter zur Seite standen, die liberalen Hoffnungen Lafayettes und die Gleichheitsträume einiger alter Babouvisten beiseite schoben und unter sich um die Macht kämpften und intrigierten. Daneben wuchs eine nur auf ihre soziale Autorität bedachte Bourgeoisie heran, der die liberalen „Ideologen“ die ihre Herrschaft umschreibende Phraseologie in Philosophie und Religion, Politik und ökonomischem Leben auf den Leib dichteten; auch diese Phrase, international geworden, lebt noch heute, und das politische und parlamentarische Leben, die Journalistik, ein großer Teil der Literatur, alles spielt sich in den damals und seither ausgebildeten konventionellen Lügen ab.

Der Sozialismus konnte diesen Einflüssen nicht entgehen; man kann sagen, daß er erst in dieser Epoche autoritär wurde. In den älteren Utopien sucht man doch eigentlich der Tyrannei der eigenen Zeit zu entgehen, und die dort vorkommenden Könige sind allegorische Gestalten, in denen sich besondere Weisheit, Gerechtigkeit und Wissen verkörpern. Jetzt erst hatte man in Napoleon eine wirkliche Kraftfigur vor sich, der einen seinem Willen restlos dienenden Staat schuf, und man sah, was die Autorität vermochte. Der autoritäre Sozialismus ist nicht umsonst unter jenen Einflüssen geboren. Mir liegen seine ersten Produkte jetzt nicht vor, aber man würde wohl beobachten können, wie der Babouvismus, das Echo der jakobinischen Diktatur, der Saint-Simonismus und Fourierismus, das Echo der imperialistischen Hierarchie und Weltorganisationspläne, Cabets Ikarien, das Ebenbild des kaiserlichen Frankreichs, — wie sie alle von jetzt an von oben über die Menschheit disponieren, kleine Napoleons, deren Macht sich später, der Entwicklung des bourgeoisen Repräsentativsystems entsprechend, über die sozialistischen Repräsentanten verteilt und sich allmählich in Wirklichkeit nach diesem Modell aufbaut, in den heutigen sozialistischen Parteien, deren Führer bereits die Dynasten des kommenden Sozialismus sind oder zu sein Aussicht haben, wenn die Lammsgeduld der Völker andauert.

Die autoritäre Utopie ist nie von einer Wissenschaft ersetzt worden, da es eine autoritäre Wissenschaft, einen Uebergang von etwas Autoritärem zur Wissenschaft gar nicht geben kann; wohl aber sind die Herrscher und „Weisen“ der Utopien zu Menschen geworden und laufen als zum Herrschen und zur Weisheit bereite Führer unter uns herum, bereit, die künftige Gesellschaft zu leiten, Teile der künftigen Autorität, wie der Priester ein Teil seines fingierten Gottes ist …

Da gibt es eine sehr seltene Utopie, La Philosophie du Ruvarebohni, … (Die Philosophie von Ruvarebohni, d. h. Vrai Bonheur, des Wahren Glücks, eines Landes, dessen Entdeckung von großem Interesse für die Menschheit scheint, oder Erzählung als Zwiegespräch über die Mittel, durch welche die Ruvareheuxis, die Einwohner dieses Landes, zum wahren und festen Glück geführt wurden) von dem verstorbenen P. J. J. S** und Nicolas Bugnet (VIII, 283 und 236 S., Paris, Druckerei von Le Normant, mit einem dazugehefteten Catéchisme social … derselben, 1808, 73 S.[96]). Hier wird ein sozialer, ja sozialistischer Reformator geschildert, ein Appell an Napoleon, der übrigens, wie man weiß, jedes sozialen Gefühls ermangelte: seine Polizei konfiszierte das Buch und zerstörte fast die ganze Auflage: wenige Exemplare wurden gerettet oder wie dies üblich war, von den Polizeiorganen selbst verwertet und dadurch erhalten. Ein Aristokrat, Charles Hélion de Barbançois in Villegongis (Indre), 1760—1822, ließ Le Rêve singulier ou la Nation comme il n’y en a point (Der sonderbare Traum, oder die Nation, wie es keine gibt), Paris, 1808, VIII, 544 S„ 8º — nur dieser erste Band erschien — in Chateauroux in 25 (Quérard) oder 50 (Barbier) Exemplaren drucken; er war an der Landwirtschaft, besonders der Aufzucht und Kreuzung von Tierrassen und der Einführung der spanischen Merinoschafe in Frankreich vor allem interessiert, und übertrug solche Ideen auf die Verbesserung der Menschen. Vorher hatte der Bourgeoisökonom J. B. Say eine Olbie geschrieben (Paris, an VIII, XII, 132 S.), J. de Sales Ma République (1800); früher noch erschien Die glückliche Nation oder der Staat von Felizien (deutsche Uebersetzung, 1794)[97]) — alles Bücher, die zeigten, daß sich die Utopie den Verhältnissen anpaßte und ihnen nicht mehr vorauseilte. — Fourier begann ebenfalls damit, seine Ideen der Regierung vorzulegen (Brief an den Justizminister, 4 Nivose Jahr XII)[98]) und er wünschte nichts sehnlicher, als die Aufmerksamkeit Napoleons zu erwecken, die ihm versagt blieb. Nicht anders wünschte Robert Owen die Teilnahme aller regierenden Mächte hervorzurufen, sogar die der Monarchen der Heiligen Allianz auf ihrer Aachener Konferenz (1818), wo ihm, als er erklärte, sein System werde die Armut beseitigen, den Unterschied zwischen Armen und Reichen verschwinden machen, Friedrich Genz cynisch erwiderte: Es fällt uns gar nicht ein, zu wünschen, daß dieser Unterschied verschwindet. Die späteren saint-simonistischen Führer dachten an das Apostolat princier, die Gewinnung eines Fürsten für ihre Ideen und hatten den Sohn Louis Philipps, der einige Jahre darauf verunglückte, im Auge. Einige junge Saint-Simonisten standen wohl an der Seite der Pariser Arbeiter in den Straßenkämpfen der ersten Dreißiger, aber im allgemeinen würden alle jene älteren Sozialisten eine Unterstützung des Staates, jedes Staates, gern gesehen haben und die Blanquisten, die Nachfolger Babeufs wollten sich mit Gewalt des Staates bemächtigen, zu Errichtung der eigenen Diktatur.

Ich verkenne nicht, daß ein Fortschritt darin lag, daß man nun überhaupt zum erstenmal an die wirkliche Durchführung sozialer Aenderungen glaubte; die amerikanische Unabhängigkeit, die Französische Revolution und die Aenderung aller europäischen Machtverhältnisse in der Zeit Napoleons, — diese Ereignisse ließen Unmögliches möglich erscheinen, und der Glaube dieser ersten ihre Ideen offen propagierenden Sozialisten war sehr stark. Sie gaben den beginnenden Bewegungen einen enthusiastischen Charakter und einen Anstoß, der lange anhielt, der in gewissem Sinn noch heute andauert. Aber dieser Ursprung in einer Gewaltatmosphäre, das Vorbild erfolgreicher Gewalttaten, Stärkung der staatlichen Macht, und Diktatur, schufen auch die verhängnisvollen Ideen der Leitung der Bewegungen von oben, der Benutzung der Staatsmacht oder ihrer Eroberung und der eigenen Diktatur. Als für die Bourgeoisie selbst die Gewaltperiode im Abklingen war und das Spiel der parlamentarischen Parteien begann, in der Zeit nach der Julirevolution, 1830, und der englischen Reformbill, 1832, da machte dann der Sozialismus zum Teil auch diese Entwicklung mit, es entstanden die demokratisch und sozialen (démocratique et social), die sozialdemokratischen Parteien. Die babouvistisch- blanquistische Idee der gewaltsamen Uebernahme der Staatsgewalt und der Diktatur wurde auch außerhalb dieser bewußt autoritären Kreise ohne nähere Prüfung übernommen; es entstand der Glaube an die Allmacht der sozialen Revolution. So sehr ich eine solche wünsche und diesen Glauben achte, so ist er doch autoritären Ursprungs, ist napoleonisch gedacht, und übersieht — was für Autoritäre belanglos ist — die wirkliche Durchdringung des einzelnen mit sozialem Geist, Gefühl und Verständnis. Daß diese sich automatisch bei verbesserter Lage einstellen, ist eine weitere etwas summarische Annahme, für welche die durch Schrecken hergestellte Nivellierung bei den bisherigen autoritären Revolutionen kein zwingender Beweis ist.

Hieraus ergibt sich, wenigstens für meine Auffassung, daß der Sozialismus durch die Autoritätsperiode 1793 bis 1830 und länger so belastet wurde, daß jede freiheitlich soziale Strömung fast aus nichts heraus entstehen mußte und sich nur mit Mühe von der Autorität freihielt. Ebenso zeigen Systeme, die viel Freiheitliches enthalten, wie die von Fourier und Owen, ein unentwirrbares Durcheinander von Freiheit und Autorität, während die „saint-simonistische Religion“, wie sie sich nannte, die bewußteste geistige und soziale Hierarchie, aus der gegenwärtigen Betrachtung ausscheidet.[99])

Während St.-Simon von der großen Politik ausging (Reorganisation de la Société européenne, Oktober 1814, Völkerbundartige Konzeptionen) und erst 1817 seine sozialen Ideen ausbildete (nach Olinde Rodrigues im Producteur, IV, S. 86 ff.), wurde Fourier (1772—1837) durch die, wie in heutiger Zeit, neben der Revolution und den Kriegen desto üppiger blühenden Praktiken des Handels von Anfang an auf das soziale Gebiet gewiesen und suchte die Bedingungen einer ehrlichen und möglichst produktiven Gesellschaft zu finden. Er gelangte dazu, die Leistungen der assoziierten Arbeit durch die freie Wahl der Arbeit, nach der Anziehung, verstärkt zu sehen und gründete so seine Gesellschaft eigentlich ganz auf die Freiheit, die eben sich durch die freie Wahl der Tätigkeit und des Milieus äußert. Wirklicher Fourierismus ist also die freie, anarchische Gruppierung, und alles andere im Fourierismus ist Konzession an das Bestehende aus propagandistischer Zweckmäßigkeit oder aus mangelnder Fähigkeit Fouriers und der Fourieristen selbst, der noch so wenig erprobten Freiheit voll ins Gesicht zu blicken. Fourier, wie so viele vor und nach ihm, handhabten die glänzenden Werkzeuge des menschlichen Fortschritts, Assoziation und Freiheit, noch mit zu schwacher Kraft.

Der Biograph Fouriers, Dr. Charles Pellarin (Arzt), schrieb dem proudhonistischen Courrier Français — s. C. F„ 28. Oktober 1866 — : „… Was Fourier betrifft, ist die Imputation, er habe einen von oben, auf dem Wege der Autorität vorgehenden Sozialismus vertreten … vollständig falsch; sie wird durch die ganze im Traité de l’Association domestique-agricole (Fouriers Hauptwerk, 1822—1823, [XXX, 1450, 16 S.], in der Neuen industriellen und sozietären Welt [1829, 30, XVI, 664 S.]) und den übrigen Schriften … auseinandergesetzte Theorie dementiert.“

„… Sein auf der Theorie der persönlichen Anziehung begründeter Sozialismus läßt nirgends Autorität oder Zwang dazwischentreten. Sein und seiner Schule Wahlspruch war immer: freie und freiwillige Assoziation von Kapital, Arbeit und Talent. Die von ihm erdachte Form sozialer Organisation, die ihm fernlag aufzuzwingen, da er nur ihre Verifizierung durch einen Versuch auf einer Quadratmeile Grund verlangte, diese Form bedeutet die größte und vollständigste Ausdehnung der Freiheit für alle: nicht nur für erwachsene Männer, sondern auch für Frauen und Kinder, die beide ihre Führer in ihren verschiedenen Funktionen wählen und selbst am Ende des Jahres über die Verteilung des das jedem Mitglied garantierte Unterhaltsminimum überschreitenden Ertrags sich entscheiden konnten …“

Mit Kapital, Arbeit und Talent bei Fourier muß man sich abfinden, indem man seine Gründe versteht: die Expropriation war damals nur als diktatorische Handlungsweise bekannt und als solche Fourier verhaßt. Talent ist das, was die Intelligenz der mechanischen Arbeit hinzufügt, und während wir hoffen und erwarten, Intelligenz und ausführende Arbeit immer mehr in jedem einzelnen vereint zu finden, war davon in Fouriers Zeit noch kaum die Rede. Er sah also nur die Möglichkeit, seine Ideen auszuführen, wenn Besitzer der Werkzeuge, Techniker und Arbeiter, wie sie damals waren, freiwillig einen Anfang machten und durch ihr Beispiel wirkten. Godwin kannte nur die Ueberzeugung durch Diskussion — Fourier fügte die Macht des Beispiels hinzu; Diktatur oder Stimmzettel waren beiden gleich fremd.

Von der Urzeit schrieb Fourier einmal (Der Fall des Menschen, in der Phalange (Paris), 10. Oktober 1836, S. 319.

„… Wie haben sehr unwissende Leute, wie die der primitiven Rassen, für die industrielle Tätigkeit einen natürlichen und glücklich gewählten Mechanismus entdecken und organisieren können, den unsere Philosophen mit ihren Strömen falscher Erleuchtung nicht wiederfinden konnten? Die Ursache ist die, daß die ersten Menschen nicht in der Knechtschaft der Einfälle eines Gesetzgebers waren; kein göttlicher Plato und göttlicher Diogenes lehrten sie ihre Leidenschaften und Instinkte zurückzudrängen, die Natur ersticken und den Ratschlägen von zehntausend sich widersprechenden Moralregeln zu folgen; sie folgten offen ihrem natürlichen Antrieb, den bei der Masse herrschenden Anziehungen und Abstoßungen. Sie suchten die Arbeit abzukürzen, nicht fünf Hirten für vier Kühe zu verwenden (wie ich dies gesehen habe) … Kurz, die primitiven Horden waren économes sans économistes (wirtschaftlich ohne Volkswirtschaftler); der Instinkt lehrte sie, daß man, um Zeit und Arme zu sparen, und den verschiedenen Geschmack der einzelnen zu befriedigen, kombiniert arbeiten muß; denn vereinte Tätigkeit oder kombinierte Arbeit gibt die Möglichkeit, Beschäftigung und Arbeitsprodukte zu ordnen und Abwechslung hineinzubringen, jedem in bezug auf die Art seiner Arbeit und was ihm am besten schmeckt, freie Wahl zu lassen und so dem verschiedenen Geschmack Rechnung zu tragen. Dagegen ist man gezwungen, alle ein und dasselbe zu genießen und sich dem Willen des Stärksten unterzuordnen, wenn die Arbeit zersplittert ist und von nicht assoziierten Familien ausgeführt wird[100]).

Man kann sagen, daß noch niemand mit annähernd der Sorgfalt Fouriers die materiellen und psychologischen Bedingungen freier Arbeit, die dem einzelnen die größtmögliche Befriedigung gewährt und die gleichzeitig so praktisch angewendet ist, daß ihr Ertrag reichlich ist und die Befriedigung der größten Menge verschiedener Bedürfnisse ermöglicht, — daß noch niemand diese Verhältnisse so scharfsinnig erwogen hat, als Fourier, und es ist traurig, daß ein Jahrhundert verging, ohne daß wir wesentlich weiter sind, als er, — ja wir sind weniger weit, weil wir einfach diese Dinge gar nicht mehr ins Auge fassen und niemand einfällt, Fourier auch nur aufzuschlagen. Jeder neue Versuch freiwillig gemeinschaftlicher Arbeit fängt beinahe aufs Geradewohl an, wie wenn aus zusammengetragenem Material ohne besonderen Plan und Berechnungen ein Gebäude aufzuführen begonnen würde; ein so planlos zusammengestelltes Haus würde kaum von der primitiven Unterkunft Wilder verschieden sein und weder die Erbauer dauernd befriedigen, noch andere zur Nachahmung hinreißen. Fourier wünschte nun, daß jede Gruppe nicht vom Zufall allein geleitet zusammentrete — solche Gruppen leisten das Wenigste und fallen unter die Leitung des Stärksten oder Schlauesten —, sondern daß persönliche Anziehung, richtige Proportion, Benutzung der früheren Erfahrungen usw. ein Maximum von Tüchtigkeit herstellen, das dann tatsächliche Erfolge garantiert und die Harmonie sichert. Dies ist nicht Reglementierung, Pedanterie, Einförmigkeit, sondern das gerade Gegenteil davon und dürfte das Richtige sein, weil jede vollendete und dauernd wertvolle Arbeit sachgemäß, auf Grund aller bisherigen Erfahrung und in den richtigen Proportionen ausgeführt werden muß. Damit fällt der mechanische Staatssozialismus von oben, aber auch das Vertrauen in die absolute Spontaneität wird erschüttert; mindestens würden viele lieber, wie Fourier, sachgemäß und planmäßig vorgehen, als beinahe alles dem Zufall zu überlassen. Fouriers Geist und Methode leben daher noch, so veraltet vieles an ihm erscheint.

Er war ein Streithahn und schrieb z. B. die Pieges et Charlatanisme, Fallstricke und Charlatanismus der beiden Sekten Saint-Simon und Owen, die Assoziation und Fortschritt versprechen),> 1831, VIII, 72 S., wie andrerseits Pierre Leroux später in seiner Revue sociale Fourier zerzauste[101]) und von fast jeder Richtung mit allen andern Richtungen auf das schärfste und gröblichste polemisiert wurde. Aber nicht jeder Fourierist war so engherzig; hören wir Ferdinand Guillon in der Démocratie pacifique (Paris), 8. Dezember 1850:

„… An dem Tage, an dem alle Parteien, der Reihe nach Opfer ihrer gegenseitigen Unterdrückungen und der unfruchtbaren Kämpfe müde, einverstanden sein werden, auf gleiche Weise die Freiheiten der Minoritäten und der einzelnen zu respektieren, werden ihre Konflikte nicht mehr zu fürchten sein, denn Mißbrauche der Macht werden nicht mehr möglich sein.“

„Um den Verhältnissen in der gegenwärtigen Gesellschaft zu genügen, Bürgerrecht zu erlangen und den Grad der Energie ihrer Aspirationen zu zeigen, mußten die Sozialisten sich zählen und eine politische Partei bilden; aber im Interesse des Sieges selbst ihres Ideals von Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und menschlicher Solidarität, dürfen sie ihre Hoffnung nicht auf einen ausschließlichen Parteisieg gründen. In Konsequenz mit ihren Grundsätzen dürfen sie an die Macht nur denken, um sie zu entwaffnen und auf eine einfache zentrale Verwaltung zu reduzieren. Sie dürfen von den Regierenden nur freie Diskussion, freie Assoziation und Freiheit des Experiments [libre expérience] verlangen; denn in diesen drei Hebeln der öffentlichen Spontaneität liegt von jetzt ab die wahre Macht. Werbt nicht, sagen wir ihnen, um die Macht der Autorität zur Verwirklichung eurer Lehren, ihr würdet sie mißbrauchen, wie alle Parteien, und ihr würdet den Menschengeist nach rückwärts lenken, statt ihn vorwärtsschreiten zu machen. Verlangt, wie alle Revolutionäre in der Industrie und in der Wissenschaft, die Freiheit, durch Vernunftschlüsse und lokalen Versuch zu überzeugen, und ihr werdet den Despotismus der Reaktionen und den bittern Nachgeschmack siegreicher Insurrektionen nicht mehr zu fürchten haben.“

„Die Revolution des Dampfes auf dem Gebiet des Verkehrs und der Produktion siegte ohne Reaktion und ohne Gewalt; lokale Versuche und spontane Nachahmung genügten ihr zur Besiegung aller Vorurteile und allen Widerstandes der Routine …“

„… Wenn eure Lehren nur dazu gut sind, die ausschließliche Herrschaft einer armen Klasse über eine bemittelte Klasse herzustellen, wenn ihr den Schlüssel des Problems nicht kennt, die Lösung dadurch herzustellen, daß die Arbeit zehnmal anziehender und zehnmal ergiebiger gemacht wird, so daß alle Reichen zu den Freuden der Arbeit hingerissen werden und alle Armen zu den Freuden des Besitzes, so enthaltet euch der Kämpfe und Verschwörungen, enthaltet euch, zu einer neuen Revolution aufzurufen, denn das Spiel ist nicht der Mühe wert; denn das öffentliche Gewissen wird euch nie erlauben, die Zivilisation zur Barbarei zurückzuführen und eines so kümmerlichen Resultats wegen das Chaos herbeizuführen.“

„Wenn ihr dagegen glaubt, die moderne Zivilisation zu einer vollkommeneren sozialen Form erheben zu können und daß ihr das natürliche Gesetz der menschlichen Beziehungen, die voraussehende Offenbarung der Geischicke unserer Zeit besitzt, wenn ihr glaubt, beweisen zu können, daß Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit in jeder menschlichen Gruppierung vereinbar und möglich sind, daß absolute Ordnung durch absolute Freiheit und absolute Solidarität verwirklicht werden kann, wozu braucht ihr da Macht und Bewaffnete? Wozu den Sieg als politische Partei? Um die Geister zu überzeugen und Einstimmigkeit der Stimmen zu erreichen, genügt euch Freiheit. Verlangt doch die Freiheit und nicht die Macht, fordert das Wort und nicht die Flinte, nennt euch Wissenschaft und nicht Partei, ruft zum Versuch auf und nicht zum Aufruhr, seid Apostel und nicht Soldaten!“

„Die Wissenschaft, vom Gefühl angenommen, von der Vernunft bestätigt, von der Erfahrung bewiesen, bildet die wahre Politik, die wahre Philosophie, die wahre Religion der neuen Zeit …“

„… Der moderne Fortschritt schließlich liegt nicht in der barbarischen Tradition mißbrauchter Macht und brutaler Insurrektionen, in der endlosen Reihe unfruchtbarer Revolutionen und unterdrückender Reaktionen, er liegt ganz und gar in der freien Ausdehnung der Ideen, der freien Bewegung der Meinung, den freien Entdeckungen der Wissenschaft, freiem Versuch von Reformen und Neuerungen, er stützt sich auf den Augenschein des erkannten Rechts, auf die aufklärende Diskussion, die bestätigende Erfahrung, auf die kräftigende menschliche Solidarität, auf die individuelle und kollektive Freiheit, die allein etwas begründen kann[102]) …“

In den fourieristischen Publikationen wird vor allem die Idee der sozialen Gemeinde(commune sociétaire) herausgearbeitet, des Ecksteins des ganzen sozialen Gebäudes, das aus der „äußeren Harmonie der Gemeinden unter sich in der Provinz, der Nation und der Welt“ besteht, nachdem die „innere Harmonie der Interessen und Dinge in der Gemeinde begründet ist. Jede größere Zusammenfassung dient nur deu gemeinsamen praktischen Interessen der Bestandteile. All dies entspricht ganz der von Bakunin in den sechziger Jahren vertretenen Föderation von unten nach oben, von der Peripherie zum Zentrum. Es besteht nicht das Minimum gemeinsamer Angelegenheiten, bis zum völligen Verschwinden derselben oder der Entscheidung darüber von Fall zu Fall, wie es Godwin wünschte, ebensowenig natürlich irgendeine staatliche Leitung von oben nach unten, aber es wird jede Angelegenheit ihrer Bedeutung und Sphäre entsprechend in einem kleineren oder größeren Kreise, lokal, national oder international geordnet. Die Ausarbeitung dieser Ideen, z. B. in Victor Considérants Destinée sociale (Paris, La Phalange, 1837, 1838, 1844, IX, 558; LXXXVI, 595, S.; 3 Bände, aber unvollendet; Die soziale Bestimmung), ist eine geradezu glänzende. Fouriers Hypothesen zeigen Wege zum sozialen Aufbau, die man erst beachten wird, wenn die gegenwärtige geistige Verirrung, die autoritäre Hypnose geschwunden sein wird.

Fourier war nicht freier Kommunist, wird man einwenden. Er wird auch dies in entfernter Zukunft vorausgesehen haben, und seine Träume lassen ja die Menschen- und Tierwelt, die Erde selbst in fernen glücklichen Zeiten im Sinn der Harmonie verändert erscheinen, dem freiesten Genuß offen. Aber, da er den Beginn der Verwirklichung nicht durch Staatsgewalt oder revolutionäre Diktatur verfälschen wollte, suchte er einen Uebergang durch freiwillige Zusammenarbeit von Kapital, Talent und Arbeit. Eine sich auf dieser Basis ausdehnende Gesellschaft würde weitere Entwicklungen erfahren, deren letzte uns faßbare wohl der freieste Kommunismus sein würde. Dieses ferne Ziel beschäftigte ihn aber nicht, da er ernstlich bis zum Ende seines Lebens hoffte, einen Anfang in entsprechender Größe gemacht zu sehen; eine Quadratmeile Land mit 1500 bis 2000 Personen schien ihm das richtige Größenverhältnis zu sein.

Die Gelegenheit eines Versuchs ergab sich nicht und die Fourieristen nach Fouriers Tode (1837), trotz dem großen Talent Victor Considérants[103]), entwickelten sich meist nach rechts hin, versuchten praktische soziale Vorschläge zu machen oder verloren sich in abstrakten Spekulationen. Diese Dekadenz ist in der Revue des Deux-Mondes (August 1845) von Giuseppe Ferrari, dem Freund Proudhons, recht anschaulich geschildert worden. Diese Kritik wird bestätigt durch die Ausführungen des unabhängigen Fourieristen Edouard de Pompéry in der ersten (einzigen) Nummer von L’Humanité, 25. Oktober 1945. Freiheitliche und kommunistische Ideen werden hier dem Fourierismus zugeführt, dessen engere Anhänger in Einseitigkeit erstarrten oder, wie erwähnt, praktische Politiker zu werden vermeinten.

„… Frei sein — liest man da — heißt, sich seiner in ihrem innersten Wesen sozialen Natur entsprechend entwickeln, dann all seinen tätigen Fähigkeiten freien Spielraum lassen können. Die persönliche Freiheit findet also ihre Ausdehnung und Bürgschaft nur im Schoß der kollektiven Freiheit und durch die Organisation, welche sie für alle sichert. Jeder entfaltet sich strahlend und stolz in der Sonne der sozialen Freiheit und Gerechtigkeit, die für alle Menschenkinder leuchtet, denn die Freiheit besteht darin, in der Fülle seines Wesens zu leben, und das erste Resultat der integralen [vollständigen] Assoziation ist, daß alle Personen in ähnliche Lebensverhältnisse versetzt werden. Mit der Freiheit ist es, wie mit dem Reichtum. Wenn die Freiheit so organisiert ist, daß alle frei sind, ist es nicht mehr nötig, sich mit der Freiheit des einzelnen zu beschäftigen. Wenn die ganze Gesellschaft reich ist, ist Privatvermögen unnötig….“ „Eine Anhäufung von Reichtum, von Revenuen wäre also ohne Wert in einer Gesellschaft, in der die Wissenschaft mütterlich und freigebig dafür sorgt, daß die Produktion immer dem nach den Bedürfnissen aller sich regulierenden Verbrauch entspricht.“ „… Materielles Wohlbefinden besteht [in einer solchen Gesellschaft] für alle, die Menschheit hat Ueberfluß daran. Die drei Tafeln Fouriers [die für Kapital, Talent und Arbeit gedeckten Tische] sind allmählich einander näher gerückt und bilden nur mehr eine einzige, unter dem steigenden Einfluß einer höheren Geselligkeit, eines einheitlichen Tons usw. Das Mehr oder Weniger bei solchem Ueberfluß und solcher Veredlung des Lebens wird von kindischer Bedeutungslosigkeit. Die Menschen unterscheiden sich nicht mehr durch die eitlen Ungleichheiten persönlichen Reichtums, da die ganze Gesellschaft reich ist. Die Quelle hierarchischer Unterscheidungen und der harmonischen Vereinigung der Individuen zu einem großen Lebewesen, der Menschheit, hat Gott höher gestellt. Sie liegt am Grund unserer Seele, im Herz und in den Fähigkeiten eines jeden; Gott schrieb mit seiner allmächtigen Hand die bestimmten Ansprüche eines jeden, zum gemeinsamen Werk des Menschengeschlechts beizutragen, ein…. In der Zukunft wird die Gesellschaft sagen: den Würdigsten, nach Verstand, Gefühl, Fähigkeit zur Tat, denen, die das meiste Verdienst um ihre Nächsten besitzen.“

„Dies scheint uns die schließliche Lösung des Problems des Privateigentums und einer gerechten Verteilung des Reichtums zu sein. Der Reichtum muß Sache eines jeden sein, denn der Mensch wird erst Mensch, entwickelt sich nur im Schoß des Luxus … Wir brauchen Luxus für alle, nicht Gleichheit des Elends, aus dem Herabsinken und Entwürdigung sich unvermeidlich entwickeln …“

„…. In der Zukunft, wenn die Menschheit in ihrer Einheit strahlen wird, wenn die in ihrer Gänze bebaute Erde das Gebiet des Menschen sein wird, und der Reichtum eine soziale, menschliche, universelle Tatsache bilden wird, wird das persönliche Eigentum von selbst verschwinden … und es bleiben als Grundlagen der Hierarchie [Abstufung] nur die Ungleichheiten der Seele, die höheren Unterschiede, welche Gott dem Menschen aufprägte.“ (Paris, 29. Juli 1845.)

De Pompéry, lange ein überzeugter Fourierist[104]), gelangte also zur Einsicht einer höheren, freikommunistischen Entwicklung, als deren Basis er den allgemeinen Ueberfluß erkannte. Er sah ein, daß der Kommunismus auf der allergünstigsten Grundlage überreicher Produktion entstehen müsse und nicht durch einen Sprung aus dem Elend heraus in neues Elend hinein. An dieser Eugenik des Sozialismus, wie ich sie nenne, hielten die alten Sozialisten fest, die noch die soziale Erfolglosigkeit der Elendskämpfe während der französischen Revolution und bald die neue soziale Katastrophe vom Juni 1848 vor sich hatten. Sie glaubten an einen Sprung in der Entwicklung nun einmal nicht. Nach meiner Auffassung, nebenbei gesagt, würde ein plötzlicher Zuzammensturz, die soziale Revolution, auf jeden Fall alles zerstören und dadurch freien Raum schaffen, aber das allein ist keine Bürgschaft des sozialen und freiheitlichen Erfolgs im Wiederaufbau: dieser hängt allein von den vorhandenen Kräften, Intelligenz, Wille und innerer Tüchtigkeit ab, deren Vermehrung also unter allen Umständen unsere Hauptaufgabe ist, da ohne deren hinreichendes Vorhandensein Revolutionen einen sehr enttäuschenden Verlauf nehmen (1793, 1848, 1917 usw.).

Im Fourierismus steckten herrliche Keime, deren Aufgehen die Enge der Zeit verhinderte. Considérant († 1893) und andere Männer von Talent, die so gut verstanden, Fouriers Ideen ihrer bizarren Enthüllung zu entkleiden, blieben doch eigentümlich stationär und suchten die sie von den Arbeiterbewegungen trennende Kluft nicht mit freiem Geist zu überbrücken oder verstanden dies nicht. Auch die Nachblüte in Amerika in den vierziger Jahren, in der Brook Farmzeit verdorrte wieder; in der bekannten Uebersicht über diese Versuche von Noyes (History of American Socialisms, 1872) lassen sich nur einige wenige freiheitliche Versuche wahrnehmen. Kurz, die freiheitliche Verwertung und Weiterbildung des Fourierismus fehlt noch.[105])


[96] Neudruck: Le Ruvarebohni (Le Vrai Bonheur), wiederherausgegeben nach einem der Stampfe der kaiserlichen Polizei entgangenen Exemplar von Carle de Rash (Charles Read), Paris, 1881, 1, LIV, 276; 1, 135, 103 S. in 12º. Hier sind durch sorgfältige Forschungen die Verfasser festgestellt, P. J. Jaunez Sponville und Nicolas Bugnet. — Eine Abhandlung von Dr. H. Lindemann (Arch. f. d. Gesell. d. Soz…., III, S. 225–275, 1913) bespricht diese Utopie ausführlich (S. 247—275), schreibt sie aber irrtümlich einem ganz anderen Verfasser zu (vgl. ebenda, S. 559—560).

[97] Von Mercier de la Rivière (Paris, 1792).

[98] Herausgegeben von F. Rocquain in der Revue de France, 30. April 1874 und als Lettre de Fourier au Grand Juge, mit Charles Pellarins Bemerkungen über Fourier und seine Zeitgenossen, Paris, 1874, 105 S., in 12º[.]

[99] Nichts liegt mir ferner als eine Geringschätzung der saint-simonistischen Literatur, die vielleicht die intelligenteste ist, die eine sozialistische Gruppe, nicht Einzelpersonen, hervorgebracht hat, da sie eben in vielfachster Weise kenntnisreich an wirkliche Verhältnisse anknüpft und dabei im großen denkt. Vgl. z. B. im Producteur, I, 1825, S. 100: „… und der Erdball bildet für die Philosophie nur noch eine ungeheure Werkstatt, in der alle Industriellen [der Ausdruck für alle werktätigen Kräfte] gemeinsam arbeiten, jeder nach seiner Fähigkeit, physischen Beschaffenheit, Milieu, zum allgemeinen und zum eigenen Wohl“ (Olinde Rodrigues); „… zur schnellen Entwicklung des Geistes der Assoziation, der grade dem Ziel zustrebt, die gesamte Menschheit in eine einzige Familie von Produzenten zu vereinigen“ (S. 104; derselbe). Dieses eigene Denken im großen ist den Saint-Simonisten eigen, wie St.-Simon selbst, dessen erste Erziehung von d’Alembert geleitet worden war und der nach der Auffassung seiner Schüler in Kant und Condorcet seine geistigen Vorgänger hatte; vgl. z. B. Le Producteur, III, S. 10 (Enfantin), S. 87—88 (Olinde Rodrigues), 102—104 (St.-Simon selbst), auch III, Seite 288—289, IV, S. 345 ff., 402 ff. — Das Ziel war für Enfantin, daß „die Völker den Anblick von wirklichen Assoziationen bieten würden, in denen die Produkte im Verhältnis zur Intelligenz oder produktiven Fähigkeit jedes Mitglieds verteilt würden“ (III, S. 399). — Eine praktisch-politische Anwendung zeigt z. B. Michel Chevaliers Politique industrielle (Industrielle Politik. System des Mittelmeers), Paris, März 1832, 57 S., aus dem Globe. (Der Ausdruck industriell wird erklärt im Producteur, II, S. 572—573 (J. Allier). — In diesen Konzeptionen setzen die Saint-Simonisten die weltbürgerlichen Ideen des 18. Jahrhunderts fort, nur haften sie so sehr an dem Bestehenden, das die Macht besitzt, daß sie nicht den internationalen Sozialismus gegründet haben, sondern die internationale Finanz, eine welterdrückende Autorität.

[100] Weiteres über die vergangene Entwicklung nach Fouriers Auffassung: Analyse des Falls des Menschen …, in der Phalange vom 1. Februar 1837.

[101] Für Fouriers Ideen über Assoziation werden Restif de la Bretonne und der so lange verschollene Lyoner Sozialist L’Ange oder Lange als anregende Quellen betrachtet, ohne daß dies zwingend notwendig wäre. Assoziationen gab es immer, und die Notwendigkeit der Harmonie für jedes tüchtige Zusammenarbeiten war auch bekannt, aber Fourier vereinigte beides und hierin liegt seine Originalität; er erkannte die Notwendigkeit der harmonischen Zusammensetzung der Assoziationen, wodurch sich allein lebensfähige Organismen ergeben können.

[102] Dieser Artikel wurde im Gefängnis Sainte-Pélagie geschrieben, das Guillen, der verantwortliche Redakteur der Démocratie pacifique, am 14. August 1851 nach vierzehnmonatiger Haft verließ (D. p., 17. August).

[103] Neben der Destinée sociale ist Considérants Débâcle de la politique en France (Paris, 1836, 152 S., 12º; darin Rivières Mémoire im Prozeß wegen der Bewegung vom April 1834), seine Bases de la Politique positive (1841, IV, 119 S., 8º; 1847, 157 S., 16º) und sein Le Socialisme devant le vieux monde (Der Sozialismus vor der alten Welt oder der Lebendige vor den Toten …) (2. Auflage, 1848, VII, 264 S.), hervorzuheben. — Hippolyte Renauds Solidarité. Vue synthétique de la doctrine de Ch. Fourier (Paris, 1842, 291 S;, 8º) ist eine der bekanntesten Zusammenfassungen des Systems (7. Auflage, Paris, 1898, 364 S.). — Ich kann diese reiche fourieristische Literatur nicht nach denjenigen Verfassern durchsuchen, die in freiheitlicher Richtung am weitesten gingen; nur Exzerpte aus E. de Pompéry liegen mir jetzt vor.

[104] E. de Pompéry, Verfasser des Docteur de Tombouctou, 1837, der Theorie de l’Association et de l’Uniti universelle de C. Fourier …, 1841, lebte bis in die neunziger Jahre, schrieb vielerlei, setzte aber seine in der Humanité, 1845, begonnene Propaganda, soviel ich weiß, nicht fort; seine Broschüre Despotisme ou Socialisme (Paris, 1849, Librairie phalanstérienne, 32 S., 16º) ist mir nicht zur Hand. Vgl. über ihn Alexandre de Pompéry, Un ami de George Sand … (1897, 16 S.); Les Hommes d’aujourd’hui, Nr. 126, usw.

[105] Inzwischen macht freilich die Diskussion vieler dieser Probleme Fortschritte und wird z. B. seit lange in den jetzt ganz individualistisch-anarchistischen Zeitschriften E. Armands geführt (L’Étre nouvelle, hors du troupeau, les Réfractaires, l’en dehors, seit 1901, Paris, später Orleans). In Fouriers und Considérants und anderer Werken steckt aber noch immer viel ihren Zeitgenossen kaum verständliches, zu dem unsere jetzige freiheitliche Erkenntnis den Schlüssel gibt; die Autoritären wußten nichts mit Fourier anzufangen, trotzdem [haben] seine Ideen selbst Männer wie Bürkli, Greulich und Bebel eigentümlich anzogen.

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The liberal sides of Fourierism

The wars since 1792 tore the spiritual solidarity of the 18th century and produced for many years a purely authoritarian mentality; Domination, bondage and revenge were known alone. England,Owned by naval power and the latest factories, it gave its capitalism an unshaken basis to which the aristocracy conformed. The people were driven to starvation revolts, the machine-gunnings (Luddites), until his indignation was diverted into the shallow channels of electoral reform, the endless political struggle for the electoral reform of 1832, then, when it proved worthless, the electoral reform demands of the Chartists of From 1836 until the fifties, then in the sixties, fresh from the electoral reform of 1866. Then, in the seventies, the workers’ movement almost died out, and when it was renewed by fresh, thoroughly socialist forces in 1880, were a few years later only the anarchist anti-parliamentarians are real socialists, all the rest, the big crowd,went back into the electoral parties, most recently in theLabor Party, whose appearances and provisional paralysis are known.

In Germany, where the consequences of the wars were felt to be very different from those in the protected British island kingdom, the cosmopolitan dreams of the eighteenth century came to an abrupt end. What did Voltaire’s and Condorcets, Diderot’s, and Rousseau’s noblest words mean to Napoleon and his marshals? Those who bowed to them were no longer respected, and they knew only two feelings, the preparation of revenge and the retreat into the past. This is how nationalism came into beingand the romance, the consistent reaction in all areas, the cult of the past in philosophy and literature, politics and art and economic life. The rigid structure of the Middle Ages, any stabilized, methodical authority, seemed still to be a liberation from the authority of the boundless arbitrariness that was felt to be abandoned. The idea of ​​closed states, which arose in the nation states, was reinforced by feeling alone in the circle of one’s own nationality in human secure conditions. – ItalyIt reached the same circle of ideas that it has dominated since then and reached a height that is hard to beat in fascism today; its nationalism was traced back to ancient Rome, giving its character to nineteenth-century political history, along with Balkan nationalism, which began very early with the Greek wars. Thus, European solidarity, so firmly rooted in science and technology in the nineteenth century, was thoroughly destroyed in the intellectual field, in the general mentality, and in the political sphere, and these latter two factors proved to be the stronger ones. In RussiaWhere in the eighteenth century so many germs of the Enlightenment arrived, Tsarism was fortified by the wars; the Decembrists (1825) were unable to shake the throne, which was nationally supported by the fire of Moscow, 1812; Tsarism held its own for a full century. The small European states were then completely flooded with victorious authority: Venice, Geneva, Holland disappeared, Belgium, the Scandinavian countries, Bern were victims without will. Broken by this, the spirit of the small states has since adapted to that of the most powerful large states.

In the liberal tradition a complete break came into being. The authoritarian revolutionaries joined the Empire, bowing down to the victor or sometimes honestly believing that they would defend the continuation of the revolution; Even Buonarroti was deceived in 1815 by the then democratic mask of Napoleon, who had returned from Elba. The permanent conspiracy was powerless; it continued under the Bourbons, producing romantic-heroic figures and sacrifices, the sergeants of La Rochelle, General Berton, and a number of others, but it was basically an entirely authoritarian conspiracy, which Bonapartism and Orleanism always as lurking contenders stood by the side,The liberal hopes of Lafayette and the equality dreams of some old Babouvists pushed aside and fought and intrigued for power. At the same time, a bourgeoisie who was only concerned with their social authority grew up, and the liberal “ideologues” wrote down the phraseology circumscribing their rule in philosophy and religion, politics, and economic life. even this phrase, which has become international, still lives today, and political and parliamentary life, journalism, a large part of literature, all take place in the conventional lies then and then developed.Politics and economic life sealed; even this phrase, which has become international, still lives today, and political and parliamentary life, journalism, a large part of literature, all take place in the conventional lies then and then developed.Politics and economic life sealed; even this phrase, which has become international, still lives today, and political and parliamentary life, journalism, a large part of literature, all take place in the conventional lies then and then developed.

Socialism could not escape these influences; it can be said that he became authoritarian only in this epoch. In the older utopias one actually seeks to escape the tyranny of one’s own time, and the kings that appear there are allegorical figures in which particular wisdom, justice and knowledge are embodied. Only now was there a real figure of strength in Napoleon, who created a state entirely devoted to his will, and one saw what authority was capable of. Authoritarian socialism is not born in vain among those influences. I do not have his first products at present, but it would be possible to observe how Babouvism, the echo of the Jacobin dictatorship, Saint-Simonism and Fourierism, the echo of the imperialist hierarchy and world organization plans, Cabets Icaria,the image of imperial France – as they all now plan from above on humanity, little Napoleon, whose power later, according to the development of the bourgeois representative system, spreads over the socialist representatives and gradually builds in reality according to this model, in the socialist parties of today, whose leaders are already the dynasts of coming socialism, or who are to be expected, if the lamb-patience of the peoples continues.in the socialist parties of today, whose leaders are already the dynasts of coming socialism, or who are to be expected, if the lamb-patience of the peoples continues.in the socialist parties of today, whose leaders are already the dynasts of coming socialism, or who are to be expected, if the lamb-patience of the peoples continues.

The authoritarian utopia has never been replaced by a science , since there can be no authoritarian science, a transition from something authoritarian to science; but the rulers and “wise men” of the utopias have become human beings, running among us leaders ready to rule and wisdom, ready to lead the future society, parts of the future authority, as the priest is part of his fake god …

There is a very rare utopia, La Philosophie du Ruvarebohni , … (The philosophy of Ruvarebohni, ie Vrai Bonheur, of True Happiness, a land whose discovery seems of great interest to humanity, or narrative as a dialogue about the means by which the Ruvareheuxis , the inhabitants of this country, were led to the true and firm happiness) by the late PJJ S ** and Nicolas Bugnet (VIII, 283 and 236 S., Paris, printing house of Le Normant, with an attached Catéchisme social … the same, 1808, 73 p. [96]). Here is a social, even socialist reformer portrayed, an appeal to Napoleon, by the way, as you know, lacking any social feeling: his police confiscated the book and destroyed almost the entire edition: a few copies were saved or, as was usual, of the police organs themselves and thus preserved. An aristocrat, Charles Hélion de Barbançois in Villegongis (Indre), 1760-1822, left Le Rêve singulier ou la nation comme il n’y en a point(The weird dream, or the nation as there is none), Paris, 1808, VIII, 544 p. 8º – only this first volume appeared – print in Chateauroux in 25 (Quérard) or 50 (barber) copies; he was especially interested in agriculture, especially in the breeding and crossing of animal breeds and the introduction of the Spanish Merino sheep in France, and translated such ideas to the improvement of human beings. Before that the bourgeois economist JB Say had written an Olbie (Paris, at VIII, XII, 132 p.), J. de Sales Ma République (1800); Earlier still appeared The happy nation or the state of Felicia (German translation, 1794) [97]) – all books that showed that the utopia adapted to the circumstances and no longer vorseilte them. Fourier also began to submit his ideas to the government (Letter to the Minister of Justice, 4 Nivose Year XII) [98] and he wished nothing more than to attract the attention of Napoleon, which was denied him. Robert Owen did not wish to call for the participation of all the ruling powers, even those of the Holy Alliance monarchs at their Aachen Conference (1818), where, when he declared that his system would eradicate poverty, the difference between the rich and the poor would disappear. Cynically, Friedrich Genz replied: It does not occur to us to wish for this difference to disappear. The later saint-simonist leaders thought of thatApostolate princier , the acquisition of a prince for their ideas, and had the son of Louis Philip, who had an accident a few years, in mind. Some young Saint-Simonists were probably on the side of the Parisian workers in the street battles of the first thirties, but in general all those older socialists would have liked support from the state, from every state, and the Blanquists, the followers of Babeuf, wanted to force themselves of the state, to establish its own dictatorship.

I do not ignore the fact that there was progress in believing, for the first time, that real social changes were actually carried out; American independence, the French Revolution and the change of all European power relations in the Napoleonic era – these events made the impossible possibleand the beliefs of these first socialists who openly propagated their ideas were very strong. They gave the incipient movements an enthusiastic character and a kickoff that lasted for a long time, which in a sense continues today. But this origin in an atmosphere of violence, the model of successful acts of violence, strengthening of state power, and dictatorship, also created the fateful ideas of leading the movements from above, the use of state power or its conquest and its own dictatorship. When, for the bourgeoisie itself, the period of violence subsided and the play of the parliamentary parties began, in the aftermath of the July Revolution, 1830, and the English Reform Bill, 1832, then socialism partly contributed to this development as well and social(démocratique et social), the social democratic parties. The Babouvistic-Blanquist idea of ​​the violent takeover of state power and dictatorship was also adopted outside of these consciously authoritarian circles without further scrutiny; the belief in the omnipotence of social revolution arose. As much as I wish and respect this belief, it is of authoritarian origin, is thought Napoleonic, and overlooks – which is irrelevant to authoritarianism – the actual penetration of the individual with social spirit, feeling, and understanding. That they automatically adjust to an improved situation is another somewhat summary assumption, for which the leveling out of terror in the previous authoritarian revolutions is no compelling proof.

From this it follows, at least for my opinion, that socialism was so burdened by the period of authority from 1793 to 1830, and so on, that every free-flowing social current had to arise almost out of nothing, and was barely kept free of authority. Similarly, systems containing much freedom, such as those of Fourier and Owen, show an inextricable jumble of freedom and authority, while the “saint-simonistic religion,” as she called herself, the most conscious spiritual and social hierarchy, leaves the present contemplation , [99] )

While St. Simon started from the great politics (Reorganization de la Société européenne, October 1814, League of Nations conceptions) and only 1817 his social ideas trained (after Olinde Rodrigues in the Producteur, IV, P. 86 ff.), Fourier (1772 -1837) from the very beginning, as from the beginning of the revolution and the wars, turned to the social sphere in order to find the conditions of an honest and productive society. He came to see the achievements of the associated work through the free choice of work, after the attraction of attraction, and so founded his society entirely on freedomwhich just expresses itself through the free choice of action and milieu. Real Fourierism is thus the free , anarchic grouping, and everything else in Fourierism is a concession to the existing out of propagandistic expediency or the inability of Fourier and the Fourierist himself to face the as yet untried freedom in the face. Fourier, like so many before and after him, still handled the brilliant tools of human progress, association and freedom, with too weak a force.

The biographer Fouriers, dr. Charles Pellarin (doctor), wrote to the Proudhonist Courrier Français – s. C. “ October 28, 1866 -:” … As for Fourier, the imputation is that he has represented a socialism that proceeds from above, by authority … completely wrong; it is passed through the whole in the Traité de l’Association domestique-agricole (Fourier’s major work, 1822-1823, [XXX, 1450, 16 pp.], in the New Industrial and Societal World [1829, 30, XVI, 664 p.] ) and the other writings … disputed theory. “

“… His socialism, based on the theory of personal attraction, does not allow any authority or coercion to intervene. His and his school motto was always: free and voluntary association of capital, labor and talent. The form of social organization devised by him, which imposed on him faraway, since he only demanded their verification by an attempt on a square mile of reason, this form means the greatest and most complete extension of freedom for all: not only for adult men, but also for women and children, both of whom could choose their leaders in their various functions and, even at the end of the year, decide on the distribution of the minimum income guaranteed to each member … “

With capital, work, and talent in Fourier, one must resign oneself by understanding his reasons: at that time expropriation was known only as a dictatorial mode of action, and hated itself as a Fourier. Talent is what adds the intelligence of mechanical work, and while we hope and expect to find intelligence and executive work more and more united in each one, there was hardly any talk of that in Fourier’s time. So he saw only the possibility of carrying out his ideas when owners of tools, technicians, and workers as they were then voluntarily made a start and acted by their example . Godwin only knew the conviction through discussion – Fourier added the power of the example; Dictatorship or ballot were alien to both.

From prehistoric times, Fourier once wrote (The Fall of Man, in the Phalange (Paris), October 10, 1836, p. 319).

“… How have very ignorant people, such as the primitive races, to discover and organize for the industrial activity a natural and happily chosen mechanism that our philosophers could not find with their streams of false enlightenment? The cause is that the first humans were not in the bondage of the ideas of a legislator; no divine Plato and divine Diogenes taught them to repress their passions and instincts, stifle nature, and follow the advice of ten thousand contradictory moral rules; they openly followed their natural impulse, the attractions and repulsions prevailing in the crowd. They tried to cut short the work, not five shepherds for four cowsto use (as I have seen) … In short, the primitive hordes were é conomes sans é conomistes (economically without economists); instinct taught them that in order to save time and arms, and to satisfy the different tastes of the individual, one must work in combination; for unified action or combined work gives the opportunity to organize employment and work products and to bring variety, to leave everyone free to choose their style of work and what suits them best, and thus to accommodate the different tastes. On the other hand, one is compelled to enjoy one and the same thing and to submit to the will of the strongest, when the work is fragmented and carried out by unassociated families[100] ).

It may be said that no one with nearly the care of Fourier preserves the material and psychological conditions of free labor , which bestow the greatest possible satisfaction on the individual, and which is at the same time practiced in such a way that its yield is abundant and the satisfaction of the greatest number differentNeeds enables – that no one yet has considered these conditions so ingeniously as Fourier, and it is sad that a century passed without us being much further than he, – yes, we are less far, because we just do these things no longer envisaged and no one can even think of opening Fourier. Any new attempt at voluntary collaborative work is almost straightforward, as if a building were to be built from material collected without any special plan or calculations; Such a haphazard house would scarcely be different from the primitive lodgings of Wilder, and would neither satisfy the builders at all, nor rouse others to imitation. Fourier now wishedthat each group does not meet by chance alone – such groups afford the least and fall under the direction of the strongest or the smartest – but that personal attraction, proper proportion, use of previous experiences, etc., produce maximum efficiency, then actual success guaranteed and harmony assured. This is not regimentation, pedantry, monotony, but the very opposite of it, and may be the right one, because every accomplished and continually valuable work must be carried out properly, on the basis of all previous experience and in the correct proportions. Thus the mechanical state socialism falls from above, but also the confidence in the absolute spontaneity is shaken; at least many would rather, like Fourier, proceed properly and on schedule,as almost everything left to chance. Therefore, Fourier’s mind and method are still alive, as outdated much appears in him.

He was a thug and wrote z. As the Pièges et charlatanisme, pitfalls and charlatanism of the two sects Saint-Simon and Owen, the association and progress promise), > 1831, VIII, 72 S., on the other hand as Pierre Leroux later in his Revue sociale ruffled Fourier [101] ) and was polemicized from almost every direction in all other directions to the sharpest and most coarse. But not every Fourierist was so narrow-minded; Let us hear Ferdinand Guillon in the Démocratie pacifique (Paris), 8 December 1850:

“… On the day when all the parties, in turn tired of their mutual oppressions and infertile struggles, will agree to respect equally the freedoms of the minorities and the individual, their conflicts will no longer be feared because abuse of power will no longer be possible. “

“To meet the conditions in contemporary society, to gain citizenship and to show the degree of energy of their aspirations, the socialists had to count and form a political party; but in the interest of the victory of even their ideal of justice, brotherhood and human solidarity, they must not base their hope on an exclusive party victory. In accordance with their principles, they may only think of power to disarm them and reduce them to a simple centralized administration. They may demand of the rulers only free discussion, free association and freedom of experiment [libre expérience]; for in these three levers of public spontaneity the true power lies from now on. Do not advertise, say,the power of authority for the realization of your teachings, you would misuse them, like all parties, and you would direct the human spirit backwards instead of making it move forward. Demand, like all revolutionaries in industry and science, the freedom to convince by reason and local trial, and you will no longer have to fear the despotism of reactions and the bitter aftertaste of victorious insurrections. “and you will no longer have to fear the despotism of reactions and the bitter aftertaste of victorious insurrections. “and you will no longer have to fear the despotism of reactions and the bitter aftertaste of victorious insurrections. “

“The revolution of steam in the field of transport and production won without reaction and without force; local attempts and spontaneous imitation sufficed to defeat her prejudices and all the resistance of routine … “

“… If your teachings are only good for making the exclusive rule of a poor class over an averaged class, if you do not know the key of the problem, make the solution by making the work ten times more attractive and ten times more productive that all the rich are carried away to the pleasures of labor, and all the poor to the pleasures of possession, so abstain from the struggles and conspiracies, refrain from calling for a new revolution, for the game is not worth the trouble; for the public conscience will never allow you to bring civilization back to barbarism, and cause chaos for so miserable a result. “

“If you believe that modern civilization can be elevated to a more perfect social form, and that you have the natural law of human relationships, the foresighted revelation of the avarice of our time, if you believe you can prove that brotherhood, freedom, and equality compatible and possible in every human grouping, that absolute order can be realized through absolute freedom and absolute solidarity, why do you need power and gunmen there? Why the victory as a political party? To convince the spirits and achieve unanimity of voices, freedom is enough for you. Demand freedom and not power, demand the word and not the gun, call yourself science and not a party, call for an attempt, not a riot, be an apostle and not a soldier! “

“Science, accepted by feeling, confirmed by reason, proven by experience, constitutes true politics, true philosophy, the true religion of the new age …”

After all, modern progress does not lie in the barbaric tradition of abused power and brutal insurrections, in the endless series of unfruitful revolutions and oppressive reactions; it lies wholly in the free expansion of ideas, the free movement of opinion, the free discoveries of science, free trial of reforms and innovations, it is based on the visual inspection of the recognized right, to the enlightening discussion that affirmative experience to the strengthening of human solidarity, to the individual and collective freedom that can justify anything alone [102 ] ) … “

In the Fourierist publications, above all, the idea of ​​the social community(commune sociétaire)the cornerstone of the entire social building, which consists of the “external harmony of the communities among themselves in the province, the nation and the world,” after the “inner harmony of interests and things in the community is established. Any larger summary serves only the common practical interests of the components. All this is in keeping with the bottom-up federation of Bakunin in the 1960s, from the periphery to the center. There is not the minimum of common affairs, until their complete disappearance or decision on a case-by-case basis, as Godwin wished, nor any top-down state leadership, of course, but each matter will be smaller in size and meaning or larger circles, local,ordered nationally or internationally. The elaboration of these ideas, eg. InVictor Considérants Destinée sociale (Paris, La Phalange, 1837, 1838, 1844, IX, 558, LXXXVI, 595, p., 3 volumes, but unfinished, Social Determination), is an almost brilliant one. Fourier’s hypotheses show ways to build oneself, which will be considered only when the current mental aberration, authoritarian hypnosis, has disappeared.

Fourierwas not a free communist, one will object. He will also have foreseen this in the distant future, and his dreams leave the human and animal world, the earth even in distant happy times in the sense of harmony changed, open to the freest enjoyment. But, since he did not want to falsify the beginning of the realization by state power or revolutionary dictatorship, he sought a transition through voluntary cooperation of capital, talent and labor. A society expanding on this basis would undergo further developments, the last of which we can grasp would be the freest communism. But this distant goal did not occupy him, for he seriously hoped to see a commencement of commensurate size until the end of his life;a square mile of land with 1500 to 2000 people seemed to be the right size ratio.

The opportunity of an attempt did not materialize and the Fourierists after Fourier’s death (1837), despite the great talent Victor Considérants [103] ), usually developed to the right, tried to make practical social proposals or lost in abstract speculation. This decadence was vividly described in the revue of the Deux-Mondes (August 1845) by Giuseppe Ferrari, the friend of Proudhon. This criticism is confirmed by the statements of the independent Fourierist Edouard de Pompéry in the first (only) number of L’Humanité, October 25, 1945. Freedom and communist ideas are fed here to Fourierism, whose narrower adherents froze in one-sidedness, or, as mentioned, became practical politicians.

“To be free – to read – means to be able to evolve in his innermost being of a social nature, then to allow free rein to all his active abilities. Thus, personal freedom finds its extension and surety only in the womb of collective freedom and through the organization that secures it for all. Everyone unfolds radiantly and proudly in the sun of social freedom and justice, which shines for all human children, for the freedom is to live in the fullness of his being, and the first result of the integral association is that all persons into similar living conditions. Freedom is as rich as it is. If freedom is organized so that everyone is free, it is no longer necessary to deal with the freedom of the individual. If the whole society is rich, private fortune is unnecessary …. “” An accumulation of wealth, of revenues, would be of no value in a society in which science maternally and generously ensures that production always meets the needs of all corresponds to regulating consumption. “” … Material well-being exists [in such a society] for all, humanity has an abundance of it. The three tables of Fouriers [the tables covered for capital, talent and labor] have gradually come closer to each other and form only one more one, under the increasing influence of a higher sociability, a uniform tone, etc. The more or less with such abundance and refinement of life becomes childish insignificance. People are no longer distinguished by the vain inequalities of personal wealth, as the whole society is rich. The source of hierarchical distinctions and the harmonious union of individuals into a great living entity, humanity, has been raised higher by God. It lies at the bottom of our soul, in the heart and abilities of each; God, with his almighty hand, wrote the definite claims of each to contribute to the common work of the human race …. In the future, society will say: the most worthy , the most intelligent , the most capable , the most effective to own their neighbor. “

“This seems to us to be the ultimate solution of the problem of private property and a fair distribution of wealth. Wealth must be everyone’s business, because man becomes man, develops only in the womb of luxury … We need luxury for all, not equality of misery, from which descent and degradation inevitably develop … “

“… In the future, when humanity will radiate in its unity, when the earth that is fully cultivated will be the territory of man, and wealth will become a social, human, universal fact, the personal property of even disappear … and remain as foundations of the hierarchy [gradation] only the inequalities of the soul, the higher differences, which God imprinted on man. “(Paris, July 29, 1845)

De Pompéry, for a long time a convinced Fourierist [104] , thus came to the realization of a higher, free-Communist development, as the basis of which he recognized the general abundance. He realized that communism must be created on the most favorable basis of abundant production and not through a leap out of misery into new misery. In this eugenics of socialism , as I call it, the old socialists, who still had the social ineffectiveness of the misery struggles during the French Revolution and soon the new social catastrophe of June 1848, held fast. They did not believe in a leap in development. In my opinion, by the way, a sudden collapse, the social revolution, would definitely destroy everything and thereby create free space, but that alone is not a guarantee of social and liberal success in reconstruction: it depends solely on the existing forces, intelligence Will and inner efficiency, whose increase is under all circumstances our main task, since without their sufficient presence revolutions take a very disappointing course (1793, 1848, 1917, etc.).

In Fourierism there were wonderful germs, whose emergence prevented the constriction of time. Considérant († 1893) and other talented men who understood so well how to undress Fourier’s ideas of their bizarre revelation, remained strangely stationary and did not seek to bridge the gulf separating them from the workers’ movement with open mind or did not understand it. Also the post-bloom in America in the forties, in the Brook Farm time withered again; in the well-known survey of these attempts by Noyes (History of American Socialisms, 1872) only a few liberal attempts can be made. In short, the liberalization and development of Fourierism is still missing. [105] )


[96] Reprint: Le Ruvarebohni (Le Vrai Bonheur), restored to a copy of Carle de Rash (Charles Read), Paris, 1881, 1, LIV, 276, escaped by a pound of the Imperial Police; 1, 135, 103 p. In 12º. Here, through careful research, the authors have been identified, PJ Jaunez Sponville and Nicolas Bugnet. – a treatise by dr. H. Lindemann (Arch. Fd Gesell., D. Soc., III, pp. 225-275, 1913) discusses this utopia in detail (pp. 247-275), but erroneously attributes it to a completely different author (cf. ibid., pp. 559-560).

[97] By Mercier de la Rivière (Paris, 1792).

[98] Published by F. Rocquain in the Revue de France, April 30, 1874, and as Lettre de Fourier au Grand Juge, with Charles Pellarin’s Remarks on Fourier and His Contemporaries, Paris, 1874, 105 pp., In 12º [.]

[99] Nothing further than a contempt for saint-simonistic literature, perhaps the most intelligent, which a socialist group, not individuals, has produced, since it ties in the most diverse ways knowledgeably to actual circumstances and thinks in the big. See, for. For example, in the Producteur, I, 1825, p. 100: “… and the globe forms for philosophy only an immense workshop in which all industrialists [the expression for all labor forces] work together, each according to his ability, physical condition, milieu, for general and personal well-being “(Olinde Rodrigues); “… for the rapid development of the spirit of association, which strives to unite the whole of humanity into a single family of producers” (p. This particular thinking on the whole is peculiar to the Saint-Simonists, as St. Simon himself, whose first education was directed by d’Alembert, and who, according to his pupils in Kant and Condorcet, had his spiritual predecessors; see. z. B. Le Producteur , III, p. 10 (Enfantin), pp. 87-88 (Olinde Rodrigues), 102-104 (St.-Simon himself), also III, pages 288-289, IV, pp. 345 ff. , 402 ff. – The goal was for Enfantin that “the peoples would offer the appearance of real associations in which the products would be distributed in proportion to the intelligence or productive capacity of each member” (III, p. 399). – A practical political application shows z. B. Michel Chevalier’s Politique industrielle , Paris, March 1832, 57 pp, from the Globe. (The term industrially is explained in the Producteur, II, pp. 572-573 (J. Allier).) In these conceptions the Saint-Simonists continue the cosmopolitan ideas of the eighteenth century, but they cling so much to the existing, the has the power that they did not establish international socialism, but international finance, a world-crushing authority.

[100] More about the past evolution of Fourier’s view: Analysis of the Fall of Man …, in the Phalange of February 1, 1837.

[101] For Fourier’s ideas on association, Restif de la Bretonne and the long-lost Lyons socialist L’Ange or Lange are regarded as inspiring sources without this being absolutely necessary. There were always associations, and the need for harmony for any efficient collaboration was also known, but Fourier combined both, and this is his originality; he recognized the need for the harmonious composition of associations, which alone can yield viable organisms.

[102] This article was written in the Sainte-Pélagie prison, which Guillen, the editor-in-chief of the Démocratie pacifique, left on 14 August 1851 after fourteen months’ imprisonment (D. p., 17 August).

[103] In addition to the Destinée sociale , Considérants Débâcle de la politique en France (Paris, 1836, 152 pp., 12 o’clock, in which Rivières Mémoire is in the process of the movement of April 1834), his Bases de la Politique positive (1841, IV, 119 pp., 8º, 1847, 157 pp., 16º) and his Le Socialisme devant le vieux monde (The Socialism before the Old World or the Living before the Dead …) (2nd edition, 1848, VII, 264 p .). – Hippolyte Renaud’s Solidarité. Vue synthétique de la doctrine de Ch. Fourier (Paris, 1842, 291 S ;, 8º) is one of the best-known summaries of the system (7th edition, Paris, 1898, 364 p.). – I can not search this rich Fourierist literature for those writers who went farthest in the liberal sense; only excerpts from E. de Pompéry are now available to me.

[104] E. de Pompéry, author of the Docteur de Tombouctou, 1837, the theory of the Association and the Uniti universelle de C. Fourier …, 1841, lived until the nineties, wrote many things, but sat down his propaganda, begun in Humanité, 1845, as far as I know, does not go away; his book Despotisme ou Socialisme (Paris, 1849, Librairie phalanstérienne, 32 pp., 16º) is not at my disposal. Cf. about him Alexandre de Pompéry, Un ami de George Sand … (1897, 16 pp.); Les Hommes d’aujourd’hui, no. 126, etc.

[105] In the meantime, however, the discussion of many of these problems is making progress and is being discussed, for example. For example, he has long been led by E. Armands (L’Étre nouvelle, hors du troupeau , les Réfractaires, l’en dehors, since 1901, Paris, later Orleans) in the now quite individualistic anarchist journals of E. Armand. In Fouriers and Considérants and other works, however, there is still much that their contemporaries can barely understand, to which our present liberal knowledge gives the key; the authoritarians had no idea what to do with Fourier, although his ideas attracted even men like Bürkli, Greulich, and Bebel.

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XI. Freiheitliches bei Robert Owen und im älteren englischen Sozialismus

Auch der ältere englische Sozialismus war voll freiheitlicher Ansätze, wenn er auch keine rein anarchistische Blüte wie Godwins Politische Gerechtigkeit mehr hervorbrachte. Man hatte doch in der Zeit der aristokratischen Oligarchie und der mit ihr die Macht zu teilen beginnenden Bourgeoisie die denkbar geringste Meinung vom Staat, dessen Charakter als Organ der Interessen dieser beiden Klassen, große Grundbesitzer und Kapitalisten, klar zu Tage lag. Eine Sozialdemokratie, die sich der parlamentarischen Herrschaft zu bemächtigen hoffte, gab es nur in den Anfängen, den Wahlrechtskämpfen, demokratischen Bewegungen, die im Chartismus seit 1837 ungeheure Ausdehnung gewannen, denen sich aber die wirklichen Sozialisten fremd fühlten. Diese nahmen, wie im siebzehnten Jahrhundert, den außerstaatlichen und freiwilligen Zusammenschluß der einen gerechten Neuaufbau der Gesellschaft Wünschenden zum Ausgangspunkt. Diesen Tendenzen entsprang, neben direkt sozialistischen Versuchen, die zur dauernden Einrichtung gewordene, stets wachsende, sich allerdings in ihrer Zielbewußtheit abschwächende Kooperativbewegung, und ebenso führte die seit 1824 sich freibewegende Gewerkschaftsbewegung in jenen Jahrzehnten ein durchaus außerstaatliches, selbständiges Leben. Robert Owen und seine Genossen durchtränkten damals beide Bewegungen mit ihrem Geist. Aber mit ihrer Ausdehnung vertieften sich diese Bewegungen nicht, sondern fügten sich der bürgerlichen Gesellschaft ein. Eine autoritäre, Einfluß auf den Staat und Diktatur anstrebende Strömung ging daneben teils als Wahlrechtsbewegung, teils als Verschwörung zur Erkämpfung einer revolutionären Diktatur, wie Arthur Thistlewoods und seiner Genossen tragisch mit Hinrichtungen endende sogenannte Cato Street Conspiracy[106]), die in gewissem Sinn ein Pendant zu Babeufs Verschwörung bildet, teils als demokratisch-sozialistische Bewegung, besonders von Bronterre O’Brien vertreten, der auch Buonarrotis History of Babeufs Conspiracy for Equality 1836 übersetzte.

Die Geschichtsschreibung über jene Zeiten ist reichhaltig, die Zeitschriften, Bücher und Broschüren sind ebenso zahlreich, wie verschollen und selten geworden, aber die uns hier interessierenden wirklich freiheitlichen Seiten dieser umfassenden Bewegungen von den zwanzigern bis in die vierziger Jahre hinein sind noch nicht besonders hervorgehoben worden.[107])

Godwins Ideen von 1792 (s. Kap. IX), die er selbst bald nicht mehr mit Energie vertrat, wurden von denen der Utilitarier abgelöst, James Mill, Jeremy Bentham u. a.[108]) John Stuart Mills On Liberty (Ueber Freiheit, 1859) ist eines der schönsten Produkte dieser auf ein Maximum von Freiheit, aber nicht auf die ganze und volle Freiheit gerichteten Bestrebungen, die dem Staatssozialismus möglichst lange Einhalt geboten. Mill spricht hier z. B. von drei Perioden, in denen das Joch der Autorität gebrochen wurde: der Zeit unmittelbar nach der Reformation, der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter den Gebildeten des Kontinents in spekulativer Beziehung, und in der kurzen geistigen Gärungszeit Deutschlands in der Goethe- und Fichteperiode, „In jeder [dieser Perioden] war ein alter geistiger Despotismus abgeschüttelt und noch nicht von einem neuen ersetzt worden. Der Impuls dieser drei Perioden machte Europa zu dem, was es jetzt ist. Jede einzelne Verbesserung in der Denkweise und den Einrichtungen kann genau auf eine derselben zurückgeführt werden.“ Damals, 1859, bemerkte Mill, daß Anzeichen vorliegen, daß alle drei Impulse „beinahe erschöpft sind, und wir können keinen neuen Beginn erwarten, wenn wir nicht von neuem unsere geistige Freiheit zur Geltung bringen…“[109]) Oder er erklärt die „Tyrannei der Majorität“: „…. Es gibt eine Grenze gegen die legitime Einmengung gemeinsamer Ansichten in die individuelle Unabhängigkeit, und diese Grenze zu finden und gegen Uebertretungen zu behaupten, ist für den guten Zustand menschlicher Beziehungen ebenso unentbehrlich, als Schutz gegen politischen Despotismus.“ Oder er schildert die Resultate der religiösen Intoleranz: „… wenn aber die Hitze des Kampfes vorüber war, ohne daß eine Partei vollständig siegte, und jede Kirche oder Sekte ihre Hoffnungen darauf zu beschränken hatte, ihr Terrain zu behaupten, da waren die Minoritäten, die sahen, daß sie keine Aussicht hatten, Majoritäten zu werden, in die Notwendigkeit versetzt, von denen, die sie nicht belehren konnten, die Erlaubnis, verschiedener Meinung sein zu dürfen, zu verlangen. Daher wurden fast allein auf diesem Kampfterrain die Rechte des Individuums gegen die Gesellschaft auf breiter prinzipieller Grundlage behauptet, und dem Anspruch der Gesellschaft, über Andersdenkende eine Autorität auszuüben, wurde offen widersprochen….. Aber so nahe liegt die Unduldsamkeit der Menschheit, wenn ihr wirklich eine Sache am Herzen liegt, daß die religiöse Freiheit kaum irgendwo anders praktisch verwirklicht wurde, als wo religiöse Indifferenz, die nicht durch theologisches Gezänk gestört sein will, ihr Gewicht in die Wagschale warf….[110])

Während John Stuart Mill, besonders in seinen späteren Jahren, soziales Gefühl bekundete, gingen die Utilitarier an den furchtbaren sozialen Folgen des Fabriksystems zu leicht vorüber und verloren dadurch den Kontakt mit den sozialen Bewegungen. Robert Owen, der sich früh von religiösem Einfluß befreite, beobachtete wie kein zweiter seit 1791 (Manchester) die Knechtung und Verelendung der Arbeiter, Arbeiterinnen und arbeitenden Kinder durch das sie schrankenlos zermalmende Fabriksystem und die Möglichkeit, deren Lage innerhalb des kapitalistischen Systems durch ehrlich gemeinte Wohlfahrtseinrichtungen wesentlich zu verbessern. Er schloß hierauf auf die weitreichendsten Verbesserungsmöglichkeiten der Menschheit durch Verbesserung des Milieus, aber als Mittel hierzu erkannte er nicht eine expropriierende Revolution, sondern Beispiel (New Lanark, 1799—1829), Propaganda und freiwillige Verwirklichung mit wohlwollender anfänglicher Unterstützung ökonomisch Stärkerer oder aus eigener Kraft. Er stellte sich townships, Stadtgemeinden, von je 500 bis höchstens 3000 Personen vor, mit gleichmäßiger und gemeinsamer Kindererziehung, vollster persönlicher Freiheit, gemeinsamer Selbstverwaltung und Produktion ohne unnötiges Privateigentum. Diese tomnships würden sich föderieren, Kreise von 10, 100, 1000 usw. bilden, bis sie sich über die ganze Erde ausdehnen; zu ihnen gehört das für das Maximum ihrer Einwohner ausreichende umliegende Land. Durch Räte der Aelteren (40—60jährig) über auswärtige Beziehungen und durch Delegierte werden die Verbindung mit den übrigen townships, die Anlage neuer Stadtgemeinden, Besprechungen mit dem engeren Kreis von townships usw. besorgt.[111])

Die Größe dieser sozialen Gruppen entspringt ähnlichen Erwägungen wie Fouriers Bestimmung solcher Grenzen, dem Gefühl, daß ein bestimmtes Größenverhältnis jedem Einzelfall am besten angemessen ist.

„Diese so getrennten [selbständigen] und vereinten [für engere Zwecke zu je 10, für weitere zu je 50 oder 100 usw. föderiert] townships, werden von Gärten, Vergnügungsplätzen und hochkultivierten Grundstücken umgebene Paläste[112]) an beiden Seiten der Eisenbahnen sein, die jedes Land in den zweckmäßigsten Richtungen durchlaufen werden.“ Würde je eine Uebervölkerung eintreten, werden die Menschen dann bessere Vorkehrungen zu treffen wissen, als jetzt, wo die Erde noch verhältnismäßig wüst daliegt. In den townships wird es keine Wahlen geben („Wahlen demoralisieren Wähler und Gewählte und bringen unendliches Unheil über die Gesellschaft“, S. 125), sondern alle im Alter von 30—40 Jahren werden den allgemeinen inneren Rat bilden, und aus diesem werden Komitees gebildet usw., Versuche, jedes Regieren und jede Demagogie zu vermeiden, die S. 124—135 beschrieben sind. Dies ist wohl Robert Owens reifstes, überlegtestes System, das voll und ganz dem freiheitlichen Sozialismus angehört. Es steht etwa dem System Considérants in der Destinée sociale zur Seite. Das Buch von 1849 ist gewidmet „denen, welche die göttlichen Gesetze der Natur, oder Gottes, begreifen und sie den schädlichen [injurious] Gesetzen der Menschen vorziehen[113]) …“

Diese allgemeinen Ziele Robert Owens machen eine Besprechung seiner praktischen Versuche, die von so vielen Zufällen abhingen, unnötig. Die Idee der Freiwilligkeit und der intelligenten, wohlwollenden, uneigennützigen Hilfe durch die derzeit politisch und ökonomisch Mächtigen, deren guten Willen er überschätzte, ist für ihn wie für Fourier, charakteristisch, ebenso der vollständig fehlende Glaube an die befreiende Wirkung von Revolutionen: hier hat der Verlauf der Französischen Revolution auf Fourier wie auf Owen offenbar für ihr ganzes Leben abschreckend gewirkt, und die Ereignisse von 1848 vermochten nicht, diese Anschauungen Owens zu erschüttern.

Ich habe die Werke der älteren englischen Sozialisten nicht vor mir, um zu untersuchen, ob sie sich irgendwie bewußt von dem autoritären Prinzip entfernen. Die Effects of Civilisation des Arztes Charles Hall (London, 1805), die Schriften von Thomas Hodgskin[114]), T. R. Edmonds[115]), J. F. Bray[116]), Charles Bray[117]) u. a. sind gewiß autoritär.

Ganz vereinzelt steht John Gray, der Assoziation zur Verwendung des Kapitals nach bestimmten Grundsätzen und einem verbesserten Austauschsystem (S. VII) als The Social System: a treatise on the principle of exchange (Edinburgh, 1831, XVI, 374 S., 8º) vorlegte. Vorherging eine Lecture on Human Happiness, London 1825; Nachdruck in Philadelphia: Vom menschlichen Glück, Leipzig, 1907, 106 S. (mit längerer Vorrede von Prof. G. Adler); 1842 folgte An Efficient Remedy for the Distress of Nations (Edinburgh, XV, 224 S.) und 1848 Lectures on the Nature and Use of Money … (XVI, 344 S.). — Dem Londoner Third Co-operative Congess, einem Kongreß, an dem Robert Owen und William Thompson lebhaft teilnahmen, schrieb John Gray (11. April 1832), er sei „mit keiner Gesellschaft in Verbindung, sei eine Art verlorenes Schaf, das zu keiner Herde gehört, aber allen freundlich gesinnt ist“[118]).

Owen bemerkte auf diesem Kongreß: „Obgleich Mr. Gray von Edinburgh denken mag, daß er für den in seinem Social System entwickelten Plan Originalität beanspruchen könne, würde er, wenn er je den „Bericht an die Grafschaft New Lanark“ [von Owen, 1819] gesehen hätte, gefunden haben, daß man ihm zuvorgekommen sei.“ Thompson bemerkt dazu, obgleich das Vorgelesene (Owens Bericht) an und für sich gut und wertvoll sei, nämlich in bezug auf Tauschbanken, stecke doch nach seiner Meinung nichts Praktisches darin (Proceedings, S. 43).

Im Social System schlägt Gray die Bildung einer National Chamber of Commerce (nationale Handelskammer) vor mit Kapital und Landbesitz, dessen Wert den Eigentümern verzinst wird; die Produktion, nach dem Lohnsystem, wird allgemeinen Warenhäusern zugeführt und durch diese zum Verkauf gebracht, wobei, wenn Artikel zu reichlich produziert werden, dies sofort abgestellt wird und die Arbeitskräfte anders verwendet werden. Da man mit Gegenständen des allgemeinsten Gebrauchs beginne, so können die Arbeitskräfte, wenn sie für solche Arbeit nicht hinreichend beschäftigt werden können, mehr dekorative oder Luxusgegenstände verfertigen und werden dadurch immer beschäftigt. Durch einen Aufschlag auf den Warenpreis (Rohmaterial und Lohn) wird das Kapital und Land allmählich erworben. Kurz, wie Gray oft sagt, es sollte so leicht werden, zu verkaufen, wie es leicht ist, zu kaufen.

Hier liegt ein Vorschlag zu freiwilliger Planwirtschaft vor, die unbegrenzte Ausdehnung erfahren konnte und sollte. Ist freiwillige Planmäßigkeit eine autoritäre Idee? Nicht notwendigerweise; Gray spricht ganz vom Standpunkt der Sachlichkeit aus und sagte 1826 den Kolonisten von Orbiston[119]), die zusammentraten „in der Erwartung, zu entdecken, was sie tun können: „Sie können nichts tun, mindestens können sie nichts gut tun. Man könnte ebensogut erwarten, daß eine Anzahl zufällig zusammengebrachter Holzstücke imstande wäre, sich selbst zu einer schönen Maschine zusammenzufügen …, als daß auf solche Weise versammelte Menschen imstande wären, zu einem nützlichen Zweck zusammen zu arbeiten …“ Es folgt die nüchternste Kritik jeder nicht planmäßigen Genossenschaft. „Abraham Combe (1785—1827)“ — sagt Gray von dem verstorbenen Gründer von Orbiston — „glaubte, sein Prinzip sei so mächtig, daß er aus jedem Material ein schönes Gebäude errichten könne, — ein dauerndes Denkmal der Ueberlegenheit der Kooperation: aber er irrte hierin“ (S. 353). — Gray verwirft jeden kommunistischen Verteilungsmaßstab und sagt in einer Parallele seiner und Owens Ideen: „Um das soziale System allgemein einzuführen, braucht man nicht mit einer Verbesserung des menschlichen Charakters zu beginnen [Owen]: Geld und ein Komitee intelligenter und praktischer Geschäftsleute können es jederzeit in Gang bringen, und dann würde es von selbst gehen, wie ein Dampfwagen; der Plan des Herrn Owen scheint dagegen einen Grad gegenseitiger Duldung und Rücksichtnahme zu erfordern, der nach meiner bescheidenen Meinung nie die Ursache physischer Verbesserung werden kann: er kann die Folge derselben werden“ (S. 372—373).

John Grays Schriften, seine Broschüre von 1825 ausgenommen, sind wohl die nüchternsten Publikationen des damaligen Sozialismus, die um keines Gefühls willen die praktische Sachlichkeit verlassen; ihre Ideen sind eigentlich in den großen Kooperativgesellschaften verwirklicht, nur daß diese nicht im entferntesten den Ausdehnungstrieb besitzen, den Gray seinem System zutraute. Hätten die enthusiastischen Kooperatoren von 1831 Grays praktisches System befolgt, aber mit ihrem Geist durchtränkt, hätte etwas Großes geschaffen werden können. Noch Schöneres wäre geschaffen worden, wenn die Arbeiter auf William Thompson gehört hätten (s. Kap. XII). Jedenfalls lagen im alten englischen Sozialismus reichliche Keime einer freiheitlichen Entwicklung.


[96] Neudruck: Le Ruvarebohni (Le Vrai Bonheur), wiederherausgegeben nach einem der Stampfe der kaiserlichen Polizei entgangenen Exemplar von Carle de Rash (Charles Read), Paris, 1881, 1, LIV, 276; 1, 135, 103 S. in 12º. Hier sind durch sorgfältige Forschungen die Verfasser festgestellt, P. J. Jaunez Sponville und Nicolas Bugnet. — Eine Abhandlung von Dr. H. Lindemann (Arch. f. d. Gesell. d. Soz…., III, S. 225–275, 1913) bespricht diese Utopie ausführlich (S. 247—275), schreibt sie aber irrtümlich einem ganz anderen Verfasser zu (vgl. ebenda, S. 559—560).

[97] Von Mercier de la Rivière (Paris, 1792).

[98] Herausgegeben von F. Rocquain in der Revue de France, 30. April 1874 und als Lettre de Fourier au Grand Juge, mit Charles Pellarins Bemerkungen über Fourier und seine Zeitgenossen, Paris, 1874, 105 S., in 12º[.]

[99] Nichts liegt mir ferner als eine Geringschätzung der saint-simonistischen Literatur, die vielleicht die intelligenteste ist, die eine sozialistische Gruppe, nicht Einzelpersonen, hervorgebracht hat, da sie eben in vielfachster Weise kenntnisreich an wirkliche Verhältnisse anknüpft und dabei im großen denkt. Vgl. z. B. im Producteur, I, 1825, S. 100: „… und der Erdball bildet für die Philosophie nur noch eine ungeheure Werkstatt, in der alle Industriellen [der Ausdruck für alle werktätigen Kräfte] gemeinsam arbeiten, jeder nach seiner Fähigkeit, physischen Beschaffenheit, Milieu, zum allgemeinen und zum eigenen Wohl“ (Olinde Rodrigues); „… zur schnellen Entwicklung des Geistes der Assoziation, der grade dem Ziel zustrebt, die gesamte Menschheit in eine einzige Familie von Produzenten zu vereinigen“ (S. 104; derselbe). Dieses eigene Denken im großen ist den Saint-Simonisten eigen, wie St.-Simon selbst, dessen erste Erziehung von d’Alembert geleitet worden war und der nach der Auffassung seiner Schüler in Kant und Condorcet seine geistigen Vorgänger hatte; vgl. z. B. Le Producteur, III, S. 10 (Enfantin), S. 87—88 (Olinde Rodrigues), 102—104 (St.-Simon selbst), auch III, Seite 288—289, IV, S. 345 ff., 402 ff. — Das Ziel war für Enfantin, daß „die Völker den Anblick von wirklichen Assoziationen bieten würden, in denen die Produkte im Verhältnis zur Intelligenz oder produktiven Fähigkeit jedes Mitglieds verteilt würden“ (III, S. 399). — Eine praktisch-politische Anwendung zeigt z. B. Michel Chevaliers Politique industrielle (Industrielle Politik. System des Mittelmeers), Paris, März 1832, 57 S., aus dem Globe. (Der Ausdruck industriell wird erklärt im Producteur, II, S. 572—573 (J. Allier). — In diesen Konzeptionen setzen die Saint-Simonisten die weltbürgerlichen Ideen des 18. Jahrhunderts fort, nur haften sie so sehr an dem Bestehenden, das die Macht besitzt, daß sie nicht den internationalen Sozialismus gegründet haben, sondern die internationale Finanz, eine welterdrückende Autorität.

[100] Weiteres über die vergangene Entwicklung nach Fouriers Auffassung: Analyse des Falls des Menschen …, in der Phalange vom 1. Februar 1837.

[101] Für Fouriers Ideen über Assoziation werden Restif de la Bretonne und der so lange verschollene Lyoner Sozialist L’Ange oder Lange als anregende Quellen betrachtet, ohne daß dies zwingend notwendig wäre. Assoziationen gab es immer, und die Notwendigkeit der Harmonie für jedes tüchtige Zusammenarbeiten war auch bekannt, aber Fourier vereinigte beides und hierin liegt seine Originalität; er erkannte die Notwendigkeit der harmonischen Zusammensetzung der Assoziationen, wodurch sich allein lebensfähige Organismen ergeben können.

[102] Dieser Artikel wurde im Gefängnis Sainte-Pélagie geschrieben, das Guillen, der verantwortliche Redakteur der Démocratie pacifique, am 14. August 1851 nach vierzehnmonatiger Haft verließ (D. p., 17. August).

[103] Neben der Destinée sociale ist Considérants Débâcle de la politique en France (Paris, 1836, 152 S., 12º; darin Rivières Mémoire im Prozeß wegen der Bewegung vom April 1834), seine Bases de la Politique positive (1841, IV, 119 S., 8º; 1847, 157 S., 16º) und sein Le Socialisme devant le vieux monde (Der Sozialismus vor der alten Welt oder der Lebendige vor den Toten …) (2. Auflage, 1848, VII, 264 S.), hervorzuheben. — Hippolyte Renauds Solidarité. Vue synthétique de la doctrine de Ch. Fourier (Paris, 1842, 291 S;, 8º) ist eine der bekanntesten Zusammenfassungen des Systems (7. Auflage, Paris, 1898, 364 S.). — Ich kann diese reiche fourieristische Literatur nicht nach denjenigen Verfassern durchsuchen, die in freiheitlicher Richtung am weitesten gingen; nur Exzerpte aus E. de Pompéry liegen mir jetzt vor.

[104] E. de Pompéry, Verfasser des Docteur de Tombouctou, 1837, der Theorie de l’Association et de l’Uniti universelle de C. Fourier …, 1841, lebte bis in die neunziger Jahre, schrieb vielerlei, setzte aber seine in der Humanité, 1845, begonnene Propaganda, soviel ich weiß, nicht fort; seine Broschüre Despotisme ou Socialisme (Paris, 1849, Librairie phalanstérienne, 32 S., 16º) ist mir nicht zur Hand. Vgl. über ihn Alexandre de Pompéry, Un ami de George Sand … (1897, 16 S.); Les Hommes d’aujourd’hui, Nr. 126, usw.

[105] Inzwischen macht freilich die Diskussion vieler dieser Probleme Fortschritte und wird z. B. seit lange in den jetzt ganz individualistisch-anarchistischen Zeitschriften E. Armands geführt (L’Étre nouvelle, hors du troupeau, les Réfractaires, l’en dehors, seit 1901, Paris, später Orleans). In Fouriers und Considérants und anderer Werken steckt aber noch immer viel ihren Zeitgenossen kaum verständliches, zu dem unsere jetzige freiheitliche Erkenntnis den Schlüssel gibt; die Autoritären wußten nichts mit Fourier anzufangen, trotzdem [haben] seine Ideen selbst Männer wie Bürkli, Greulich und Bebel eigentümlich anzogen.

[106] In den Reports of State Trials und in privaten Prozeßberichten, manchmal umfangreichen Bänden, ist über die zahlreichen Prozesse in England und Schottland seit den neunziger Jahren, Oberst Despard (1803), Brandreth (1817), Thistlewoods ersten Prozeß (1817), Henry Hunts Prozeß in York (1820), die ältesten Gewerkschaftsprozesse (z. B. die Weber von Manchester, 1809) ausführlich berichtet, aber es fehlt dort begreiflicherweise der innere Kern der vielen Bewegungen, über den uns Memoiren nur spärlich unterrichten, z. B. Samuel Bamfords Passages in the Life of a Radical (London, 1844). Speziell über Thistlewood, der eine lange Vergangenheit in Frankreich, wie man glaubte in der französischen Armee, hinter sich hatte, ist man zu wenig unterrichtet.

[107] G. J. Holyoakes History of Co-operation in England, Band I (1812 bis 1844), London, 1875, XI, 419 S., desselben Sixty years of an Agitators Life, 1892, lassen vor allem den Umfang des Gegenstandes erkennen; vgl. auch die Uebersicht von Holyoakes eigener Tätigkeit in der Descriptive Bibliography von Ch. W. E. Goss (London, 1908, LXXXII, 118 S.). — Einzelne Sozialisten hat H. P. G. Quack genauer untersucht: De Socialisten … (Amsterdam, 1904, 387 S.), über Charles Hall, Hodgskin, Thompson, J. Fr. and Charles Bray, John Gray u. a.). — Frank Podmore untersuchte Robert Owens Leben, Graham Wallace die Tätigkeit von Francis Place, französische und österreichische Forscher die Ideen von Thomas Hodgskin; ziemliche Aufmerksamkeit wendete sich William Thompson zu, ebenso der Geschichte des Chartismus. — Professor H. S. Foxwells Uebersicht und Bibliographie in der Einleitung zu Prof. Anton Mengers Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag (1891), englische Uebersetzung London, 1899, CXVIII, 271 S. (deutsch in der Uebersetzung von Thompsons Enquiry, Berlin) läßt den überwältigenden Umfang des Gegenstandes erkennen Neu ist Robert Owen von G. D. II. Cole, 1925, 267 S.

[108] Vgl. besonders The English Utilitarians, von Leslie Stephen, 2 Bande. — Erwähnt sei Benthams Kritik des Parlamentarismus, von der eine französische Uebersetzung erschien als Sophismes parlementaires … (Paris, 1840, 352 S„ 8º).

[109] Vorgreifend kann man sagen, daß die Naturwissenschaften (Darwin) bald darauf einen neuen Aufschwung zu ermöglichen schienen, daß aber der Nationalismus (Mazzini) dies verhinderte und die autoritären Strömungen (Kapitalismus, Imperialismus, staatlicher Sozialismus, Diktatur) vorläufig gesiegt haben.

[110] Hier wird das für die Zukunft des Sozialismus entscheidende Toleranzproblem an seinem religiösen Vorbild erörtert, und Mill fügt das wichtige Indifferenzargument hinzu, das die Gesellschaft schließlich der religiösen Streitereien überdrüssig werden ließ. Müssen die Kämpfe zwischen den autoritären und den freiheitlichen Richtungen auch erst Jahrhunderte dauern, um dann wie einst das Theologengezänk beiseite geschoben zu werden, oder hat man den Willen, ist man imstande, aus jenem warnenden Beispiel zu lernen das ist die Lebensfrage der sozialistischen Zukunft; denn nicht mehr als die alleinseligmachende Kirche und der Weitstaat eines Tyrannen wird sich je ein einziger alleinseligmachender Sozialismus durchsetzen, sondern nur die der natürlichen Entwicklung entsprechende Vielartigkeit sozialistischer und freiheitlicher Betätigung.

[111] Kurz resümiert nach den 36 Punkten in The Revolution in the mind and practice of the Human Race … (London, 1849), S. 61—68, einer seine Tätigkeit und Ideen zusammenfassenden Schrift, in der dann S. 72—138 diese 36 Punkte und gewisse Uebergangsvorschläge (S. 69—71, 138—143) näher erklärt sind.

[112] S. 120. Wie Fourier träumt Owen von großen Gebäuden (S. 119), die der an Königspaläste gewöhnten früheren Mentalität entsprechen, während unser ästhetisches Bedürfnis sich dem Einzelhaus zugewendet hat, das durch die Dezentralisation der elektrischen Kraft zugleich alle Vorteile der Gemeinschaftshäuser besitzt.

[113] Das Buch enthält als Vorrede Appelle sowohl an die Königin von England und ihre Berater wie an die „roten Republikaner, Kommunisten und Sozialisten Europas“ (S. XII—XXVIII), deren aller Tätigkeit entweder die Uebel des Despotismus, oder die der Anarchie herbeiführe, während Owen von seinem Plan erwartet „einen höheren Zustand, in welchem Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit von allen richtig verstanden sind und ausgeübt werden …“

[114] Hodgskin, 1787—1869, der Verfasser von Labour defended against the Claims of Capital, (London, 1825, 32 S., 12º; deutsch, Leipzig), wurde mehrfach näher untersucht, von Élie Halévy (Thomas Hodgskin, Paris, 1903, 220 S.), von Dr. C. Koepp, 1911, von Dr. G. Eckstein Arch. f. d. Gesch. d. Soz., VI, S. 286—308, 1915, von Quack, von Esther Löwenthal (The Ricardian Socialists, New York, 1911) usw. — Er wird neuerdings in gewisser Hinsicht als sich anarchistischen Ideen nähernd betrachtet, was ich außerstande war, aus eigener Anschauung zu verifizieren. In der English Historical Review, Oktober 1897, teilt J. Holland Rose nach Francis Place (Add. Mss. 27791, S. 218) mit, daß Hodgskins Ideen von den Arbeitern mehr als die von Owen akzeptiert und als radikaler empfunden wurden; sie seien in „kleinen Broschüren zu 2 Pence“ verbreitet worden; erwähnt wird noch „Hodgskins anarchische Behauptung, daß alles gut sein werde, wenn die Gesetze abgeschafft würden.“

[115] T. R. Edmonds ist nach seiner Practical Moral and Political Economy … (London, 1828, VIII, 304 S.) durchaus autoritär. Er nennt seine Ideen „the social system, on account of its being based on gregariousness and equality[“] (S. 281), das soziale System, weil auf Geselligkeit und Gleichheit beruhend; er wendet das Wort sociality im Sinn von gregariousness oder the collecting together of men an, wieder eine Stufe auf dem Weg der Entstehung und Verbreitung des Worts Sozialist (S. 238, 240, 268 usw.).

[116] John Francis Bray (Labours Wrong and Labours Remedy, 1839; Leiden und Heilmittel der Arbeit) soll kommunistische Gesellschaften von 1000 bis 5000 Personen als Endziel betrachten und große Organisationen der Produzenten jeder Arbeitskategorie als Uebergangszustand; er wird als erster revolutionärer Arbeitersozialist betrachtet und dürfte autoritär gewesen sein.

[117] Charles Bray (The Philosophy of Necessity, 1841; 2. Aufl. 1863; Phases of Opinion and Experience during a long life, Autobiographie, 1884) war ein sehr gemäßigter Sozialist, dessen auch als The Education of the Feelings, 2. Aufl. 1849, vorgelegte Ideen ich jetzt nicht auf freiheitliche Elemente hin untersuchen kann.

[118] Proceedings of the Third Co-operative Congress …, London, … April 1832 .. (London, 1832, 129 S„ 12º), S. 124—125.

[119] Im Social System, S. 338 ff, erzählt Gray seinen Entwicklungsgang, der ihn erst nach der ersten Fixierung seiner Ideen zur Lektüre der Schriften Robert Owens führte. Er sah dann aus der Nähe den Fehlschlag der kooperativen Kolonie in Orbiston, Schottland (über welche Alexander Cullen 1910 in Glasgow das Buch Adventures in Socialism, New Lanark Establishment and Orbiston Community, XV, 330 S. herausgab); Grays Kritik war A Word of Advice to the Orbistonians, on the Principles which ought to regulate their proceedings (Ratschläge an die Leute von Orbiston …), 29. Juni 1826.

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Freedom in Robert Owen and older English socialism

Even older English socialism was full of liberal approaches, though it did not produce a purely anarchistic flowering like Godwin’s Political Justice . After all, in the time of the aristocratic oligarchy and the bourgeoisie beginning to share power with it, one had the least conceivable opinion of the state, whose character as an organ of the interests of these two classes, great landowners and capitalists, was plain. Social democracy, which hoped to seize parliamentary rule, existed only in its infancy, the electoral rights struggles, democratic movements that had expanded enormously in Chartism since 1837, but to which the real socialists felt alien. These, as in the seventeenth century, took as their point of departure the extra-state and voluntary union of a just reconstruction of society. In addition to direct socialist attempts, these tendencies sprang from the cooperative movement, which had become ever-growing, albeit weakening in its purposefulness, and the trade union movement, which had been active since 1824, also led a completely independent, independent life in those decades. Robert Owen and his comrades then saturated both movements with their minds. But with their expansion, these movements did not deepen, but integrated themselves into bourgeois society. An authoritarian current, which was aimed at influencing the state and dictatorship, also took part, in part, as a franchise, partly as a conspiracy to conquer a revolutionary dictatorship, such as Arthur Thistlewood and his comrades tragically ending in so-called Cato Street Conspiracy [106] A counterpart to Babeuf’s conspiracy, partly as a democratic socialist movement, was advocated especially by Bronterre O’Brien, who also translated Buonarroti’s History of Babeuf’s Conspiracy for Equality in 1836.

The historiography of those times is abundant, the journals, books and pamphlets are as numerous as have been lost and rare, but the genuinely liberal aspects of these sweeping movements of interest from the twenties to the forties have not yet been particularly emphasized , [107] )

Godwin’s ideas of 1792 (see Chapter IX), which he himself soon no longer represented with energy, were replaced by those of the Utilitarians , James Mill, Jeremy Bentham et al. [108] John Stuart Mills On Liberty (1859) is one of the most beautiful products of this aspiration, aimed at a maximum of freedom, but not on the whole and full freedom, which as far as possible halted state socialism for as long as possible. Mill speaks here z. Of three periods in which the yoke of authority was broken: the time immediately after the Reformation, the second half of the eighteenth century among the educated of the continent in a speculative relationship, and in the brief spiritual fermentation of Germany in the Goethe and Spruce period, “In each [of these periods] an old spiritual despotism had been shaken off and not yet replaced by a new one. The impulse of these three periods made Europe what it is now. Any single improvement in mindset and facilities can be traced back to exactly one of them. “At that time, in 1859, Mill noted that there are signs that all three impulses are” almost exhausted, and we can not expect a new beginning unless we have Or, he explains the “tyranny of the majority”: “…. There is a limit to the legitimate integration of common views into individual independence, and to find that limit and to assert against transgressions is as indispensable to the good state of human relations as protection against political despotism. “Or he describes the results of religious intolerance:” … but when the heat of the struggle was over, without any party being complete victorious, and every church or sect had to confine their hopes to asserting their territory, there were the minorities, the s They argue that they had no chance of becoming majorities, requiring them to demand permission to disagree with those who could not teach them. Therefore, almost exclusively in this battlefield, the rights of the individual against society were asserted on a broad principled basis, and the claim of society to exercise authority over dissenters was openly contradicted ….. But so close is the intolerance of humanity when What matters to her heart is that religious freedom was scarcely practiced anywhere else than where religious indifference, which does not want to be disturbed by theological bickering, put its weight in the balance … [110] )

While John Stuart Mill, especially in his later years, expressed social sentiment, the Utilitarians passed the terrible social consequences of the factory system too easily, losing contact with social movements. Robert Owen, who freed himself early from religious influence, watched more than any other since 1791 (Manchester) the slavery and misery of the workers, working and working children through the factory system that crushed them without restriction and the possibility of their situation within the capitalist system by honestly meant To improve welfare facilities significantly. He then concluded that mankind’s most far-reaching possibilities for improvement were to improve the milieu, but as a means he did not recognize an expropriating revolution, but an example (New Lanark, 1799-1829), propaganda and voluntary achievement with benevolent initial support economically stronger or on their own , He introduced himself to townships, municipalities, from 500 to a maximum of 3000 people, with equal and common parenting, fullest personal freedom, common self-government and production without unnecessary private property. These tomnships would federate, forming circles of 10, 100, 1000, and so on, until they spread over the whole earth; to them belongs the sufficient surrounding land for the maximum of their inhabitants. Councils of older people (40-60 years old) on foreign relations and delegates are responsible for the connection with the other townships, the creation of new townships, meetings with the inner circle of townships , etc. [111] )

The size of these social groups springs from considerations similar to those of Fourier’s definition of such boundaries, the feeling that a particular size ratio is best suited to each individual case.

“These separate [separate] and united [for narrower purposes at 10 each, for more 50 or 100, etc., federated] townships, will be palaces surrounded by gardens, amusement squares and highly cultivated land [112] on both sides of the railways Each country will pass through in the most convenient directions. “If ever an overpopulation were to occur, then men would know better things to make than they are now, when the earth is still comparatively desolate. There will be no elections in the townships (“Elections demoralize voters and elected and bring infinite calamity to society”, p. 125), but all at the age of 30-40 years will form the general internal council, and this will become committees formed, etc., attempts to avoid any governing and demagoguery, which are described p. 124-135. This is arguably Robert Owen’s most mature, most deliberate system, wholly owned by liberal socialism. It is about the system Considérants in the Destinée sociale to the side. The Book of 1849 is dedicated to “those who understand the divine laws of nature, or God, and prefer them to the injurious laws of men [113] ) …”

These general aims of Robert Owen make a discussion of his practical experiments, which depend on so many coincidences, unnecessary. The idea of ​​voluntarism and intelligent, benevolent, disinterested help by those who are currently politically and economically powerful, whose goodwill he overestimated, is characteristic for him as well as for Fourier, as is the completely lacking belief in the liberating effect of revolutions The course of the French Revolution on Fourier, as well as on Owen, seemed to have been a deterrent to their lives, and the events of 1848 failed to upset Owen’s views.

I do not have the works of the older English socialists before me to investigate whether they somehow deliberately move away from the authoritarian principle. The effects of civilization of the physician Charles Hall (London, 1805), the writings of Thomas Hodgskin [114] ), TR Edmonds [115] ), JF Bray [116] ), Charles Bray [117], among others, are certainly authoritarian.

Quite a few are John Gray, who proposed the use of capital according to certain principles and an improved system of exchange (p. VII) as The Social System: a treatise on the principle of exchange (Edinburgh, 1831, XVI, 374 p., 8º) , Previoused to a Lecture on Human Happiness, London 1825; Reproduction in Philadelphia: Of the human luck, Leipzig, 1907, 106 S. (with longer Vorrede of Prof. G. Adler); In 1842 followed An Efficient Remedy for the Distress of Nations (Edinburgh, XV, 224 p.) And in 1848 Lectures on the Nature and Use of Money … (XVI, 344 p.). The London Third Co-operative Congess, a congress in which Robert Owen and William Thompson vividly participated, wrote to John Gray (April 11, 1832) that he was “in no company, a lost sheep that was not one Hear herd, but everyone is friendly ” [118] ).

Owen remarked at this congress, “Although Mr. Gray of Edinburgh may think that he could claim originality for the plan developed in his social system , if he ever wrote the” Report to the County of New Lanark “[by Owen, 1819 Thompson remarks that although the read (Owen’s account) is in and of itself good and valuable, that is, in relation to swap banks, in his opinion there is nothing practical in it (Proceedings , P. 43).

In the social system , Gray proposes the formation of a National Chamber of Commerce with capital and land ownership whose value pays interest to the owners; production, according to the wage system, is brought to general warehouses and put into sale by them, whereby if articles are too abundantly produced, this is immediately put off and the labor force is used differently. Since one begins with objects of the most common use, so the workers, if they can not be sufficiently employed for such work, make more decorative or luxury articles and thereby become always busy. By a surcharge on the commodity price (raw material and reward) the capital and land are gradually acquired. In short, as Gray often says, it should be as easy to sell as it is easy to buy.

Here is a proposal for voluntary planned economy, which could and should experience unlimited expansion. Is voluntary planning an authoritarian idea? Not necessarily; Gray speaks from the point of view of objectivity and in 1826 told the colonist of Orbiston [119] that they assembled “expecting to discover what they can do: “They can do nothing, at least they can do no good. One might as well expect that a number of random pieces of wood would be able to assemble themselves into a beautiful machine … than that people assembled in such a way would be able to work together for a useful purpose … “The most sober of them follows Criticism of any unscheduled cooperative. “Abraham Combe (1785-1827)” – says Gray of the deceased founder of Orbiston – “believed that his principle was so powerful that he could construct a beautiful building out of any material – a perennial monument to the superiority of cooperation: but he was wrong “(p. 353). – Gray rejects any communist scale of distribution and says in a parallel of his and Owen’s ideas, “To introduce the social system generally, one need not begin to improve the human character [Owen]: money and a committee of intelligent and practical business people can do it anytime and then it would go by itself, like a steam car; Mr. Owen’s plan, on the other hand, seems to require a degree of mutual toleration and consideration which, in my humble opinion, can never become the cause of physical improvement: it can be the consequence of it “(pp. 372-373).

John Gray’s writings, his booklet of 1825 excepted, are probably the most sober publications of the former socialism, which leave the practical objectivity for no emotional sake; their ideas are actually realized in the large co-operative societies, only that these do not have in the farthest reaches the expansion instinct, which Gray dared his system. If the enthusiastic co-operatives of 1831 had followed Grays practical system, but imbued it with her mind, something great could have been created. It would have been even better if the workers had listened to William Thompson (see Chapter XII). In any case, in ancient English socialism there were abundant germs of a liberal development.


[106] In the Reports of State Trials and in private litigations, sometimes voluminous volumes, is about the numerous processes in England and Scotland since the 1990s, Colonel Despard (1803), Brandreth (1817), Thistlewood’s first trial (1817), Henry Hunt’s trial in York (1820), the earliest trade union processes (eg, the Weber of Manchester, 1809), are extensively reported, but there is no comprehensible understanding of the inner core of the many movements about which memoirs teach us only sparingly; B. Samuel Bamford’s Passages in the Life of a Radical (London, 1844). Especially about Thistlewood, who had a long history in France, as was believed in the French army, behind him, one is not sufficiently informed.

[107] GJ Holyoake’s History of Co-operation in England, Vol. I (1812-44), London, 1875, XI, 419 p., Of the same Sixty Years of Agitators Life, 1892, reveal above all the scope of the object; see. also the review of Holyoake’s own activity in the Descriptive Bibliography of Ch. WE Goss (London, 1908, LXXXII, 118 pp.). – Socialists examined HPG Quack more closely: De Socialisten … (Amsterdam, 1904, 387 p.), Charles Hall, Hodgskin, Thompson, J. Fr. and Charles Bray, John Gray and others). – Frank Podmore studied Robert Owens life, Graham Wallace the work of Francis Place, French and Austrian researchers the ideas of Thomas Hodgskin; quite a bit of attention turned to William Thompson, as well as the history of Chartism. – Professor HS Foxwell’s Review and Bibliography in the Introduction to Prof. Anton Mengers The Right to Full Labor (1891), English translation London, 1899, CXVIII, 271 p. (English translation of Thompson’s Inquiry , Berlin) leaves the overwhelming Recognizing the Scope of the Item New is Robert Owen of DG II. Cole, 1925, 267 p.

[108] See especially The English Utilitarians, by Leslie Stephen, 2 volumes. Mention should be made of Bentham’s criticism of parliamentarism, of which a French translation appeared as Sophismes parlementaires … (Paris, 1840, 352 p. 8º).

[109] It can be said in advance that the natural sciences (Darwin) soon seemed to enable a new upswing, but that nationalism (Mazzini) prevented this and that the authoritarian currents (capitalism, imperialism, state socialism, dictatorship) had provisionally triumphed.

[110] Here the problem of tolerance for the future of socialism is discussed in his religious model, and Mill adds the important indifference argument that eventually made society weary of religious quarrels. If the struggles between the authoritarian and liberal tendencies also have to last for centuries, and then, as once, the theological bickering be pushed aside, or if one has the will to learn from that warning example, this is the vital question of the socialist future; for no more than the alone- making Church and the far-flung state of a tyrant will ever assert a single, solitary socialism, but only the variety of socialist and liberal activity corresponding to natural development.

[111] Briefly summarized after the 36 points in The Revolution in the Mind and Practice of the Human Race … (London, 1849), pp. 61-68, a work summarizing his activity and ideas, in which p These 36 points and certain transition proposals (pages 69-71, 138-143) are explained in more detail.

[112] p. 120. Like Fourier, Owen dreams of large buildings (p. 119) that correspond to the earlier mentality accustomed to royal palaces, while our aesthetic need has turned to the single house, which at the same time has all the advantages of the decentralization of the electric force Owns community houses.

[113] The book contains as a preface appeals both to the Queen of England and her advisors as to the “Red Republicans, Communists and Socialists of Europe” (pp. XII-XXVIII), all of whose activities either the evil of despotism, or of the Anarchy, while Owen expects of his plan “a higher state in which freedom, equality and brotherhood are properly understood and exercised by all …”

[ 114 ] Hodgskin, 1787-1869, the author of Labor defended against the Claims of Capital, (London, 1825, 32 p., 12 °, German, Leipzig), has been examined several times, by Élie Halévy (Thomas Hodgskin, Paris, 1903, 220 p.), By dr. C. Koepp, 1911, by dr. G. Eckstein Arch. Fd Gesch. d. Soz., VI, pp. 286-308, 1915, by Quack, by Esther Löwenthal (The Ricardian Socialists, New York, 1911), etc. – lately, in some respects, he is regarded as approaching anarchist ideas, which I was incapable of to verify from their own point of view. In the English Historical Review, October 1897, J. Holland Rose states, according to Francis Place (Add. Mss., 27791, p. 218), that Hodgkins’s ideas were accepted by the workers more than Owen’s and felt to be more radical; they had been distributed in “small brochures at 2 pence”; there is still mention of “Hodgskin’s anarchic assertion that if the laws were abolished, everything will be alright.”

[115] TR Edmonds is quite authoritarian, according to his Practical Moral and Political Economy … (London, 1828, VIII, 304 p.). He calls his ideas “the social system, on account of its being based on gregariousness and equality” (p. 281), the social system because of sociability and equality; he uses the word sociality in the sense of gregariousness or the collecting together of men , again a step in the direction of the emergence and spread of the word socialist (pp. 238, 240, 268, etc.).

[116] John Francis Bray (Labor’s Wrong and Labor’s Remedy, 1839; Suffering and Remedies of Labor) is to consider communist societies of 1000 to 5000 persons as the ultimate goal and large organizations of producers of each work category as a transitional state; he is considered the first revolutionary worker socialist and should have been authoritarian.

[117] Charles Bray (The Philosophy of Necessity, 1841, 2nd ed., 1863) was a very moderate socialist, also known as The Education of the Feelings, 2. Aufl. 1849, presented ideas I can not now examine for liberal elements.

[118] Proceedings of the Third Co-operative Congress …, London, … April 1832. (London, 1832, 129 S “12º), pp. 124-125.

[119] In the Social System, p. 338 ff., Gray describes his course of development, which led him to read the writings of Robert Owen only after the first fixation of his ideas. He then saw up close the failure of the Cooperative Colony in Orbiston, Scotland (about which Alexander Cullen published in 1910 in Glasgow the book Adventures in Socialism, New Lanark Establishment and Orbiston Community , XV, 330 p.); Grays criticism was A Word of Advice to the Orbistonians, on the Principles which ought to regulate their proceedings , to 29 June 1826.

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XII. William Thompson

Einer der intelligentesten, begeistertsten und bewußtesten Vertreter des englischen freiheitlichen Sozialismus war William Thompson, ein irischer Grundbesitzer aus der Grafschaft Cork, der von zirka 1785 bis 1833 (28. März) lebte. Er war zuerst unter Jeremy Benthams persönlichem Einfluß, gab sich dann, durch Robert Owens Tätigkeit angeregt, ganz der sozialistischen Sache hin. Er war ein genauer Leser von Godwins Politischer Gerechtigkeit, und der erste Teil, bis zu einer gewissen Stelle, seines 1824 veröffentlichten Hauptwerks zeigt ihn als einen sehr unabhängigen Sozialisten, der vor allem das Recht eines jeden auf den vollen Arbeitsertrag herausarbeitet, wobei er auf die Garantien der Freiheit und der Sicherheit des einzelnen das größte Gewicht legt, so daß ein Mutualismus auf freiheitlicher und sozialer Basis sich ergibt. Plötzlich aber wird der Verfasser vor unseren Augen Kommunist, d. h. er hält die besondere Feststellung des einzelnen Arbeitsertrages nicht mehr für nötig und vertritt nun den freien Genuß nach den Bedürfnissen eines jeden. Bei letzteren Ansichten ist Thompson geblieben und suchte nunmehr, ihre praktische Durchführung zu ermöglichen, durch seine größere Schrift über die Gründung kommunistischer Gemeinschaften, durch einen Appell an die Arbeiter in diesem Sinn, durch rastlose Beteiligung an der beginnenden Bewegung, d. h. den Kongressen und Diskussionen der bestehenden Genossenschaften und durch den Versuch wirklich kommunistischer Gründungen. Wenn es auf ihn allein angekommen wäre, wäre damals viele interessante Versuchsarbeit geschehen. Aber er starb unerwartet früh in Clonnkeen, Roscarbery (Grafschaft Cork), auf seinem Besitz. Er hinterließ sein Vermögen der Bewegung, was aber durch seine Verwandten erfolgreich angefochten wurde. Er erscheint als eine entwicklungsfähigere, weniger egozentrische Gestalt als Robert Owen, und sein Tod beraubte die Bewegung der einzigen wirklich unabhängigen und bedeutenden Kraft, die ihr einen über Owen hinausreichenden Impuls geben konnte; nach ihm begann die Periode der Mittelmäßigkeiten, die sich Owen fügten oder über Kleinigkeiten mit ihm zerfielen. So stand dem vorwiegend politischen Chartismus dann eine sehr einseitige owenistische Partei fast allein gegenüber und die Politiker gewannen die Oberhand. Thompson hätte vielleicht die noch immer fehlende enge Verbindung von Gewerkschaften und Genossenschaften damals versucht und gefördert, wodurch dem politischen Sozialismus ein Gegengewicht entstanden wäre. Statt dessen wurden die Gewerkschaften von der Politik absorbiert und vom Sozialismus abgelenkt. Der frühe Tod Thompsons war also wohl ein Verhängnis für die ganze Entwicklungsgeschichte der Arbeiterbewegung. Man ist noch nicht Heldenverehrer, wenn man so die Folgen konstatiert, die oft der Tod eines bedeutenderen Mannes und die Herrschaft von Mittelmäßigkeiten nach ihm verursachten.

Thompsons Werke waren: An Inquiry into the principles of the distribution of wealth most conductive to human happiness, applied to the newly proposed system of voluntary Equality of Wealth (London, 1824, XXIV, 600 S., 8º) (Untersuchung über die dem menschlichen Glück förderlichsten Grundsätze der Verteilung des Reichtums, angewandt auf das seit kurzem vorgeschlagene System freiwilliger Gleichheit des Besitzes[120]).

Appeal of one half of the Human Race, Women, against the Pretensions of the other half, Men, to retain them in Political and thence in Civil and Domestic Slavery, in reply to a paragraph of Mr. [James] Mills celebrated „Essay on Government“, London, 1825, XVI, 221 S. (Appell einer Hälfte des Menschengeschlechts, der Frauen, gegen die Prätensionen der andern Hälfte, der Männer, sie in politischer und daher in bürgerlicher und häuslicher Sklaverei zu halten …).

Labour Rewarded: the Claims of Labour and Capital Conciliated, or How to secure to Labour the whole product of its exertions, London, 1827, VIII, 127 S. (Arbeit belohnt: die Ansprüche von Arbeit und Kapital versöhnt, oder: Wie kann der Arbeit das ganze Arbeitsprodukt gesichert werden).

Practical Directions for the Speedy and Economical Establishment of Communities on the Principles of Mutual Co-operation, United Possessions and Equality of Exertions and of the Means of Enjoyments, London, 1830, (Praktische Anweisungen zur schnellen und billigen Gründung von Gemeinschaften auf den Grundsätzen gegenseitiger Zusammenarbeit, vereinten Besitzes und Gleichheit der Arbeit und der Genußmittel).

Auf eine Analyse dieser Schriften, deren erste durch die deutsche Uebersetzung recht zugänglich geworden ist, muß ich verzichten, will aber durch längere Auszüge aus Thompsons Address to the industrious classes of Britain and Ireland; Particulary to our Neighbours, the distressed Spitalfields Weavers (Adresse an die werktätigen Klassen Englands und Irlands, insbesondere an unsere Nachbarn, die notleidenden Weber von Spitalfields) Thompsons Versuch einer direkten Arbeiterpropaganda, dem ein Aktionsversuch hätte folgen können, vorführen (datiert Cork, 22. September 1826)[121]):

„… Ihr bringt allen jedes Jahr im Land verzehrten Reichtum hervor und ebenso dauernderen Besitz und doch seid ihr, die Produzenten, in beständiger Gefahr, aus Mangel zugrunde zu gehen. Ist das nicht wahr? Blickt um euch. Wie lange soll das so bleiben? Soll das so bleiben? Wie lange werdet ihr erlauben, daß das so bleibt? In eurer Macht liegt es, ohne Gewalt diesen Zustand ein für allemal umzustürzen.“

„Aber dieser Zustand muß für immer bleiben, solange ihr alle jeder im Gegensatz zu allen andern für unbekannte Verbraucher an allen Weitenden arbeitet, und solange jedes Gewerbe und jeder Arbeiter allerorts konkurrierende Nebenbuhler und Feinde jedes anderen Gewerbes und Arbeiters sind. Solange dieses System getrennter und sich entgegenstehender Interessen besteht, werdet ihr vergeblich das euch erdrückende Unheil bekämpfen. Selbst eure friedlichen freiwilligen Kombinationen oder Vereinigungen, die das Gesetz erlaubt, werden euch nicht aus Armut und Not, aus Unwissenheit und Laster, aus stets wachsendem Elend herausreißen.“

„Ihr kämpft vergeblich gegen Kapitalisten und Grundbesitzer, die neben dem überwältigenden Einfluß ihres privaten Reichtums, notwendigerweise auch die Gesetze verfertigen, die eure Arbeit regulieren und besteuern und all eure Handlungen, selbst eure Worte und Meinungen, in ihrem angenommenen Interesse kontrollieren. Ihr kämpft vergeblich gegen die Konkurrenz der Macht der Wissenschaft, die Jahr für Jahr eure erworbene Handfertigkeit überflüssig und große Mengen eurer Arbeit verwendungslos macht und so den elenden Lohn eurer Mühen noch herunterdrückt … Arme Arbeiter oder billige Waren werden, mit oder ohne eure und eurer Herren Zustimmung, weiterhin eure stets sinkenden Löhne auf ihr Niveau herabdrücken …“

„Wie lange werdet ihr also noch die Betrogenen von Politikern und Spekulanten sein, die ihrerseits aufrichtig Betrogene ihres eigenen Mangels an Kenntnissen und erworbener Gewohnheiten Sind? …“

„… Wollt ihr aus dem elenden Streit mit allen jetzt eure Arbeit ausbeutenden Klassen herauskommen, ohne Diskussion und ohne Zank mit ihnen? Wollt ihr eure eigenen Herren und Arbeitgeber sein? Wollt ihr sichere Beschäftigung und reichliche Entlohnung euer ganzes Leben hindurch haben? Wollt ihr, daß ebenso beständige Nachfrage nach der Arbeit eurer Frauen besteht, die ebenso produktiv und gut entlohnt sein würden, wie ihr selbst? Wollt ihr, daß die Arbeit eurer Kinder vom Alter von 5 [sic] bis 15 Jahren dieselben glücklicher und besser ernährt und erzieht, als die Kinder der Reichsten jetzt ernährt und erzogen sind? Wollt ihr die Begrenzung eurer Arbeitsstunden auf die mit Gesundheit und täglichem sozialen und geistigen Genuß vereinbare Zeit? Wollt ihr von allen Beschäftigungen befreit werden, die eure Gesundheit verbrauchen und euer Leben verkürzen und Abwechslung zwischen Arbeit in geschlossenen Räumen und in freier Luft genießen? Wollt ihr im Fall von Unfällen, Krankheit und Alter versorgt werden? Wollt ihr, daß eure Kinder während eures Lebens und nach eurem Tod dieselben Vorteile genießen? Daß eure Waisen so gut versorgt werden, wie wenn ihr lebtet? Wollt ihr selbst in wenigen Jahren das Land besitzen, dem eure Arbeit Nahrung und Rohstoffe entnimmt, die Häuser, in denen ihr wohnt, Maschinen und Material zu eurer Arbeit? Wollt ihr hierdurch selbst euer volles Arbeitsprodukt genießen und dadurch eurer Arbeit alle Mittel für Bequemlichkeit und Genuß entnehmen, die vernünftigen Wesen wert scheinen, dafür zu arbeiten?“

„Wenn ihr dies haben wollt, braucht ihr nichts zu tun, als einfach die Richtung eurer Arbeit zu ändern. Statt für unbekannte Personen zu arbeiten, arbeitet einer für den andern. Statt daß ihr alle Seidenoder Baumwollstoffe oder Schuhe produziert, mögen einige von euch Lebensmittel produzieren, andere eure Häuser, Werkstätten, Maschinen und Möbel herstellen und ausbessern, andere eure Kleidung aus verschiedenen Stoffen, Schuhe, Strümpfe, Hüte machen, während andere weiterhin Seidenstoffe oder anderes, das allgemein verlangt wird, produzieren, um so im Tausch die bei unserm Klima und Boden zu Hause nicht herstellbaren Gegenstände oder Geld für notwendige Verpflichtungen zu erlangen, oder verwendet hierzu den Ueberschuß eurer gewöhnlichen Produktion. Oder es mag eine entsprechende Zahl Seidenweber sich einer viel größeren Zahl von landwirtschaftlichen Arbeitern und Handwerkern anschließen, so daß alle die Bedürfnisse aller andern herstellen und so unter sich Produzenten und Konsumenten, Arbeitsgeber und Arbeitsnehmer sind.“

„Dazu braucht ihr Land mit immerwährender oder sehr langer Pacht oder Kaufrecht innerhalb gewisser Zeit durch einen Zuschlag zur Pachtsumme, Land, das ausreicht, eure Nahrung und die meisten Rohstoffe zur Herstellung eurer Kleidung zu liefern. Auf demselben errichten einige von euch Gebäude, zuerst für die notwendigsten Betriebe, dann für Wohnstätten, die nach eurem Sinn und Geschmack schön hergestellt werden; die übrigen produzieren Nahrungsmittel, Werkzeuge und schaffen füreinander erst allen Lebensbedarf, dann zuletzt alle erwünschten Lebensverfeinerungen. Ihr müßt jedem Mitglied ehrlich und gleichmäßig alle Mittel, glücklich zu sein, über die ihr verfügt, zuteil werden lassen, besonders die Produkte des sich aus eurer vereinten Arbeit ergebenden Wohlstands, so daß die Fähigkeiten aller gleichmäßig gepflegt und in die zum Glück aller am meisten beitragende Art geleitet werden.“

Als Mittel der Durchführung dieses Plans schlägt Thompson vor, daß jeder beitretende Arbeiter allmählich 5 Pfund für jede erwachsene Person und die Hälfte der Summe für jedes Kind unter zehn Jahren bei der London Co-operative Society einzahlt, während das übrige Geld, einige tausend Pfund, von bemittelten Personen beigetragen wird, die sich einem Plan für, gleiche und universelle Gerechtigkeit und Glück“ anzuschließen wünschen, durch Gründung einer Gemeinschaft „für gegenseitige Lieferung der Lebensbedürfnisse und gegenseitige permanente Versicherung und Unabhängigkeit ….“ Einige hundert Acker Land sollten noch diesen Winter gepachtet werden, um im Frühjahr 1827 zu beginnen, mit 200 bis 2000 Personen.

„… Nehmt die Besorgung eurer Angelegenheiten in eure eigenen Hände … Seid entschlossen, macht einen Anfang. Personen, die auf jedem Gebiet geschickt sind, werden euch helfen. Euer Glück und das eurer Nachkommen wird gesichert sein, und das selbstsüchtige Prinzip der Konkurrenz wird bald überall zurücktreten vor dem wohlwollenden Prinzip gegenseitiger universeller Zusammenarbeit. Ihr werdet das Glück haben, bei dieser großen Aufgabe in England die ersten zu sein, die den Weg weisen.“

Dieser Aufruf blieb erfolglos[122]); die Arbeiter haben nie in größerer Zahl das Vertrauen, einer ungewissen neuen Sache wegen ihre wenn auch noch so prekäre gegenwärtige Lage aufzugeben, und die produktiven Gemeinschaften waren immer auf vereinzelte Enthusiasten oder irgendwie entwurzelte Leute angewiesen, die sachlich und fachlich möglichst inkompetent waren; mindestens konnten die wenigen Tüchtigen die zu große Belastung mit unfähigen Elementen nicht aufwiegen. Fouriers, Owens, Thompsons und Grays Ratschläge für die richtigen Bedingungen der Zusammenarbeit oder auch der Glaube anderer an den natürlichen, zwanglosen Zusammenschluß harmonischer Gruppen, — alles versagte bis jetzt stets der Wirklichkeit gegenüber, dem unzulänglichen Menschenmaterial, speziell auch der ganz verschiedenartigen Verteilung fachlicher Tüchtigkeit, vorgeschrittener Ideen und eines wirklich wertvollen Charakters.

Der experimentale Sozialismus, der seinem Wesen nach einen Hauptbestandteil des freien Sozialismus bildet und den vor hundert Jahren Fourier, Owen, Thompson und andere mit aller Kraft zu begründen versuchten, hat noch heute keinen festen Grund unter den Füßen, weil die Bedingungen für ein richtiges Experiment nie geschaffen werden. In der Regel liegen vorgefaßte Meinungen vor, die dann das Experiment mehr oder weniger widerlegt, ohne das hierdurch etwas Wesentliches bewiesen würde. Die Proportionen sind meist vom Zufall abhängig, die Mittel fehlen heute, wo Gewerkschaften, Genossenschaften, Arbeiterbanken ungeheure Summen kontrollieren, geradeso wie einst, als alle Bewegungen blutarm waren. Hier zeigt sich die jede Initiative lähmende Wirkung des autoritären Sozialismus, der als Staatssozialismus den Untertanen, auch wenn sie Bürger genannt werden, das Denken und das Verantwortungsgefühl erspart, und dadurch jede freiheitliche Entwicklung hemmt. Die tatkräftige Fortschrittsform des freien Experiments- ist durch die reaktionäre Schlaraffenlandmentalität aufgehalten, die vom Stimmzettel oder den Diktatoren die gebratenen Tauben erwartet, und eine die erste Waffe der Wissenschaft, das Experiment, verwerfende und die Hypothese zum Dogma erhebende soziale Doktrin, die marxistische, hat man, wie zum Hohn, „wissenschaftlichen Sozialismus“ genannt. Hier ist einer der Punkte, an denen sich die Wege trennten: der so hoffnungsvoll in freiheitlicher Richtung vorschreitende Sozialismus der Fourier, Owen, Thompson und ihrer Genossen erwies sich noch als zu schwach den bequemen autoritär- sozialistischen Strömungen gegenüber, die an den einzelnen keine größeren Anforderungen stellen, das Denken einigen Führern überlassen, das Handeln auf Parteizugehörigkeit und einige Demonstrationen beschränken und so an der vererbten konservativen Mentalität der Massen möglichst wenig rütteln.

Von Zeit zu Zeit wurde versucht, Gewerkschaften und Kooperation in engeren Zusammenhang zu bringen oder der produktiven Kooperativbewegung wirklich großen Umfang zu geben, so von Robert Owen, in Paris während der zweiten Republik, 1848—1851, und in den sechziger Jahren, in der Zeit der von Elie Reclus und seinen Genossen geistig inspirierten genossenschaftlichen Bewegung. Je mächtiger aber die beiderseitigen Organisationen wurden, desto mehr vermieden sie, ihre virtuos ausgebildete Routine zu verlassen; die Kooperativen sind jetzt so sachlich geleitet, wie John Gray dies einst verlangte, aber John Grays, Owens und Thompsons Geist ist tot in ihnen, und die Gewerkschaften bis zum Syndikalismus hin sind entweder nur noch politisch, staatssozialistisch, orientiert oder sie erwarten erst von einem Zusammenbruch des kapitalistischen Systems die direkte Uebernahme der gesamten Produktion durch sie selbst, in deren Rahmen sich dann die künftige Organisation der Produktion einordnen würde.

Für die Gegenwart forderte man oft ein enges Zusammengehen der Trade Unions und der englischen Kooperativen zu größeren produktiven Unternehmungen, durch die z. B. der Druck der Arbeitslosen auf die Gewerkschaften hätte wesentlich vermindert werden können. Alfred Marsh, der durch viele Jahre Freedom redigierte — er starb im Herbst 1914 —, war durch seine verwandtschaftliche Beziehung zu Holyoake, wie durch seinen engen Verkehr mit Kropotkin, stets voll Interesse für die Idee, die ungeheuren Kräfte beider Organisationen, Trade Unions und Coops zu gemeinsamer produktiver, außerkapitalistischer Tätigkeit zu vereinigen[123]). Der Gildensozialismus, der von G. D. H. Cole in mehreren Schriften und in The Guild Socialist (London) usw. vertreten wird, versucht die Gewerkschaften selbst produzierend zu machen, stößt aber auf große Schwierigkeiten oder steht noch in den Anfängen.

Im allgemeinen ist es traurig, zu sehen, wie sehr in diesen hundert Jahren der Experimentalsozialismus vernachlässigt wurde, so daß wir allem sonstigen Fortschritt gegenüber auf diesem wichtigsten Gebiet noch in den ersten Anfängen stecken, wodurch viele Mißgriffe und Versäumnisse seit 1917 sich zum Teil erklären. Von großem Interesse ist es, zu beobachten, wie ähnliche Ideen allmählich bei Gustav Landauer Ausdruck finden, in seinem letzten Sozialist (seit 15. Januar 1909), seinem Aufruf zum Sozialismus (Berlin, 1911, 164 S.; 2. Aufl., 1919, XX, 156 S.) usw.; es ist auch bekanntgeworden, daß er selbst in seinem letzten Winter (1918—1919) in München versuchte, ein Terrain und die entsprechenden Mittel zu einem praktischen Versuch für den Sozialistischen Bund von den neuen, meist sozialistischen, Machthabern zu erhalten, aber an deren geringem guten Willen scheiterte.

So ist nicht zu verwundern, daß fast hundert Jahre früher William Thompsons Aufruf ungehört verklang. Auch Robert Owen entmutigte Thompson, der 1831 im kleinen mit 6000 Pfund eine Versuchsgemeinschaft beginnen wollte[124]). Thompson wieder, auf dem Londoner Kooperativen Kongreß (April 1832), ist durchaus unbefriedigt von Robert Owens „Adresse an die Regierungen von Europa und Amerika“, zu deren Verteidigung Owen bemerkt hatte: „Insoweit als das kooperative System betroffen ist, hat es keine Bedeutung, ob die Regierung despotisch ist oder nicht“ und ähnliches[125]). Damals sagte Owen, was er konnte, um von der Gründung von Gemeinschaften abzuraten und wünschte, daß man der Regierung erkläre, sie vernachlässige, was sie tun könne, und daß das Volk daher entschlossen sei, selbst zu handeln; er wünscht einige einfache, direkte Maßnahmen, während Thompson trotzdem für die beständige Gründung kleiner Kooperativen eintritt. Owen wirft ein, es sei leichter, das Ganze zu erreichen, als einen Teil[126]). In der Adresse an die Regierungen wird gleiche Erziehung und anderes als praktische Maßnahme verlangt, und ihnen anheimgestellt, hierin zu führen, man werde ihnen folgen; wenn aber dies nicht geschieht, „wir werden euch nicht mit Gewalt entgegentreten, weil wir wissen, daß ihr ohne die Hilfe der produzierenden Klassen machtlos seid, aber wir werden von jetzt ab Anstalten treffen, „unsere Angelegenheiten in die eigene Hand zu nehmen“, für uns selbst zu produzieren und zu genießen, was unsere Arbeit und unsere Kenntnisse für uns hersteilen.“

„Da aber der Friede und das Glück der Welt leichter und schneller durch die bestehenden Regierungen (wenn sie dies einsehen und wünschen) bewirkt und gesichert werden …“, usw.

Die von Thompson 1831 geplante Incipient Co-operative Community (Anfangsgemeinschaft) sollte durch Beiträge von je 30 Pfund von 200 Kooperativen gegründet werden; auf 250 Zirkulare (Oktober 1831) liefen nur zwei Antworten mit 6 Pfund ein. Thompson führt dieses Fiasko in seiner Kongreßrede, 1832, ausführlich auf Owens Einmischung zurück, der von nichts wissen wollte, das nicht mit 240 000 Pfund begonnen würde. Owen sabotierte also Thompsons Plan; Thompson selbst ist bereit, wieder zu beginnen. Owen erwidert ausführlich (Proceedings, S. 88—90), große Gemeinschaften könnten leichter und schneller gegründet werden als kleine. Er erklärt den Mißerfolg der Orbiston Community, ebenso den von New Harmony, wo überhaupt nichts nach Art einer Gemeinschaft bestanden habe (s. u., Kap. XIII). Owen fühlt sich von den Anschauungen aller Delegierten getrennt. Er pendelte an diesem Tage auf die äußerste Rechte seiner Ansichten, indem er sagte, „er sei hinreichend überzeugt (satisfied), daß unsere Regierung, sowie alle europäischen Regierungen, von der Wahrheit und dem Wert seiner Grundsätze voll überzeugt seien und äußerst begierig, dieselben anzuwenden. Sie könnten dies gegenwärtig nicht tun, weil das Volk auf den Wechsel nicht vorbereitet sei. Die Regierungen warteten nur darauf, bis die öffentliche Meinung sich gebildet habe und gereift sei, um die glücklichen Veränderungen vorzunehmen, welche die Kooperation zu bewirken imstande sei …“ Betreffs der von Thompson vorgeschlagenen 6000 Pfund sagte Owen, dieser verstehe wenig von der Sache. 6000, 20 000, selbst 60 000 Pfund wäre zu wenig, aber wenn alle einmütig und entschlossen wären, könnten sie Geld fast zu jeder Höhe von Kapitalisten zu 4 Prozent erhalten, gegen vollständige Verpfändung von Besitz und Arbeit. — Thompson bezweifelt letzteres; er ist noch immer bereit, mit 2000 Personen zu beginnen und drängt darauf, zu beginnen, wenn man die Lage der Armen verbessern wolle. Man müsse wenigstens erreichen können, was die holländischen Armenkolonien erreichten. Er verweist auch auf Vandeleurs Versuch mit armen irischen Landarbeitern[127]). — Owen spricht nun ganz autoritär (Thompson hatte auf die Macht der öffentlichen Meinung in einer Gemeinschaft verwiesen): für den Erfolg sei vollständige Einheit notwendig; Komitees und Majoritäten genügten nicht, da würde zu viel Konfusion sein. Er habe durch eine dreißigjährige Erfahrung gefunden, daß die Leute in einer Gemeinschaft nicht für sich handeln können. „Es muß ein leitender Kopf da sein…..“

Lovett (der spätere Chartist) erwidert Owen, ihm gefalle die absolute Herrschaft eines Mannes über viele nützliche und praktische Leute nicht. Es riecht nach Despotismus. Owen bemerkt, niemand sei mehr gegen Despotismus als er, aber eine Kombination, wie die beabsichtigte, könne nur bewirkt werden unter der Leitung eines einzigen Kopfes. Thompson fragt da Owen, ob er dafür sorgte, der Welt seine wertvollen Kenntnisse nach seinem Tode zu hinterlassen, worauf Owen ausführlich antwortet.

Der Kongreß beschloß, Thompson, Pare und Wigg mit der Abfassung des Prospekts einer Gemeinschaft zu betrauen. Thompson beantragt, daß, sobald 100 Personen beitreten, wenigstens 400 acres Land gepachtet werden usw., man faßt fernere Beschlüsse, und Thompson, Pare und Wigg legen die Articles of agreement for the formation of a Community on the principles of mutual Co-operation vor, den Entwurf, der nach einer nicht näher berichteten Diskussion angenommen wird, jedenfalls Thompsons letzte Arbeit dieser Art; vollständig gedruckt, Proceedings, S. 108—117. Es heißt darin in Artikel II (Regierung):

„Da der Zweck der Assoziation in der unparteiischen Förderung des größten Glückes aller einzelnen Mitglieder besteht, wird sie wesentlich selbstregiert (self-governed) sein; alle inneren Anordnungen und ihr Vorgehen werden beschlossen und geleitet werden von den erwachsenen Mitgliedern selbst oder durch Komitees und bestellte Personen, die von Zeit zu Zeit Bericht erstatten und erneuert werden….. Wir verpflichten uns, in allen Fällen uns dem Beschluß der Majorität zu fügen, aber die Majorität verpflichtet sich, die Mitwirkung der Minorität nur für solche Maßnahmen zu verlangen, bei denen ihre Interessen mit der Befriedigung der Wünsche der Minorität unvereinbar sind. Die Majorität muß immer aus mehr als der Hälfte der erwachsenen Männer und Frauen der ganzen Assoziation oder ihrer Komitees bestehen ….“ So drangen Thompsons Ideen durch, während man aber auch eine Deputation zu reichen Leuten an der Börse schickte, von denen Owen so vielverheißend gesprochen hatte; ein Mr. Morgan sollte um 250 000 Pfd. ersucht werden. Owen berichtet nun, daß seine Mission zu den reichen Leuten an der Börse sehr unbefriedigend endete. Man besuchte Rothschild, „der den Kooperatoren den Rat gab, sich ein Charter [eine sie als Gesellschaft anerkennende Urkunde] von der Regierung geben zu lassen, und das war alles, was sie von ihm bekommen konnten. Wenn nun die Regierung das Charter verweigert, was würden Sie dann tun? Selbst handeln, ganz gewiß! (Beifall.) ….“

Diese Diskussionen des Kongresses vom April 1832 zeigen, daß ein Zusammenarbeiten mit Robert Owen nicht leicht möglich war, und Thompsons unerwarteter Tod im März 1833 beraubte die freiheitlichere Richtung ihrer Hauptkraft.[128]) Damals fand auch das unglückliche Experiment des Tauschdepots für Waren in Grays Inn Road, London, statt, und auch die Zeitschrift The Crisis (14. April 1832—13. August 1834), zuerst von Owen und seinem Sohn Robert Dale Owen geleitet, entglitt Owens Einfluß nach der Abreise seines Sohnes nach Amerika (Ende April 1833). Erst die New Moral World, seit dem 1. November 1834, war wieder ein vollständig owenistisches Organ.[129])

Gelegentlich findet man in The New Moral World einen freiheitlichen Ausblick, so, wenn der französische Owenist Jules Gay (II, S. 58; 28. November 1835) sagt: „Wir glauben, daß an einem späteren Zeitpunkt die ganze Menschheit nur eine große Familie bilden und die Erde dann als ungeheures Grundstück oder Eigentumsmasse, dieser Familie gehörend, betrachtet werden wird, gerade so jedem einzelnen wie der ganzen Gemeinschaft gehörend“ — und ein Leitartikel der folgenden Nummer (5. Dezember) bemerkt, daß es in diesem späteren Zustand „keine Gesetze geben wird als die Naturgesetze; man wird keine andern brauchen …“ (II, S. 42), wobei die Vorstellung, daß man in einem weniger rationell entwickelten Zustand allerdings Gesetze brauche, zeigt, daß der Verfasser durchaus nicht wirklich anarchistisch denkt. Robert Owen selbst reist noch 1837 herum, seine Ideen in Berchtesgaden dem König von Bayern, in Wien dem Fürsten Metternich vorzulegen und berichtet von sehr befriedigenden Unterredungen, daß er über seine sanguinischesten Hoffnungen hinaus Erfolg gehabt habe usw. N. M. W., IV., S. 14, 21—23; er sah damals auch Humboldt, der sein Buch las.)

So schwindet Godwins freier Geist, der noch in William Thompson zu leben schien, und die freiheitlichen Züge in Robert Owens Ideen werden durch seine in Autorität umschlagende geistige Ueberlegenheit über viele einfache Leute und seine propagandistische Ungeduld und übergroße Zuversicht, die ihn in Kreise trieb, die wirklich dem Fortschritt verschlossen sein mußten, praktisch zurückgedrängt. Die Kooperation erntet bald ihre zahmen Erfolge im Sinn der Equitable Pioneers von Rochdale, seit 1844, des Urbilds der Konsumvereine; die Arbeiter jagen den politischen Illusionen des Chartismus nach; der Owenismus verknöchert unter Leitung des immer einseitigeren Owen und einer Reihe von Mittelmäßigkeiten, von denen sich einer oder einige wenige später zu individualistischen Anarchisten entwickeln, kaum aus sich heraus, sondern unter dem nie ganz fehlenden amerikanischen Einfluß (s. u. Kap. XIII.). Ich weiß nicht, ob einzelne kleine Gruppen freiheitliche Elemente enthielten, gewiß nicht die sich an John Goodwyn Barmby anschließende kleine kommunistische Bewegung vom Anfang der vierziger Jahre[130]) vorigen Jahrhunderts, schwerlich auch der englische Fourierismus; selbst Proudhon wurde nur wenig beachtet (s. u.).

Erst fünfzig Jahre nach Thompsons Tode erscheint in William Morris ein neuer freiheitlicher englischer Sozialist von großer Bedeutung.


[120] Es erschienen zwei unvollständige Ausgaben, 1850 und 1869, und der Testamentvollstrecker William Pare fügte, in keine derselben hundert Manuskriptseiten über die gesellschaftlichen Einrichtungen ein, die in der ersten Ausgabe auch fehlen und als verloren zu betrachten sind (vgl. Dict. of Nat. Biogr.). — Eine deutsche Uebersetzung in zwei Bänden CXCII, 460; VII, 560 S.) erschien in Berlin; sie enthält als Einleitung die erwähnte Uebersicht Prof. Foxwells über die ältere englische sozialistische Literatur.

[121] Spitalfields ist ein Teil des Londoner Eastend. Der Appell ist eines der ersten Dokumente dieser Art; er ist Wm. T. unterzeichnet und liegt vor in The Co-operative Magazine and Monthly Herald, London, vol. I, Nr. 11, November 1826, S. 333–337.

[122] Im Co-operative Magazine (1826—1830) findet man mancherlei Beiträge Thompsons, meist W. T. unterzeichnet, so auch den Prospectus of the Cork Co-operative Community (Cork, August 1826; Oktober 1826, S. 314—320; vgl. S. 297—298; Januar 1827, S. 24). — Am 20. Januar 1830 bot er Teile, 600 acres oder das ganze, beinahe 1400 acres, seines in der Nähe der Ross-Carbery Bay und des Hafens Glandore gelegenen Grundbesitzes den Trading-Fund Associations of Britain and Ireland, deren letztes Ziel die Bildung kooperativer Gemeinschaften ist, und deren einzelnen Mitgliedern, zur dauernden Pacht mit Kaufrecht an (Co-op. Mag., 1. März 1830, S. 47—48). Thompson hinterließ (1830) seinen Besitz der Bewegung im Sinn seiner Ideen; er starb am 28. März 1833, aber nach William Pares Vorwort zum abgekürzten Neudruck der Inquiry, August 1850, befand sich die Frage seines Nachlasses durch das Eingreifen von Verwandten damals, 1850, noch „in der Jurisdiktion des ungemein langsamen und kostspieligen Gerichtshofs, des Irish Chancery Court [Kanzleihofsl man wurde gerade in jenen Jahren durch Dickens Bleakhouse über den hoffnungslosen Charakter der diesen Kanzleihöfen verfallenen Angelegenheiten allgemein aufgeklärt, ebenso durch William Carpenters Chancery Abominations (London, 1851; Kanzleigericht-Greuel). So wurde auch Thompsons letzter Wille zuschanden gemacht.

[123] Ich erinnere auch daran, wie sehr Gustav Landauer, Bernhard Kampffmayer u. a. in den neunziger Jahren von den ihnen neu gewesenen Kräften der englischen Kooperativen fasziniert waren; vgl. Ein Weg zur Befreiung der Arbeiterklasse (Berlin, Mai 1895, 30 S.) (anonym; von Gustav Landauer; erschien damals auch holländisch, Amsterdam, 189—, 43 S.).

[124] Holyoakes History, I, S. 280—282, der von der „Großzügigkeit, von Mr. Owens Ansichten und der unglücklichen Art, auf die er kleine Versuche entmutigte“ schreibt.

[125] Proceedings …, S. 53 ff.

[126] Ebenda, S. 60—61, 73—77.

[127] Hierüber s. E. T. Craig, The Irish Land and Labour Question illustrated in the Eistory of Ralahine and Co-operative Farming (London, XII, 205 S.; das 22. Tausend ist 1882 datiert, das 23. 1893). Der alte Craig war noch Mitglied der Socialist League, Hammersmith Branch, die sich in William Morris’ Haus versammelte, so daß die Sozialisten der achtziger Jahre noch manches von der Tradition jener alten Zeit erfuhren.

[128] Ueber Thompsons Testament s. The Crisis, III, S. 15—16, 229 (W. Pare).

[129] In der Crisis ist stets von the Social System oder the Rational System die Rede; nur in einem Brief (Crisis, 21. Dezember 1833) wird von the Socialists of Manchester gesprochen, so daß man den Eindruck gewinnt, das Wort sei colloquial für die Anhänger des so oft genannten Social System geprägt worden. In The New Moral World wird das Wort Socialist zuerst nur selten gebraucht: 3. April und 27. Juni 1835 (I, S. 180, 273), 30. Januar 1836; zum ersten Male in einem Leitartikel am 20. Februar 1836 (II, S. 133), vom März 1836 ab und besonders vom Herbst 1836 ab (Band III) wird der Ausdruck sehr häufig. The organ of Socialism finde ich zuerst am 31. Dezember 1836. Das Wort social definiert Samuel Austin, I, S. 250. — Das Wort hat sich in England damals also volksmäßig, im Verlauf der regen Propaganda, und nicht literarisch gebildet. — Am 11. Juni 1836 lese ich zum ersten Male: An Owenite. — Vgl. noch 18. März 1837: Unser Name, III, S. 279: Owenism, or Socialism (John Finch).

[130] Vgl. The Educational Circular and Communist Apostle, November 1841; The Promethean and Communitarian Apostle, Januar—Juni 1842, 4 Nummern; Thomas Frost, Forty Years Recollections, London, 1880, VIII, 347 S. usw.

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XII. William Thompson

One of the brightest, most enthusiastic, and most cognitive representatives of English liberal socialism was William Thompson , an Irish landowner from County Cork, who lived from about 1785 to 1833 (March 28). He was first under Jeremy Bentham’s personal influence, then, inspired by Robert Owen’s activity, gave himself entirely to the socialist cause. He was an intimate reader of Godwin’s Political Justice , and the first part, to a certain extent, of his major work published in 1824 shows him as a very independent socialist who, above all, works out the right of everyone to full-time earnings Guarantees of the freedom and security of the individual place the greatest weight, so that mutualism results on a liberal and social basis. Suddenly, however, the author becomes a communist before our eyes, that is, he no longer considers the particular statement of individual labor income necessary, and now represents the free enjoyment of the needs of each one. In latter views, Thompson has remained and was now seeking to facilitate its practical implementation through his larger writing on the founding of communist communities, through an appeal to the workers in this sense, through restless participation in the incipient movement, ie the congresses and discussions of the existing cooperatives and by attempting really communist foundations. If it had been up to him alone, then many interesting experimental work would have happened. But he died unexpectedly early in Clonnkeen, Roscarbery (County Cork), on his possessions. He left his fortune to the movement, but was successfully challenged by his relatives. He appears as a more viable, less egocentric figure than Robert Owen, and his death robbed the movement of the only truly independent and significant force that could give it an impulse beyond Owen; after him began the period of mediocrity that Owen yielded to or fell over with him. As a result, predominantly political Chartism was opposed by a very one-sided, Owenist party, and the politicians gained the upper hand. Thompson might have tried and promoted the still-lacking close ties between unions and cooperatives, counterbalancing political socialism. Instead, the unions were absorbed by politics and distracted from socialism. The early death of Thompson was thus probably a fatality for the entire history of the development of the workers’ movement. One is not yet a hero worshiper, if one thus states the consequences that often caused the death of a more important man and the rule of mediocrity after him.

Thompson’s works were: An Inquiry into the Principles of the Distribution of Human Welfare (London, 1824, XXIV, 600 p., 8º) Luck most beneficial principles of distribution of wealth, applied to the recently proposed system of voluntary equality of ownership [120] ).

Human Rights, Women, Against the Pretensions of the Other Half, Men, to retain them in Civil and Domestic Slavery, in reply to a paragraph of Mr. [James] Mills celebrated “Essay on Government “, London, 1825, XVI, 221 p. (Appeal of one half of the human race, of women, against the pretensions of the other half, of men, they in political and therefore in bourgeois and domestic slavery to keep …).

Labor Rewarded: The Claims of Labor and Capital Conciliated, or How to Secure to Labor the Complete Product of Its Exemptions, London, 1827, VIII, 127, p. (Work rewards: reconciling the claims of labor and capital, or How Can Work the whole work product will be saved).

Practical Directions for the Speedy and Economical Establishment of Communities on the Principles of Mutual Co-operation, United Possessions and Equality of Exemptions and the Means of Enjoyments, London, 1830, (Practical Instructions on Establishing Quick and Cheap Communities on the Principles of Mutual Cooperation, ownership and equality of work and enjoyment).

I must renounce an analysis of these writings, the first of which has become quite accessible through the German translation, but I wish to do so by making long extracts from Thompson’s Address to the Industrial Classes of Britain and Ireland; Particulary to our Neighbors, the distressed Spitalfields Weavers (address to the working classes of England and Ireland, especially to our neighbors, the distressed weavers of Spitalfields) Thompson’s attempt at direct worker propaganda, which might have followed an action attempt (dated Cork, 22. September 1826) [121] ):

“… You produce wealth consumed every year in the land and more enduring possessions, and yet you, the producers, are in constant danger of perishing for want. Is not that true? Look around you. How long should this be? Is that supposed to stay that way? How long will you allow this to stay that way? It is in your power to overturn this state once and for all without violence. “

“But this condition must remain forever, as long as you all, unlike all others, work for unknown consumers on all expanses, and as long as every trade and every worker is everywhere competing rivals and enemies of every other tradesman and laborer. As long as this system of separate and conflicting interests exists, you will in vain fight the oppressive evil. Even your peaceful voluntary combinations or associations permitted by the law will not tear you out of poverty and misery, out of ignorance and vice, out of ever-increasing misery. “

“You fight in vain against capitalists and landowners who, in addition to the overwhelming influence of their private wealth, necessarily also make the laws that regulate and tax your work and control all your actions, even your words and opinions, in their assumed interest. You fight in vain against the competition of the power of science, which, year after year, makes your acquired manual skills superfluous and large amounts of your work useless and thus squeezes the miserable wages of your labors … poor workers or cheap goods, with or without your and Your Lordship’s approval, continue to reduce your ever-decreasing wages to their level … “

“So how long will you still be the dupes of politicians and speculators, who are in turn sincerely deceived by their own lack of knowledge and habits? … “

“… do you want to come out of the miserable quarrel with all the classes now exploiting your work, without discussion and without bickering with them? Do you want to be your own masters and employers? Do you want to have secure employment and abundant pay throughout your life? Do you want that there is an equally constant demand for the work of your wives, who would be just as productive and well-paid as you? Do you want the work of your children from the age of five to fifteen years to feed and educate them happier and better than the children of the richest are now fed and educated? Do you want to limit your working hours to the time that is compatible with health and daily social and spiritual enjoyment? Do you want to be freed from all preoccupations that consume your health and shorten your life and enjoy variety between work in confined spaces and in the open air? Do you want to be cared for in case of accidents, illness and old age? Do you want your children to enjoy the same benefits during your life and after your death? That your orphans are cared for as well as when you lived? Do you, in a few years, want to own the land from which your work draws food and raw materials, the houses you live in, machinery and material for your work? Would you yourself like to enjoy your full work product and thereby extract from your work all the means of comfort and enjoyment that rational beings seem to deserve to work for? “

“If you want this, you do not need to do anything but change the direction of your work. Instead of working for unknown persons, one works for the other. Instead of producing all silk or cotton fabric or shoes, some of you may produce food, others may make and repair your homes, workshops, machinery and furniture, others may make your clothing from different fabrics, shoes, stockings, hats, while others may continue to make silk cloths or other which is generally demanded, so as to obtain, in exchange, the objects or money, which we can not produce at home in our climate and soil, for necessary obligations, or to this end uses the surplus of your ordinary production. Or a corresponding number of silk weavers may join a much larger number of agricultural workers and craftsmen, so that they all produce the needs of all others, and thus are among themselves producers and consumers, employers and workers. “

“For this, you need land with perpetual or very long lease or purchase right within a certain time by a surcharge to the lease amount, land sufficient to supply your food and most raw materials for the production of your clothing. On the same building some of you build buildings, first for the most necessary holdings, then for dwellings beautifully made to your taste and purpose; the others produce food and tools and create all the necessities of life for each other, then finally all the desired refinements of life. You must honestly and evenly give to each member all the means of being happy that you have, especially the products of the prosperity resulting from your united work, so that the abilities of all are equally maintained and fortunately all the most contributing species. “

As a means of implementing this plan, Thompson suggests that each acceding worker gradually deposit £ 5 for each adult and half of the total for every child under the age of ten with the London Co-operative Society , while the remainder of the money, a few thousand pounds, contributed by well-to-do persons who wish to join a plan for “equal and universal justice and happiness, by founding a community” for reciprocal delivery of life needs and mutual permanent insurance and independence …. “A few hundred acres of land should still have this Be leased winter to start in the spring of 1827, with 200 to 2000 people.

“… take the care of your affairs in your own hands … be determined, make a start. People who are skilled in every field will help you. Your happiness and that of your descendants will be assured, and the selfish principle of competition will soon resign everywhere before the benevolent principle of mutual universal cooperation. You will be lucky to be the first to show the way in this great task in England. “

This appeal was unsuccessful [122] ); the workers never trusted in greater numbers to give up on an uncertain new cause because of their present, though precarious, situation, and the productive communities were always dependent on occasional enthusiasts or somehow uprooted people who were as incompetent as they were objective and professional; at least the few proficient ones could not outweigh the excessive burden of incompetent elements. Fourier’s, Owens, Thompson’s and Grays’ suggestions for the right conditions of collaboration, or even the belief of others in the natural, casual union of harmonic groups, have so far failed to face reality, the inadequate human material, and especially the very diverse distribution of professional skill , advanced ideas and a really valuable character.

Experimental socialism, which by its very nature is a major component of free socialism, and which Fourier, Owen, Thompson, and others tried to reason with a vengeance one hundred years ago, still has no firm ground under its feet today because of the conditions for a proper experiment never be created. As a rule, there are preconceived ideas, which then more or less refute the experiment, without this proving anything essential. The proportions are mostly dependent on chance, the funds are missing today, where unions, cooperatives, labor banks control enormous sums, just as once, when all movements were low in blood. This shows the paralyzing effect of authoritarian socialism, which, as state socialism, spares its subjects, even if they are called citizens, a sense of responsibility and a sense of responsibility, thereby inhibiting all liberal development. The energetic progression of free experimentation is halted by the reactionary milk-and-milk mentality awaiting the roast pigeons from the ballot or dictators, and a social doctrine, the Marxist, which overturns the experiment, discarding and hypothesizing the dogma one calls, as if to scorn, “scientific socialism”. Here is one of the points on which the paths parted: the socialism of the Fourier, Owen, Thompson, and their comrades, so hopefully liberal, proved too weak in comparison to the comfortable authoritarian-socialist currents, and none to the individual Making demands, leaving the thinking to some leaders, restricting action to party affiliation and some demonstrations, shaking as little as possible the inherited conservative mentality of the masses.

From time to time, attempts have been made to bring trade unions and cooperation closer together, or to give a really large scale to the productive cooperative movement, as Robert Owen said in Paris during the Second Republic, 1848-1851, and in the sixties, in time the spiritually inspired cooperative movement of Elie Reclus and his comrades. The more powerful the mutual organizations became, the more they avoided leaving their virtuously trained routine; the cooperatives are now as objective as John Gray once demanded, but John Grays, Owens, and Thompson’s mind are dead in them, and the unions as far as syndicalism are either political, state-socialist, oriented, or expect only one Collapse of the capitalist system, the direct takeover of all production by itself, within the framework of which the future organization of production would then be arranged.

For the present, it has often been called for a close union of the trade unions and the English cooperatives for larger productive enterprises. B. The pressure of the unemployed on the unions could have been substantially reduced. Alfred Marsh, who edited Freedom for many years – he died in the fall of 1914 – was always fully interested in the idea, the tremendous powers of both organizations, trade unions, and coops through his kinship with Holyoake, as well as his close association with Kropotkin to unite into productive, extra-capitalist activity [123] ). The guild socialism , which is represented by GDH Cole in several writings and in The Guild Socialist (London) etc., tries to make the unions self-producing, but encounters great difficulties or is still in its infancy.

In general, it is sad to see how neglected experimental socialism has been in these hundred years, so that we are still in the very beginning of all other advances in this most important field, which explains many mistakes and failures since 1917. It is of great interest to observe how similar ideas are gradually expressed in Gustav Landauer, in his last socialist (since January 15, 1909), in his appeal for socialism (Berlin, 1911, 164 pp., 2nd edition, 1919) , XX, 156 p.) Etc .; It has also become known that even in his last winter (1918-1919) in Munich he attempted to preserve a terrain and the corresponding means for a practical attempt on behalf of the Socialist League from the new, mostly socialist, rulers, but at their lesser good will failed.

So it is not surprising that William Thompson’s appeal died out unheard, almost a hundred years earlier. Robert Owen also discouraged Thompson, who in 1831 wanted to start a trial community in small with 6000 pounds [124] ). Thompson again, at the London Cooperative Congress (April 1832), is quite dissatisfied with Robert Owen’s “Address to the Governments of Europe and America,” which Owen noted in his defense: “Insofar as the cooperative system is concerned, it has no bearing whether the government is despotic or not “and the like [125] ). At that time, Owen said what he could to discourage the founding of communities and wished that the government be told that they neglected what they could do and that the people were therefore determined to act on their own; he wants some simple, direct measures, while Thompson still advocates the constant establishment of small cooperatives. Owen says it’s easier to do it than part [126] . In the address to the governments equal education and other is required as a practical measure, and left to them to lead here, they will follow them; but if this does not happen, “we will not oppose you with violence because we know that you will be powerless without the help of the producing classes, but from now on we will make arrangements to” take our affairs into our own hands, ” to produce for ourselves and to enjoy what our work and knowledge do to us. “

“But since the peace and happiness of the world are easier and faster to be effected and secured by existing governments (if they see this and desire) …”, etc.

The Incipient Co-operative Community (Initial Community ), planned by Thompson in 1831, was to be established by contributions of £ 30 each from 200 cooperatives; on 250 circulars (October 1831) only two answers came in at £ 6. Thompson details this fiasco in his congressional speech, 1832, on Owen’s interference, which did not want to know anything that would not start at £ 240,000. So Owen sabotaged Thompson’s plan; Thompson himself is ready to start again. Owen replies in detail (Proceedings , pp. 88-90) that large communities could be established easier and faster than small ones. He explains the failure of the Orbiston Community, as well as that of New Harmony, where nothing at all existed in the manner of a community (see below, chapter XIII). Owen feels disconnected from the views of all the delegates. He commuted on this day to the utmost rights of his views, saying that he was sufficiently satisfied that our government, as well as all European governments, were fully convinced of the truth and value of its principles and extremely eager to do so apply. They could not do this at present because the people were not prepared for the change. Governments were just waiting for public opinion to be educated and mature to make the happy changes that cooperation could bring about … “Regarding the £ 6,000 proposed by Thompson, Owen said he understood little of the matter , 6000, 20 000, even 60 000 pounds would be too little, but if all were unanimous and determined, they could receive money at almost every level of capitalists at 4 per cent, against complete pledging of property and labor. – Thompson doubts the latter; he is still ready to start with 2,000 people and urges that he begin to improve the situation of the poor. At least one had to be able to achieve what the Dutch poor colonies achieved. He also refers to Vandeleurs attempt with poor Irish farm workers [127] ). – Owen now speaks quite authoritarian (Thompson had referred to the power of public opinion in a community): for the sake of success complete unity is necessary; Committees and majorities were not enough, there would be too much confusion. He has found through thirty years of experience that people in a community can not act for themselves. “There must be a guiding mind …..”

Lovett (the later Chartist) tells Owen that he does not like the absolute domination of a man over many useful and practical people. It smells of despotism. Owen notes that no one is more against despotism than he is, but a combination, as intended, can only be accomplished under the direction of a single head. Thompson asks Owen if he cares to leave the world with his valuable knowledge after his death, to which Owen replies in detail.

The congress decided to entrust Thompson, Pare, and Wigg with drafting the prospectus of a community. Thompson claims that as soon as 100 people join, at least 400 acres of land will be leased, etc., further decisions will be taken, and Thompson, Pare and Wigg will present the Articles of Agreement for the formation of a Community on the principles of mutual co-operation the draft, which is accepted after an unspecified discussion, at least Thompson’s last work of this kind; fully printed, Proceedings, pp. 108-117. It states in Article II (Government):

“Since the purpose of the association is the impartial promotion of the greatest happiness of all the individual members, it will be essentially self-governed ; all internal orders and their actions will be decided and directed by the adult members themselves or by committees and appointed persons who from time to time report and be renewed ….. We undertake, in all cases, to the decision of the majority but the majority agrees to demand the participation of the minority only for those measures in which their interests are incompatible with the satisfaction of the wishes of the minority. The majority must always consist of more than half of the adult men and women of the whole association or their committees …. “Thus Thompson’s ideas penetrated, but a deputation was also sent to rich people on the stock exchange, of which Owen said so had spoken promiscuously; a Mr. Morgan was to be asked for £ 250,000. Owen now reports that his mission to the rich people in the stock market ended very unsatisfactorily. They visited Rothschild, “who advised the co-operators to get a charter [from the government as a society-recognizing instrument] and that was all they could get from him. Now, if the government refuses to charter , what would you do? Act yourself , certainly! (Applause.) ….”

These discussions of the Congress of April 1832 show that collaboration with Robert Owen was not easily possible, and Thompson’s unexpected death in March 1833 deprived the more liberal direction of its main force. [128] ) At that time, the unfortunate experiment of the commodities swap depot took place at Grays Inn Road, London, and also The Crisis magazine (April 14, 1832-13, August 1834), first by Owen and his son Robert Dale Owen Owen’s influence escaped after the departure of his son to America (end of April 1833). Only the New Moral World, since November 1, 1834, was again a completely owenist organ. [129] )

Occasionally there is a liberal outlook in The New Moral World , when French Owenist Jules Gay (II, p. 58, November 28, 1835) says, “We believe that at a later date, all humanity is but a large family and the earth will then be considered as immense property or property belonging to this family, belonging just as to each individual as to the whole community “- and an editorial of the following number (5 December) notes that it will be in this later state” there will be no laws as the laws of nature; you will not need others … “(II, p. 42), but the idea that you need laws in a less rationalized state shows that the author does not really think anarchistically. Robert Owen himself still travels in 1837 to present his ideas in Berchtesgaden to the King of Bavaria, in Vienna to Prince Metternich, and reports of very satisfactory conversations that he had succeeded beyond his most sanguine hopes, and so on. NMW, IV., P. 14 , 21-23; He also saw Humboldt reading his book.)

Thus, Godwin’s free spirit, which still seemed to live in William Thompson, is dwindling, and the liberal traits in Robert Owen’s ideas, through his authoritative intellectual superiority over many simple people and his propagandistic impatience and over-optimistic confidence that circulated him really had to be closed to progress, practically pushed back. The cooperation soon reaps its tame successes in the sense of the Equitable Pioneers of Rochdale, since 1844, the archetype of the consumer associations; the workers pursue the political illusions of Chartism; Owenism, under the direction of the more one-sided Owen and a series of mediocrities, of which one or a few later develop into individualistic anarchists, hardly ossifies itself, but under the never entirely absent American influence (see Ch. XIII.). I do not know whether individual small groups contained liberal elements, certainly not the small communist movement of the early 1940s [130] ) of the beginning of the 1940s [130] ), which followed John Goodwyn Barmby, and English Fourierism as well; even Proudhon was little noticed (see below).

Only fifty years after Thompson’s death, a new liberal English socialist of great importance appears in William Morris.


[120] There appeared two incomplete editions, 1850 and 1869, and the executor William Pare did not insert into any of the same hundred manuscript pages on the social institutions which are also missing in the first edition and are considered lost (see Dict Nat. Biogr .).- A German translation in two volumes CXCII, 460;VII, 560 p.) Appeared in Berlin;It contains as an introduction the above-mentioned survey of Prof. Foxwell’s older English socialist literature.

[121] Spitalfields is part of London’s East End.The appeal is one of the first documents of this kind;he is signed to Wm. T. and is featured in The Co-operative Magazine and Monthly Herald, London, vol.I, no. 11, November 1826, pp. 333-337.

[122] The Co-operative Magazine (1826-1830) contains many contributions by Thompson, most of them signed by WT , as well as the Prospectus of the Cork Co-operative Community (Cork, August 1826, October 1826, pp. 314-320; Pp. 297-298, January 1827, p.- On January 20, 1830, he offered parts, 600 acres, or nearly 1,400 acres, of his estate, located near Ross-Carbery Bay and Port Glandore, to the Trading Fund Associations of Britain and Ireland, whose ultimate goal was education co-operative communities, and their individual members, for permanent lease with the right to purchase ( Co-op. Mag., March 1, 1830, pp. 47-48).Thompson left (1830) his possession of the movement in the sense of his ideas;he died on March 28, 1833, but according to William Pare’s preface to the abridged reprint of the Inquiry, August 1850, the question of his estate by the intervention of relatives at that time, 1850, was still “in the jurisdiction of the exceedingly slow and costly Tribunal Irish Chancery Court In those years Dickens Bleakhouse was generally enlightened about the desperate nature of the affairs that had fallen into these offices , as well as William Carpenter’s Chancery Abominations (London, 1851; Chancery Court Abomination).Thus also Thompson’s last will was shunned.

[123] I also recall how much Gustav Landauer, Bernhard Kampffmayer and others were fascinated in the nineties by the forces of English cooperatives that had been new to them;see. A Path to the Liberation of the Working Class (Berlin, May 1895, 30 pp.) (Anonymous, by Gustav Landauer, at that time also appeared in Dutch, Amsterdam, 189-43 p.).

[124] Holyoakes History , I, pp. 280-282, who writes of the “generosity, Mr. Owen’s views, and the unfortunate way in which he discouraged small attempts.”

[125] Proceedings …, p. 53 ff.

[126] Ibid., Pp. 60-61, 73-77.

[127] ET Craig, The Irish Land and Labor Question illustrated in the Eistory of Ralahine and Co-operative Farming (London, XII, 205 p., The 22nd thousand is dated 1882, the 23rd of 1893).Old Craig was still a member of the Socialist League, Hammersmith Branch, which gathered in William Morris’s house, so that the socialists of the eighties still learned much of the tradition of that ancient time.

[128] About Thompson’s Testament s. The Crisis, III, pp. 15-16, 229 (W. Pare).

[129] The Crisis always speaks of the Social System or the Rational System ;Only in one letter ( Crisis, December 21, 1833) is the Socialists of Manchester spoken, so that one gets the impression that the word has been colloquially coined for the followers of the so-called social system .In The New Moral World , the word Socialist is first rarely used: April 3 and June 27, 1835 (I, p. 180, 273), January 30, 1836;For the first time in an editorial on February 20, 1836 (II, p. 133), beginning in March, 1836, and especially in the autumn of 1836 (Volume III), the term becomes very frequent.I find the organ of socialism first on December 31, 1836. The word social is defined by Samuel Austin, I, p. 250. – The word was then formed in England at that time in popular terms, in the course of the lively propaganda, and not literarily.On June 11, 1836, I read for the first time: To Owenite. – See also March 18, 1837: Our Name, III, p. 279: Owenism, or Socialism (John Finch).

[130] See The Educational Circular and Communist Apostle, November 1841; The Promethean and Communitarian Apostle, January-June 1842, 4 numbers;Thomas Frost, Forty Years Recollections , London, 1880, VIII, 347, and so on.

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